[tagebuchbloggen: 25.12.]

Inzwischen ja total befriedet mit der Weihnacht.
Am Vierungdzwanzigsten lange mit K im Bett geblieben, und dann mit dem Frühstück wieder zurück zwischen die Laken. Und danach wollte ich Bescherung, ich sagte, ich sei jetzt alt genug um wieder Spaß daran zu haben, ich wollte ein Ritual, ich meine, wenn wir am Abend schon so etwas wie ein Weihnachtsessen machen, dann wäre dieser ganze Weihnachtskram ja ohnehin schon initialisiert, und Geschenke hatte auch jeder schon gekauft, dann kann auch alles gleich Weihnacht sein. Wir zogen etwas vernünftiges an, um nicht in Unterkleidung Geschenke zu vergeben: ich sagte: hier: das und das und das, und ich bekam: das und das und das. Und danach haben wir eine zeitlang über die Geschenke geredet.
Nachher sind wir zusammen zu Kaisers geschlendert um die letzten Zutaten für den Abend zu kaufen, aber es war schon lange nach zwei Uhr, also alles schon zu und dunkel, deswegen mussten wir bei den Spätkaufs die Sachen ein bisschen zusammengekaufen.
Um fünf Uhr kam meine Schwester. Wir öffneten eine Flasche gekühlten Sekt und fingen mit dem Kochen an. Terlaner Weißweinsuppe und Südtiroler Semmelknödel mit einer schweren Sauce auf Salat. Auch meine Schwester hatte Geschenke für uns, und wir hatten auch ein Geschenk für sie, und danach haben wir Whiskys gekostet, ein paar der Flaschen auf den Tisch gestellt und uns durch die Whiskyregionen getrunken, ein bisschen vorsichtig aber, mehr gekostet als getrunken, und danach wieder zurück zum Wein und zum Bier und geredet, und weitergeredet, bis es schließlich drei Uhr war; waren wir nicht schon im Sofa versunken?

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Heute am Fünfundzwanzigsten, wieder lange im Bett geblieben, aber das Frühstück am Tisch gegessen, danach geduscht, und plötzlich war es schon wieder Abend, und überhaupt, diese ganzen Und-Sätze, ich könnte nur noch Und-Sätze schreiben, Aneinanderreihungen von Ereignissen, die, was auch immer passiert ist, wie langweilig auch immer, zu einer Perlenschnur werden, mit den UNDen als GLieder, so musikmäßig tamtam UND tamtam UND tamtam UND, und K hat Köttbullar gemacht, mit Kartoffelpüre, glasigen Zwiebeln, einer braunen Sauce und Preiselbeermarmelade, und ich war total hinundweg deswegen, habe dreimal nachgeschöpft und dachte mir: K, können wir das nicht immer machen?, so in den Tag hineinschlafen, essen und tamtamtam UND tamtamtam,

[tagebuchbloggen: 22.12.]

Dieser seitliche Kopschmerz, dieser seitliche Kopschmerz, dieser seitliche Kopschmerz. Von der linken Stirnkante bis zum linken Wangenknochen und nach hinten bis zum Ohr, zuweilen wird es da auch fiebrig warm. Er treibt mir sporadisch Tränen ins linke Auge. Und er macht komische Sachen mit der Haut auf meiner Nase, große Pickel, die ziemlich schnell zerplatzen. Auf beiden Flügeln.
Vermutlich die Kälte vom Samstag, die mir bis in die Knochen gekrochen ist und dort ein paar Tage ausgeharrt hat, auf die Gelegenheit wartend, mir bei den Ohren wieder herauskriechen zu können.

Sonst aber alles OK. Heute sowieso besser.
Nur gestern meine Verabredung mit Modeste absagen müssen.

Heute noch die letzten Erledigungen im Büro getan: Abschied genommen, Froheweihnacht gewünscht, und den guten Rutsch, zwischen den Tagen haben wir alle frei bekommen, und alle sagen, wie blöd das zu sagen: zwischen den Tagen. Ich hingegen mag das, den Ausdruck meine ich, natürlich auch die freien Tage, aber im Ausdruck ist es dieses Undefinierte dieser Tage, das Dazwischen, so eine _Dazwischenzeit_ ist das, alles bleibt ein bisschen stillstehen und eine warme Decke wird über alles drübergelegt und jetzt glaube ich, dass das alles ziemlich dämlich ist, das so zu beschreiben.

[tagebuchbloggen 21.12.]

Die längste Nacht im Jahr. Und so spät.

K war nicht zuhause. Meine Schwester und ich hatten uns verabredet Von Triers Dancer in the dark zu schauen. Wir wollten uns vorher noch Ks Eintopf von gestern aufwärmen, das hat dann aber ewig gedauert, inzwischen war auch K wieder zuhause und dann hieß es Dancerinthedark dauere fast drei Stunden und da ich weiß, wie von Trier mich immer bis tief in die Träume beschäftigt hält, entschied ich mich dagegen, und dann haben wir ungefähr eine Stunde lang durch unsere DVD-Mappe geblättert und uns für Jim Jarmusch entschieden, einer seiner ersten langen Filme, Stranger than paradise, der machte das damals schon, dieses lange Draufhalten der Kamera, dieses Einfangen der Szenen, die Andere streichen würden, und dann alles noch ein wenig unverfeinert, oder unverfälscht wenn man so mag, rohe Melancholie vielleicht.

[tagebuchbloggen 20.12.]

Freitagabend war übrigens der erste Tag an dem K und ich wieder einmal Zeit hatten, also Zeit für einander. Darüber waren wir dermaßen aufgeregt, dass wir uns eine Riesenpasta gemacht haben und uns einen Film gegeben, einen Krimi auf Arte, und daraufhin sind wir so müde geworden, dass wir ins Bett gegangen sind. Das mit Stephen King ist ja nicht mehr so am Laufen, nach dem dritten Kapitel wurde irgendwie alles egal. Deshalb sind wir jetzt auf Maxim Biller umgestiegen. Kurze Geschichten, manchmal lese ich sie alleine, manchmal lese ich sie vor, das ist das Praktische an kurzen Geschichten, das Kurze, es nimmt keine Epochen des eigenen Lebens ein, sondern einige Minuten, manchmal wenige Stunden, man muss also nicht das ganze Leben danach einrichten, ausrichten, das sind kurze Momente der Kunst, die man aufnimmt und in Rauch aufgehen lässt, Sex. Andererseits bleibt meist wenig davon hängen, bei den Romanen hingegen beginnt man schon regelrecht Beziehungen und Freundschaften mit den Charakteren aufzubauen, als Romanleser ist man Teil einer Parallelgesellschaft, während Kurzgeschichtenleser Buschauffeure sind.
Wir lagen jedenfalls im Bett und ich las Maxim Biller vor, und K fragte mich, ob ich eigentlich Fischstäbchen mochte und ich sagte, ich würde Fischstäbchen sehr gerne mögen, und sie sagte, sie auch, das sei eine gemeinsame geheime Leidenschaft und ich sagte, ich hätte Fischstäbchen manchmal pur und aus der Pfanne und ohne gar nichts gegessen, und sie sagte, wir sollten zwischen den Tagen mal Fischstäbchen machen und ich sagte ja. Mit diesem wohligen Gedanken schliefen wir kurz danach ein.

Am Samstagnachmittag mit meiner Schwester, ein wenig zu leicht bekleidet, hinaus in die Kälte gegangen, Schuhe für sie zu kaufen, ich als modischer Berater, wir liefen lange und viel, als ich dann nachhause kam, fühlte ich mich irgendwie konserviert, die Haut war eigenartig flaumig und rot, die Nieren schienen zu Rosinen geschrumpft zu sein. Für den Abend waren K und ich beim Nachbarn zu seiner Party eingeladen. Ich entschied mich dagegen. K kochte eine wunderbare Pasta mit Thunfisch, Sellerie, Tomaten und Sahne. Und Knoblauch.

Zudem ärgere ich mich wieder über all die Menschen mit den albernen Mützen.

[tagebuchbloggen: 17.12.]

Zu Anja Plaschg alias Soap&Skin ins Berghain gegangen, und diesem eigenartigen Mythos erlegen, den das Berghain in diesen Tagen so ausstrahlt, mit den mythisierenden Bildern die die Zeitung darüber so schaffen, wirkte es wie eine Erscheinung, dieses etwas verfallen wirkenden neoklassizistischen Heizkraftwerks in der Nacht, inmitten der Brachen am Ostbahnhof; das hat schon was. Das ist ein bisschen wie in einem Batmanfilm zu sein. Aber ohne Batman vielleicht.

Wir hatten gestern keine Karten und in der elendig langen Schlange vor dem Berghain hörten wir, dass es ausverkauft sei, und auch an der Abendkasse jede Mühe umsonst, und so verließen wir die Schlange und standen erst ein bisschen hilflos zwischen den umliegenden Brachen herum, in der Hoffnung jemand würde uns zwei Karten verkaufen, aber es war gestern ja die kälteste Nacht bisher und so sind wir einfach losgegangen, zur S-Bahn, ins Kino meinetwegen, aber dann holte uns jemand ein und fragte ob wir Karten bräuchten und wir nickten: hey, das issja super. Er hatte allerdings keine Karten bei sich, sondern zwei virtuelle Karten bei Radio Eins gewonnen, die er nicht einlösen wollte, aber für 25€ das Stück verkaufen, wir müssten nur an den Türstehern vorbei zur Kasse, dort ein Passwort nennen und alles wäre gut.
Das klang alles sehr unstet. Er meinte aber wir müssten erst nachher bezahlen, wir könnten also erst reingehen uns einen Drink holen um die Argwohn der Türsteher nicht zu wecken und zehn Minuten später erst rauskommen, ihm das Geld zu geben.
Das haben wir also getan. An der Kasse riefen meine Schwester und ich pistoleschießend Wien; und schon waren wir drin.

Ich hatte mich ja schon sehr auf eine gothic Veranstaltung eingestellt. Das Publikum würde toupierte Haare haben, Zwangsjacken aus Leder tragen, in die Länge geschminkte Augen, alles schöne Dinge natürlich, die ich allerdings mit Anfang zwanzig mehr zu schätzen wusste als ich sie heute zu explizit finde, doch war die einzige, die irgendwie gothicmäßig angezogen war, Anja Plaschg selber. Und mit ihren 18 Jahren auch die Jüngste.
Das Publikum war dann eher so, wie soll ich sagen: Lesebühnenpublikum zwischen dreißig und fünfzig. Das war eine lustige Erkenntnis. Und auch peinlich, mich genau darin wiederzufinden.

Sie spielte alle Lieder, sie spielte das wunderbare CryWolf. Doch weiß ich nie recht echt ist an ihr. Sie brach einmal in Tränen aus, wischte das aber mit einem gekonnten, routinierten Bemerkung wieder weg, einmal lief sie schreiend über die Bühne, wie ein wildgewordenes Kind das um Aufmerksamkeit buhlt. Sie ist sich ihrer Rolle sehr bewusst, sie schauspielert, die Art wie sie am Mikrophon verstummt, sie weiß um den Effekt ihrer nur zur Hälfte ausgesprochenen Worte, die Haltung, wie sie im Weggehen noch entscheidet ein Wort zu sagen, dann vor dem Mikro doch nichts sagt. Sie weiß wie sie wirkt, und sie weiß zu wirken, und das macht ihr Spaß, das macht ihre Erscheinung zwar nicht minder aufregend, aber ich kann mich des Gefühles nicht entziehen, dass das alles sehr aufgesetzt ist, sehr erlernt. Die Tränen: eine tragische Geste. Das Schreien: eine tragische Geste. Das ätherische Gucken: eine Geste. Ich kaufe ihr das Leiden nicht so ab.
Und trotzdem habe ich jeden Moment aufgesaugt.

Soap&Skin

[tagebuchbloggen: 16.12.]

Die ahnenden Blicke der Anderen nach der Firmenfeier, die man immer als wissende Blicke interpretiert.

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Am Abend mit U und mit C im FrauMittenmag gewesen. Das haben wir früher öfter gemacht, hat sich aber ein bisschen gelegt, ich weiß auch nicht warum, man geht so den Dingen nach, und diese beiläufigen schönen Abende, die so völlig projektlos sind, die keine Meetings sind, weil sonst ja alles immer gleich Projekt und relevant und wichtig sein will; diese beiläufigen und schönen Abende, die werden dann immer seltener.

[tagebuchbloggen 15.12.]

Wir saßen überm Marlene-Dietrich-Platz, nippten am ersten Bier der Weihnachtsfeier, schauten hinunter auf die Spielbank und mein Chef sagte, komm, lass uns in die Spielbank gehen und ich sagte, ohnein, sowas ist nichts für mich, und er sagte, ah doch, das ist cool, kann man 10 Euro in den Automaten stecken und als Millionär nachhause gehen, und ich sagte, ohnein, sowas ist nichts für mich, und er sagte, doch das ist cool, haben wir früher auch gemacht, und ich sagte, ohnein, sowas ist nichts für mich, und er sagte, komm, ich glaube ich gewinne heute die Million, und ich sagte, stimmt, ich habe auch ein gutes Gefühl, und der andere Kollege sagte, er käme mit, und so gingen wir hinunter zur Spielbank, und ich fragte dauernd was ich jetzt tun muss, und mein Chef zeigte mir die Knöpfe. Er verlor fünfzehn Euro, danach verlor ich zehn Euro, aber immerhin hatte ich einmal 2,50 gewonnen, die ich beim nächsten Einsatz sofort wieder verlor, und mein anderer Kollege verlor erst einen Zehner, gewann dann 38 Euro, und, schlau wie der Fuchs, wollte er es sich auszahlen lassen, drückte auf Auszahlen – danach tat sich aber nichts mehr. Erst später sahen wir, dass man die Auszahlung, ganz oben rechts auf einem eigenen Drücker bestätigen musste. Das war später. Vorher hat er die 38 Euro natürlich wieder verspielt.

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Beat It. Just beat it. Beim tanzen zu Beat It ist dann immer alles so klar, die Coolness der Achtziger, die so Jackomäßig aufgedreht war, die wir heute so unmöglich finden, so grell. Beim Tanzen zu Beat It verstehe ich immer worum es ging, es liegt in den Bewegungen, die der Song hervorruft, sie sind so achtziger, so jackomäßig aufgedreht. Ich glaube es hatte mit, öhm, Hoffnung zu tun.

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Wir waren die Letzten. Ein Haufen betrunkener Nerds, der mit den Garderobemarken vollkommen überfordert war. Nachher, es war vier Uhr, kehrten wir noch im MacDonalds ein, Himmel, ist das wirklich so gewesen, und als die anderen ins Taxi stiegen bin ich noch den ganzen Weg vom Potsdamer Platz bis zum Hackeschen Markt gelaufen. Irgendwann spürte ich meine Beine nicht mehr und bin für den letzten Kilometer in ein Taxi gestiegen.
Ich weiß übrigens, warum ich mir heute freigenommen habe.

[tagebuchbloggen: 14.12.]

Gestern wieder lange im Büro gesessen, Sachen reparieren. Keine Herzen. OK, der war albern. Generell bin ich derzeit ein bisschen albern. Gerne bin ich derzeit ein bisschen albern.
Nachher waren K und ich in der neuen Wohnung meiner Schwester eingeladen. Es gab einen sehr gehaltvollen Eintopf; Eintopf, das klingt jetzt sehr nach Unherzlichkeit, das war aber Absicht, wegen meiner gedämpften Nahrungsaufnahme, woran ich mich nicht leicht erinnere, wenn ich an meine Nahrungseinflößungen der letzten Wochen denke. Mekstopfleben. Aber meine Schwester weiss das, und auch K, nur ich scheine mich dem ein bisschen zu entziehen, dem Wissen meine ich, und dann denke ich an so Sachen wie: Wissensentzug, und denke sofort an Bildungsentfernung, und dann bin ich schon ganz woanders. So leicht ist das.

[tagebuchblog: 13.12.]

Am Freitag essen gewesen. Und das ging so:
H aus Wien ist eigentlich H aus Südtirol, das heißt, wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame Abneigungen, gemeinsame Freunde, und dazu gehört auch Hannes. Als gemeinsamer Freund. Hannes hat Südtirol irgendwann in den neunzigern mit Berlin getauscht. Wir hatten nie ein besonders inniges Verhältnis zueinander, aber man kennt sich in Südtirol, wenn man sich die Haare grün färbt und gegen den Wind stinkt, aber ich weiß nicht, ganz warm war das nie zwischen uns, zudem sagte H, ich hätte dem Hannes damals seine Freundin ausgespannt, was er mir nie verziehen habe, aber ich meine mich zu erinnern, dass ich Trostpflaster für seine Exfreundin gewesen bin, eine undankbare Aufgabe, ich war meine ganze Jugend lang immer nur Trostpflaster, ich habe immer verletzte Gefühle reparieren müssen, oder Schultern zum Ausheulen hergeben müssen, küssen wollten die mich nie, aber hey, das ist jetzt wirklich sehr lange her, wir waren fast noch Babies, und die Gefühle von damals, waren so schwierig händelbar wie wie wie, ach das ist mir jetzt zu albern, nach blöden Gleichungen zu suchen.
Nun war H also in Berlin zu Besuch und er sagte, Hannes wäre jetzt Besitzer eines Restaurants in Kreuzberg und da wir allesamt ziemlich gerne essen, beschlossen wir, am Freitag den Hannes in seinem Lokal zu überraschen. Ich würde am Freitagnachmittag anrufen und einen Tisch für vier bestellen, aber als Wito anzurufen war natürlich blöd, das war dann ja keine Überraschung, also entschied ich mich für den Namen Durnwalder, denn Durnwalder ist der Name unseres Landeshauptmannes, also des südtiroler Landeshauptmannes, und Durnwalder sieht so aus, und bei dem Gedanken, mich nach so vielen Jahren beim Hannes als Durnwalder zu melden, musste ich unheimlich lachen, und so bat ich meinen Kollegen, unter der 030/34711008 anzurufen und als Durnwalder einen Tisch für vier Personen zu bestellen, also griff mein Kollege zum Telefon, stellte den Lautsprecher auf laut und wählte die Nummer, hallo hier Durnwalder, ich möchte einen Tisch für heute Abend reservieren, für wieviele?, für vier, welche Uhrzeit?, für acht, wie war nochmal ihr Name?, Durnwalder, wie bitte?, Durnwalder, d-u-r-n-w-a-l-d-e-r, ha das ist ja witzig, was ist denn bitte witzig?, oh entschuldigung, so heißt unser Landeshauptmann, ihr _was_ bitte?, unser Landeshauptmann, Landeshauptmann?, ja, das ist ein wichtiger Politiker, ahso und warum jetzt _ihrer_, ja wegen Südtirol, das ist der südtiroler Landeshauptman, achso, kann ich ja nichts dafür, ja das stimmt, ja so ein Zufall, ja tatsächlich, issjanding.
Das war schon ein sehr witziger Moment.

Am Freitagabend fuhren also K, H, und ich nach Kreuzberg. Meine Schwester kam aus Neuköln, und war schon lange vor uns da, sie und Hannes kannten einander nicht, meine Schwester ist viel jünger, aber sie kam ins Lokal, sagte, sie habe einen Tisch reserviert, auf den Namen Durnwalder und der Hannes sagt: hey Du bist ja die Schwester vom Mek, und sie sagte, ja, öhm, wusste dann aber auch nicht weiter, Hannes meinte aber meine andere Schwester, die beiden werden dauernd verwechselt, was ich nie nachvollziehen kann, weil sie ja so unterschiedlich aussehen, aber egal, um der Sache die Spannung rauszunehmen: Hannes ahnte auf einmal, was sich hinter Durnwalder verbarg, und war dann entsprechend gelassen, als wir gutgelaunt und grinsend das Lokal betraten.

Wir haben dann tolle Sachen gegessen, ich einen Hirschrücken mit Blaukraut und Speckknödeln in wunderbarer Weinsoße, die Mädels hatten ein üppiges Knödeltris in geschmolzener Butter mit Parmesankäse und Salat. H aß die Gans. K und ich nahmen uns als Nachtisch einen Kaiserschmarrn.
Nachher setzte sich Hannes zu uns und öffnete eine Anderthalbliterflasche Obstler. Schenkte ein. Und blieb dann einschenken. Und machte mit dem Einschenken weiter. Bis es ungefähr zwei Uhr war. Auch noch an der Bar beim Zahlen. Auch noch als ersichtlich wurde, dass wir nicht mehr wirklich zur Ubahn laufen konnten. Laufen wollten. Als wir das Lokal verließen hörte er aber auf.
OK, nur H und ich hatten uns verführen lassen. K und meine Schwester waren früher zur Vernunft gekommen.

Am nächsten Tag: lange geschlafen. Und dann zum Kollwitzmarkt spaziert. H wollte am Abend für uns kochen und brauchte frische Zutaten. Ziemlich spät am Nachmittag sind wir dann mit zwei kleinen Tüten Kräuter wieder nachhause zurückgekehrt, haben einen Kaffee getrunken, und da hatten wir diese grandiose Idee ins Alexa zu fahren, Lebensmittelgroßeinkauf, H war nämlich mit dem Auto in Berlin, und K und ich müssen sonst ja immer schleppen, das klang so wunderbar: mit dem Auto Großeinkauf machen, hinfahren, einpacken, zurückfahren – also sind wir am späten Samstagnachmittag, zusammen mit ganz Ostberlin, nein: zusammen mit ganz Ostberlin und ganz Brandenburg und ganz Westberlin, ins Alexa gefahren und dort noch richtig shoppen gegangen: Hosen, Hemden, Unterwäsche, Konzerttickets, Schuhe, haben uns durch alle Etagen gedrängt und uns die ganze Zeit gewundert, was für einen unheimlichen Blödsinn wir da gerade machen. Lebensmittel haben wir dann auch gekauft.
Und danach gekocht.

Und dann wurde Sonntag. Viel Zeit in der Küche verbracht. Bei Kaffee und Tee, bis in den Nachmittag hinein, dann haben wir H zum Auto gebracht und uns verabschiedet. Danach war plötzlich Abend und jetzt geh ich ins Bett.

[tagebuchbloggen: 10.12.]

Also nicht, dass es nichts zu berichten gäbe, auch fehlt mir nicht der Ton, doch war es in diesen Tagen eher die Zeit. Also Stichpunktartig (rap-artig, oder wrap-artig, haha, auch wenn Stichpunkte ja nicht umwickelt sind, sondern ausgepackt und ausgelegt, der Rap sollte den Takt geben und das Wrap sollte alles nackig machen, aber ich schweife ab) nachgeholt:

-Mittwoch waren K und ich bei A und N zum Essen eingeladen. Pärchenabend, sehr toll, und das meine ich nicht ironisch.
-Donnerstag ist H aus Wien gekommen und bleibt ein paar Tage. Gestern waren wir also noch weg, K, H und ich, ins Toca Rouge an der Torstrasse essen und nachher noch im Bergstüb’l (das schreibt man wirklich so) an der Brunnenstraße (nicht das in der Invalidenstraße) dreivier Biere getrunken und über Blogs geredet, und über Ästhetik, komische Mischung, war aber richtig.

Überhaupt das Bergstüb’l, eigenartige Bar, man würde sie ja eher im alten Berlin der neunziger sehen, oder wenigstens im hintersten Friedrichshain, oder heute in Neuköln, keine Ahnung was da früher drin war, möglicherweise ein Massagesalon, der hinterste Raum ist weiss gefließt, der mittlere Raum und der vordere haben Holz an den Wänden, und irgendwie ist alles kaputt und verbraucht, dann steht die Bar ein wenig verloren im oberen Teil der südlichen Brunnenstraße, der Teil der nicht so recht weiß was aus ihm werden wird, aber: super Bar, super Musik, super Räumlichkeiten, und super Leute. Nur sind immer so wenig Leute da, dass das Super total im Überfluss ist.
Ich werde da jetzt öfter hingehen, den Rockandroll am Leben zu halten, bevor alles loungemäßig geradegeschaltet wird.