Gestern verlinkte ich einen alten Text über meine belgische Freundin und mir. Der Text ist 18 Jahre alt. Damals, als ich ihn veröffentlichte, erregte er viel Aufsehen und wurde von zahlreichen Blogs und Portalen verlinkt. Später wurde ich wegen des Textes auf Lesungen eingeladen und er wurde sogar zwischen Buchdeckeln gedruckt. Weil ich den Text gestern im Tagebucheintrag verlinkte, las ich ihn wieder, das erste Mal seit mehr als zehn Jahren – und er widerte mich völlig an. Daher beschloss ich, den Link sofort zu entfernen. Die ganzen Jahre empfand ich jenen Text als einen der künstlerischen Highlights in diesem Blog. Gestern fand ich dieses poetische Geschwurbel unleserlich und konnte damit überhaupt nichts mehr anfangen.
Es passiert mir hin und wieder, dass ich mich mit meinen alten Texten schwertue. Meist, weil sich mein Anspruch an Texten verändert, manchmal aber auch, weil ich mich als Mensch entwickelt habe. Bei jenem Text ging es um beides. Und er erzählt zu wenig, ich mag Texte derzeit nur, wenn sie eine gute Geschichte erzählen, wenn die Figuren greifbar sind, wenn die Handlungen etwas in mir auslösen. Das kann sich vielleicht auch wieder ändern, aber ich finde es momentan wesentlich wichtiger, etwas zu erzählen. Die Novelle wird auch eine Erzählung sein. Kein Gemälde.
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Und sonst so. Gestern gab es im Herthakosmos mehrere unangenehme Begebenheiten, die bei uns im Fanclub emotional diskutiert wurden. Zum Einen die Musikerin namens Mine, die auf einer Zugfahrt von Dutzenden heimkehrenden Herthafans übergriffig behandelt wurde. Sie hielt alles auf ihrem Telefon als Instagram Story fest und es offenbarte eine der hässlichen Seiten des Fussballs. Wenn Männergruppen die Selbstkontrolle verlieren und glauben, ihnen gehöre die Welt. Es gibt einen Grund, warum ich nicht mehr Auswärtsfahrten besuche. Hertha schaltete sich ein und wird das natürlich aufarbeiten, aber es zeigt auch eine mittlerweile verselbstständigte Kultur der Auswärtsfahrten. Auswärts ist man asozial. Und alle schauen weg oder verdrehen die Augen. Es sind Szenen, die sich jedes Wochenende mit Männergruppen aus allen Vereinen ergeben. Vielleicht war das jetzt auch ein Auslöser.
Ich sass also viel an den Tasten. Währenddessen schaffte ich es aber auch, 6 Folgen von Rivals zu schauen. Eine ungemein unterhaltsame Serie aus England.
Ich mochte den Text sehr. Und er geht mir nach.
Dankeschön. Dennoch.