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Hatte während der Lektüre von Wilde Schafsjagd so einen Murakami-Rausch, war ihm völlig erlegen, seiner Art auf das Gaspedal zu treten, souverän und lässig mit Tempo zweitausend geschichtenerzählend auf irgendeiner japanischer Erdbebenteststrecke, Punkrock mit 16 Akkorden, oder, weil die Metapher ohnehin schon so plakativ ist: Krimi mit drei. Akkorden auch. Und dann das unmerkliche Abgleiten in absurde Parallelwelten, oder abdriften, nein vielleicht doch abgleiten, weil es so weich vonstatten geht, wie man lange ein wenig zweifelt und hin und her schwankt zwischen Wahrheit und Realität. Ha.

In diesem Murakami-Rausch dann sofort ein Nächstes gekauft: Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt. Und jetzt weiß ich nicht. Gut, ich komme derzeit erst spät abends zum Lesen, das Buch ist sozusagen Bettlektüre, aber gute Bettlektüre und ich, wir sind zwei bickelharte Kumpels die sich die Nächte um die Ohren schlagen, zudem neige ich dazu mir vor dem Schlafengehen ein immereinbisschen zu großes Glas Single-Malt einzuschenken, was mich vielleicht ein wenig aufweicht, aber trotzdem. Ich muss ständig von vorne beginnen, ständig verliere ich mich, ständig merke ich drei Seiten später, völlig den Faden verloren zu haben, abgeglitten zu sein in so Parallelwelten, schon witzig das, ich mag das, aber Himmel, ich lese doch keine Bücher um an etwas anderes zu denken.

[keine Erkenntnis. Ich dachte sie käme beim Aufschreiben]

6 Kommentare

  1. das ging mir genauso. mit beiden büchern. mister aufziehvogel, naokos lächeln und tanz mit dem schafsmann waren wieder wie die wilde schafsjagd und enfalteten einen sog, dem ich sehr gerne in die geschichten folgte. ich dachte mir, dass mein ständiges den faden verlieren bei hbw+dedw an den 2 sich ständig abwechselnden geschichten liegt?

  2. Die Schafsjagd ist mein Zweitliebstes von Murakami (No. 1, Mister Aufziehvogel), ganz toll daran ist ja, wie man beim Lesen merkt, dass er schlicht (als wenn es so einfach wäre!) von einer schönen Idee zur nächsten perlenschnurartig wandert und am Ende schließt die sich auch noch rund!

  3. Hingegen ist Hardboiled Wonderland eher schwach. Mein Eindruck, wenns zu „fantasymäßig“ wird, ists zu fantasymäßig.

  4. „Hardboiled Wonderland“ habe ich nicht gelesen, aber den Kritikpunkt von Roland könnte man auch bei „Kafka am Strand“ anbringen. Da hatte ich den Eindruck, jetzt walzt er diese Masche der Abgefahrenheiten wirklich aus bis zum Exzess.

    Aber wie auch immer: „Wilde Schafsjagd“, „Mister Aufziehvogel“ und „Tanz mit dem Schafmann“ gehören zu den großartigsten Büchern, die ich je gelesen habe.

  5. Mein erstes Murakami-Buch war Hardboiled Wonderland, und ich finde es neben dem Aufziehvogel immer noch mit am besten. Allein die ersten Seiten, wie er den Lift bzw. die Fahrt mit selbigen beschreibt, toll. Musste mir anschließend alles von ihm kaufen. Und vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich finde, man merkt seinem Schreibstil an, dass er Raymond Carver übersetzt hat.

  6. Murakami hat seine Schwächen, auch wenn ich dazu eher „Kafka am Strand“ als „Hardboiled Wonderland“ zählen würde.

    Nichtsdestotrotz einer der großartigsten Autoren der Gegenwart.
    Ich bevorzuge ebenfalls die Romane mit dem Schaf im Titel. (Und das ganz unabhäging von meiner Affinität zu dem blökenden Viehzeugs. Wirklich!)

    Vielen Dank fürs Daranerinnern, dass ich die mal wieder lesen müsste, so ganz unbedingt.

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