[Sa, 1.6.2024 – Lamour, Kuhweide, Bozner Sauce]

Mein Schwager war zu Besuch und so war ich etwas eingespannt. Und ich musste im Ehebett schlafen, wo ich allgemein nicht mehr sehr gut schlafen kann. Zu allem Überfluss plagte mich der Partyschlager “L’Amour toujours” in seiner rassistischen Variante. Seit hellhäutige Strickpulloverübermenschen das Lied auf Sylt sangen, wurde mir das Lied ein paar Mal zu oft in die Timeline gespült. Es ist ein grauenhafter Ohrwurm. So lag ich zwei Nächte im Bett und spulte fünf Akkorde mit rassistischen Parolen vor dem inneren Ohr ab. Ich war hilflos. Das muss man ja irgendwie umdichten können. Aber dazu war ich nicht in der Lage.

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Am Freitag war ich mit meinem Braufreund in Brandenburg. Genauer gesagt in der Märkischen Schweiz, beim Vorder- sowie Hintersee nahe Trebnitz. Die Gegend ist nicht ganz so stark bewaldet, was ich durchaus mag. Wir liefen zuerst an Getreidefeldern entlang. Nach einiger Zeit wollten wir wissen, um welche Getreidesorte es sich dabei handelt. Ich schmiss Google Lens an, das mir verriet, dass wir uns am Rande eines Gerstenfeldes befanden. Ein Gerstenfeld. Das fanden wir beide Hobbybrauer natürlich lustig, auf eine fast religiöse Art lustig. Sofort fühlte ich mich wohl.

Dann liefen wir an einer Kuhweide entlang. Meine Hündin kennt keine Kühe. Was für mich, als ehemaligen Kuhhirten etwas ungewöhnlich ist. Ich war gespannt, ob wir Kühe sehen würden und wie sie darauf reagieren würde. Aber wir erblickten keine. Allerdings spazierte sie hinterm Zaun auf der Weide neben uns her.

Und dann passierte es.

Sie sah einen frischen Kuhfladen, roch daran, und – wälzte sich darin. Da sie sich auf der anderen Seite des elektrischen Zauns befand, konnte ich ihr nur entsetzt zubrüllen, aber in dieser Situation war sie nicht abrufbar. Sie wälzte sich genüsslich in der frischen Kuhscheisse. Als sie nach einer Weile genug Scheisse in ihr Fell aufgesogen hatte, beschloss sie, meinem Ruf zu folgen, und kam befriedigt zu mir, wo sie sich einmal kräftig schüttelte. Mein Freund und ich sprangen zur Seite.

Glücklicherweise befanden wir uns am Anfang unserer Wanderung, vielleicht ergäbe sich eine Gelegenheit, die wasserscheue Hündin in einem der Seen zu waschen, oder vielleicht würde sie sich im Gras trockenwälzen, oder wohlwissend, dass es so etwas wie Trockenwälzung nicht wirklich gibt, fiele mir auf der Wanderung vielleicht eine andere gescheite Lösung ein. Dermassen schmutzig und stinkend konnten wir sie kaum im Auto zurück nach Berlin transportieren.

Es ergab sich dann tatsächlich, dass es am grösseren, sogenannten Haussee ein paar flache Einstiegsmöglichkeiten gab. Ich zog meine Schuhe aus und ging bis zu den Knien ins Wasser. Von dort aus lockte ich die Hündin mit billigen Triggern (Wasser spritzen, Stöcke werfen). Sie japste mindestens zehn Minuten lang am Ufer, weil sie unbedingt die Stöcke holen wollte, sich aber nicht ins Wasser traute, aber irgendwann stand sie vor lauter Aufregung mit den Vorderpfoten im Wasser. Und dann mochte sie es. So geht das immer. Im Wasser konnte ich sie dann einigermassen waschen. Zwar roch sie nachher immer noch nach Kuhweide, aber die braune Masse war immerhin weg.

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Heute machten wir uns anderthalb Kilo Spargel. Das ist gar nicht so viel, wie man vermuten würde. Um das ganze etwas aufzupeppen, beschloss ich Bozner Sauce zuzubereiten. Ich dachte, das sei vielleicht nett, weil ich ja in Bozen geboren wurde und ich kenne Bozner Sauce eigentlich nur aus meiner Jugend, danach ass ich das nie mehr. Da ich wusste, dass ich Eier brauchte, fischte ich alle verfügbaren Eier (6 Stück) aus dem Kühlschrank und kochte sie. Nachdem ich sie abgekühlt hatte, las ich das Rezept. Es hätten zwei Eier gereicht. Und zu zwei Eiern nimmt man 150 ML Öl. Bei 6 Eiern hätte ich also fast einen halben Liter Öl verwenden müssen. Das fand ich übertrieben. Also machte ich die Sauce wiesiewiesie mir gefällt. Als Bozner kann ich Bozner Sauce schliesslich zubereiten, wie es mir passt. Ich zerdrückte die sechs Eier und rührte etwas Olivenöl und Essig mit ein, streute etwas Brühepulver und Schnittlauch drüber. Das schmeckte auch prima.

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