Morgens nahm ich meinen Uferspaziergang mit der Hündin auf Video auf. Den ganzen Spaziergang mit gezückter Kamera. Wie ein Influencer. Wäre ich einem Reh begegnet, hätte ich mich vor dem Reh geschämt. Ich dachte aber, das könnte ein cooles Video werden. Dafür verwendete ich die Timelapse Funktion, damit alles schnell abgespult wird. Irgendwas stimmte aber mit den Einstellungen nicht. Aus dem halbstündigen Spaziergang wurde ein 14-sekündiges Video. Das geht so schnell, dass ich kaum etwas erkennen kann.
Wir fuhren heute einkaufen. Im Supermarkt traf ich den Förster. Zum Förster muss man wissen, dass er seit Jahrzehnten die vielleicht wichtigste Bezugsperson für unser Häuschen ist. Das Haus steht 10 Monate im Jahr alleine und verlassen im Wald. Der Förster schaut aber alle paar Wochen vorbei, im Winter kommt er sogar auf Skiern, er entfernt umgefallene Bäume, schaufelt auch mal Schnee vom Dach, wenn er glaubt, dass er das Dach erdrückt. Er hat unseren Schlüssel und kann dort ein und ausgehen.
Bereits der Vater des Försters war meiner Schwiegerfamilie verbunden, den Grosseltern natürlich, die das Haus in ’48 erwarben. Er war der Bauer des benachbarten Hofes, er pachtete unsere Wiesen und kümmerte sich auch um den Wald. Sein Sohn, der heutige Förster, ist auf dem Nachbarhof aufgewachsen. Der Förster arbeitet offiziell nicht mehr, er ist über siebzig und mittlerweile in Rente. Aber einmal Förster, immer Förster.
Der Nachbarhof wurde nach dem Tod des alten Bauers allerdings weiterverkauft, der Förster lebt jetzt etwa zehn Kilometer von uns entfernt.
Weil die Gegend hier aber eher dünn besiedelt ist, treffen sich alle Menschen, die in einem Radius von einer Dreiviertelstunde leben, im gleichen Supermarkt. So traf ich heute dort auch den Förster.
Er grüsste freundlich und sprach englisch mit mir. Ich wusste gar nicht, dass er ordentliches Englisch spricht. Wir begegnen uns immer nur, wenn meine Frau oder ihr Vater dabei sind, da wird schwedisch gesprochen. Heute sahen wir uns aber alleine und er redete einfach drauflos. Das freute mich sehr, weil er ein erfahrener Mann ist, der alles über die Gegend weiss und alles über Wälder und Flüsse und überhaupt, ich weiss, dass er die meisten Antworten auf alle meine Fragen hat, die mich bezüglich des Häuschens im Laufe der Zeit beschäftigten. Allerdings hatte ich bisher nie die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
Er sprach mich auf das Youtube Video an, das ich vor einigen Tagen gepostet hatte. Den Clip von Max mit meiner Drohne. Dazu muss man auch wissen, dass Max sein Sohn ist. Und seit Max wieder zurück in die Gegend gezogen ist, hat sich zwischen Max, meiner Frau und mir ein durchaus lebendiger Kontakt entwickelt, dabei übernahm er ganz natürlich gewisse Aufgaben von seinem Vater. So schaut er auch im Winter regelmässig beim Häuschen vorbei und schickt uns Fotos per Messenger. Am Anfang des Sommers mäht er das Gras und er hilft uns, wenn wir Rat brauchen.
Mir kommt vor, dass dem Förster das gefällt, als würden die beiden Familien in einer Art Erbpacht bereits in dritter Generation miteinander verwoben bleiben. Aber das gefällt vermutlich allen.
Er sprach mich auch bezüglich blauer Kunststofffässer an. Ich weiss nicht, ob ich im Blog je darüber schrieb, aber ich suchte nach blauen Plastikfässern, weil ich einen schwimmenden Steg bauen möchte. Er weiss das, weil ich mit Max darüber sprach. Und jetzt erzählte er mir, wo ich die kaufen könne. Sie seien heutzutage leider sehr teuer, sie kosten 800 Kronen, also etwa 80€ das Stück, früher bekam man die umsonst, weil sie Abfallprodukte aus dem Bau waren. Er erzählte mir, dass er solche Stege aus Metall baute, mit rostfreien Ölfässern, die er mit Metallbalken –Aluminium, wenn ich es richtig verstanden habe– verschraubte. An einem See seien die sehr langlebig, aber an einem Fluss wie Unserem müsse man das im Herbst alles an Land bringen, weil das Eis im Winter alles mitreisst.
Eis. Mir war es nicht bewusst, dass der Fluss im Winter vereist. Aber natürlich macht er das.
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Heute ist Herthageburtstag auf dem Arkonaplatz. Auf den Bänken des Arkonaplatzes wurde von 132 Jahren der Fussballverein BFC Hertha 92 gegründet. Seit wir damit begonnen haben, am 25.7. am Arkonaplatz zu feiern, ist es das erste Mal, dass ich nicht dabei bin. Ich schreibe meine Fanclubfreunde an. Aber ich werde nur schlecht mit Infos versorgt. Sie sind alle am Feiern.
Am Abend spielten wir Mahjong. Meine Frau gewann zwei Mal. Ich finde das Spiel etwas unterkomplex. Beim Gedanken an Majhong dachte ich immer an ein kompliziertes und komplexes Spiel, aber genau genommen ist es nur eine Art Kartenspiel, das man mit Steinchen spielt anstatt mit Karten. Meine Frau belehrte mich aber, dass wir lediglich eine sehr vereinfachte Mahjong-Variante spielen. Das brachte mich gleich auf den Gedanken, mit unserer Freundin Wen zu spielen. Wen kommt aus Nordchina und kann sicherlich Mahjong in all seinen Ausprägungen. Ich liebe ja Brett- und Kartenspiele, aber ich spiele schon seit Jahren keine Spiele mehr weil meine Frau nicht gerne spielt und so schleichen sich die Dinge manchmal aus dem Leben.
132 🙂
Wenn ich wieder dabei bin, sind’s 133 😅