[Mo, 9.9.2024 – Mode unter Männern, Einstürzende Neubauten]

Es regnet.

Tagespensum heute: wieder 0 Seiten. So wird das natürlich nix.

Nächste Woche fliegen wir nach Österreich zu einer Hochzeit. Auch unsere Freunde aus Minden werden da sein. Der Mann aus Minden fragte mich, was ich anziehe. Ich sagte, ich wüsste es noch nicht genau, es hänge vom Wetter ab. Vermutlich ein weisses Hemd mit kurzen Ärmeln und eine schwarze Weste. Dazu eine dünne Krawatte. Ich liebe Krawatten, es gibt wenige Kleidungsstücke, die so gut aussehen wie dünne, schwarze Krawatten. Vor allem, wenn man jung ist, im Alter muss man aufpassen, dass man nicht aussieht wie ein Onkel bei der Deutschen Bahn. Mein Bauch ist dabei leider nicht besonders förderlich, Krawatten, die sich über grosse Bäuche schmiegen, sind –jetzt fehlt mir ein passendes Adjektiv.

Und dann weisse Sneakers oder schwarze Schuhe? Das habe ich noch nicht entschieden. Mein Freund wird weisse Sneakers von Birkenstock anziehen. Auf die bin ich gespannt.

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Am Abend gingen wir zu den Einstürzende Neubauten in die Columbiahalle. Einstürzende Neubauten ist die Band, die mich am längsten begleitet, die mir schon in frühen Jahren viel bedeutete und die ich noch regelmässig höre.

Meine Frau war 16 Jahre alt, als sie das erste Mal auf einem Konzert der Neubauten war. Sie hat sie später aber nicht mehr so intensiv gehört, wie ich das tat. Dennoch hat uns beide die Band in unserer musikalischen Entwicklung geprägt.
Zwischen U-Bahn und Columbiahalle folgen wir vielen Menschen in schwarzen Textilien. Die Haare meist ergraut. Das finden wir witzig. Es sind aber auch viele junge Menschen dabei.

Leider kann ich immer weniger mit Blixa Bargelds monumentalen Habitus anfangen. Die Texte fand ich zwar nie besonders ansprechend, sie funktionieren fast ausnahmslos als Bilder, wie ein Gemälde, allerdings immer ein bisschen zu prätentiös, zu gewollt, wenig Tiefgang. In einzelnen Fällen funktioniert das gut, wie bei „Befindlichkeit des Landes“ oder in „Kollaps“. Gestern ertappte ich mich oft dabei, innerlich seine Textzeilen umzuformulieren. Die Substantive rausnehmen, diese monumentalen Sätze in Poesie auflösen. Meine innerliche Kritik an den sperrigen Texten nahm mir ein bisschen den Spass am Konzert.

Aber „Die Befindlichkeit des Landes“. Das ist ein wirklich gutes Lied. Das hörte ich früher in Dauerschleife. Dennoch hatte ich bis gestern die Kraft dieses Musikstücks vergessen. Wie es unvermittelt einsteigt, direkt in den gezupften Bass, in einer Art Breakbeat mit dem Percussionisten auf den Metallfederspiralen und dann diese symphonisch ruhige Feeenmelodie, die bedrohlich über den Beat hinwegschwebt. Das ist schon sehr eindrücklich.

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