Tagespensum: Seiten 96 bis 97 von 117
Morgens war ich wieder mit der Traveling Lady zu einem Hundespaziergang verabredet. Sie wohnt jetzt für zwei Tage bei mir in der Strasse. Sie fand meinen Hundepark schön und die Leute dort ungewöhnlich nett. Das löste unerwartete Glücksgefühle in mir aus. Wir spazierten anderthalb Stunden lang. Danach ging ich nach Hause und ich weiss jetzt gar nicht, was ich den ganzen Tag so machte. Am Abend war ich jedenfalls bei Frau Modeste zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen. Auch die Traveling Lady und die Nachbarin kamen mit. Sie hatten eine riesige Palme als Geschenk gekauft, die wir in der Strassenbahn transportierten. Die Palme war so gross, dass die Menschen uns anschauten.
Auf der Party redeten wir über das Älterwerden und über den Tod. Ich rede fast nur noch über das Älterwerden und den Tod. Und über Hertha. Und über die Arktis. Und über Stephenson 2-15. Und über Hunde natürlich.
Eine der Frauen auf der Party kenne ich schon sehr lange. Wir treffen uns immer auf den Partys von Frau Modeste und dort reden wir immer sehr lange, als wären wir beste Freunde. Nach den Partys sehe ich sie dann ein halbes Jahr nicht wieder. Manchmal sogar länger. Sie hat letztes Jahr ihren Vater beim Sterben begleitet. Das war eine intensive und wichtige Zeit. Ich hörte ihr lange zu. Davon wurde ich ein bisschen traurig. Und auch müde. Deswegen ass ich von dem Schokokuchen, den ich mit einem dickflüssigen Eierlikor übergoss. Danach redeten wir über Väter im Allgemeinen. Ich erzählte von der Nordkapreise mit meinem Vater. Es ist alles immer ein merkwürdiger Flow, wenn man über das Älterwerden und dem Tod redet. Die Traveling Lady und meine Nachbarin hatten hingegen konkrete Vorschläge, ein Dorf mit Tiny Houses zu errichten. Und dort ziehen wir dann alle ein. Ich erzählte auch die Geschichte von dem befreundeten Herthafan aus Kaiserslautern, der nach einem Schlaganfall zwei Tage unentdeckt in der Wohnung lag. Wir einigten uns darauf, dass man nicht alleine alt werden sollte.