[Samstag, 5.6.2021 – Schermützelsee, Liebesinsel, Gorillas]

Wir waren eigentlich mit Freundinnen für einen Tagesausflug in die Uckermark verplant. Kurzfristig merkten wir aber, dass unsere Zeitpläne für nicht ganz synchron waren und deshalb mussten wir den gemeinsamen Ausflug um eine Woche verschieben.

Da meine Frau und ich jetzt aber in Brandenburgmodus umgeschaltet hatten, waren wir irgendwie in Brandenburgmodus und dieser liess sich nicht mehr einfach so in Berlinmodus umschalten. Das letzte Mal, dass wir Berlin verlassen hatten, war im August letzten Jahres, als wir nach Schweden fuhren. Das ist durchaus eine plausible Erklärung warum man nicht mehr so einfach von einem Modus in den anderen zurückschalten kann.
Da jemand in unserem Chat vom nahen Schermützelsee sprach, dachten wir: lass uns doch einfach da hinfahren, wenn es schon nahe ist. Und so stiegen wir beide ins Auto.

Wir waren nicht sehr gut vorbereitet, wir dachten einfach mal den See zu umrunden und folgten daher der den Schildern „Buckowsee Promenade“, wunderten uns aber darüber, dass diese Promenade eher, nunja, langweilig ist, bis wir merkten, dass der See, den wir umkreisen wollten, ja nicht Buckowsee hieß, sondern der Schermützelsee, daher nahmen wir einen steilen Abstecher in den Wald hinein und landen bei einem See der Weissensee hiess, aber danach ein Stück weiter, fanden wir dann den richtigen See. Der Schermützelsee ist aber sehr groß und wir rechneten nach, dass es schon etwas spät sei und eine ganze Seeumrundung nicht mehr ganz zu unserer Lebensplanung passte.

Es gab aber ein Schild mit einem Pfeil, auf dem das Wort Liebesinsel stand. Was macht man so, wenn man als Paar unterwegs ist und ein Schild mit der Aufschrift Liebesinsel sieht? Genau, man folgt dem Schild. Das ist einfach so.
Wäre ich ein Menschenverspeiser und lebte ich im Wald, würde ich einfach ein Schild aufstellen, das zu meinem Haus führt und auf das Schild würde ich pinseln: Liebeshaus.

Auf dem Pfad begegneten wir mehreren Paaren, die von den Liebesinsel zurückkamen. Man konnte nicht sagen, dass sie offen und sichtbar Liebesglück abstrahlten, die Paare sahen schlichtweg so aus wie Paare, die auf Waldpfaden wandern. Als wir auf der Liebesinsel standen, wussten wir auch warum. Das ganze Ding ist ziemlich unspektakulär. Es ist nur eine Wiese mit hohem Gras. Es gibt keinen Ausblick, weil Bäume die Sicht versperren. Auf der Landkarte sah ich dann auch, dass es keine Insel ist, sondern eine Landzunge. Aber das sagt man ja nicht, Liebeslandzunge.
Das zöge nur ironische Berlinerinnen an, die vor dem Schild posieren und obszöne Selfies mit ausgestreckter Zunge schiessen und diese dann mit Hashtags auf Instagram posten und patzbum, schon biste Oralsexpilgerstätte.

Die Gegend ist wirklich sehr schön und auch der Ort Buckow. Man sieht dem Ort an, dass die Bewohnerinnen ihren Ort lieben, das Dorf strahlt so etwas wie eine idyllische Lebensfreude aus. Ich mag das immer, wenn Leute den Ort, in dem sie wohnen, lieben. Das meine ich wirklich.

Zurück in Berlin berichten wir allen möglichen Menschen, dass wir in Brandenburg waren. Wir schicken Fotos von Wald und von Seeen.

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Und dann zum ersten Mal bei den Gorillas bestellt. Es hat 17 Minuten gedauert. Ich würde jetzt gerne etwas kluges über die Bestellung sagen, aber es war einfach eine Bestellung von Zutaten für das Abendessen, wie ich sie sonst selber im Supermarkt kaufe. Nur wurden sie eben von jemandem geliefert und es dauerte 17 Minuten. Bei einer Liefergebühr von 1,80€. Ich bin gespannt, wie lange das funktioniert.
Irgendwann wird das Geschäft profitabel werden müssen und irgendwann werden sich die Fahrerinnen auch nicht mehr ausbeuten lassen.

Ich gab gutes Trinkgeld, aber Trinkgeld ist ja auch nicht die Lösung. Dennoch ist das die Dienstleistung auf die ich schon lange gewartet habe.

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Am späten Abend dann noch Klaus Ungerers Text für das AKJ-Blog fertiggemacht. Und live gebracht.

[Freitag, 4.6.2021]

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Die Nachtigall hat mich ab etwa 3 Uhr wieder etwa eine Stunde lang wach gehalten.
Ich hatte hier zuerst „Scheissnachtigall“ geschrieben. Habe ich dann geändert.

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Vor einigen Tagen bestellte ich im Büro eine neue Tastatur. Die mechanische Tastatur mit den blauen Schaltern hat sich nicht als praktikabel erwiesen, weil ich ständig in Calls bin und wenn ich Notizen nehme, dann klingt sie in den Ohren der Teilnehmerinnen sehr laut. Blaue Schalter sorgen für das klickige Geräusch bei mechanischen Tastaturen. Deshalb habe ich eine mechanische Tastatur mit roten Schaltern bestellt. Rote Schalter sind linear, sie haben keinen Klick, sie geben allerdings auch nicht das taktile Gefühl zurück. Für das taktile Gefühl verwendet man Tastaturen mit den braunen Schaltern.

Ich habe mich jetzt so eingerichtet, dass ich die Tastatur mit den roten Schaltern im Grossraumbüro verwende, damit der Geräuschpegel so niedrig wie möglich bleibt und für das Einzelbüro, in dem ich meistens sitze, das ich zukünftig aber auch anderen Mitarbeiterinnen zu Verfügung stelle, wenn sie einen Ruheraum für Einzelgespräche brauchen, verwende ich dann die Tastatur mit den brauen Schaltern. Für Vieltipperinnen wie mich, sind die braunen Schalter die Schalter der Wahl.

Heute kam dann die Tastatur mit den roten, linearen Schaltern. Der junge Herr vom Empfang schwenkt mir freudig aus der Entfernung den Karton entgegen. Er weiss, wie sehr mich die Lieferung freut und er freut sich offenbar mit. Zumindest gibt er mir das Gefühl, dass er sich mitfreut.
Es ist zugegebenermaßen das erste Mal, dass ich auf roten Schaltern tippe. Rote Schalter sind ja eher für Gamerinnen gedacht, und weniger für Vieltipperinnen. Das sagt man halt so, deshalb kamen sie für mich nie infrage. Aber das Tippgefühl ist durchaus interessant. Man kann die Tasten ganz durchdrücken, es gibt nie ein Klick oder eine andere Art von haptischer Rückmeldung, die Tasten gehen runter, bis sie auf dem Board aufschlagen, aber irgendwo in der Mitte, geben sie ein Zeichen an den Bildschirm ab. Man kann die Tasten also laut bedienen, indem man sie immer durchdrückt bis zum Aufschlag, oder man lässt sie geräuschlos federn.
Es ist beim Tippen durchaus anregend, kein Geräusch von sich zu geben, sondern sich nur durch den Text zu voranzufedern. Im Laufe des Nachmittags begann ich unheimlichen Spass daran zu finden, Texte zu tippen und dabei keinen Laut von mir zu geben, nur auf das Federgefühl zu achten und ja nicht die Tasten ganz durchdrücken, weil man sonst das Klacken der Tastenkappen auf dem Board hören würde. Es ist wie ein Tippen auf Federn. Sehr anregend. Allerdings weiss ich nicht, ob das so gedacht ist.

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Am Abend schauen wir die Serie mit Kate Winslet weiter. Es wurden die Folgen 5 und 6 un veröffentlicht. Bei einer Gesamtzahl von 7. Es wurden immer Doppelfolgen herausgebracht, aber die letzte Folge wird jetzt als Einzelfolge nach hinten verschoben. Ich hasse es, wenn Serien nicht am Stück veröffentlicht werden und ich mittendrin sitze und dem Schicksal ausgeliefert bin. Aber das Schlimmste ist: warten. Eine Woche nur für eine Folge warten und natürlich war das Ende der sechsten Folge ein Hänger.

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Den Rest des Abends sitze ich an einem Text für das Fanclubblog. Ich sammle gerade Texte und Anekdoten für unseren verstorbenen Weggefährten. Ich möchte so etwas wie einen Erinnerungsfluss schaffen. Wie vor zwei Wochen, als wir am Grab standen und die Leute ihre Anekdoten mit ihm erzählten. Ein Fluss der Erinnerungen. Das fand ich sehr schön.
Es ist unerwartet viel Arbeit, die Texte einzusammeln, sie mit allen einzeln zu besprechen und sie in eine Form zu bringen. Zudem sollen die Texte auch eingelesen werden. Ich vergass, dass nicht alle Menschen auf diesem Planeten, sich täglich mit Aufnahmegeräten und Textarbeit befassen. Aber es wird schön.

[Donnerstag, 3.6.2021 – Liam Neeson und Servicepersonal]

Nachts werde ich wieder von einer Nachtigall geweckt. Es ist die dritte Nacht in Folge. Aufgrund des kühlen Frühlings hat sich vermutlich auch die Paarungswilligkeit der Nachtigallen um anderthalb Monaten nach hinten verschoben.

(wenn man in der Aufnahme gut hinhört, hört man sie im Hintergrund trällern. Sie war am Morgen immer noch da. Muss nachher checken ob man das auf der Aufnahme gut hören kann)

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Auf der Heimfahrt fehlt es mir an Kraft. Diese Tage an denen man einfach kraftlos ist. Ich steige auf das Rad, mühe mich mit den Pedalen ab und dann habe ich auch noch Gegenwind.

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Abends schauen wir dann einen Actionfilm mit Liam Neeson. Es ist der perfekte Film um nebenher an andere Dinge zu denken. Ausserdem spielt Kate Walsh mit, die mag ich. Mir ist es entgangen, dass Liam Neeson im hohen Alter eine Actionheldin geworden ist. Er spielt immer die selbe Rolle, wirklich immer die selbe Rolle. Ich muss diesen Satz wiederholen um ihm etwas Nachdruck zu verleihen. Und während er immer die selbe Rolle spielt, haut er alle drei Monate einen neuen Film raus. Der Typ ist 70 und springt aus mehrstöckigen Wohnhäusern. Ich bin einmal als Teenie aus dem ersten Stock gestürzt und habe mir den Oberarm gebrochen, ich möchte nicht wissen, was ich mir zuziehe, wenn ich das mit 70 Jahren mache.
Ich mag Liam Neeson wesentlich lieber als die andere gealterte Actionschauspielerin, Harrison Ford. Über Harrison Ford habe ich mal gelesen, dass er eine Kellnerin zusammengestaucht hat und eine andere Geschichte, in der er sich am Filmset den Mitarbeiterinnen gegenüber total daneben verhalten hat.
Es gibt diesen klugen Spruch, der besagt: Urteile Menschen nur daran, wie sie Servicepersonal behandeln.

Wie du Menschen behandelst, die dafür bezahlt werden, dir zu Diensten zu sein. Servicepersonal ist faktisch eine Projektionsfläche. Eine sehr weise Beobachtung.

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Ich wundere mich immer noch über den Mittwochabend, dass meine Mitspaziergängerinnen den ganzen Abend nichts gegessen und nichts getrunken haben. Wir trafen uns schließlich schon um 18Uhr. Der Mann kam ein bisschen später. Der Mann hat sich nach zwei Stunden immerhin ein Bier gekauft. Aber niemand hat gegessen. Würde ich nicht fasten, wäre ich spätestens gegen acht Uhr quengelig geworden und hätte die Leute nach Essenswünschen gefragt und mir dann auch als einziger einen Döner oder eine Pizza genommen. Und mindestens zwei oder drei Biere getrunken.

Ich muss das mal verstehen. Das wäre zumindest eine Erklärung, warum so viele Leute um mich herum weniger wiegen als ich.

[Mittwoch, 2.5.2021 – Stickergang]

Heute früh Feierabend gemacht. Im Büro gibt es gerade größere Bauarbeiten. Ich möchte die Teams in anderen, größeren Räumen unterbringen, deswegen müssen einige Wände rausgenommen werden und einige wieder hochgezogen werden. Es ist den ganzen Tag ein Bummbumm auf unserer Etage. Gegen 17:00 Uhr bummbummte es dann auch in meinem Kopf und da ich keine Termine mehr hatte, beschloss ich, das Büro zu verlassen.

Gegen 19:00 Uhr war ich mit meiner Hertha-Stickerklebegang in Prenzlauer Berg verabredet. Eine aus der besagten Gang konnte schon früher und so beschlossen wir, die neuen Sticker beim Fanclubpräsidenten abzuholen. Wir trafen uns sehr konspirativ zur Übergabe auf einem Kinderspielplatz. Die Sticker sind sehr schön geworden.

Danach spazierten wir durch den Prenzlauer Berg. So geht das. Mein Schrittzähler erfasste nur 9233 Schritte. Es ist immer das Gleiche. Wenn man einen großen Rundgang macht, bewegt sich der Zähler kaum, und wenn man mehrere kleine Erledigungen tätigt, dann sprühen die Zählerzahlenfunken auf dem Display. Ich fühle mich wie nach 20000 Schritten.

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Die Kieze im Prenzlauer Berg quillen jetzt über. 23 Grad Aussentemperatur. Die Tische vor den Kneipen und Restaurants sind voll belegt. Es fühlt sich noch ein bisschen falsch an, aber wie man die Lebensgeister dieser Stadt wieder sieht, das ist etwas sehr beruhigendes.

Dennoch. Seit die Pubs in England vor zwei Wochen wieder geöffnet haben, verdoppelten sich die Zahlen. Hier wird es dann wohl genau so geschehen.

[Dienstag, 1.6.2021]

Heute ging ich für ein längeres Telefongespräch raus und setzte mich ins Gras. Dabei saß ich sogar im Schatten. Dann blieb ich noch eine ganze Weile sitzen. Ich denke, jetzt ist der Winter vorbei.

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In der Pandemie habe ich aufgehört in den Supermarkt zu gehen. Nur wenn ich akut etwas brauche, laufe ich hinüber zu Edeka. Sonst bestelle ich über Bringmeister, den Lieferdienst von Edeka, weil ich mich an deren Produkte gewöhnt habe.
Ich spare Geld und ich muss mich in Pandemiezeiten keinen Menschenmengen zwischen engen Regalen aussetzen. Außerdem spare ich viel Zeit. Es ist nicht so, dass ich ungerne einkaufe, aber wenn ich mir die Einkaufszeit für etwas anderes aufhebe, dann kann ich noch mehr Zeit zum sinnlosen Nixtun aufbringen. Das finde ich offenbar erstrebenswert.

Ich werde den online Einkauf von Lebensmitteln auch nach der Pandemie beibehalten. Ich merke zudem, dass ich weniger Geld ausgebe, weil ich nicht so viel Unsinn kaufe, wenn ich nämlich durch die Regalreihen laufe, werden bei mir sämtliche Triggermechanismen ausgelöst, klicke ich mich hingegen durch Produktbildchen empfinde ich weniger Lust und achte wesentlich mehr auf den Preis.

So viel zu den planbaren Einkäufen. Wenn ich aber akut etwas brauche, werde ich demnächst Gorillas probieren. Es ist beeindruckend, dass die behaupten, innerhalb von zehn Minuten liefern zu können. Ich bin gespannt, ob sich das Geschäftsmodell hält. Meine letzte Firma war ja Allyouneedfresh, damals der drittgrößte online Supermarkt. Wir waren unendlich weit weg von Profitabilität, aber wir hatten damals schon immer das Gefühl, man müsste sich auf effiziente Routen und kurze Wege der letzten Meile spezialisieren. Gorillas scheint sich auf die letzte Meile spezialisiert zu haben. Ich muss mir das mal genauer ansehen, ich weiss gar nicht wie die arbeiten.

Vor zwei Wochen an einem Sonntag wollte ich schon einmal bei Gorillas bestellen. Aber dann: Sonntag ist nicht. Fuck Deutschland. Wo jetzt sogar die Spätis am Sonntag schließen müssen.

Berlin wird immer mehr zu Deutschland.

[Montag, 31.5.2021]

Heute sind viele Dinge auf der Arbeit geschehen, von denen ich hier nicht gut berichten kann.

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Später legte ich mich im Gras in die Sonne. Ich bin mir noch unentschlossen, ob das jetzt eine Frühlingssonne ist, oder schon eine Sommersonne. Nicht, dass das wichtig ist, aber ich fürchte mich das ganze Jahr vor der Sommerhitze, vor diesen Tagen die mich total runterziehen, lähmen und an denen ich nicht schlafen kann. Da ist dieser Ofen in der Mitte des Kalenderblockes, dem ich nicht entweichen kann. Die Abneigung, die ich dagegen habe, ist richtig körperlich.

Bei 21 Grad kann die Sonne schon richtig braten. Sobald man im Schatten liegt, kühlt die Haut sich aus.

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Ich tauschte mich mit einer Freundin über Serien aus. Dabei sah ich, dass „I am not okay with this“, nach der ersten Staffel abgesetzt wurde. Ich hatte mich sehr auf die Fortsetzung gefreut und wie ich so über die Serie schwärmte, merke ich, dass ich in Wirklichkeit vor allem von Sophia Lillis schwärmte. Es ist mir fast schon unangenehm, von einer Teenagerin zu schwärmen, aber Sophia Lillis ist schon total toll.

Ich frage mich, in welche Richtung sich ihre Karriere entwickeln wird. Bisher spielte sie nur Hauptrollen in Horrorfilmen oder Thrillern oder eben in dieser düsteren Coming of Age Komödie. Vermutlich dient sie mit ihrem etwas ungewöhnlichen Aussehen als Projektionsfläche für Horrorfantasien von Erwachsenen und wird sich irgendwann radikal davon befreien müssen.

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Derzeit werde ich um 21Uhr müde. Ich werde das in den nächsten Tagen ausnutzen und früher ins Bett gehen.

[Sonntag, 30.5.2021]

Der Tag beginnt mit der Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Die MV findet gänzlich online statt und sie funktioniert technisch einwandfrei. Wenn Eingabefelder nötig sind, erscheinen sie auf dem Bildschirm, die Infos sind klar und deutlich auf der Seite kenntlich und einsehbar. Der Videostream läuft. Die Wortmeldungen geschehen über eine Art Chat.
Es hat was. Aber die Häppchen und die Currywurst fehlen.

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Durch die MV kam der Tag etwas schwer in Gang. Eigentlich müsste man bei den 21 Grad unbedingt hinaus, so scheint es die Twitterwolke jedenfalls zu handhaben. Wir sitzen eine ganze Zeit lang auf dem Balkon.

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Später bereite ich wieder ein Gemüsebuffet vor. Also das ganze Gemüse, das von der Woche übriggeblieben ist, zusammneschneiden und zu unterschiedlichen Gerichten zubereiten. Paprika im Ofen, gedünsteter Blumenkohl, gebratener Porree und ein paar Kartoffel. Und ein Fetastück im Ofen. Ich liebe solches Essen.

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Später fällt mir ein, dass ich den Blogpost vom Vortag noch nicht fertig habe. Das hole ich dann nach. Weil ich ständig abgelenkt bin und dutzende andere Dinge mache, bin ich erst gegen 23:00 Uhr damit fertig.

[Samstag, 29.5.2021]

Wir waren Fahrradfahren. Ich erwähne das, weil wir das nie zusammen machen und es deswegen schon eine Besonderheit ist. Wir wollen das jetzt öfter tun.

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Zum Abendessen wollten wir „Friends Reunited“ schauen. Ich freute mich schon Stunden vorher. In den Neunzigern schaute ich oft und gerne Friends. Es ist erstaunlich, wie sehr man diesen fiktiven Charakteren emotional verbunden bleibt, nur weil man sie über Jahre hinweg im Fernsehen verfolgt hat. Die Vorfreude darauf war ähnlich, als würde man alte Freunde treffen.

Wir dachten „Friends Reunited“ würde erzählerisch an die Serie anknüpfen. Damit man weiss, wie es Chandler und Monica ging, nachdem sie mit den beiden Kinderwägen wegfuhren etc etc. Es war dann lediglich eine Show. Über die Schauspielerinnen und weiteren Stars in der Kulisse der Sitcom. Nach 10 Minuten haben wir vorgespult, zwei Minuten später nochmal. Dann beschlossen wir sehr einstimmig, dass wir das nicht schauen.

Obwohl ganz Twitter euphorisch darüber war.

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Mein gestriger Eintrag zum Thema Altern der Frauen liegt mir den ganzen Tag über etwas auf dem Magen, weil mir der Text teilweise im Tonfall nicht gefällt. Ich lasse ihn dennoch stehen.

[Freitag, 28.5.2021 – Übergewicht, Kate Winslet und das Altern der Frauen]]

Ich muss noch 1,4kg abnehmen, dann habe ich keine Adipositas mehr. Dann habe ich nur noch normales Übergewicht. Ich komme von Adipositas II und habe mich einmal durch das ganze Adipositas I runtergehangelt. Voraussichtlich nächste Woche bin ich dann nur noch übergewichtig. Übergewicht, das klingt nicht nach viel, für mich klingt das „Über“ aber bereits wie etwas Gutes, wie überreif, im Sinne einer leicht überreifen, cremigen Avocado.

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Am Abend schauen wir Mare of Easttown, diese neue Serie mit Kate Winslet. Ich mochte Kate als junge Frau nicht besonders, vermutlich wegen Titanic, denn als Titanic rauskam, schaute ich vorzugsweise südostasiatisches Autorinnenkino mit englischen (bzw niederländischen) Untertiteln, daher war groß orchestriertes Unterhaltungskino für mich gleichgestellt mit Schlagermusik. Kate Winslet war in dieser Welt die Verkörperung eine jungen Frau Anfang zwanzig und wenn es etwas gab, das ich damals schon furchtbar uninteressant fand, dann sind es Frauen Anfang zwanzig. Das galt übrigens auch für Männer in dem Alter. Aber da ich ja selber Anfang zwanzig war, musste ich halt irgendwie damit wurschteln.

Als 2011 „Carnage“ (Gott des Gemetzels) von Polanski in die Kinos kam, wollte ich den Film zuerst nicht schauen, weil halt diese für mich immer noch Anfangzwanzigjährige mitspielte, das interessierte mich nicht so. Aber dann. Kunstpause. Kate Winslet mit 36. Was für eine Frau.

Jetzt auch wieder bei „Mare of Easttown“. Zehn Jahre später. Sie spielt eine Frau, die genau ihrem Alter entspricht, keine fingierte Jugendlichkeit, keine fingierte Mädchenhaftigkeit, keine forcierte Schlankheit, sie spielt genau eine Frau mit 46, total bei sich.

Es gibt ja dieses Gerede von der Fuckability, dass Frauen ab einem gewissen Alter nicht mehr begehrenswert sind, Männer in der Regel aber dutzende Jahre länger fuckable bleiben. Auch wenn das Hollywood- und Glamour-Gerede ist, kann man das Thema ja nicht ganz von der Hand weisen, vor allem, wenn wir uns die allgemeinen Schönheitsideale ansehen.

Ich habe ja diese These, dass es etwas mit den Altersrollen zu tun hat, dass Frauen oft nur lernen, wie man ein Mädchen ist, wie man unter die Haube kommt, wie man sich gebärfreudig gibt, sich danach aber schwer tun, eine Rolle jenseits der Mutterrolle zu finden. Mädchenrolle -> Mutterrolle -> […], und dann im Zweifel sich lieber jenen Qualitäten zuwenden, die sie als junge Frau auszeichneten, weil man damals ja damit sozusagen erfolgreich war. Während die meisten Männer sehr schnell aufhören wollen „Jungs“ zu sein und sich lieber zügig als Mann definieren um danach im Wesentlichen nur noch ganz normal altern.

Ja, das ist schon ein bisschen verkürzt, aber dennoch. Ich bin mir sicher, dass es vor allem an guten (und vielen guten) Vorbildern fehlt. Wir brauchen mehr gute Vorbilder, dann ändern sich auch die Schönheitsideale. Schaut mehr Kate Winslet und Gillian Anderson.

[Donnerstag, 27.5.2021]

Heute war vielleicht der letzte richtig anstrengende Tag der Woche. Als ich das Büro verliess, war mein erstes Bedürfnis, mich zu bewegen. Nicht nur Fahrradfahren, sondern den Körper ganzheitlich zu bewegen. Arme heben, Rumpf bewegen, bücken, strecken. Daher machte ich einen kleinen Spaziergang im Regen, bevor ich mich auf das Rad setzte und nach Hause fuhr. Den ganzen Tag ziemlich starr, mit wenigen Pausen am Bildschirm zu sitzen unterfordert meinen Körper sehr.

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Wir beginnen langsam die Planungen für den Sommer vorzunehmen. Zwei Wochen nach meiner Zweitimpfung Anfang Juli, werden wir nach Schweden fahren. Am 25.7. werde ich wieder zum Herthageburtstag am Arkonaplatz zurück sein. Im September fahren wir dann nach Südtirol. Dieses Jahr vermutlich auch zu Weihnachten. Die Reise nach Longyearbyen haben wir auf April nächsten Jahres verlegt. Unsere erste Reise nach Spitzbergen soll in der blauen Jahreszeit geschehen, das haben wir so beschlossen. Dafür fahren wir vielleicht in der Polarnacht nach Tromsö, oder nach Nordschweden, Kiruna, oder Luleå, vielleicht Narvik, mal sehen.

Das ganze Reiseprogramm hat sich um zwei Jahre nach hinten verschoben. Akut auf dem Plan stehen die Faröer und die Azoren. Fast so akut wie die Arktis. Die Arktis hat Vorrang. Aber eventuell fahren wir im Winter zu unseren Geburtstagen zu einem milderen Reiseziel. Ich fand Madeira im Januar vor 5 Jahren ja total toll. 21 Grad. Die beste Temperatur der Welt.

Ich merke gerade, wie ich mal wieder raus aus Berlin muss, während ich diese Zeilen schreibe.