Als Vorbereitung zur Lesung am 25.10. schleifte ich heute an den Texten. Sie müssen noch bühnentauglich gemacht werden. Die Schwäche bei meinen Blogtexten ist das fehlende Gegenlesen. Von Lektorat wollen wir an dieser Stelle noch gar nicht reden. Für einen guten Text braucht es immer jemanden mit der Aussenperspektive. Auch tut es jedem Text gut, ein paar Tage liegenzubleiben und zu reifen. Das ist in der Tagebuchform natürlich nicht möglich. Ich beende die Texte meistens am Vorabend und lasse sie eine Nacht liegen. Aber dann hau ich sie raus. Neuerdings verfasse ich die Einträge auch erst am Morgen, es ist die Rohfassung meiner gegenwärtigen Geisteslage.
Früher, als ich noch öfter auf Bühnen las, liess ich die entsprechenden Texte und Blogtexte von mehreren Menschen gegenlesen und auch korrigieren. Das tat der Qualität des Textes ungemein gut. Das funktioniert mit Tagebuchtexten sicherlich auch. Wobei ich nicht nur Tagebuchtexte vorlesen werde, ich zog auch einen alten Fussballtext aus den Tiefen des Blogs hervor, den ich fast vergessen hatte.
Am Nachmittag baute ich das Lichtsystem in der Küche aus und hörte währenddessen den Podcast „Das Universum“ mit Ruth Grützbauch und Florian Freistetter, in dem sie anfangs über Literatur reden und zwar über den neulich erschienenen Roman „Beteigeuze“ von der österreichischen Autorin Barbara Zeman. Darin geht es um eine Frau mit einer psychischen Erkrankung, die eine Obsession zu dem roten Riesenstern namens Beteigeuze entwickelt hat. Ich musste gleich an meine Nächte mit Stephenson 2-18 denken, dem derzeit grössten bekannten Stern im Universum. Das war noch keine Obsession, es war nur Faszination, die ich hier im Blog nicht weiter ausgebreitet habe. Ich glaube, mein geistiger Zustand ist durchaus stabil, ich verstehe aber, wie jemand eine Obsession für einen riesigen Stern entwickeln kann. Nun hat die Protagonistin in diesem Roman allerdings den besseren Stern ausgewählt. Beteigeuze ist zwar nur ein Viertel so gross wie Stephenson 2-18, er ist mit 500 Lichtjahren wesentlich näher als Stephenson, der 19000 Lichtjahre entfernt leuchtet. Beteigeuze ist ausserdem der zehnhellste Stern am Himmel und deswegen schon seit der Antike bekannt, was auch der Grund ist, dass er stets religiös und kulturell bedeutsam war, während Stephenson 2-18 erst in den Neunzigerjahren mit grossen Teleskopen entdeckt wurde. Beteigeuze ist überdies aus vielfältigen Gründen für Astronomen einer der interessantesten Himmelsköper am Firmament. Und wenn man sich einsam fühlt, kann man in den Himmel schauen und nach seinem Lieblingsstern Ausschau halten. Das kann ich mit Stephenson 2-18 nicht.
Was ich damit sagen will: Sollte ich einmal eine richtige Obsession für Stephenson 2-18 entwickeln, habe ich mich für den falschen Stern entschieden.
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Mist. Schon wieder kein geeignetes Foto gemacht.
Wegen der Sache mit den Fotos: ich lese eigentlich immer nur den RSS-Feed. Dort fehlen leider die Bilder. Wenn Du irgendwo einen Haken dafür setzen kannst, dass sie auch im Feed erscheinen, würde mich das freuen.