[Mo, 22.7.2024 – Textarbeit, Tastaturen, Kameras]

Der Sturz von der Leiter ist sehr ärgerlich. Meine linke Brustseite ist geprellt oder die Muskeln sind gezerrt, ich kann mit meinem Oberkörper keine Kraft ausüben. Wenn ich körperlich eingeschränkt bin, kann ich hier eigentlich nur lesen, essen und trinken. Aber das kann ich in Berlin ja auch. Ich hatte mich darauf gefreut, einen Steg zu bauen, mit dem Boot zu paddeln, Uferstellen zu mähen und Holz zu hacken.
Der Schwiegervater sagte in einer ruhigen Minute zu meiner Frau, dass das sicherlich schlimm für mich sein müsse. Ich sei ja immer so aktiv.
Das wusste ich bisher gar nicht. Ich und aktiv.

Dabei wollte ich eigentlich die Zeit zum Schreiben nutzen. Den Hausbesetzertext fertig bearbeiten. Aber das gelingt mir hier noch nicht. Das ist ein fertiger Text, der stark überarbeitet werden muss. Das ist Arbeit und weniger kreativer Flow. Texte entstehen bei mir immer in drei Phasen. Zuerst kommt der kreative Flow. Das ist der magische Teil. Das sind die Stunden, in denen der Text heraussprudelt. Eher unkontrolliert, sehr roh, sehr musikalisch. Dann kommt die zweite Phase. Das ist die Schönschrift. Der künstlerische Teil. Wo der rohe Text zur Poesie wird. Und zuletzt die dritte Phase. Wo man merkt, dass der Text viele Schwächen hat. Das ist die Phase, die bei kurzen Texten durchaus anregend ist, aber bei langen Texten fühlt es sich nach einem breiigen Kampf gegen Textmengen an. Der Hausbesetzertext hat etwa 100 Seiten, er wird noch auf 120 anwachsen. Und er befindet sich in der dritten Phase.

Manchmal stehen die ersten beiden Phasen sehr nahe beieinander. Manchmal ist die erste Phase bereits poetisch. Das hängt vom Text ab und vom Sujet. Aber die dritte Phase ist immer eigenständig. Was ich jetzt aber weiss: Für die dritte Phase brauche ich eine andere Grundvoraussetzung. Nächstes Mal bringe ich mir einen Monitor und eine bessere Tastatur mit. Mit dieser „Black Widow Lite“-Tastatur war ich nie glücklich. Von allen meinen mechanischen Tastaturen ist es die schlechteste, deshalb brachte ich sie im Mai nach Schweden und liess sie hier als feste Tastatur für Schweden, ich dachte, ich könnte sie in Berlin entbehren. Aber es ist natürlich Quatsch, die schlechteste Tastatur an einem Ort zu verwenden, wo ich erstens auf keine andere Tastatur ausweichen kann und zweitens, sie viel verwenden will. Allerdings wusste ich aber auch nicht, wie wählerisch ich mittlerweile bei Tastaturen geworden bin. Ich verstehe nicht, wie Menschen auf Laptops oder Apple-Tastaturen tippen können. Wenn ich kein mechanisches Grand Piano bespiele, spüre ich den Text nicht.

OK, das war jetzt etwas dramatisch formuliert.

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Heute Vormittag fuhr ein fremdes Auto an unser Haus heran. Auto sind hier ohnehin eine Seltenheit, fremde Autos sorgen zudem für Aufregung. Meine Frau, mein Schwiegervater und ich sassen gerade beim Frühstück. Wir gingen sofort hinaus. Es war ein alter Mann mit einem zerzausten Bart. Niemand kannte ihn. Da er schwedisch sprach und ich ihm nicht folgen konnte, ging ich nach einer Minute wieder in die Küche und überliess den anderen beiden das Gespräch. Nach einigen Minuten gab mir meine Frau ein Zeichen, dass ich kommen solle. Einfach um Präsenz zu zeigen.

Der Mann war zwar sehr alt, nach eigenen Angaben 86 Jahre alt, er war aber irgendwie unangenehm. Er stellte neugierige Fragen. Ob wir auch im Winter hier seien („Ja natürlich, sehr oft“) und wo wir eigentlich wohnten. Der Mann war ein schwedischstämmiger Finne, er wohnte im Nachbardorf. Er führe hier nur ein bisschen herum, um sich umzusehen. Nach zehn Minuten verabschiedete er sich und stieg in sein Auto. Dann fuhr er wieder fort.

In unserem Häuschen wurde vor einigen Jahren einmal eingebrochen. Das war bevor ich meine Frau kannte. Es befinden sich hier kaum Wertsachen. Ein kleiner Fernseher, ein Router, eine elektrische Motorsäge, mein geliebter Grasmäher, natürlich ein Bohrer und eine Schleifmaschine sowie diverses Werkzeug. Richtig auszahlen würde sich ein Einbruch nicht. Aber etwas mitnehmen kann man schon. Ärgerlich ist es vor allem für diejenige, die auf Kosten sitzen bleiben. Also meine Frau und ich. Zwar schauen Max und der Cousin ab und zu bei uns vorbei, aber das hält natürlich keine Einbrecher fern. Jetzt überlegen wir, eine Kamera zu installieren. Eine, die ohne Strom und WLAN funktioniert. Es gibt da einige Optionen, sie sind gar nicht teuer, aber die Bewertungen lesen sich eher halbgar. Ich muss mich zuerst einlesen, dafür habe ich jetzt als Invalide ja Zeit. Und zugegebenermassen liebe ich es, mich mit so etwas zu beschäftigen.

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Was ich meine, wenn ich von Uferstellen rede:

2 Kommentare

  1. Die Sache mit den Tastaturen ist ja so eine Sache! Ich habe mich auch so sehr an eine mechanische Tastatur gewöhnt (allerdings nur eine von Logitech), dass sich die billigen auf der Arbeit so anfühlen, als würde ich auf einem toten Wal tippen.
    Daheim nutze ich ab und an auch mal die Apple-Tastatur, aber nur für ein wenig herumklimpern (mal eine E-Mail beantworten o.ä.).
    Übrigens kann man diese flachen Tastaturen wie die von Apple auch nicht zum Computerspielen benutzen. Da brauche ich große Tasten für. 🙂

    PS: Gute Besserung!

  2. Logitech baut sehr solide mechanische Tastaturen. Ohne Schnack. Es gibt mittlerweile auch sehr flache, mechanische Modelle. Habe sie allerdings noch nicht ausprobiert.

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