Die Jungs sind heute zu Mittag wieder geflogen. Es war eine anstrengende Woche, aber Anstrengung ist ja auch Teil des ganzen Spasses. Gestern gab es noch ein Highlight im fast ausverkauften Olympiastadion, in dem ich die beiden mit in die Ostkurve nahm. Es war sehr eng und sehr laut und plötzlich verteilten sich junge, maskierte Männer in den Reihen. Einer davon stellte sich genau neben meinen fünfzehnjährigen Neffen. Der Mann war in Schwarz gekleidet und hatte seine Kapuze in den Kopf gezogen. Im Gesicht trug er eine Sturmhaube und in der Hand zwei Feuerwerkskörper, die blauen Rauch produzieren. Es dauerte eine Weile, bis sie angezündet wurden. Der junge Mann stand lange neben uns, er war offensichtlich aufgeregt, zupfte ständig an sich herum, prüfte das Feuerzeug, schaute nach links und nach rechts. Der Vorsänger kündigte an, dass wir zuerst die Hymne singen und danach zum Anpfiff das Feuer losgeht. Als wir die Hymne sangen, zündeten sie im Kölner Block ihrerseits rotes Feuerwerk. Nach unserem Lied gingen bei uns mit Pyrotechnik los. Die Rauchkörper des jungen Mannes neben uns schlugen Funken. Mehrere Glutbällchen landeten auf der Jacke seines Vordermannes. Dieser bemerkte die Glut nicht, deswegen war mein Neffe so freundlich und schlug ihm die Glut von der Jacke. Dieser bekam aber auch das nicht mit. Morgen wird er sich über die vielen Brandflecken wundern.
Das Spiel selbst bot leider wenig Freude. Dafür kennen meine Neffen jetzt die gesamte Palette an Schiedsrichterbeschimpfungen und Gegnerverunglimpfungen. Inklusive Uhrensöhne-Rufe, woran wir uns aber nicht beteiligten, weil wir tagsüber bei Mediamarkt noch Smartwatches begutachteten und keinen Grund sahen, den Gegner damit zu diffamieren.
Kurz nach Mitternacht waren wir wieder zu Hause. Todmüde und kaputt.
Heute brachte ich sie dann zum Flughafen. Danach fuhr ich nach Hause und tat ziemlich gar nichts. Ich hing auf dem Sofa und schaute mit meiner Frau zwei Filme über Zeitreisende (beide eher mittelmässig) und danach die letzten vier Folgen von Agatha All Along. War okay, aber das Ende dann doch eher mittelmässig.
So.
Morgen muss ich mich wieder um meine berufliche Zukunft kümmern, ausserdem werde ich die ganze Woche an den Anmerkungen des Lektors an der Hausbesetzernovelle arbeiten.