Diese kühle Art sexuell beraten zu werden. Die alte Dame, blondiertes Haar, goldene Ketten an Hals und Arm, als meine damalige Freundin und ich das erste Mal im Leben einen Sexladen betraten und verstohlen zwischen den Regalen schlichen. Wie uns die Dame professionell beriet, drei Plastikschwänze ihrer Wahl aus der Auslage nahm, sie mit Batterien fütterte und nacheinander einschaltete. Ihre erfahrene Hand, mit der sie fest das vibrierende Ding umklammerte, und meine Freundin dabei anblinzelte und sagte, fühl mal, der ist ziemlich fein, und ihr zum Vergleich auch die anderen beiden hinhielt. Ihre freundliche, doch wissenschafltiche Art über Lust zu reden, als sei es eine gewöhnliche Gefühlsregung wie Lachen, oder Traurigsein, mit Fragen die nicht auf Antworten warten, sondern in den Raum geworfen, ob man eher das schnelle Vibrieren bevorzuge oder ob man eher das Ding sich bewegen spüren wolle, und anschließend auf die verschiedenen Durchmesser im Regal weisen. Das alles immer mit einem etwas anrüchigem, doch freundlichem Lächeln.
Abrupter Szenewechsel. Anderthalb Dekaden später. Heute in meiner Lieblingsbuchhandlung. Die richtige Formulierung suchen bei der Frage nach Nancy Friday. Diese Bücher, von, wie hieß sie nochmal, Friday, die die die sexuellen Phantasien der Frauen in Interviews dokumentiert hat. Die Frage nach den Büchern hinstellen als ginge es um eine Studie, weil man sagt, „ich bräuchte mal“, auch wenn es in diesem konkreten Fall auch wirklich um eine Studie ging. Der sonst so freundliche Verkäufer, der nickt und sagt er wisse welche Bücher ich meine, mir dabei nicht in die Augen schaut und die Stimme senkt.
Ist aber schon mutig, dass Du dennoch zu Deiner Lieblingsbuchhandlung und nicht zum anonymen Riesen-Thalia gegangen bist oder bei Amazon bestellt hast.
Nee, mit Mut hat das niks zu tun. Eher anregende Gedankenlosigkeit.
Endgültig aus der Fassung habe ich ihn allerdings gebracht, als ich zusätzlich Ernst Jünger bestellte. Aber das ist wieder eine andere Schiene.
Nur Mut, 20. Oktober 2006
Rezensentin/Rezensent: mkcu – alle meine Rezensionen ansehen
Es war das erste Mal, dass ich so ein Buch für mich gekauft habe und ich war sehr neugierig. Es tut wirklich gut zu erfahren, dass man nicht so unnormal ist, wie man geglaubt hat. Hatte aufgrund des Buches sehr interessante Gespräche mit einer Freundin und meinem Partner (über den Inhalt!!!!). Kann mir aber auch vorstellen, dass mancher Leser auch schockiert und angewidert sein kann. Am besten selbst ausprobieren. Viel Spaß!
weia! (Lu)
wirklichweia!
Verkäufer in Sex-Shops sind die letzten echten Fachberater – mit Kenntnis und Lust bei der Sache. Interessant die Erwähnung von Nancy Friday. Gerade habe ich überlegt, ob es in dieser Ära der exhibitionistischen Talkshows dafür noch einen Markt gibt. (Ich habe die beiden Bände vor 15, 16 Jahren gelesen und fand da einiges sehr beeindruckend. Heute muß man ja immer abgeklärt sein und ovn nichts mehr überrascht. Aber damals, he, ich war auch mal jung.)
ich möchte auch mal wieder so richtig überrascht sein. werden.
whatever.
Ich bin immer leicht zu beeindrucken.
Ich habe die beiden Bände vor 15, 16 Jahren gelesen
Ich glaube, ich war 15, 16 als ich die beiden Bände gelesen habe, nachdem ich den Hite-Report mit knapp 13 in die Finger bekommen und heimlich gelesen hatte. So landet man dann beim Soziologiestudium.
Ich bin Spätentwickler. Derzeit fühle ich mich wie 37. (Außerdem habe ich gelogen, ich habe gerade mal ins Buch geschaut: „1987“ steht da drin. Wieso ist das plötzlich immer alles schon so lange her? Jetzt muß ich noch mal scharf nachrechnen und eventuell einen neuen Usernamen beantragen.)
Seien Sie froh, sonst hätten Sie womöglich auch Soziologie studiert, und wer weiß, was dann aus Ihnen geworden wäre.