[Di, 5.11.2024 – weisser oder schwarzer Rauch]

Morgens begleitete ich einen Freund zu einem Termin mit seinem Ex-Arbeitgeber. Es ging darum, Laptop, Schlüssel und Handy abzugeben. Das zwischenmenschliche Klima in dem Büro ist kein guter Ort für mentale Gesundheit. Die Übergabe verlief professionell und entsprechend harmonisch. Danach setzten wir uns in ein Café und tranken einen Latte. Wir sassen noch draussen, es war ein sonniger Dienstagvormittag, bei kühlen Temperaturen.

Den Rest des Tages wollte ich am Text arbeiten, aber ich bekam nichts zustande.

Heute wird in den USA gewählt und mich deprimiert die Aussicht auf eine Regentschaft von Trump. Meine Frau schaltet abends CNN und NBC an. Ich will das nicht sehen, ich will nur Mittwochmorgen das Ergebnis kennen, ich will mich nicht stundenlang vorher mit Eventualitäten aufhalten.
Falls Harris die Wahl gewinnt, würde es sich dennoch nicht wie eine Abkehr eines Horrorszenarios anfühlen, sondern lediglich wie ein Aufschub. Der Aufschub einer Entwicklung, die ins Rollen gekommen ist.

Ich werde mich schlafenlegen. Wenn dieser Eintrag online geht, werden wir es wissen.

[Mo, 4.11.2024 – Atmender Text]

Die Hündin ist seit Samstag läufig. Deswegen pflege ich wieder die Läufigkeitstabelle. Ich finde es ungemein praktisch, Vergleiche zur letzten Läufigkeit ziehen zu können. Ihr Verhalten mit Rüden, ihre Konzentration, ihre Niedergeschlagenheit. Es ist ein biologischer Zyklus, der immer in einem ähnlichen Muster abläuft.

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Heute verbrachte ich viel Zeit mit der Arbeit an der Novelle. Morgen oder spätestens Mittwoch möchte ich damit fertig sein. Es erstaunt mich aber immer wieder, wie zeitaufwendig das ist.
Neben der besseren Beschreibung der Figuren, empfahl mir der Lektor auch den Text in mehrere Kapitel zu unterteilen. Ich sah die Geschichte bisher immer in Teilen. Das alte Spukhaus besetzten wir nämlich drei Mal, deswegen war es ursprünglich eine Trilogie, der ich später, als ich sie zur Novelle umschrieb, eben drei Kapitel verpasste. Der Lektor sagte, ich solle den Text atmen lassen. Lieber kürzere Kapitel, fast episodenartig, das gäbe dem Text mehr Raum. Die Kapitel müssen ja auch nicht benannt werden, längere Absätze täten es auch. Das war schlüssig, der Text wirkt jetzt tatsächlich anders. Er sieht freundlicher aus. Er atmet. Die Novelle hat jetzt aber auch 130 Seiten anstatt 120. Wenn ich jetzt noch das Schriftbild vergrössere, dann ist es ein Roman und keine Novelle mehr.

Und sonst ist heute nicht viel Erzählenswertes passiert. Das ist aber auch gut so.

[So, 3.11.2024 – Blauer Rauch, Glut, Smartwatches]

Die Jungs sind heute zu Mittag wieder geflogen. Es war eine anstrengende Woche, aber Anstrengung ist ja auch Teil des ganzen Spasses. Gestern gab es noch ein Highlight im fast ausverkauften Olympiastadion, in dem ich die beiden mit in die Ostkurve nahm. Es war sehr eng und sehr laut und plötzlich verteilten sich junge, maskierte Männer in den Reihen. Einer davon stellte sich genau neben meinen fünfzehnjährigen Neffen. Der Mann war in Schwarz gekleidet und hatte seine Kapuze in den Kopf gezogen. Im Gesicht trug er eine Sturmhaube und in der Hand zwei Feuerwerkskörper, die blauen Rauch produzieren. Es dauerte eine Weile, bis sie angezündet wurden. Der junge Mann stand lange neben uns, er war offensichtlich aufgeregt, zupfte ständig an sich herum, prüfte das Feuerzeug, schaute nach links und nach rechts. Der Vorsänger kündigte an, dass wir zuerst die Hymne singen und danach zum Anpfiff das Feuer losgeht. Als wir die Hymne sangen, zündeten sie im Kölner Block ihrerseits rotes Feuerwerk. Nach unserem Lied gingen bei uns mit Pyrotechnik los. Die Rauchkörper des jungen Mannes neben uns schlugen Funken. Mehrere Glutbällchen landeten auf der Jacke seines Vordermannes. Dieser bemerkte die Glut nicht, deswegen war mein Neffe so freundlich und schlug ihm die Glut von der Jacke. Dieser bekam aber auch das nicht mit. Morgen wird er sich über die vielen Brandflecken wundern.

Das Spiel selbst bot leider wenig Freude. Dafür kennen meine Neffen jetzt die gesamte Palette an Schiedsrichterbeschimpfungen und Gegnerverunglimpfungen. Inklusive Uhrensöhne-Rufe, woran wir uns aber nicht beteiligten, weil wir tagsüber bei Mediamarkt noch Smartwatches begutachteten und keinen Grund sahen, den Gegner damit zu diffamieren.

Kurz nach Mitternacht waren wir wieder zu Hause. Todmüde und kaputt.

Heute brachte ich sie dann zum Flughafen. Danach fuhr ich nach Hause und tat ziemlich gar nichts. Ich hing auf dem Sofa und schaute mit meiner Frau zwei Filme über Zeitreisende (beide eher mittelmässig) und danach die letzten vier Folgen von Agatha All Along. War okay, aber das Ende dann doch eher mittelmässig.

So.

Morgen muss ich mich wieder um meine berufliche Zukunft kümmern, ausserdem werde ich die ganze Woche an den Anmerkungen des Lektors an der Hausbesetzernovelle arbeiten.

[Fr, 1.11.2024 – fünf Tage

Es geht uns gut.

Wir sind immer noch da. Aber nach 5 Tagen auch schon ein bisschen müde. Teenager sind zudem erstaunlich empfänglich für Chill-Phasen. Erwachsene prügeln ja gerne ein anspruchsvolles Programm durch, Teenies hingegen liegen auch gerne einfach auf dem Sofa und schauen ins Telefon. Das finde ich sehr löblich und kommt meinem Biorhythmus durchaus entgegen.

Was wir gemacht haben, für mich fürs Protokoll:

Mo: am Abend vom Flughafen abgeholt, dann Burritos bestellt und „How to buy drugs online (fast)“ geschaut
Di: Gamestation am Potsdamer Platz besucht, Kollhofftower bestiegen, Burgermeister am Schlesischen Tor gegessen, ins Kino und „Venom 3“ geschaut
Mi: Fahrradrundfahrt, Alex, Potsdamer Platz, Kreuzberg, den mutmasslich besten Döner der Stadt bei 7days am Kottbusser Tor gegessen und abends zu Hertha ins Olympiastadion wo wir ein spektakuläres Spiel sahen
Do: mittags Sushi, nachmittags den ersten Teil von Venom auf Prime Video geschaut, abends zu Alba im Euroleague Spiel gegen Istanbul
Fr: mit dem Auto zum Teufelsberg gefahren, auf dem Rückweg durch den Wedding zu Curry Baude, abends Chicken Wings bei Brewdog, dann den zweiten Teil Venom

Auf diese Weise geht eine Woche rum. Die Jungs wollten vor allem viel unterschiedliches Essen probieren. Heute gingen wir einmal alle Mahlzeiten durch und das Highlight war offenbar Burgermeister am Schlesischen Tor. Aber auch alle anderen Mahlzeiten fanden sie richtig gut. Berlin, die Hauptstadt des Essens. Höhö.