[Di, 20.8.2024 – Bewerbungen, Onlinedating, Paysex]

Es geht mir heute nicht besonders gut. Ich wachte mit Gliederschmerzen auf und mein Körper war durch eine unangenehme Schicht leichten Schmerzes überzogen. Ich ging trotzdem eine lange Runde mit der Hündin und lief dabei auch etwas schneller um meinen Organismus anzukurbeln. Das half im Moment, aber sobald ich zu Hause war, sackte ich wieder ein. Auch schlafen half nicht. So nahm ich Aspirin und schaute einfach, wie ich durch den Tag komme.

Es ging einigermassen. Am Nachmittag bekam ich allerdings Durchfall. Keine Ahnung woher das jetzt kommt. Vielleicht habe ich einen Apfel nicht richtig gewaschen.

Dafür schrieb ich gestern und heute richtig viele Bewerbungen. Durch eine Funktion in LinkedIn blieben mir viele Stellen verborgen, jetzt entdeckte ich noch Dutzende weitere Ausschreibungen, wovon sich einige durchaus interessant lasen.

Bei der Stellenausschreibung eines grossen deutschen Konzerns muss man für die Bewerbung ein Konto anlegen. Ein Konto. Echt jetzt? Weil ich mir die Chance nicht entgehen lassen wollte, legte ich das Konto natürlich an. Vielleicht siebt man dadurch viele schlechte Kandidaten aus. Kandidaten die zu faul sind oder die Bewerbung ohnehin nicht ernst nehmen.
Da ich selber meist offene Stellen habe, weiss ich um die Qualität der Bewerbungen, vor allem, wenn man Entwickler oder Techniker einstellen will. Die Kandidaten sind zu 90% wirklich unterirdisch. Ich hätte mit einer Vorfilterung wie dieser allerdings Angst einen guten Bewerber wegzusieben, deswegen lasse ich lieber alles auf mich einprasseln.
In meinem letzten Job gab es zwischen den Bewerbungen häufig Dickpics oder auch einfach Nacktbilder von Männern. Dickpics sind auch auf schwulen Datingportalen üblich und viele Männer sind davon genervt. Es ist nicht nur ein Thema für Frauen.

Was ich in meinem Leben wirklichwirklich schade finde, ist, dass ich bereits verheiratet war, als Datingapps auftauchten. Ich glaube, ich hätte richtig Spass an Datingapps. Swipen, schreiben, treffen und Spass haben, bis man jemanden findet, in den man sich verliebt. So geht das im echten Leben ja auch. Man knutscht herum, bis man jemanden findet, bei dem man bleiben will. Aber auf Partys waren Leute oft bereits vergeben und man weiss nie so recht, Menschen haben ja vorlieben zu Körperbau, Haarwuchs und Hobbys, man wird auf einer Party nie weggeswiped (links oder rechts, was war das nochmal?), sondern Leute unterhalten sich dennoch aus Anstand oder Höflichkeit und am Ende geht man enttäuscht und einsam nach Hause.
Jetzt gab es aber eine App, wo auch andere Menschen sind, die knutschen wollen. Das fand ich gut. Und während man so herumknutscht, hat man viel getrunken und viel Sex gehabt und jede Menge über Menschen und sich selbst gelernt. So stelle ich mir das vor.

Aber ich habe viele Bekannte, die online daten. Sie hassen es alle. Sicherlich auch, weil es zum guten Ton gehört, Onlinedating scheisse zu finden. Ich kann dazu allerdings nie etwas Konstruktives sagen, weil mir dazu der Erfahrungsschatz fehlt. Aber ich liebe gute Geschichten und meistens sind es eben gute Geschichten, deprimierende Geschichten zwar, aber gute Geschichten. Jedoch gewinne ich daraus auch die Erkenntnis, dass ich als Frau nie heterosexuelle Männer daten müssen möchte, als Datingspezies klingen heterosexuelle Männer ausnahmslos wie Dumpfbacken. Natürlich habe ich leicht reden, ich date ja nicht, vermutlich wäre ich auch so eine Dumpfbacke.

Vor einigen Tagen las ich ein beachtliches Interview aus SPON mit einer 59-jährigen Sexworkerin. Eine Frau, die sonst einem normalen Job nachgeht. Seit sie sich vor zehn Jahren von ihrem Mann trennte, und sie Tinder eher enttäuschte, beschloss sie, sich für Sex bezahlen zu lassen. Dann schloss sie sich einer Agentur an und mittlerweile ist es ein stabiles Nebeneinkommen geworden. Aber ein Satz beeindruckte mich besonders: sie sagte, sie werde beim Paysex wesentlich besser behandelt als von Männern über Tinder. Nun ist sie sicherlich nicht die Frau, die sich Männer in Autos am Strassenrand aufgabelt, aber ich fand das dennoch eine bemerkenswerte Aussage.

4 Kommentare

  1. Ich date schon sehr lange online und finds vor allem recht müßig, weil es doch lange dauert, bis mal was interessantes dabei passiert. Die meisten Dates sind durchaus nett, aber auch nicht mehr. Es kommt schnell zu einem ersten Date, aber kaum zu einem zweiten. Und geknutscht wird auch viel zu wenig. :-/

  2. immer Mal lustig wenn man sich erinnert, mit welchem Stigma online Dating in der Anfangszeit behaftet war (für die dies im echten Leben nicht schaffen jemanden einfach spontan für sich einzunehmen oder einfach introvertiert sind und gar nicht auf Partys gehen wo sie dann auf mittelmäßig passende Menschen treffen, damals aber durchaus was gutes, umsonst und mit netten communities, man muss sich vorstellen: ich hatte Mal ein Blog, und es war auf einer Dating Website) aber jetzt ist es inzwischen durch und bedient gegen Geld maximal das habenwollen und die Konsumkette, hat also bereits den Weg vom allgemeinnutz zum Schädling durchlaufen, den alles im Internet man so durchläuft, nicht dass man Menschen nicht treffen könnte, aber die sind auch schier erdrückt von der Last der vielen Möglichkeiten, so scheint mir. die Dating Website mit den Blogs wurde glaube ich von harmony Inc gekauft und dann assimiliert. gut, dass ich das nicht mehr brauche. Fun fact auch: es gab jede Menge toller Menschen damals und niemand hat mir je ein dick Pic geschickt. Denke immer noch an einen sehr netten und hochintelligenten russischen Programmierer, der sich in Jerusalem mit Gelegenheitsjobs durchschlug die allesamt absurd waren. war aber auch eher so eine Freundschafts Community mit optionalen Dates.

  3. So war das mit Blogs ja auch eine zeitlang. In den Nullerjahren. Man lernte einander über Monate und Jahre hinweg kennen und schafften so eine gewisse Vertrauensbasis. Die meisten knutschten irgendwann miteinander, manche zeugten Kinder.
    Dickpics waren damals kein Thema. Es gab aber noch keine Smartphones. Und der Ton war in der Regel sehr freundlich. Es war aber auch eine Blase.

    Ich habe aus jener Zeit viele Freunde übrigbehalten.

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