[Mi, 16.10.2024 – Propellermaschine, Regen]

Diese neue Fluglinie zwischen Berlin und Bozen macht diese 900 Kilometer zu einer leicht zu überwindenden Strecke. Seit ich zwanzig Jahre alt bin, wohne ich eine mindestens zwölfstündige Reise von meiner Familie entfernt. Utrecht, Madrid, Hamburg und Berlin. Ich wartete lange Jahre auf die schnelle Zugverbindung zwischen Berlin und München. Mittlerweile gibt es diese und man fährt darauf im besten Fall 3,5h. Aber dann gurkt man noch 4 Stunden über die Inntal/Brenner-Strecke. Nach dem Bau des Brennerbasistunnels schrumpft die Zeit auf dieser Strecke zu etwa 2,5h zusammen. Dann fährt man zwischen den beiden Orten etwa 6 Stunden, wenn man die Umsteigezeit wegrechnet. Aber das dauert sicherlich noch zehn Jahre. Bis dahin habe ich vielleicht keine Eltern mehr.
Aber auch diese sogenannte Rekordzeit stimmt mich nicht sonderlich euphorisch. Wenn ich sie mit den Hochgeschwindigkeitszügen in Frankreich oder Spanien vergleiche, die für eine ähnliche Strecke 4 bis 4,5 Stunden brauchen.

Aber bei sechs Stunden verliert man immerhin nicht einen kompletten Tag. Vor allem wenn man sehr früh oder sehr spät fährt. Es ist besser als die 12 Stunden, die man früher auf der Strecke immer benötigte.

Die Propellermaschine fasst etwa hundert Passagiere. Leider ist der Flieger nur zur Hälfte belegt. Es würde mich sehr freuen, wenn die Verbindung auch ein wirtschaftlicher Erfolg wird. Wenn das nicht der Fall ist, wird man sie nämlich einstampfen. Andere Südtirolerinnen oder Bozenbesucherinnen erwähnten allerdings immer, dass das Flugzeug voll besetzt gewesen sei. Eventuell liegt es an der Jahreszeit und dem Wochentag. Und die hohen Preise tun sicherlich ihr Übriges, und damit wären wir wieder bei der Wirtschaftlichkeit.

Wie man im Tiefflug über die westlichen Dolomiten hereinfliegt, bis hinunter fast nach Trient, sich dort dreht und südlich in das Etschtal einsinkt. Das ist schon toll. Ich konnte das Dorf meines Vaters sehen und schoss ein Foto davon.

Der Flughafen Bozen ist ein schnuckeliger, kleiner Airport. Er hat ein gutes Restaurant mit gutem Kaffee, einen Securitycheck-Schalter und zwischen Gepäckausgabe und Ausgang liegen etwa 50 Meter. Ich kenne bisher nur die Austiegssituation, am Sonntag werde ich noch sehen, wie das Boarding funktioniert, aber der Komplex wirkt sogar noch kleiner als der Flughafen in Longyearbyen.

Ganz Südtirol ist bewölkt, ab und zu tröpfelt es ein wenig. Alle reden davon. Das Wetter sei ja nicht so gut. Ich lächelte nur. Am späten Nachmittag gingen meine Mutter und ich zu meiner Schwester. Draussen vor der Tür spürten wir zwei kleine Topfen. Meine Mutter wollte wieder zurück ins Haus, um einen Regenschirm zu holen. “Mama, das ist doch kein Regen.” Sie sagte, man würde ja ganz nass. Ich sagte: “Aber doch nicht von den paar Tropfen.” Dann stimmte sie mir irgendwie zu. Nach zehn Schritten gab es zwei weitere Tropfen. Daraufhin wollte sie wieder umkehren, um einen Schirm zu holen. So ging das etwa 4 Mal, bis wir weit genug vom Haus entfernt waren, dass schlicht die Entfernung vom Haus sie davon abhielt umzukehren. Dabei wiederholte sie ständig, dass das ja naiv sei, bei Regen ohne Schirm aus dem Haus zu gehen.
Im Land der 300 oder so Sonnentage pro Jahr. Die haben komplett den Bezug zur Realität verloren.

Bei der Schwester bestellen wir Burger. Ihre beiden Jungs kommen in zehn Tagen nach Berlin. Wir reden über Hertha und wir reden über die Dinge, die wir machen wollen. Das UCI Deluxe Kino an der Oberbaumbrücke mit den bewegbaren Sesseln finden sie eine super Idee. Und wir werden viel essen. Sie wollen den besten Döner der Stadt probieren und die beste Currywurst und das beste Sushi. Wir werden auch in die Markthalle IX gehen. Streetfood kommt gut. Leider gibt es keine gescheiten Konzerte. Es sind Herbstferien, das Musikprogramm ist komplett ausgedünnt. Mir war nicht klar, dass Veranstalter ihr Programm dermassen auf die Ferienzeit ausrichten. Ohne Kinder kriegt man das ja nicht mit. Ich merke es nur an der Hundewiese. Wenn die Hundewiese leer ist, dann ist dies ein untrügliches Zeichen von Ferien.

[Di, 15.10.2024 – Vorbereitungen, Beststellerroman]

Gerade ein bisschen viel los bei mir, daher wenig Zeit. Aber es ist auch nichts wirklich blogbares. Ich mache nur Erledigungen und Papierkram. Ansonsten arbeite ich an den Texten. Sowohl an der Novelle wie auch an den Lesungstexten. Ich mache das aber nur nebenher, ich bin mir nicht sicher, ob das der Qualität der Texte entgegenkommt.

Am Abend traf ich mich mit Klaus Ungerer und Christian Baron. Den beiden anderen Vorlesern der Lesung am 25.20. Wir setzten uns in eine Kneipe an der Veteranenstrasse und besprachen die Texte und wie wir den Abend gestalten wollen. Von Christian will ich später alles über die Veröffentlichung seines Bestellers erfahren. Wie es zur Veröffentlichung kam, wie man davon leben kann und wie das mit den Filmrechten aussah. Er hat ja diesen Bestellerroman namens “Ein Mann seiner Klasse” über seine Kindheit mit einem alkoholabhängigen und gewalttätigen Vater in Kaiserslautern geschrieben. Das Buch will ich auf alle Fälle demnächst lesen. Erst neulich wurde die Geschichte verfilmt und im ARD ausgestrahlt. Er ist ein toller Typ.

Mehr dazu vielleicht ein andermal. Jetzt bin ich am Flughafen Schönefeld und in Eile.

Die Facebookseite zur Lesung ist etwas missverständlich. Sie findet nicht in der Kolonnenstrasse in Schöneberg statt, sondern in der Veteranenstrasse in Mitte.

Hier nochmal die Daten:

ACUD
Veteranenstrasse 21
10119 Berlin

Anfang: 20:00 Uhr.
Eintritt frei.

[So, 13.10.2024 – Texte, Eddie]

Die Fussballtexte für die Lesung sind nur mässig bühnentauglich. Heute las ich sie meiner Frau vor. Auch sie war nicht sehr begeistert, allerdings gab sie mir ein paar gute Anmerkungen, wie sich die Texte aufbessern liessen. Daran arbeitete ich heute Nachmittag. Ihre Kritik richtete sich aber auch an den Vorlesestil. Sie sagte, ich soll etwas mehr Leben in die Intonation hineinbringen. So wie früher, als ich oft auf Lesebühnen las. Und vor allem: deutlicher und langsamer lesen.

Die täglichen Aufnahmen hier im Blog waren für meine Rhetorik vermutlich nicht förderlich.
Danach funktionierten die Texte schon ein bisschen besser.

Mittlerweile wurde übrigens die Veranstaltungsseite auf Facebook angepasst. [Link]

Parallel zu den Lesungstexten arbeitete ich auch die ersten Anregungen des Lektors in die Novelle ein. Vielleicht habe ich das bis zu meinem Abflug erledigt und kann sie ihm für den zweiten Durchlauf zuschicken. Im zweiten Durchlauf geht es um die sprachlichen Details. Ich möchte die Novelle so schnell wie möglich abschliessen. Aber wie das mit Texten eben so ist: Es geht nie schnell. Und wenn man es zu schnell erledigt, dann wird es ein schlechter Text.

Und sonst ist nicht viel passiert. Da aber Iron Maiden nächstes Jahr in Berlin spielt, hängen in der Stadt schon überall Plakate mit grossen Bildern des Monsters namens Eddie. In meinem kleinen Dolomitendorf waren wir damals eine kleine Gang von 4 Metalfans, wir trugen Aufnäher von “Eddie” auf unseren Jeansjacken und fühlten uns wie die Kings der Subkultur. Da waren wir 13 und 14 Jahre alt. Mit einem Freund von damals bin ich noch sporadisch über Facebook in Kontakt. Ich schickte ihm ein Foto des Posters und schrieb ihm, dass ich immer an ihn und seinen Bruder und unsere Jugend in der Mittelschule denken muss, wenn ich Bilder von Eddie sehe.
In meinem Chatverlauf sah ich, dass unser letzter Kontakt in 2018 stattfand. Das ist schon sehr lange her für ein unvermitteltes Iron Maiden-Foto. Er freute sich dennoch.

[Fr, 11.10.2024 – Einbürgerungsantrag, BZO]

Den Einbürgerungsantrag gestellt. Das Formular stellt viele Fragen und will vieles über mich wissen. Sogar über meine Frau. Auch ihren Krankenversicherungsnachweis, ihre Gehaltszettel. Heute hatte ich alle 27 Dokumente zusammen und schickte es ab. Ich rechne damit, dass es noch 3 Monate dauert, bis ich wieder etwas höre. Die Ampelkoalition hält bis dahin bestimmt.

Am Mittwoch fliege ich für ein paar Tage nach Südtirol zu meiner Familie. Es gibt jetzt diese neue Fluggesellschaft namens Skyalps, sie fliegt seit etwas mehr als einem Jahr von dem kleinen Bozner Flughafen nach Berlin. Ich werde das erste Mal die Strecke fliegen, mit einer kleinen Propellermaschine über die Alpen drüber. Ich freue mich sehr. Mit dem Geld, das ich für die Tickets ausgab, könnte ich mir ein neues Smartphone kaufen. Bei dem Preis schwindet das schlechte Gefühl der Umwelt gegenüber ganz von selbst.

[Do, 10.10.2024 – Gnocchi, Kastanienallee]

Auf Insta wurden mir als Reaktion auf meine Einbürgerungstest-Story neben Glückwünschen erstaunlich oft Mitleidsbekundungen geschickt. Es ist lustig, aber es ist auch eine deutsche Sache, alles Deutsche schlechtzumachen. Will ich heute gar nicht kritisieren oder psychologisieren. Diesmal fand ich es dennoch lustig und so schickte ich eben lustige Antworten.
Allerdings erstaunte mich, dass eine Handvoll deutscher Menschen “Gnocchi” gegen “Kartoffeln” ausspielten, dass Gnocchi doch besser seien als Kartoffeln, ich hätte doch ein Gnocco bleiben sollen. Gnocchi als italienisches Nationalsymbol auszuwählen, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Ich hätte mich immer für Pizza oder Spaghetti entschieden. Heute ging es aber nur um Gnocchi. Keine Ahnung, wo die auf einmal herkommen.

Die Bezeichung “Gnocca” oder “Gnocco” ist in Italien übrigens auch eine Metapher für eine heisse Frau oder einen heissen Typen. So gesehen bleibe ich natürlich ein Gnocco.
Gnocchi sind schliesslich nichts anderes als geriebene und heissgemachte Kartoffeln.

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Da meine Frau am späten Nachmittag einen Termin am Rosenthaler Platz hatte, beschlossen wir, uns dort zu treffen und dann würden wir durch unseren alten Kiez nach Hause spazieren. Es war ein Spaziergang durch die Memorylane, die Gefühle waren aber nicht sonderlich sentimental. Die Kastanienallee scheint die Touristifizierung besser durchstanden zu haben als erwartet. Wir liessen es uns nicht nehmen, uns in das Café in diesem Neubau gegenüber des Pratergartens zu setzen. Ich hatte den Bau dieses Gebäudes in diversen Architekturforen begleitet und ich war immer neugierig, wie er sich in die Gegend einfinden wird. Es befanden sich kaum Menschen in dem Lokal. Es sieht sehr offensichtlich unauthentisch aus und darum geht es in der Kastanienallee ja immer noch: es muss authentisch sein. Oder besser gesagt: es soll authentisch aussehen.

Die Hündin interessierte sich heute nicht für Architektur und Stadtsoziologie, sie hatte unterm Nebentisch Hühnerfleisch entdeckt und war deswegen nur schwer für andere Themen zu begeistern.

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Und sonst arbeite ich gerade an den Lesungstexten. Es erschreckt mich, wie schlampig einige der Stadiontexte hier im Blog verfasst sind, ich muss fast jeden Satz noch einmal anfassen. Vielleicht bin ich nach Stadionbesuchen immer zu müde, um einen Text besser auszuarbeiten, ein Tagebuchblog ist schliesslich immer von der Tagesform abhängig. Sage ich jetzt mal so, um mich aus Konsequenzen zu winden.

[Mi, 9.10.2024 – Backups, ein Sturm kommt auf]

Gestern wurde ich in einem Kommentar darauf hingewiesen, dass im Feed keine Bilder angezeigt werden, weswegen Leute, die das Blog im Feedreader lesen, keine Bilder sehen können. Ich fand heraus, dass das am Podcast-Plugin liegt, der für dieses Blog den Feed generiert, deswegen begab ich mich auf die Suche nach einer Lösung. Während der Suche nach einer Lösung fand ich heraus, dass das Betriebssystem und das PHP sehr veraltet sind und in einem Schwung der Übermotivation beschloss ich, den Server und alle seine Komponenten beiläufig auf eine aktuelle Version upzugraden.

Nunja.

Eine halbe Stunde später war das Blog tot. Verschiedene Versuche, das System zu retten, scheiterten. Da ich mir Zugang zu Systemlogs verschaffen konnte, wusste ich, woran es lag, aber ich fand keine Lösung für das Problem. Also musste ich ein Backup einspielen, das würde aber mindestens sechs Stunden dauern. Glücklicherweise wurde das Backup eine Stunde vor meinen sogenannten Wartungsarbeiten gezogen, daher ging kaum etwas verloren.

Als ich die Wiederherstellung mit dem Backup startete, musste ich auch schon los. Ich war mit Frau Casino auf ein Bierchen verabredet. Wir gingen ins Birra an der Prenzlauer Allee, das ist eine kleine Bierbar von der Brauerei Lambrate aus Mailand. Es gibt kaum ein Pils, das so phantastisch schmeckt wie deren Westcoast Pils. Leider ist es nur dort in dem Lokal verfügbar. Soeben googelte ich, ob ich nicht schon einmal über dieses Westcoast Pils schrieb und so stiess ich auf folgenden Eintrag:

“Es ist die Bar einer Brauerei aus der Nähe von Mailand. Lambrate. Die brauen ein phantastisches Pils mit dem Namen Westcoast Pils. Oh, ich suchte soeben nach “westcoast pils” in diesem Blog. Das mit “phantastisch” schrieb ich schon einmal in Bezug zu diesem Bier. Ich kenne offenbar wirklich nur ein Programm.”

Ich kenne wirklich nur ein Programm.

Es war ein warmer, feuchter Herbstabend. Es wird ein Sturm aufziehen, über Berlin hing ein hellgrauer Himmel, der von einer fahlen Abendsonne angeleuchtet wurde. Wolken zogen von der Küste her in den Kontinent hinein. Wir hätten noch draussen sitzen können, dennoch entschieden wir uns dafür drinnen an diesem grossen Fenster zu sitzen und hinauszuschauen. Meine Hündin lag entspannt auf dem Boden. Die Tischnachbarn streichelten sie. Es wurde ein langer Abend.

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Übrigens: Einbürgerungstest bestanden. 33 Antworten von 33 Fragen richtig erraten.

[Di, 8.10.2024 – Gegenlesen, Beteigeuze, Stephenson 2-18]

Als Vorbereitung zur Lesung am 25.10. schleifte ich heute an den Texten. Sie müssen noch bühnentauglich gemacht werden. Die Schwäche bei meinen Blogtexten ist das fehlende Gegenlesen. Von Lektorat wollen wir an dieser Stelle noch gar nicht reden. Für einen guten Text braucht es immer jemanden mit der Aussenperspektive. Auch tut es jedem Text gut, ein paar Tage liegenzubleiben und zu reifen. Das ist in der Tagebuchform natürlich nicht möglich. Ich beende die Texte meistens am Vorabend und lasse sie eine Nacht liegen. Aber dann hau ich sie raus. Neuerdings verfasse ich die Einträge auch erst am Morgen, es ist die Rohfassung meiner gegenwärtigen Geisteslage.

Früher, als ich noch öfter auf Bühnen las, liess ich die entsprechenden Texte und Blogtexte von mehreren Menschen gegenlesen und auch korrigieren. Das tat der Qualität des Textes ungemein gut. Das funktioniert mit Tagebuchtexten sicherlich auch. Wobei ich nicht nur Tagebuchtexte vorlesen werde, ich zog auch einen alten Fussballtext aus den Tiefen des Blogs hervor, den ich fast vergessen hatte.

Am Nachmittag baute ich das Lichtsystem in der Küche aus und hörte währenddessen den Podcast “Das Universum” mit Ruth Grützbach und Florian Freistetter, in dem sie anfangs über Literatur reden und zwar über den neulich erschienenen Roman “Beteigeuze” von der österreichischen Autorin Barbara Zeman. Darin geht es um eine Frau mit einer psychischen Erkrankung, die eine Obsession zu dem roten Riesenstern namens Beteigeuze entwickelt hat. Ich musste gleich an meine Nächte mit Stephenson 2-18 denken, dem derzeit grössten bekannten Stern im Universum. Das war noch keine Obsession, es war nur Faszination, die ich hier im Blog nicht weiter ausgebreitet habe. Ich glaube, mein geistiger Zustand ist durchaus stabil, ich verstehe aber, wie jemand eine Obsession für einen riesigen Stern entwickeln kann. Nun hat die Protagonistin in diesem Roman allerdings den besseren Stern ausgewählt. Beteigeuze ist zwar nur ein Viertel so gross wie Stephenson 2-18, er ist mit 500 Lichtjahren wesentlich näher als Stephenson, der 19000 Lichtjahre entfernt leuchtet. Beteigeuze ist ausserdem der zehnhellste Stern am Himmel und deswegen schon seit der Antike bekannt, was auch der Grund ist, dass er stets religiös und kulturell bedeutsam war, während Stephenson 2-18 erst in den Neunzigerjahren mit grossen Teleskopen entdeckt wurde. Beteigeuze ist überdies aus vielfältigen Gründen für Astronomen einer der interessantesten Himmelsköper am Firmament. Und wenn man sich einsam fühlt, kann man in den Himmel schauen und nach seinem Lieblingsstern Ausschau halten. Das kann ich mit Stephenson 2-18 nicht.

Was ich damit sagen will: Sollte ich einmal eine richtige Obsession für Stephenson 2-18 entwickeln, habe ich mich für den falschen Stern entschieden.

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Mist. Schon wieder kein geeignetes Foto gemacht.

[Mo, 7.10.2024 – Bebilderung, Pichelswerder, Herthafrauen]

Neulich nahm ich mir vor, dieses Blögchen etwas aufzuhübschen, indem ich die Einträge häufiger bebildere. Das ist hier nämlich eine ziemlich textlastige Angelegenheit. Ich nahm mir vor, jeden Tag ein Bild einzufügen. Es muss ja kein geplantes oder kuratiertes Foto sein, es reicht ein Eindruck des Tages, irgendein Foto, das ich tagsüber schoss. Wenn ich abends aber in meine Galerie schaue, stelle ich fest, dass ich entweder keine Fotos genommen habe oder Motive fotografierte, die meinem Blog nicht guttun. Gestern zum Beispiel: der Kot meiner Hündin. Mehrere Bilder davon. Sie hat gerade Durchfall. Das waren Beweisfotos, die ich meiner Frau schickte. Das macht man eben so, wenn die Hündin Durchfall hat. Man schiesst Fotos davon und redet darüber.

Kann ich im Blog natürlich nicht bringen.

Oder gestern: das Foto eines Prospektes von einem Camping in Lapland. Ich fand das Prospekt beim Aufräumen, also nahm ich ein Foto und schickte es meinem Vater. Als Erinnerung. Er reagierte nicht darauf, er verstand wohl nicht, was ich damit bezweckte. Während das für mich eine Erinnerung ist, die ich gerne mit ihm teile. So funktioniert das doch mit Erinnerungen, oder? Dass man sie gemeinsam erlebt hat und man sie als gemeinsame Erinnerung behält. Ist das nicht unser Leben? Eine Ansammlung an Erinnerungen?

Das Foto muss ich im Blog aber nicht bringen.

In den Tagen davor: Fotos aus dem Stadion, Fotos von den Kaminwurzen, die meine Kusine mir mitbrachte, Fotos von einem schwedischen Fussballsticker, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin, Fotos von meiner Hündin.

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Heute fuhr ich mit der Hündin zum Hundeauslauf Pichelswerder, das ist eine Halbinsel südlich des Olympiastadions, ein grosses, bewaldetes Gebiet mit diversen Stränden, an denen Hunde baden dürfen. Ich war noch nie dort, weil mich der Weg mit dem Auto quer durch die Stadt immer so nervt, aber heute hatte ich aus unerfindlichen Gründen Lust darauf.
Das Gebiet ist sehr weitläufig und damit auch sehr leer. Einmal begegnete ich einem Mann, der sagte, dass gerade Wildschweine aktiv seien. Er erzählte mir auch, dass hier jedes Jahr drei oder vier Hunde wegen Wildschweinbegegnungen stürben. Als er ging, hatte ich das Gefühl, überall Wildschweine zu hören. Ich googelte, wie man sich bei Wildschweinen verhält. Am besten umdrehen, ohne wegzurennen. Sollte das nicht möglich sein, dann empfiehlt es sich, sich gross zu machen und laut zu werden. Sollte das Tier angreifen, sucht man sich am besten einen hohen Ort wie einen Baum. Wildschweine greifen aber nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Um das zu verhindern, verlässt man am besten nicht die Wege.

Wieder was gelernt.

Es gab dort einen schönen Ausblick über die Havellandschaft. Eine hölzerne Liegebank, auf der man über das Wasser bis auf das entfernte andere Ufer in Gatow schauen kann. Dort lag ich eine Weile in der Herbstsonne, während meine Hündin Löcher in der Erde grub.

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Am Abend fuhr ich zu Hertha in die Geschäftsstelle. Über den WestendGirls Podcast hatten wir einen Interviewtermin mit einer neuen Spielerin und der neuen Co-Trainerin. Es ist beachtlich, wie wenig Geld im Frauenfussball kursiert und was für ein Pensum an Sport und Arbeit diese Frauen im Amateursport leisten.
Als sich das Gespräch im Kasten befand, war es 19:30 Uhr. Berlin hatte sich längst verdunkelt. Für die beiden begann jetzt das Training. Nach dem Training wird die Fussballerin noch 50 Minuten mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Das ist ein ganz anderes Leben als meines.

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Es ist der Jahrestag des Hamas-Attentats in Israel. Von den Demos bekomme ich nichts mit. Das Internet ist voll davon. Neben den religiösen und kulturellen Israelhasserinnen und Antisemiten, wundert mich immer wieder die dogmatische Linke, wie wenig sie Antisemitismus versteht, wie sie Zionismus, Kolonialismus und Militär verwechselt und zusammenwirft. Aber so sind Dogmaten eben. Kann man nix tun. Ist ja auch alles Scheisse da.
Auf dem Weg zu Hertha beschloss ich aber die Bahn zu nehmen, um nicht irgendwo festzusitzen.

[So, 6.10.2024 – Novelle, Lektorat erster Schub]

Am Nachmittag war ich mit meinem Lektor für das erste Gespräch verabredet, in dem wir die groben Züge der Hausbesetzernovelle besprechen würden. Wir setzten uns in dieses schöne Café namens Saaldeck an der Ecke zum Rosengarten auf der Karl-Marx-Allee. Drinnen war die Musik zu laut aufgedreht, deswegen setzten wir uns raus.
Es sollte heute nur um die Struktur des Textes gehen, also über Passagen, Aufbau, Sprache etc. und über die Figuren. Aus seiner Sicht gab es nur zwei grössere, aber einfach zu behebende Probleme mit dem Text. Zum einen habe man bei drei der Hauptfiguren kein richtiges Bild vor Augen. Also wie sie aussehen. Ich soll sie einmal besser optisch beschreiben und im Laufe des Textes immer wieder kleine Verweise streuen (“Er kratzte sich in seinem struppigen Bart”).

Die andere Baustelle ist etwas aufwendiger. Es betrifft die Anfangspassage, die ich mit viel Begeisterung komplett neu schrieb. Sie passt dort am Anfang schlichtweg nicht rein. Auch wenn ich die Passage mit viel Liebe verfasste, hatte ich bereits selber dieses Gefühl, dass etwas damit nicht stimmt. Nach dem Gespräch sehe ich ein bisschen klarer, warum das der Fall ist. Das hat mehrere Gründe. Zum einen fängt die Geschichte eigentlich gut an: Der Protagonist landet in einem kalten, winterlichen Utrecht und empfindet ein starkes Gefühl von Freiheit. Der Lektor sagt, dass ich diese Szene weitertransportieren muss. Was ich hingegen tat, ist nach diesem einleitenden Absatz drei Seiten lang zu beschreiben, was an seinem vorigen Leben so schlecht war. Da wird man als Leserin sofort in eine ganz andere Welt in eine ganz andere Zeit zurückgeworfen und man verliert den Flow oder schlimmer noch: das Interesse. Weil die Vorgeschichte aber durchaus relevant ist, soll ich einzelne Passagen aus diesen drei Seiten weiter hinten in die Geschichte streuen. Es gäbe genug Möglichkeiten, diese mit dem Text zu verweben.
Das klingt nach einer guten Lösung. Allerdings auch aufwendig, weil ich diese Passagen zuerst identifizieren muss und danach Lücken im Text, wo ich Rückblenden oder Verweise einbauen kann.

Ihm hatte der Text ausgesprochen gut gefallen, er sagte richtig schöne Sachen über die Geschichte. Er regte sogar an, die Novelle als papiernes Buch herauszubringen. Ich weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Natürlich gefällt mir der Gedanke, einen langen Text von mir zwischen Buchdeckeln zu sehen und in den Bücherschrank zu stellen, aber andererseits ist der Text nicht sonderlich relevant. Es handelt von einer gealterten Protestbewegung, ausserdem spielt es in Utrecht, einer eher unbekannten und unglamourösen Stadt in den Niederlanden. Es fühlt sich etwas breitspurig an, diesen Text gross rauszubringen. Es ist in erster Linie nur eine gute Abenteuergeschichte mit dokumentarischen Wert, die nicht auf der Festplatte verschimmeln soll. Es mag seltsam klingen, aber ich verfolge mit diesem Text nicht die Absicht, erfolgreich zu sein, ich möchte die Geschichte einfach loslassen und sie hinausschicken. Wenn Leute darauf stossen und sie lesen, bin ich happy. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich dem Erfolg abgeneigt bin. Dafür habe ich aber andere halbfertige Texte in der Schublade liegen, die mir wesentlich mehr bedeuten.

Im Laufe des Gespräches triggert mich der Lektor dennoch. Ein Buch heisst ja nicht, dass es notwendigerweise auf Erfolg ausgerichtet sein muss. Ein schönes Buch ist manchmal auch einfach nur ein schönes Buch. Von aussen wie von innen. Und ein Buch aus Papier steht im Lebenslauf einfach besser da als ein Ebook.
Das klingt schlüssig. Ich werde auf alle Fälle darüber nachdenken.

[Sa, 5.10.2024 – Mixed Feeling, Elisabeth Olsen, Marvelsachen]

Seit den Sommerferien ist im Hundepark alles anders geworden. In den Sommerferien werden die Karten immer neu gemischt. Das betrifft hauptsächlich die Menschen mit Kindern. Weil Kinder die Schule wechseln und sich somit die gesamte Logistik der Eltern ändert. Manche kommen gar nicht mehr in den Park, weil der neue Schulweg auf dem Weg ins Büro liegt. Oder sie kommen früher oder manche später. Die Kinderlosen unter uns staunen immer. “Es ist niemand mehr da!”. Es werden sich aber wieder neue Gruppen bilden, mit neuen Menschen, die neue Hunde haben. So war das in den letzten Jahren immer. Dabei gibt es jene Menschen, die nie Kontakt suchen, die immer alleine sind, dann gibt es die, die sich immer in Gruppen bewegen und es gibt diejenigen, die immer zu zweit spazieren und Gruppen, die nur aus Frauen bestehen.

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Am Freitagvormittag fuhr ich zum Ostkreuz, um meine Frau abzuholen. Die Strecke vom Flughafen bis zum Ostkreuz überwindet man am schnellsten auf der Schiene, aber ab Ostkreuz wird es kompliziert. Vorher war ich mit der Hündin auf dem Recyclinghof in Lichtenberg, um eine Matratze zu entsorgen. Warum erwähne ich das? Weiss ich nicht. Vielleicht, weil ich Recyclinghöfe so gerne mag, oder jedenfalls diese Gewerbegebiete und ich fühle mich so nützlich, wenn ich etwas fachgerecht entsorge. Fachgerecht entsorgen. Was für ein Ausdruck.

Was ist sonst noch passiert?

Wir haben Wandavision zu Ende geschaut. Auch wenn ich die Liebesgeschichte dahinter mochte, hatte die Geschichte mehr Erwartungen in mir geweckt. Aber Elisabeth Olsen ist eine richtig schöne Frau. Es wundert mich, dass ich sie bisher nie wirklich wahrgenommen habe, vermutlich hängt es damit zusammen, dass sie hauptsächlich in Marvel-Verfilmungen auftrat und solche Filme weitgehend an mir vorbeiziehen. Ich glaube, Elisabeth Olsen wird einmal eine richtig schöne Frau, sie ist erst 35 Jahre alt, wenn die aber mal in meinem Alter ist, wird sie ein richtig heisser Ofen.

Nach Wandavision schauten wir “Agatha all along” weiter, denn es gab zwei neue Folgen. Mir war es wichtig, zuerst Wandavision gesehen zu haben, weil Agatha ja darauf aufbaut. Ich glaube, es war aber nicht wichtig, die Reihenfolge einzuhalten.

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Am Samstag fuhren wir einkaufen. Dabei freute es mich, Kürbisse zu sehen. Kürbisse sind das untrügliche Zeichen, dass wir uns im Oktober befinden. Die orangene Jahreszeit. Oder: eine der vier grauen Jahreszeiten in Berlin. Wir kauften einen kleinen Kürbis. Morgen werde ich ihn in Stücke schneiden und zusammen mit zerstückeltem Fetakäse in den Ofen schieben.

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Am Nachmittag schauten wir Deadpool & Wolverine, das mich eher mittelmässig begeisterte. Zwar finde ich die Verbosität des Deadpool sehr unterhaltsam und ich mochte auch alles an Wolverine, aber die Geschichte dieses Joint Ventures empfand ich doch eher als fad. Dafür gab es am Abend das sehr unterhaltsame Spiel zwischen Hertha und Schalke, das wir leider nicht gewinnen konnten.

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Das waren die beiden Tage in einer Nussschale. Es gab wirklich nichts Bedeutungsvolles.