[Donnerstag, 15.9.2022 – Wahlen in Italien, Dackelfreundschaft, verbrannte Zunge, kaltgekochter Lachs]

So sehr mich der Rechtsruck in Schweden beschäftigt, so sehr habe ich vergessen in Italien zu wählen. Ich habe nur ein Mal in meinem Leben gewählt. Damals war ich gerade 18 geworden und wählte Rifondazione Communista. Ein Jahr später zog ich in die Niederlande, wo ich wenig mitbekam von der italienischen Politik. Ehrlicherweise interessierte mich die Parteipolitik in Italien auch vorher kaum. Es gab ständig Streit, es ging immer um verletzte Eitelkeiten oder um die Bildung von Grüppchen, ich fand das ganz furchtbar, ich hatte zu keinem Moment das Gefühl, die Parteien könnten mein Leben verbessern oder hätten Interesse daran, die Welt voranzubringen.

In den Ländern, in denen ich seit meinem neunzehnten Lebensjahr wohnte, konnte ich allerdings nicht wählen. Seit einigen Jahren kennt der italienische Statt meine Wohnadresse und seitdem erhalte ich Post. Bei Wahlen und bei Volksbefragungen. Ich nehme mir immer wieder mal vor, mich mit dem Parteienspektrum auseinanderzusetzen, aber dann denke ich daran, dass Berlusconi (ja, der lebt noch) wieder kandidiert, dann kann ich mich ich mich schon nicht mehr dazu aufraffen.

Nächstes Wochenende wird möglicherweise eine Faschistin das Ruder übernehmen, zusammen mit Berlusconi und einem anderen Faschisten. Immerhin stellten in den letzten 30 Jahren schon mehrmals Faschisten die Regierung und sie konnten dieses schöne und gleichzeitig unregierbare Land nicht wesentlich beeinflussen. Das ist fast schon charmant.

Links neben mir liegt der grosse Umschlag mit den Wahlunterlagen. Kann ich jetzt wegwerfen. Dann werde ich wenigstens nicht ständig an Berlusconi erinnert.

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Gegen Mittag traf ich meine Fussballfreundin, die in der Nähe war und ihren Dackel bei sich hatte. Wir machten einen längeren Spaziergang mit den Tieren. Es war das erste Mal, dass sie sich kennenlernten. Die Hündin meiner Freundin blieb freundlich, aber die überbordende Energie meines Pubertiers war ihr irgendwann doch zu viel und sie zeigte Zähne. Es war aber schön, mit zwei Hunden an der Leine zu spazieren. Meine Hündin lernt das gerade. Auch mal ruhig bleiben, nicht immer jeden Hund als Spielobjekt betrachten.

Danach tranken wir einen Latte bei einem Foodtruck auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs. Dort sind mittlerweile schon Firmen eingezogen. Strato zB und irgendwelche Callcenter und Medienfirmen. Es sieht noch nach Baustelle aus, aber es stehen schon die obligatorischen Foodtrucks. Der Latte war zu heiss, ich verbrannte mir die Zunge. Es gibt wenige Sachen, die mich mehr nerven, als eine verbrannte Zunge. Berlusconi vielleicht, aber eine verbrannte Zunge begleitet mich den ganzen Tag und den ganzen Tag darauf. Berlusconi nicht. Dafür ist die verbrannte Zunge nach ein paar Tagen vorbei. Berlusconi nicht.

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Den Rest des Tages habe ich Meetings, danach hole ich meine Frau von der Ubahn ab und wir machen eine längeren Rudelspaziergang. Als wir zuhause sind, gibt es kaltgekochten Lachs mit Kartoffeln und einer umwerfenden Dillsauce. Das ist ein schwedisches Gericht. Wir wollten das mal probieren, auch um vielleicht einmal Leute einzuladen.

[Mo/Di/Mi, 12./13./14.9.2022 – Pie, Tierpubertät, Sverige]

Die letzten beiden Tage morgens und abends ständig mit dieser neuen Grundsteuerberechnung beschäftigt gewesen. Ich hasse solche Themen. Mein schlechtes Management von wichtigen Unterlagen macht das Unterfangen nicht besser. Allerdings amüsiert es mich, am Behördendeutsch entlangzuhangeln, Wort für Wort Formulierungen und Substantive zu entschlüsseln, einfache Substantive von minimal vberänderten Kompositionen zu unterscheiden, diese mit amtlichen Unterlagen zu vergleichen, wieder verwerfen, Wort für Wort zu wiederholen.
Gemarkungsschlüssel, Flurnummer, Flurstück (Nenner), Flurstück (Zähler), unsowei…

Zumindest ist es so lange amüsant wie man das Gefühl hat, wenigstens in kleinen Schritten voranzukommen. Dieses Gefühl endet schnell.

Nun. Deswegen hatte ich keinen Nerv und keine Zeit, mich mit den Tagebucheinträgen zu beschäftigen. Wobei es therapeutisch wirken hätte können. Das tun sie sonst jeden Tag. Tagestherapie.

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Am Montagabend hatte ich einen Termin, wir setzten uns in ein Lokal an der Kreuzberger Graefestrasse. Das Lokal hiess St. Bart und sie hatten 4 Pies auf der Tageskarte stehen. Pies. Wenn ich an Pie denke, dann denke ich immer an die Schottlandurlaube, als wir abends todmüde von der Wanderung oder dem Regen, uns in den Pub oder ins Restaurant niederliessen, kühles Bier tranken und dazu Pie mit Erbsen und Kartoffelbrei serviert bekamen. Ich zerfloss dann immer. Ich zerfloss dabei so träge und schwer, wie der Käse, der aus dem Pie hervorgeflossen kam.

Am Montag bestellte ich eine Pie mit Cheddar und Zwiebeln. Eine der Begleiterinnen bestellte den Pie mit Beef und Cheese. Wir teilten ihn uns. Je eine Hälfte aus den beiden besten Welten.

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Mein Tier geht gerade durch eine merkwürdige Phase. Sie hört nicht, sie macht, was sie will, manchmal ist sie melancholisch, manchmal ist sie aufgekratzt und man kann nicht normal mit ihr umgehen. Ich weiss nicht, was das ist. Sie hat vor einigen Wochen gelernt, an Strassen stehenzubleiben und auf meine Freigabe zu warten. Das funktionierte immer prima. Heute kamen wir aus dem Park, dann wollte ich sie anleinen, sie dachte aber überhaupt nicht daran angeleint zu werden und rannte Kreise, sogar hinaus auf die Strasse, ignorierte jegliche Regel und jedes Kommando, das ich ihr beigebracht hatte, auf der anderen Strassenseite hatte sie offensichtlichen Spass daran, vor mir zu fliehen und mich in ein albernes Fangspiel hineinzuziehen. Bis ich Mithilfe eines anderen Hundebesitzers, das durchgeknallte Tier einfangen konnte. Glücklicherweise gab es dort zu dem Zeitpunkt keinen Autoverkehr.

Ich habe seit ein paar Tagen das Gefühl, dass es die ersten Anzeichen einer Läufigkeit sein könnte. Das Alter hätte sie jetzt. Aber Rüden interessieren sich bisher ja nicht so für sie.
Womöglich ist es die Teenagerzeit. Ich dachte, das ginge mit der Läufigkeit einher, aber möglicherweise beginnt das rebellische Verhalten schon früher. Bald geht es mit dem Rauchen los, dann der Alkohol und die Drogen, in zwei Monaten geht sie dann auf Demos und bricht das Studium ab.

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Kurz vorm Schlafengehen öffne ich noch einmal Spiegel Online und lese, dass in Schweden das rechte Lager mit den Rechtsradikalen die Wahlen gewonnen haben. Brennstoff für einen erholsamen Schlaf.

[Sonntag, 11.9.2022 – Osttimor, Fundbüro LYR, Hygienepapier, Wahlen in Schweden]

Das heutige Worldle war wieder schwer. Zwar lag ich mit der Verortung im Pazifik richtig, aber ich musste Maps zurate ziehen um es zu lösen. Am Ende war es Osttimor. Osttimor hätte ich allerdings wissen können. In den Jahren, in denen ich in den Niederlanden lebte, gab es in Hausbesetzerkreisen immer wieder Solidaritätsbekundungen mit Osttimor. Indonesien machte da irgend einen Scheiss mit Osttimor und die Timoresen wollten unabhängig sein. Ich verfolgte das nicht so genau, aber eine Freundin von mir war Indonesischer Abstammung und sie stand leidenschaftlich auf der Seite der Timoresen. Ich war damals ehrenamtlicher Chefredakteur eines linksradikalen Wochenblattes und bekam ständig Artikel von ihr, die wir abdruckten. Darauf war immer der Umriss dieser halben Insel abgebildet. Diesen Umriss sah ich wirklich oft. Aber wenn es mal wichtig ist, wie zB beim heutigen Worldle, dann kann man das Wissen nicht aufrufen.

So ist das.

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Heute meldete ich mich in einer Gruppe auf Facebook an. Die Gruppe ist sowas wie ein Fundbüro Longyearbyen. Da posten Leute Dinge, die sie gefunden haben, die möglicherweise jemand verloren hat. Meist geht es um Handschuhe und Mützen. Erstaunlich viele Kreditkarten und auch Kopfhörer.

Es macht mir Spass, das zu verfolgen.

Am Mittwoch wird das Thermometer in Longyearbyen erstmals wieder Minusgrade anzeigen. Gegen 3 Uhr nachts soll es auf Minus 3 absinken.

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Unsere Taschentücher sind schon lange aufgebraucht und ich vergesse schon seit Wochen, welche nachzukaufen. In der Nacht zu Sonntag ging dann auch noch das Toilettenpapier zu Neige. Also nehme ich die letzte Küchenrolle. Letzte Küchenrolle genau, besser gesagt, letzte Drittelküchenrolle.

(Spoiler: das Drittel Küchenrolle hat für den Sonntag gereicht)

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Bei den Wahlen in Schweden sieht es derzeit glücklicherweise nicht danach aus, als würden die Nazis gewinnen. Schlimm genug, dass sie so stark geworden sind. Fürs Regieren wirds vermutlich ganzganz knapp nicht reichen.

Das war jetzt kein gehaltvoller Beitrag zur Situation in Schweden. Aber irgendwo muss ich meine Erlecihterung ja hinschreiben.

[Samstag, 10.09.2022 – Apertive, Backwarenketten]

Heute wieder Hundeschule, danach etwas für nächste Woche auf Arbeit vorbereitet, dann das Spiel Hertha gegen Leverkusen geschaut. Heute ging ich nicht ins Stadion, ich hatte zu viel zu tun. Es macht wieder Spass meiner Mannschaft zuzusehen. Das war die letzten drei Jahre lang nicht mehr oft der Fall. Obwohl es nur ein 2:2 wurde, war es immer ein Spiel das wir hätten gewinnen können. Es ist ein Anfang.

Nach dem Spiel gingen wir mit dem Tier raus und beschlossen zum Ringcenter zu laufen um einen Fehlkauf zurückzubringen. Auf dem Hinweg liefen wir an einem Bäcker vorbei, der auch Aperitive serviert. Der Backladen heisst Backaro und liegt an der Proskauer. Auf dem ganzen Hinweg redeten wir darüber, wie nett es da ausgesehen hatte und so beschlossen wir, auf dem Rückweg einzukehren. Bei näherer Betrachtung ist natürlich kein Ketten-Bäcker, sondern ein Bäcker, der italienische Backwaren herstellt und dazu Kaffee und Aperitive serviert.
So einfach, so genial. Wir tranken einen gespritzten Aperol, dann noch einen zweiten. Dazu bekommt man ein kleines Tellerchen mit Olivenbrot, wie das in den meisten italienischen Bars eben üblich ist und das alles bei gewöhnlichen Preisen. Es wundert mich nicht, dass diese unfreundlichen Schrippenketten nicht auf Dauer überleben werden. Nichts gegen Schrippen, aber gegen diese Ketten.

[Freitag, 9.9.2022 – es wird Herbst, mit Freunden]

Der Herbst ist angekommen. Das ging wirklich schnell. Vor wenigen Wochen war es noch unerträglich heiss, jetzt ist es schon seit einer Woche ausgekühlt. Ich habe wirklich nichts gegen den Sommer, wirklich nicht, ich kann dem durchaus etwas positives abgewinnen, aber ich mag die gegenwärtige Kühle ja wesentlich lieber. Wie schnell die Jahreszeit umschaltet, überrascht mich doch etwas. Mir kommt vor, dass ich im Juni etwas ähnliches schrieb, allerdings umgekehrt, dass ich in der einen Woche eine Steppjacke trug und die Woche darauf im Tshirt schwitzte.

Aber egal. Jetzt beginnt diese schöne Zeit, in der die Tage kürzer werden, die Temperaturen wieder sinken, wir uns wieder schöner kleiden, es kommt Oktober, die Dunkelheit, die Lichter im Haus, wir werden viel Zeit drinnen verbringen, dann Wintersonne, der Leerlauf ab Mitte Dezember, Lichterketten.

Wo waren wir?

Achja. Heute sass ich im Homeoffice, ich hatte aber durchgehend Termine. Stundenlang konzentriert und gebeugt über den Laptopbildschirm, meine Augen wurden quadratisch.

Um sechs Uhr waren meine Frau und ich mit einem Fussballfreund und seiner Frau verabredet. Wir gingen ins Brewdog, aber das andere Brewdog, das Brewdog an der Invalidenstrasse in Mitte. Wir tranken Bier und assen Pizza. Der Laden in Mitte ist wesentlich lauter und touristischer als unsere Bar am Frankfurter Tor. Reden und zuhören war daher etwas anstrengend, aber wir hatten trotzdem einen sehr netten Abend.

[Donnerstag, 8.9.2022 – Pluviophilie, Büroqueen, überhaupt: queen, King Charles, King, King]

Kaum schreib ichs, lande ich bei Worldle wieder einen Volltreffer. So viel zum Jinxen.

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Heute Regen. Dauerregen. Es ist das erste Mal, dass mein Tier den Regen nicht meidet. Im Gegenteil, sie zieht regelrecht an der Leine und stellt sich in das herabplätschernde Wasser. Als der Regen noch stärker wird, stehe ich in einem Hauseingang unter und sie steht erhobenen Hauptes im Regen. Ich weiss nicht, woher der Wandel kommt.

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Wenn meine Hündin im Büro ist, ist sie praktisch die Queen. Wobei: komisch, gerade heute das Wort Queen in einem anderen Zusammenhang auszutippen. Ich glaube, ich habe hier noch nie das Wort Queen verwendet. Aber zur Queen später noch was. Meine Hündin ist im Büro praktisch die Queen. Sie ist der einzige Hund auf 1700 Quadratmeter.
Heute schlief sie dann auf dem Bürosofa, während ich in meine Tastatur tippte und plötzlich, aus dem Nichts: ein Bellkonzert. Einer der Entwickler hatte seine Hündin mitgebracht. Diese dachte vermutlich auch immer, sie sei die Queen auf 1700 Quadratmetern. Die Hündin des Entwicklers war erst drei oder viermal im Büro. Sie sind sich noch nie über den Weg gelaufen.

Ich amüsierte mich sehr über den Schreck meiner Hündin. Schläfste da als Büroqueen nichtsahnend herum, und plötzlich reisst dich die Existenz einer anderen Büroqueen aus dem Schlaf heraus.

Nach dem ersten Schreck verstanden sie sich aber sofort.

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Und ja. Die Queen ist tot. Einer der britischen Entwickler macht sich echte Sorgen um sein Herkunftsland. Er sei zwar kein Royalist, aber nach dem Brexit und dem ganzen Scheiss, der in der Welt gerade passiere, sei Queen Elisabeth II doch die einzige Konstante gewesen, die so etwas wie einen Halt in seinem Land gegeben habe. Er glaubt, jetzt werde alles noch viel mehr zerfallen.

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King Charles ist das jetzt. King Charles. King. King. King. King. King. King. King.

[Mittwoch, 7.9.2022 – Gemüseberge, Jinxen, autophages Koma]

Heute kochte ich im Büro Haferreis mit Gemüse für 15 Menschen. Das ging erstaunlich gut. Problematisch war nur die Unmengen Gemüse zu schneiden. Aber dafür boten sich mehrere Kolleginnen an, so wurden die Gemüseberge sehr schnell zerkleinert. Daraus müsste man mal ein Zeitraffervideo erstellen. Wie sechs Menschen Gemüseberge zerkleinern.

Daran werde ich das nächste Mal denken.

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Seit ich neulich den Worldle Link postete und angab, wie gut ich im Erraten der Umrisse von Ländern bin, habe ich kein einziges Rätsel mehr, ohne Zuhilfenahme von Maps, lösen können. Ich konnte noch immer ganz gut eingrenzen, aber lösen schaffte ich nicht mehr.

Das nennt man Jinxen. Dafür kann ich im Fussball sagen, was ich will, und jinxe nie etwas. Das finde ich sehr entspannend. Andere Leute Jinxen im Fussball ständig. Die brauchen nur sagen: wenn wir weiter so spielen, kriegen wir einen elfer, und bämm, kriegen wir einen Elfer.

Ich kann sagen, was ich will. Im Positiven wie im Negativen. Es hat keinen Einfluss. Meine Gedanken befinden sich in einer entkoppelten, gottgleichen Fatalität.

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Am Abend schnitt ich meinem Tier die Haare. Dabei war ich alleine. Ich schaffte nur eine Hälfte. Dafür bin ich jetzt Experte in Nahkampf.
Man sieht dem Tier den Haarschnitt nicht an. Aber der Küchenboden ist von schwarzen Haarbüscheln übersäht. Das Tier schnappt sich im Liegen immer wieder Haarbüschel und kaut daran. Während sie daran kaut, beruhigt sie sich, als gäbe es so etwas wie ein autophages Koma, und ich bekomme mehr Kontrolle über die Rasiermaschine. Der Vorgang ist aber immer nur von kurzer Dauer.

[Dienstag, 6.9.2022 – Mopsi, Dogge]

Unser Tier heisst übrigens Wollie. Wir gaben ihr diesen Namen wegen der Wolligkeit ihres Felles. Manchmal sieht sie aus wie ein Schaf mit Reisszähnen.

Neulich traf ich auf meiner Gassirunde eine Frau vor dem Späti. Sie gehört zu der Trinkergruppe, die oft vor dem Späti am Bersarinplatz sitzt. Ich sass am Vormittag auf einer Stufe, während ich wahlweise meinem Tier oder den Pixeln auf meinem Telefon zusah. Die Frau setzte sich zu mir und begann mit mir zu reden. Ich muss etwas mitgenommen ausgesehen haben. Sie verriet mir, dass ich nicht hier auf der Stufe sitzen müsse, der Spätibesitzer lasse einen auf den Bänken sitzen, auch wenn man nichts konsumiere, das sei ein ganz Netter. Sie war schon angetrunken und laberte etwas, aber sie war nett und wir hatten einen netten Plausch. Sie wollte alles über meine Hündin wissen. Natürlich fragte sie auch, wie sie heisst, deswegen sagte ich: sie heisst Wollie, wegen den Wolle, weil sie manchmal aussieht wie ein Schaf.

Jetzt traf ich diese Frau wieder. Sie sass mit einer anderen Trinkergruppe unweit des Frankfurter Tores. Als sie mich und das Tier kommen sah, rief sie laut: schaut, den Hund kenne ich. Das ist Moppie, die heisst so, weil sie aussieht wie ein Wischmop.

Fanden alle lustig.

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Noch eine Hundeanekdote. Aber anders. Auf einer Gassirunde traf ich eine Frau mit erdbeerroten Haaren. Ich sehe sie öfter, aber immer nur aus der Entfernung. Sie führt immer eine riesige Dogge mit sich mit. Ich kenne sie nur aus der Entfernung, wie sie immer die Strassenseite wechselt, wenn sie mich sieht. Sie macht das sicherlich bei allen Hunden. Sie führt die Dogge an einer sehr kurzen Leine. Gerade mal 10cm Freiraum. Vermutlich würde die Dogge sie einfach mitschleppen, wenn sie Ausreiss nimmt. Heute band sie ihren riesigen Hund vor dem Späti fest und ging Kippen kaufen. Ich lief mit meinem Tier auf etwas Abstand vorbei. Als meine Hündin diese grosse Dogge da so stehen sah musste sie innehalten. Wir schauten sie eine ganze Weile aus sicherer Entfernung an. Hingehen wollten aber weder sie noch ich.

Dann kam ein kleines Mädchen mit einem Schulranzen. Das Mädchen war vielleicht 7 oder 8. Sie stellte sich vor die Dogge und streichelte den Kopf des Hundes. Der Hund überragte sie um einen ganzen Kopf und liess sich geduldigt streicheln. Als das Mädchen genug gestreichelt hatte, ging es weiter und kam an uns vorbei. Sie tat das gleiche bei meinem Tier. Sie sagte: oh ist das ein schöner Hund. Ich liebe schwarze Hunde. Wenn ich zehn bin, bekomme ich auch einen schwarzen Hund. Das hat mir mein Onkel versprochen.

Dann ging sie weiter.