[Di, 21.5.2024 – Wege Wege Wege]

Über Nacht hatten wir die sogenannte Malerbaustelle nicht mehr abgebaut. Wir liessen Malertape, Folien, Zeitungen, Möbel und Farbe einfach liegen.
Heute wollten wir nämlich im Treppenhaus weitermalern, die meisten Gegenstände würden wir also trotzdem wieder verwenden. AM Vormittag wollte meine Frau gleich loslegen, ich schlug aber vor, zuerst alles abzubauen und die Möbel zurückzustellen. Als wir damit fertig waren, war es 15 Uhr und wir beschlossen in verfrühten Feierabend zu gehen. Ich finde nicht, dass wir ineffizient waren, es ist nur schlichtweg mehr Arbeit, ein Bild, eine Gardine oder ein Rollo wieder an die Wand zu hängen, als es abzunehmen. Nur als Beispiel. Einen nicht unbedeutenden Teil der Zeit nahmen die Diskussionen bezüglich neuer Standorte der Möbel ein. Wir hätten am liebsten 80% der Einrichtung entsorgt, aber das können wir natürlich nicht machen. In einem Monat kommen die Schwiegereltern. Zwar gehört uns das Haus jetzt formell, aber die Hauptnutzer sind immer noch die Schwiegereltern. Also alles langsam anhgehen. Die weissen Wände waren allerdings überfällig. Das ganze Wohnzimmer ist wesentlich heller und freundlicher geworden. Ein paar Bilder und Gegenstände haben wir entfernt, das gibt dem Raum zudem etwas Ruhe.

Am Nachmittag besuchte uns Max, der Sohn des ehemaligen Pächters. Er stieg aus und sagte, er hätte „Gerüchte“ gehört, dass wir hier seien und sei deswegen vorbeigekommen. Das war sehr nett. Die Gerüchte waren natürlich keine Gerüchte, das hatte ihm sicherlich sein Vater erzählt, der gestern kurz bei uns war. Der Vater ist der ehemalige Pächter und Förster, der im Winter ab und zu bei uns nach dem Rechten schaut. Max erzählte uns von seiner 2 Kilometer langen Downhill Fahrradbahn, dessen Bau er letzten Sommer begonnen hatte und wie er gedenkt, diese zu monetarisieren. Auch wird er demnächst sein Haus und das Nachbarhaus kaufen. Er würde dann in das Nachbarhaus ziehen und sein jetziges Haus würde er den Besuchern der Downhill-Bahn vermieten. Ich fragte ihn, was so ein Haus eigentlich koste. Er nannte 45.000€. Das sei aber das kleine Haus mit etwa 100 Quadratmeter Wohnfläche und da gehöre kein Wald dazu. Ich staunte über den niedrigen Preis. Wir haben unser Haus ja nicht gekauft, sonder nur umgeschrieben.

Sein Vater hatte uns gestern vom Bauern erzählt, der unsere Wiesen pachtet. Er hat jetzt seine Beschäftigung als Bauer zurückgefahren und ist nur noch nebenberuflich Landwirt. Früher hielt er Milchkühe, aber das würde sich nicht mehr rentieren, weshalb er sich nur noch die Haltung von Stieren aufrechterhält. Stiere seien wesentlich wartungsärmer. Die stellt man aufs Feld und dann kann man arbeiten gehen. Offensichtlich kümmert er sich aber immer noch um die beiden kleinen Wiesen, die er bei uns für jährliche 140€ pachtet. Sie werden gemäht und auch der Waldweg dahin scheint sehr zu meiner Freude unterhalten zu werden. Mit dem Bauern haben wir aber nicht viel zu tun. Meine Frau und er hatten ein paarmal kurzen Mailkontakt wegen des Wasserkraftwerks, das flussabwärts gebaut werden sollte, aber sonst haben wir nicht viel miteinander zu tun. So lange er den Weg unterhält, ist auch alles gut. Aber wer weiss, wie lange er noch Bauer sein will. Wenn er sein Gewerbe beendet, werden wir auch niemanden für den Weg und den beiden Wiesen finden. Die nächsten Bauernhöfe befinden sich zu weit weg. Die Wiesen werden verstruppen und verwachsen.
Aber gut.
Warum auch nicht.

Mich interessiert eigentlich nur der Weg. Uns fehlen die Mittel, Waldwege zu bauen oder zu pflegen. Sei es den 2 Kilometer langen Weg, den der Bauer jetzt unterhält oder auch der kürzere, aber sehr heruntergekommene Weg im Nordosten. Es gäbe allerdings eine kürzere Alternative, dafür müsste man aber ein Stück Wald ankaufen und viele Bäume roden. Vielleicht ist das die geeignete langfristige Lösung. Ich muss zugeben, solche Probleme durchaus zu mögen. Meine Waldwege. Ich fühle mich so erwachsen. Ich könnte mich stundenlang damit beschäftigen.

Aber ich muss malern.