Am Morgen brachte ich meine Frau zum Flughafen. Sie wird für eine Woche in ein herbstlich verregnetes Seattle fliegen. Sie fragte, ob sie mir etwas mitbringen soll. Seattle hat wirklich grosse Sachen hervorgebracht. Die kann man aber alle nicht mitbringen. Angefangen bei der Musik mit Nirvana, Soundgarden, Alice in Chains, so wurde auch Jimi Hendrix hier geboren, auch die allseits unbeliebten Wirtschaftsmonster Starbucks, Microsoft und Amazon wurden in Seattle gegründet. Womit ich Seattle aber bis in alle Ewigkeit verbinden werde, ist die Serie „The Killing“ mit der fantastischen Mireille Enos, wie sie vier Staffeln lang mit ihrem Polizeipartner Joel Kinnaman in einem Auto sitzt, während es draussen regnet. Als die letzte Folge endete, hatte ich das Gefühl, dass mir ein Stück Leben genommen wird.
Meine Frau schlug mir vor, dass wir nach ihrer Rückkehr die ganze Serie noch einmal schauen. Es ist der perfekte Stoff für Herbstwochenenden.
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Am Nachmittag suchte ich nach alten Fotos von jener Zeit in der wir dieses alte Spukhaus besetzten, von dem meine Novelle handelt. Ich fand eine ganze Reihe Fotos vom Haus, vom Brand, von den Menschen. Ich fand auch viele andere Fotos aus jener Zeit. Auch Fotos von der belgischen Freundin, von der ich neulich schrieb und Briefe, vor allem die Briefe von meiner Schwester, die damals in Wien lebte. Und viele Postkarten. Auch Briefe von einer jungen Frau aus Slowenien. Wir hatten uns in Venedig kennengelernt, gefeiert und ineinander verliebt. Dann schrieben wir uns ein paar Monate lang Briefe und vergassen einander schliesslich. So ging das mit dem Verlieben.
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Das Foto nach dem ersten Brand macht sich eventuell sogar als Buchcover gut: