[Freitag, 8.4.2022 – Sessionbiere]

Es war ein sehr guter, aber sehr anstrengender Tag. Auf der Arbeit vieles gelöst bekommen.
Auch die Hündin war heute wieder im Büro. Von den ersten wilden 5 Minuten abgesehen, verhält sie sich sehr entspannt. Die ersten 5 Minuten rennt sie wie ein Duracell-Fellchen durch das Büro.

Einer der Mitarbeiter lag auf dem Rücken unterm Tisch und zog Kabel. Der konnte sich natürlich nicht wehren, als sie auf ihn sprang und leckte.
Eine richtig coole Sache sind die langen Flure. Wir haben ihr einen Hartgummiball mit Seil gekauft. Diesen Ball kann ich einmal diesen Flur hinunterwerfen. Ich kann gar nicht so weit werfen wie der Flur lang ist. Und sie hoppelt aufgeregt hinterher

Habe ich noch anderen Content als Hundecontent?

Nein, aber am Abend trafen wir uns wieder im Brewdog. Wo man uns nur wegen der Hündin erkennt. Ah, it’s Wollie.

Ich bin ja ein Biersnob. Ich kann mit den üblichen industriell hergestellten Bieren nur noch wenig anfangen. Natürlich trinke ich es, aber nach dem zweiten, dritten, schmeckt es nur noch nach angereichertem Wasser mit einem leichten Metallnachgeschmack. Natürlich ist Brewdog mittlerweile ein großes Unternehmen und braut seine Biere längst nicht mehr im kleinen Braukesseln im Keller, aber man merkt den Bieren halt an, dass sie hochwertige Zutaten verwenden. Damit ist nicht Felsquellwasser gemeint, sondern richtiger Hopfen statt Hopfenextrakt. Klar, solche Biere sind teurer und sie lassen sich auch den Namen gut zahlen, aber guter Hopfen kostet eben, vor allem, wenn du auch noch viel davon verwendest.

Vor allem bin ich zwei Stilen zugeneigt. Dem Pils. Dem richtigen, natürlichen Pils. Nicht dem Veltins-Pils. Und neuerdings den Sessionbieren, also den leichten Varianten um die 4,5% Alc, vor allem von Pale Ales, aber neuerdings diese hopfengestopften Hazy-Stilen. Als Vollbiere sind sie mir Hazys meistens zu alkoholisch, aber als leichte Sessionbiere sind sie genau! das! was ich am Bier so gerne mag. Megasüffig, mit viiiiel frischem Hopfen.
Bei Brewdog brauen sie genau so ein Bier. Das „Hazy Jane“. Wegen des Hazy Jane sitzen wir da jetzt jeden Abend.

[Donnerstag, 7.4.2022 – Homöopathie, Wetterfühligkeit]

Die Tierärztin will mir für die Hündin ein homoöpatisches Mittel gegen Reisekrankheit andrehen. Homöopathie. Bei Tieren. Ich sage es nochmal: Homöopathie. Bei einem Tier.

Homöopathie bei einem Tier. Bei einem Tier.

Da mir niemals im Leben eingefallen wäre, dass Ärzte ein Tier mit Homöopathie zu verarzten, wusste ich nichts vernünftiges zu sagen und schob die Schuld meiner abwesenden Frau in die Schuhe, ich sagte, meine Frau verachte Homöopathie, ich bräuchte etwas mit Wirkstoffen. Sie nimmt meine Aussage kommentarlos an und sucht nach einem Medikament.
Ich werde meiner Hündin jetzt nicht auch noch Glauben antrainieren.

Je länger der Tag voranschreitet, desto mehr bringt mich sowas auf die Palme. Homöopathie bei einem Tier. Es gibt offenbar wirklich einen Markt für jeden Käse.

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Die Hündin ist wetterfühlig. Ich habe das Gefühl, dass sie keinen Regen mag. Wenn es regnet, dann verkriecht sie sich im Hauseingang und weigert sich die Pfoten auf den Bürgersteig zu setzen. Leider nimmt sie das als Anlass, den Pipigang zu verweigern und macht dann in die Wohnung. Das mag ich wiederum gar nicht, weswegen wir bei Regenwetter oft zehn Minuten lang gegenüberstehen und in die Augen starren. Ich im Regen, sie beim Hauseingang. Zwischen uns die gespannte Leine.
Da ich beharrlich bin, gewinne ich das Spiel immer.

Sie wird es vermutlich nie erfahren, dass ihr Leben in einem Blog namens „Es Regnet“ dokumentiert wird.

Heute trafen wir meine Frau wieder im Brewdog am Frankfurter Tor auf ein Feierabendbier. Wir treffen meine Frau so oft im Brewdog, vermutlich glaubt die Hündin, dass sie in dem Lokal arbeitet.

[Mittwoch, 6.4.2022 – Transport]

Wir geraten etwas unter Zeitdruck. Wenn wir eine entspannte Reise nach Schweden haben wollen, dann sind wir gut damit beraten, dass die Hündin die panische Angst vor dem Auto überwindet. Das bedeutet, dass wir das Autotraining ernst nehmen müssen und täglich üben. Es wird ein langer Weg werden.

Heute gingen wir also zum Auto, ich öffne die Tür und kippe den Beifahrersitz nach hinten. Wir erwarteten Fluchtversuche des Tieres und langes Herumstehen in der Strasse. Die Hündin ging jedoch auf das Auto zu, schnüffelte in den Innenraum und stieg selbstständig in das Auto. Meine Frau und ich verhielten uns ruhig, unsere Blicke warfen einander aber dutzende Fragezeichen hin und her.

Also setzten wir uns in das Auto und, nunja, redeten ein wenig. Ich schaltete den Motor an. Das Tier blieb immer ruhig.

Womöglich müssen wir auf die Transportbox verzichten. Womöglich verursacht die geschlossene Transportbox die Panik. Wenn man nach Transportmöglichkeiten für einen Hund googelt, dann findet man spezielles Hundegeschirr, mit dem man das Tier im Auto fixieren kann. Dann hat die Hündin freie Sicht und ist dennoch bei Unfällen gesichert.

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Was ich gut daran finde, mit einem wuscheligen Welpen durch die Stadt zu laufen: man wird ständig von Frauen angelächelt. Daran könnte ich mich gewöhnen. Die Gefahr ist allerdings groß, dass man das Lächeln auf sich bezieht.

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Irgendwann habe ich auch wieder andere Themen, als das Tier.

[Dienstag, 5.4.2022 -kleiner Mensch, kleine Hündin]

Heute arbeitete ich wieder von zuhause aus. Mein Tag begann ziemlich früh, wir ziehen gerade einen größeren technischen Umzug durch. Das beschäftigte mich eigentlich den ganzen Tag.

Am Abend hatten wir Freunde zum Abendessen eingeladen. Offiziell war es Welpenbesuch, aber in Wirklichkeit war es einfach ein schönes Wiedersehen. Sie hatten ihren dreijährigen Sohn dabei, der Hunde liebt. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, war der Umstand, dass die kleine Hündin etwas so groß ist wie der kleine Mensch und ihn vor lauter Freude immer ansprang und ableckte. Sie kannte bisher keine Menschen in ihrer Größe. Das funktioniert nicht gut, das ist bei so einem aufgeregten Welpen dann doch etwas zu viel. Sie blieb danach angeleint unter dem Tisch, wo sie sich augenblicklich beruhigte. Überhaupt: dieser psychologische Effekt der Leine. Muss ich mal etwas längeres dazu schreiben.

[Montag, 4.4.2022 – kein Autositzen, Matrix/Element]

Heute war ich am Abend zu faul um mit der Hündin im Auto zu sitzen. Ich hatte einen langen Arbeitstag hinter mir und war etwas hungrig, ausserdem regnete es bei 4 Grad und auf dem Fahrrad hatte mich das Wetter ziemlich durchgenässt. Es ist gar nicht so, dass ich zu faul gewesen wäre, aber jetzt wo ich das so aufschreibe, merke ich: ich habe den ganzen Abend nicht daran gedacht, die Autositzübung durchzuführen. Meiner Frau ging es ähnlich.
Dabei war ich mit dem Tier natürlich draussen, und bin auch sicherlich am Auto vorbeigegangen, aber wir waren beide nicht sonderlich in der Stimmung draussen auf der Strasse zu stehen. Ich mit dünner Jacke und nur ein Tshirt drunter, sie nur mit dem Fell. Sie machte Pipi und dann signalisierte sie schnell den Gang zurück zur Haustür. So eingespielt sind wir schon.

Am Abend arbeitete ich an einem neuen Server für den Fanclub. Wir versuchen Matrix/Element ans Laufen zu bekommen, das ist eine ähnliche Platform wie Slack oder Discord, aber Open Source. Wir wollen sehen, ob das vielleicht als Kommunikations- und Arbeitsplatform funktioniert. Technisch ist das eine super Lösung, aber bei der Configuration oder der Verwaltung fühle mich in alte Computerzeiten zurückversetzt. Die ganze Handhabung ist sehr unintuitiv. Die Nutzeroberfläche ist allerdings nice.

Irgendwann war ich aber frustriert und ging ins Bett. Morgen mache ich weiter.

[Sonntag, 3.4.2022 – Autowäsche, Reise mit Hündin]

Ich habe mein Auto seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gewaschen. Vielleicht sogar seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Das liegt vor allem daran, dass ich nicht so genau weiss, wie diese Waschstrassen funktionieren. Einmal bin ich mit einer Freundin durch die Strasse gefahren, aber das ist so lange her, dass ich mich nicht mehr erinnern kann, wie das funktionierte. Das zweite Mal, haben sie mir das Auto beim TÜV durch die Waschstrasse geschickt. Weil es so schmutzig war. Das dritte mal, wusch ich es mit der Hand.

Als ich vor zwei oder drei Jahren das Auto waschen wollte, schickte mich der Waschanlagenbeaufsichtigende wieder weg. Ich habe einen etwas losen Kotflügel, den ich mit Panzertape befestigt habe. Das hält gut, aber der Mensch von der Aufsicht misstraute der Sache und meinte, wenn sich darin ein Bürstenhaar verfange, dann würde der gesamte Kotflügel weggerissen und es gäbe keine Versicherung, die für den Schaden aufkäme. Das gefiele ihm nicht. Mir auch nicht.

Heute war ich mit einem Freund verabredet, der mich durch die Waschstrasse begleiten sollte. Zwar hatte ich den Kotflügel nicht repariert, aber ich meinte mich zu erinnern, dass der gar nicht so lose war, er steckte da nur etwas minimal von der Seite raus, wenn man das Panzertape losmacht, ich glaube der Mann von der Aufsicht hatte einfach etwas übertrieben. Als ich dann das Panzertape losmachte, merkte ich, dass die ganze Angelegenheit schon ziemlich wackelig ist. Und damit schloss sich der Ritt durch die Waschstrasse wieder aus.

Es gibt bei Waschanlagen allerdings auch die Boxen, an denen man das Auto manuell mit Bürsten und Strahlreinigern waschen kann. Das kostet mehr Zeit und ist mehr Aufwand, aber es ist günstiger.
Das taten wir dann. Nach dem Waschen fuhr ich den Wagen zu den Turbosaugern und turbosaugte mir das Wageninnere aus. Ich kann mich nicht erinnern, das Auto je so sauber gesehen zu haben.

Nachher gingen wir zu diesem Künstlerdorf am Holzmarkt. Da wo früher die Bar25 stand. Ich ass eine vegane Torte. Schmeckte gut. Die Sahne war etwas fest, sonst wäre mir nichts ungewöhnliches daran aufgefallen.

Was ist noch geschehen? Die Hündin. Sie hat mittlerweile panische Angst vor dem Auto. Bzw vor der Autofahrt. Wir fahren einmal die Woche mit dem Auto zur Welpenschule und gestern waren wir mit ihr nach Alt-Tegel gefahren. Die Hündin verkrampft sich und übergibt sich und es gestaltet sich immer mehr zu einem riesigen Aufwand.
Da wir in zwei oder drei Wochen nach Schweden fahren werden, sind wir gut damit beraten, eine Lösung zu finden.

Wir haben das mal gegoogelt. Natürlich sind wir nicht die einzigen mit diesem Problem. Ein guter Anfang ist offenbar, den Aufenthalt in einem Auto mit einem positiven Gefühl zu verknüpfen. Also setzten wir uns, wie angeraten, für eine Weile ins Auto. Sie auf der Rückbank, wir beide vorne. Wir sassen einfach bei ausgeschaltenem Motor da und unterhielten uns. Das Tier bekam ab und zu ein Leckerli. Sie stand lange steif auf dem Rücksitz. Es dauerte zwanzig Minuten, bis sie sich hinlegte.

Es ist immerhin ein Anfang. Wir werden dies jetzt jeden Tag wiederholen.

[Samstag, 2.4.2022 – NEIN lernen, Alt-Tegel, Maskenverhalten bei Edeka]

Heute in der Welpenschule das „Nein“ gelernt. Wir waren mit dem Nein bisher eher wenig erfolgreich. Wenn man ein gutes Nein einsetzen will, muss man für eine zeitlang positive Gefühle für die Hündin ausschalten und streng sein. Streng sein kann ich, aber ich will sie dann auch gleich dafür belohnen, dass sie auf das Nein gehört hat. Das ist ein fataler Reflex. Wenn man ein Nein belohnt, bedeutet das für das Tier so etwas wie „warte, kriegste später“. Das geht nicht. Die Nein-Übungen bestanden daraus, dass man vor dem Tier ein Leckerli hinlegt und sobald es zum Leckerli gehen will, muss man ein bestimmtes „Nein“ brüllen und es am Kragen packen. Punkt aus. So lange, bis sie vom blossen Neinsagen erstarrt.
Das war ein interessanter emotionaler Ritt. Die Hündin checkt es jetzt schon ganz gut. Wir müssen das jetzt nur konsequent üben.

Am Nachmittag fuhren wir zu einer Freundin nach Alt-Tegel. Dort machten wir einen langen Spaziergang am Tegeler See. Es erstaunt mich, wie wenig Alt-Tegel für Menschen aus meinen persönlichen Umfeld eine Rolle spielt. Alt-Tegel ist wirklich nett. Mit der Promenade, den Brücken, den alten Häusern, der Altbaustruktur, sogar mit Bahn ist es gut angeschlossen. Aber irgendwie kommt Alt-Tegel in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht vor.

Dummerweise kollidierte der Termin mit einem Fussballspiel von Hertha. Meine Frau hatte sich in der Planung vertan. Sie nimmt normalerweise Rücksicht darauf. Das war aber nicht Teil unseres Ehevertrages, deshalb schätze ich das sehr. Deswegen war mir das Spiel heute egal und wir fuhren nach Alt-Tegel.

Am Abend war ich noch bei Edeka. Obwohl gestern die Maskenpflicht gefallen ist, trugen 90% der Leute in Edeka Maske. Auch die Kassierer.

[Freitag 1.4.2022 – exzentrische, alte Frauen, Humboldthafen]

Die Blase der Hündin ist tatsächlich auf sechs Uhr eingestellt. Auch wenn ich um neun am Abend das letzte Mal mit ihr rausgehe. Sie muss erst um sechs Uhr früh.

Heute nahm ich mein Tier wieder mit ins Büro. Vorerst werde ich versuchen, sie jeden Freitag mitzunehmen.
Auf dem Weg zur Ubahn merkte ich, dass ich wieder keine Maske dabei hatte. Es ärgert mich, dass das in letzter Zeit immer wieder passiert. Vor allem passiert dies, wenn ich es eilig habe. Ich bleibe kurz stehen und überlege mir die Optionen. Die einzige Option ist, zurück nach Hause zu gehen, was einen Kilometer extra für die kleine Hündin bedeutet und einen großen Zeitverlust, um 1030 habe ich ein Meeting, ach, ich ärgerte mich. Dann kam mir eine Frau entgegen. Sie war um die siebzig Jahre alt und exzentrisch gekleidet. Sie trug grellrotes Haar, grellrote Ohrenreifen und einen grellroten Lippenstift. Exzentrische, alte Frauen können in meinen Augen nichts falsch machen. Ich sprach sie an, ich schilderte ihr mein Schicksal und fragte sie, ob sie eine zusätzliche Maske bei sich trüge und sie mir eine davon verkaufen könne. Sie sagte jovial, sie würde mir eine schenken. Verkaufen, tss, wir leben in einer Pandemie, da helfen wir doch einander. Sie zog einen Plastikumschlag mit einem dutzend Masken hervor. Sie gab mir die zweite Maske, weil sie die Erste schon einmal verwendet hatte. Ich bedankte mich sehr freundlich. Das Tier und ich stiegen dann in den Ubahnschacht hinunter.

Sie findet Bahnfahren immer noch ungut. Vor allem das Einsteigen in den Wagen. Da muss ich sie tragen. Sobald die Bahn losfährt, entspannt sie sich. Dies fürs Protokoll.

Später am Tag merke ich beim Aufsetzen der Maske roten Lippenstift an der Innenseite.

Nach der Arbeit traf ich mich mit meiner Frau und ihrer Freundin in einem italienischen Restaurant am Humboldthafen, diesem Wasserbassin östlich des Hauptbahnhofes. Ich finde ja, dass dieser Ort so viel stadtästhetisches Potential hat. Direkt am Hauptbahnhof, die Brücke, die das Bassin überspannt, man könnte den Hafen mit dramatischer Architektur, oder kleinteiligen Häusern, Kneipen und Leben füllen. Die beiden Klötze, die bisher da hingestellt wurden, finde ich eher so mäßig, zu grob, zu quadratisch, weiss nicht, es ist nicht hässlich, aber es kommt mir ziemlich einfallslos vor. Immerhin hat man sich für Kollonaden entschieden, das gibt den Häusern ein Gefühl der Öffentlichkeit.

Wir treffen uns in der „Osteria“. Die Hündin darf mit hinein. Ich bestelle die größte Pizza der Welt.

[Donnerstag, 31.3.2022 – Blasencronjob, dunkle deutsche Strassen]

Heute musste sie dann doch wieder um sechs Uhr raus, wie immer. Zur Erinnerung: gestern hatte ich sie ganz optimistisch gegen Mitternacht noch einmal zum Entleeren ihrer Blase hinausgebracht. In der Hoffnung, dass ich am Morgen etwas länger schlafen kann. Das funktioniert offenbar aber nicht so. Die Blase ist wohl auf sechs Uhr programmiert.
Das merke ich mir, muss ich nicht Extrarunden drehen.

Es war heute wieder viel los auf Arbeit. Es bedeutet vermutlich, dass wir am Samstag noch dranbleiben müssen. Gegen 6 Uhr liess ich den Hammer fallen und radelte nach Hause.

Apropos radeln: neulich hielt ich ein Bewerbungsgespräch mit einem Brasilianer. Wir haben neuerdings viele brasilianischen Bewerber. Dieser Bewerber entschied sich gegen eine Stelle in Berlin, weil er gehört hatte, dass es in Berlin schwierig sei, Autos zu besitzen. Dass man Autos offenbar auf der Strasse stehen lasse. Das käme für ihn nicht in Frage. Garagen seien hier wohl teuer und schwierig zu finden.

Und eine Russin, die gerade nach Berlin gezogen ist sagte, Berlin sei so dunkel. Sie meinte nachts. Die Beleuchtung. Die Strassen. In Moskau sei immer alles hell beleuchtet, hier seien die Strassen nachts immer dunkel. Sie fürchte sich.
Und genau! das! fand! ich auch!, als ich damals von Madrid nach Hamburg zog. Die Strassen in Hamburg sind nachts total dunkel. Und in Berlin auch. Ich stimmte ihr zu und war dabei ein wenig aufgeregt. Ich fühlte mich in Hamburg nämlich immer unverstanden. Vor allem dieses Gefühl der Unsicherheit auf dunklen Strassen, ich dachte oft daran, dass ich mich als Frau wesentlich unwohler fühlen würde.
Als Gegenwort erhielt ich immer ein „Strom sparen“ oder „Lichtverschmutzung“. Dagegen kommt man natürlich nicht an.

Heute bringe ich die Hündin das letzte Mal um neun Uhr raus. Mal sehen, ob ihre Blase tatsächlich auf sechs Uhr programmiert ist.

[Mittwoch, 30.3.2022 – Hosen, Sushi, Redaktion]

Nach der Arbeit hatte ich zwei Stunden Zeit bis zu meinem nächsten Termin. Ich ging in die Mall am Leipziger Platz, ins Wormland zum shoppen. Seit ich den Laden entdeckt habe, kaufe ich fast alles bei Wormland am Leipziger Platz. Ich weiss nicht, wo die vorher waren, das Unternehmen gibt es seit 1935, ich kenne es aber erst seit zwei Jahren. Die haben ein gutes Auge für Stil und Qualität. Ausserdem führen sie diese tollen Büro/Jogpants von der Eigenmarke. Ich habe bereits zwei davon. Weil sie mir so gut gefallen, wollte ich mir zwei weitere kaufen. Dann fand ich noch eine tolle Sommerjacke, zwei kurzärmelige bunte Hemden und Tshirts. Als ich an der Kasse stand, merkte ich, dass ich keine Karte dabei hatte und so musste ich mit leeren Händen wieder den Laden verlassen.

Um acht würde ich mich mit den Leuten aus der Blogredaktion meines Fanclubs treffen. Ich hatte einen Meetingraum in meinem Büro dafür bereitgestellt.
Eine Freundin aus dem Fanclub war früher dran, und pingte mich an, ob ich schon gegessen hatte. Nein, hatte ich nicht. Also trafen wir uns in einem Sushiladen in der Mall und bestellten uns eine riesige Platte für zwei Personen. Wie das immer so ist, wenn ich mit Frauen Essen teile: ich muss alles aufessen, weil Frauen irgendwann aufhören und sagen, iss du bitte fertig. Immer. Das klingt jetzt, als würde ich mich beschweren.

Gleich danach trafen wir die anderen. Die Redaktionssitzung (so nenne ich sie jetzt mal) dauerte bis elf.

Gegen Mitternacht war ich wieder zuhause. Es ist das erste Mal, dass ich so spät nach Hause komme, seit wir die Hündin haben. Meine Frau lag schon im Bett. Ich nutzte die Gelegenheit, mit dem Tier noch einmal auf die Strasse zu gehen um ihre Blase zu entleeren. Damit gewinne ich morgens vielleicht eine oder zwei Stunden an Schlaf. Sie wird sonst gegen sechs immer unruhig, dann muss ich raus mit ihr.