[Mi, 15.1.2025 – Sprachen. Sex. Und auch Gitarren]

Ich spreche sechs Sprachen, fünf davon fliessend. Das hat mir noch nie berufliche Vorteile erbracht. Allerdings hatte ich deswegen viel Sex. In meiner Jugend wurden immer die männlichen Gitarrenspieler von Frauen angehimmelt. Das habe ich nie verstanden. Das fand ich immer affig. Also die Gitarrenspieler fand ich affig. Und auch Gitarren. Deswegen wollte ich das nie lernen. In späteren Jahren merkte ich aber, dass ich wegen der vielen Sprachen begehrt werde. Verstanden habe ich das auch nicht, ich fand es aber weniger affig. Schliesslich konnte ich die Sprachen bereits und musste sie nicht mehr erlernen.
Die Frauen, die sich für Sprachen interessierten, waren auch immer intellektueller, nerdiger, also hotter als Frauen, die Gitarrenspieler anhimmelten. Die waren immer eher Groupies, ein bisschen zu lieb, weniger herausfordernd.

Ich frage mich, welche Eigenschaften Frauen in meiner Jugend immer besonders begehrenswert machten, dabei sticht allerdings kein besonderes Talent hervor. Gitarrespielen oder Sprachen gehörten jedenfalls nicht dazu.
Was mich immer schwach werden liess: wenn Frauen saufen konnten. Damit waren schon 80% meines Herzens erobert. Aber das sagt vielleicht nichts Gutes über mich aus.

Jetzt scheint es allerdings, dass ich für einen Job infrage komme, weil ich so viele Sprachen spreche. Vor allem die Kombination aus italienisch und spanisch kommt mir diesmal zugute. Neben englisch natürlich. Mit dem Sex ist es aber vorbei.

[Di, 14.1.2025 – Novellentitel, weg von Threads, Erika Jordan]

Es sieht danach aus, als hätte ich einen Titel für die Novelle gefunden. Gestern im Chat mit Isa schlug sie „Hausfriedensbruch“ vor. Das gefiel mir anfangs nicht, weil wir als Hausbesetzerinnen ja nie das Gefühl hatten, einen Frieden zu brechen, wir brachen eher die Spekulation und den Leerstand, wir bildeten uns ein, dass der Frieden ja erst durch uns ins Haus kam. Mit diesem Gedankengang leitete ich daraus „Hausfrieden“ ab, weniger, weil wir Frieden brachten, sondern weil die Geschichte von viel Unfrieden handelt. Vielleicht mit einem Untertitel wie „Wie wir dieses Spukhaus besetzten“. Das Spukhaus suggeriert allerdings eine Gruselgeschichte, die sie in Wirklichkeit nur in Teilen ist. Isa warnte mich bei Untertiteln aber vor Sachbuch-Vibes. Das stimmt. Das war mir gar nicht bewusst.

OK, es gärt noch.

Morgen lösche ich meinen Threads Account. Wo ich Zuckerberg meiden kann, werde Meta-Platformen meiden. Facebook und Insta wird schwieriger, aber mittelfristig wird es möglicherweise Alternativen geben. Twitter ist für mich schon länger tot, dafür gibt es immerhin Bluesky als Ausweg, das sich mittlerweile auch gut mit spannenden Accounts füllt.

Über Threads machte ich heute allerdings noch eine letzte spannende Entdeckung und zwar den Account von Erika Jordan. Eine Soziologin und OnlyFans Creator. Eines ihrer Videos wurde mir in meine Timeline auf Threads gespült. Dort sitzt sie in einem geparkten Auto und filmt sich, während sie etwas redet. Sie ist stark geschminkt, die Lippen sind bearbeitet, die Wangen gestrafft, die Nase geradegezogen, ihre Brüste ins Kamerabild gequetscht. Man kennt diese Accounts. Es gibt sie in tausenden. Die Frauen reden vom Schminken, beklagen Beziehungen oder lästern über Nachbarn oder über Begegnungen im Supermarkt. Ich war kurz davor, es wegzuwischen, aber nach einige Triggerworten blieb ich kleben. Sie redete über Trump-Wähler. Warum die meisten Wähler Lügen aufgesessen seien, wie die Manipulation funktionierte, wie schlecht Trump für die Gesellschaft und auch die Wirtschaft sein wird. Dies alles unterfüttert mit Fakten. Ich scrollte durch ihre Videos. Sie sieht aus wie eine typische MAGA-Anhängerin, das Gegenteil ist aber der Fall. Überall redet sie eloquent und politisch über die gegenwärtige Situation. Immer mit den Brüsten im Bild und immer mit Schlafzimmerblick. Ich glaube, das ist richtig wichtig. Für die Wahlen ist es zu spät, aber dieser dumpfen Welt ist auch nur mit dumpfen Mitteln beizukommen.

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Frau hat eingekauft:

[Mo, 13.1.2025 – Novelle, Skizzen]

Jetzt geht es auch mit der Novelle weiter. Am Donnerstag treffe ich mich mit der Grafikerin, mit der ich das Layout und alle weiteren Details klären werde. Deswegen fertigte ich heute Bilder an. Siehe unten. Es war mir wichtig, Anschauungsmaterial für die Geschichte herzustellen. Vor allem verschiedene Grundrisse der Stadt Utrecht. Das mache ich, weil das Gefühl habe, Leserinnen möchten gerne wissen, wo sich die Schauplätze der Geschichte befinden. Ich kann aber nicht ausschliessen, dass es nur mir so ergeht, dass ich ständig Sachen auf Landkarten suchen. Allerdings fertigte ich auch Skizzen des Hauses und der Strasse an. Die Technik, die ich dabei anwende, ist sehr simpel. Ich lege Butterpapier über ausgedrucktes Kartenmaterial von Googlemaps und zeichne mit Bleistift die wichtigen Linien nach. Manche wichtigere Linien fester und breiter, manche weniger. Die Namen und Beschreibungen hingegen mit einem dünnen, schwarzen Stift. Bei den Skizzen des Hauses gehe ich ähnlich vor, nur muss ich dort noch mit Schattierungen arbeiten. Das Ergebnis gefällt mir immer am besten, wenn ich das Butterpapier auf dem Original kleben lässt, weil man darunter immer noch die Schemen des Originals durchscheinen sieht. Danach fotografiere ich die Zeichnungen und erhöhe den Kontrast. Im Endergebnis sieht es dann wie unten aus. Vielleicht füge ich aber noch einige Details hinzu. Manchmal sieht es zu sehr nach romantischer Radierung aus.

Meine Freundin, die Bestsellerautorin, nennt die Novelle einen Roman. Die Geschichte hat 140 Seiten, sie geht auch als Roman durch. Für die Aussenwirkung ist das besser. Da hat sie recht. Für meinen inneren Sprachgebrauch nenne ich sie aber weiterhin Novelle. Ich habe Gefallen an dieser Bezeichnung gefunden. Mein Problem ist nur immer noch der Titel, ich bin davon noch weit von einer Entscheidung entfernt.

[So, 12.1.2025 – kalte Füsse, rechte Bewegungen, Longlegs]

Gestern und heute litt ich den ganzen Tag unter kalten Füssen. Ich habe sonst nie kalte Füsse. Nie. Es ist ein neues Gefühl und ich bin nicht sehr begeistert. Dummerweise schauten wir „American Primeval“ zu Ende, wo sie in den letzten Folgen ständig durch tiefen Schnee laufen. Und wenn weil sie verfolgt werden, meiden sie Nachts eine Feuerstelle. Wie sie da in ihren dünnen Fellkleidern so bibbern. Das ging direkt in meine kalten Füsse über.

Steve Bannon ist wieder zurück auf der Bühne. Wie konnte das eigentlich geschehen. Dass er öffentlich gegen Space Karen austeilt, verspricht allerdings hohes Unterhaltungspotenzial und es zeigt sich wieder, wie gespalten rechte oder konservative Bewegungen sind. Sie haben selten ein gemeinsames Ziel. Weil sie keine Visionen haben, sie wissen nur, was sie nicht wollen, sie wollen alles bremsen und aufhalten. Sie sind sich aber selten einig, wohin die Reise führen soll.

Im Südtirol der Achtziger und Neunziger bekriegten sich die Rechten auch ständig. Dort gab es die beiden grossen Lager der italienischen Faschisten und der deutschsprachigen Patrioten. Nirgendwo in Italien erhielten die faschistischen Parteien eine so hohe Zustimmung wie in Südtirol. Das hatte zum Vorteil, dass sie ständig einander bekriegten. Es bedeutete aber auch, dass soziale und progressive Themen nie Rückenwind bekamen. Alles unterlag immer dem ethnischen Konflikt. Touristen bekommen das aber nicht mit.

Abends wollten wir eigentlich vorm Fernseher essen und dabei Longlegs schauen, diesen Horrorfilm mit Nicolas Cage als verkleideter Serienmörder. Als wir auf Play drückten und die Gabel zum Mund führten, verging uns aber augenblicklich der Hunger und so wählten wir den nächsten Film aus unserer Watchlist aus. „My old ass“, eine Art coming-of-age Komödie, die sehr gute Kritiken bekommen hatte. Als wir mit der Nahrungsaufnahme fertig waren, hatten wir aber keine Lust mehr auf Coming-of-Age und schalteten wieder Longlegs ein. Die Geschichte ist ein bisschen dünn. Nebenher versuchte ich meinen Rekord in Block-Puzzle zu schlagen, aber wie ich es auch versuche, ich komme an meinen Highscore nicht mehr heran.

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Freier Parkplatz aber schlechte Vibes:

[Sa, 11.1.2025 – Hündin, Mantrailing, Neowestern]

Die Hündin schlief letzte Nacht nicht bei mir im Zimmer, sondern auf dem Sessel im Wohnzimmer. Totally out of character, möchte ich sagen. Das ist so ungewohnt, dass ich es verbloggen muss. Vielleicht lag es daran, dass ich vier Biere getrunken hatte und sie sich dachte, boah der Alte kommt wieder besoffen nach Hause und stinkt die Bude voll.
Das hat mich wirklich beschäftigt. Zwar kam sie in der Nacht zwei Mal zu mir ins Zimmer, um die Lage zu checken, dann verzog sie sich aber wieder ins Wohnzimmer. Heute Nacht ist alles normal, sie schläft wieder in ihrem Bettchen.

Im November schrieb ich ja schon übers Mantrailing. Hunde können bekanntermassen Menschen (tot oder lebendig) über Geruchsproben aufspüren. Deswegen meldete ich uns für einen Mantrailing-Kurs an. Nicht wegen der Leichen, aber unsere Hündin soll mal Pfifferlinge finden können. Ich finde das optische Abtasten von Waldboden immer etwas anstrengend, mein Job ist schon anstrengend genug, die Hündin ist hingegen Arbeitslos, die darf das nicht anstrengend finden. Beim Mantrailing geht es natürlich nicht um Pfifferlinge oder um Leichen, es geht nur um den Spass. Glaubt die Hündin zumindest.

Heute fand der erste Termin statt. Und wie das meistens läuft, war ich wieder derjenige, der am meisten Spass hat. Die Hündin war nach 30 Minuten kaputt und fiel in einen tiefen Schlaf.

Am Abend schauten wir „American Primeval“. Ein sehr düsterer Neo-Western, der im Utah des Jahres 1857 angelegt ist und eine Geschichte um das sogenannte Mountain-Meadows-Massaker erzählt, wo mormonische Milizen 120 reisende Siedler töteten. Wie der Spiegel schon richtig berichtete: Trumpwähler werden diese Serie nicht mögen. Es gibt neuerdings aber weitere starke Western, die die Geschichte der Besiedlung Nordamerikas aus einer ganz anderen, weniger heldenhaften oder patriotischen Perspektive erzählen. zB „Hostiles“ oder auch „The English“ oder „1883“. Ich könnte diese Liste noch lange weiterführen. Und die vielen Taylor Sheridan Produktionen. Wobei ich mir bei ihm nicht sicher bin, ob er nicht doch ein verkappter Patriot ist. In seinen Filmen schwingt trotz der Gewalt eine Faszination dafür mit, als sei es die amerikanische Identität, ein bisschen wie Trump und Space Karen ja auch für das „Grab dem by the pussy“ einstehen. Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann einen Scheiss von sich gibt.

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Und so:

[Fr, 10.1.2025 – Krankenbesuch, Vernissage, Magnetbar]

Einer guten Freundin wurde vor einigen Wochen Brustkrebs diagnostiziert. Ich schrieb nicht darüber.
Vorgestern wurde sie operiert und ab heute war sie wieder imstande, Besuch zu empfangen. Mein Freund B und ich fanden sie gut gelaunt auf ihrer Station vor. Auch ihr Freund war da. Wir unterhielten uns zunächst über Weihnachten, über Hertha, über die Charité, über die tolle Aussicht und über Hunde. Als hätte sie nicht schon genug um die Ohren, verstarb vor wenigen Wochen auch noch ihr Hund. Dabei hatte die kleine Tochter offenbar die gesamte Tierarztpraxis zum Weinen gebracht.
Dann erzählte sie uns über ihre OP, über den Befund. Die Prognose ist wohl gut. Sie ist optimistisch. Mir war nicht klar, wie viel Gewebe bei der Entnahme eines solchen Geschwüres entfernt werden muss. Wir waren uns jedoch einig, dass Brüste ohnehin überbewertet sind.

Nach einer Stunde machte ich mich auf den Weg zu Gagas Vernissage in die Gormannstrasse. Dort stellt sie bis zum 29. Januar ihre Bilder aus. Ich kenne Gaga vor allem von ihren Porträtfotos. Sie hat in der Vergangenheit unfassbar gute Bilder von mir geschossen. Früher fotografierte sie oft auf Lesungen. Beim Überfliegen ihres Facebookstreams erkennt man sofort diese ganz eigene Ästhetik, ein bisschen Retro, ein bisschen spleenig, ein bisschen düster, aber eigentlich überhaupt nicht düster.
In der Galerie sind aber ihre gemalten Bilder ausgestellt. Manchmal sind sie nur gemalt, manchmal sind sie aber auch mit Gegenständen versehen. Die Bilder sind ganz anders als ihre Fotos. Sie sind spleeniger.

Auf der Vernissage traf ich Frau Casino und zwei Internetbekannte von vor sehr langer Zeit. Wir standen die meiste Zeit im Keller der Galerie, ein sehr rudimentär aber schön ausgebautes Kellergewölbe. Das Licht kam nur von den Strahlern, die auf die Exponate gerichtet waren. Der Keller war voll mit schönen Menschen.

Danach ging ich zu meinen Fussballfreundinnen. Der Termin stand schon seit mehreren Wochen fest. Wir wollten ein paar Dinge bequatschen. Deswegen waren wir im Prassnik verabredet. Mein Freund B schrieb mir aber, dass das Prassnik voll war und sie deswegen in die Magnetbar weitergezogen wären. Die Magnetbar ist jedoch eine Fussballkneipe und heute begann die Rückrunde der Bundesliga. Dortmund spielte gegen Leverkusen. Ich gehe echt nicht in eine Kneipe um Dortmund zu gucken. Wir würden nicht reden können. Ich kam deswegen wohl mit latent schlechter Laune an. Die Laune hellte sich allerdings auf, als wir zur Halbzeit ins Acud Cafe wechselten. Dort konnten wir immerhin quatschen. Das Café wird mittlerweile von einem mexikanischen Team geführt. Dem sehr verpeilten jungen Mann, der alleine die Bar schmiss, schien es wichtig zu sein, dass wir das wussten.

[Do, 9.1.2025 – ohne Licht und Verstand]

Der Hündin geht es wieder besser. Sie schwächelt noch ein wenig, aber sie übergibt sich nicht mehr und ist wieder mehr oder weniger guter Dinge.

Morgens stürzten mehrere Fahrradfahrerinnen auf den betonierten Pfaden im Park. Es schien sich niemand verletzt zu haben. Erstaunlich fand ich allerdings, dass sie alle wieder aufstanden und weiterzufahren versuchten. Niemand kam auf die Idee, das Fahrrad durch den Park zu schieben. Das kenne ich von mir selber. Ich steige einfach wieder auf. Wie ich dieses Verhalten heute regelrecht in Serie beobachten konnte, fand ich es beachtlich.

Die Hündin wollte am Nachmittag nur ungern raus. Nachdem sie ihre Blase entleert hatte, zeigte sie an, wieder ins Haus zu wollen. Ich zwang sie dennoch zu ein paar Extraschritten. Als ich dann nach den Extraschritten nach Hause wollte, war sie wiederum auf Betriebstemperatur und wollte weiterlaufen. Meine Sommerschuhe waren aber durchnässt, es war eine blöde Idee mit Sommerschuhen in den Schnee zu gehen. Ich trage immer die schicken Gummistiefeletten, auch bei normalem Morgentau. Heute bei Matschregen hatte ich offenbar gedacht: Super, heute ziehe ich Sommerschuhe an.

Am Abend war ich mit Exkolleginnen verabredet und ich nahm das Fahrrad bis zur Ubahn. Es hatte mittlerweile zu schneien begonnen und wie es in Berlin üblich ist, werden Fahrradwege immer noch nicht gut geräumt. Da fuhr ich also ohne Licht und Verstand durch eine bereits tiefe Schicht Neuschnee und dachte mir: bescheuertes Verhalten. Wäre ich gestürzt, wäre ich auch wieder aufgestanden und weitergefahren. Ich stürzte aber nicht.

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Ich werde jetzt für einen Monat die Social Media Aktivitäten hochfahren, dabei werde ich die Blogeinträge täglich auf Facebook und Bluesky verlinken um zu testen, wie sich das auswirkt. RSS verwendet heute ja kaum noch jemand.

[Mi, 8.1.2025 – im Fortissimo]

Eigentlich mache ich mir selten Sorgen über etwas. Es gibt wenige Dinge, die ich mit in den Schlaf nehme oder die mich emotional destabilisieren. Aber wenn meine Hündin sich in der Nacht mehrmals übergibt und ihren Kopf in meinen Schoss legt, dann führt mein gesamtes Gefühlsorchester ein Fortissimo auf.
Die Horrorszenarien, die ich innerlich alle durchgegangen bin, kann ich nicht mehr zählen und ich kann sie nicht mehr unterscheiden. Die ganze Nacht war von einem nebligen Trauergefühl durchzogen. Ich fürchte mich vor ihrem Tod. Entweder heute oder in ein paar Jahren. Ich werde nicht gut damit umgehen können.

Und ich bin sehr glücklich darüber, keine Kinder zu haben.

Sie scheint jetzt aber wieder stabil zu sein. Noch ein bisschen schwächlich, aber sie frisst wieder und scheint guter Dinge.

[Di, 7.1.2025 – Aufschub, es zieht mich alles so runter, Rosenkohlbrei]

Die vielen übergewichtigen Jogger im Park. Ab der zweiten oder dritten Januarwoche werden sie wieder weniger.

(Hier mal nicht das generische Femininum verwendet, weils blöd aussieht)

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Das Gespräch mit dem Geschäftsführer hat sich wieder verschoben. Zehn Minuten vor Beginn erhielt ich eine Nachricht über WhatsApp, dass es ihm gesundheitlich sehr schlecht ginge, er habe die Nacht auf der Intensivstation verbracht, er sei gerade nicht in der Lage, den Bewerbungsprozess zu führen.
Das tat mir sehr leid für ihn. Das erklärt das Verhalten der letzten Wochen einigermassen. Ich antwortete ihm, dass er die Gesundheit vorziehen solle, es habe keine Eile, dass ich mich freuen werde, wenn er sich wieder meldet, wenn er wieder frisch und fit ist.

Nachmittags auf einer langen Hunderunde mit einem Freund redeten wir über die USA. Trump, Space Karen, Österreich. Es deprimierte mich furchtbar. Und man ist völlig machtlos. Die Kritik, sei es in den Blättern, auf Social-Media oder wo auch immer ist ein Grundrauschen geworden; sie verpufft. Die neue Ära, wie sie es alle nennen, ist eingeläutet. Die neuen Führer strahlen, die Dinge geschehen einfach, sie sind nicht aufzuhalten, diese neue Zukunft der Autorität, des Hasses, des Niedertrampelns. Sie kriechen aus allen Winkeln.

Als ich nach Hause komme, sehe ich die Ankündigung des Zuckerbergs, der sich nun mit Insta und Facebook auf die Linie Trumps eingeschworen hat. Er redet, als würden Trump und Space Caren hinter der Kamera mit gezückten Pistolen stehen.

Es zieht mich alles so runter.

Am Abend fand ich einen Sack halb vergammelter Rosenkohlknöllchen im Kühlschrank. Diese putzte ich, kochte sie und pürierte sie zu einem schmackhaften Brei. Ich hatte einmal auf Insta gesehen, dass jemand Rosenkohl zu Brei purierte. Er macht noch etwas anderes daraus. Burgerpatties oder ähnliches. Allerdings fand ich den Post oder das Reel nicht mehr. Aber schon der Brei alleine schmeckte vortrefflich. Ich muss das Reel mal wiederfinden, ich kann mir vorstellen, dass Rosenkohlbrei eine unfassbar gute Basis für Weiterverarbeitung ist.

[Mo, 6.1.2025 – Austrofaschisten, Terminverschiebungen]

Und nun wurde die FPÖ mit der Bildung einer Regierung in Österreich beauftragt. Weil ÖVP und die Neos in sozialen Fragen der SPÖ keine Zugeständnisse geben konnten. Das kann man getrost so zusammenfassen. Österreich ist ein unfassbar unseriöses Land, das sich im Schatten der grossen, umgebenden Staaten ein komfortables Baumhäuschen gebaut hat und fröhlich offen dem Austrofaschismus frönte. Das ist keine neue Entwicklung. Das war immer schon so. Österreich hat nie den Nationalsozialismus aufgearbeitet, sah sich immer als Opfer, wir sind ja so niedlich, wir haben rote Backen und Lederhosen und Sisi und hom so an urign Schmääh den olle so meegn.

Meine Abneigung gegenüber Österreich ist mittlerweile so gross, dass ich die Aufkleber der Autobahnmaut auf meinem Auto schon nicht mehr ertrage. Ich muss auf den Reisen zu meiner Familie leider immer durch das Inntal fahren. Ich bitte meine Frau, sie so schlecht wie möglich an die Scheibe zu kleben, damit ich sie nach der Reise einfach abziehen kann. Sie hat mittlerweile eigene Klebetechnik dafür entwickelt. Zuerst drückt sie die Klebeseite des Aufklebers mehrmals an ihre Hose, damit der Kleber mit Stoff und Staub an Klebekraft verliert und danach drückt sie ihn nur sanft an die Scheibe. Das funktioniert prima.

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Das Bewerbungsgespräch verschob sich heute drei Mal. Der Geschäftsführer verschiebt den Termin schon seit Mitte Dezember. Zuerst war es aufgrund eines Trauerfalls in der Familie, dann gab es Terminkollisionen und spontane Gespräche wurden kurzfristig abgesagt. Einmal hatten wir einen Termin für den Vormittag, wo er mir sehr spät abends noch ein Dokument mit Fallstudien schickte, wovon ich mir drei aussuchen musste, für die ich mich vorbereiten sollte. Heute hatten wir den Termin um 11 Uhr. Da unterliefen uns beide technische Probleme, also verschoben wir den Termin auf 11:30. Als ich im Call wartete, sass er noch in einem anderen Telefongespräch fest, nach zwanzig Minuten, in denen ich im Call wartete, schlug er vor, den Termin auf 20:30 zu verschieben. Um 20:20 erhielt ich dann einen neuen Termin für morgen um 12:00.

Das sind viele rote Flaggen. Seltsamerweise triggert mich das aber auf eine positive Art. Ich habe ungemeine Lust, diese Firma zu strukturieren.