[Mittwoch, 11.8.2021 – Rote Nase, Rosengarten]

Heute hatte ich wieder ein längeres Gespräch mit einem Mitarbeiter auf der Wiese unweit des Büros. Es maß 24 Grad und es war sehr angenehmes Wetter. Bis die Sonner hinter den Wolken hervorkam und mir ins Gesicht brannte. Wir lagen schon etwa 15 Minuten lang da und wir waren mitten in einem wichtigen Thema worüber wir uns angeregt unterhielten, deswegen war es mir dann zu umständlich einen anderen Platz zu suchen. Am Abend schaute ich in den Spiegel und hatte ein rotes Gesicht. Rote Nase, rote Wangen. Vor allem diese Nase. Ich leuchte wie ein Clown.

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Seit gestern hängen wieder überall Politikerinnen an Lichtmasten der Stadt. Es fing am Montag an, mittlerweile hängen sie schon fast überall. Vor allem die SPD.

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Nach der Arbeit war ich mit einem Freund verabredet. Wir trafen uns an diesem Rosengarten an der Karl-Marx-Allee. Ein merkwürdig unpassender Ort, der mir viele Jahre lang nicht aufgefallen ist. Es ist, wie der Name sagt, ein Rosengarten. Ein kleines Pärkchen direkt an der großen Allee, auf einer Aussparung in der Häuserreihung der sogenannten Stalinbauten. Das Pärkchen ist durchgestaltet, Bäumen gibt es nur am Rande, in der Mitte ist eine Wiese mit unterschiedlichen Rosenbeeten. Um den Beeten und der Wiese herum läuft ein viereckig angelegter Weg mit viele Bänken. Wir hatten uns schon ein paarmal dort getroffen, weil er für uns beide praktisch gelegen ist. Was mir auffällt: obwohl er an der großen Allee gelegen ist, bekommt man vom Verkehr nicht viel mit.

Wir redeten über Nierensteine. Er hatte gerade eine ziemlich dramatische Episode mit Nierensteinen hinter sich. Ich will alles darüber wissen. Vom ersten Zucken, über die verschiedenen Krankenhausbesuche, bis zur Schwellung und bis alles vorbei war. Wir reden angeregt und interessiert über Krankheiten. Was man eben so macht, ab vierzig.

In diesem Rosengarten gibt es mehrere Ratten, die ziemlich offen und furchtlos herumlaufen. Hinter unserer Bank im Gebüsch wühlte eine. Eine andere Ratte näherte sich eine Stunde lang immer wieder einem Mann, der auf einer der Bänke ein Buch las. Dieser verscheuchte die Ratte immer wieder, aber sie liess sich nicht davon abbringen. Einmal lief sie im Vollsprint zu ihm, durch seine Beine hindurch und verschwand im dahinterliegenden Gebüsch. Wenn ich schreibe: durch seine Beine hindurch, dann meine ich durch seine Beine hindurch.
Ich zog meine (kurzbehosten) Beine auf die Bank hoch.

Und dann Biographien. Die Biographien der Leute. Wenn ich vor ein paar Jahren noch einen Ausblick in meine persönliche Zukunft legte, dann höchstens fünf Jahre. Seit einiger Zeit beschäftigt es mich, was Menschen ab 55 oder ab 60 machen. Wie sich das Leben auf die wirklich wichtigen Dinge runterzubrechen scheint. Ob man diese Dinge nun bekommen hat oder nicht, ist erstmal nebensächlich. Ich muss dieses Thema mal gesondert aufarbeiten, es ist zu groß für einen Tagebucheintrag. Beschäftigt mich jedenfalls.