Mit dem zweiten Kaffee in der Hand ging ich zu meinem Chef, ein paar Sachen zu besprechen. Wie der kritische Bug zu bewerten sei und wie das Wetter am Wochenende werde, und dass wir das Kickermatch nächste Woche unbedingt gewinnen müssen, da der Pokal in unserer Abteilung zu bleiben hat. Ich fragte ihn, warum er keine Tore mehr schieße, ob ich mir Sorgen mache müsse, vielleicht bräuchte er eine Pause, wer weiß, ihm Sommer bei dieser stickigen Luft in dem Raum mit dem Kickertisch, vielleicht sei das einfach nicht sein Ding, man rieche ja schon den Schweiß in der Luft, das sei alles so FightClub-mäßig und er sagte, er wisse nicht ob er ein sportlerisches Tief habe, aber er würde ja immer noch diese fetten Schüsse von ganz hinten machen und ich sagte, Michael Jackson sei gestorben, woraufhin sich die eine Kollegin umdrehte und sagte, das sei so tragisch und ich sagte, ja nicht toll das und Chef sagte, Jacko wäre unsere Jugend gewesen, er hätte uns alle ziemlich geprägt oder mindestens begleitet und ich fragte in die Runde warum wir alle so blöd in indirekter Rede reden würden, worauf die beiden mit den Schultern zuckten und wie aus einem Mund sagten: „Wees ick nüscht“. Ich wusste auch nicht, weshalb wir erstmal schwiegen, doch dann kam KK aus der Entwicklung und sie sagte: Mek ich brauche Dich nicht mehr, ich habe alles klären können. Das freute mich und ich sagte: das ist super, hast Du übrigens gehört, Michael Jackson ist gestorben, und sie sagte: Ja, ich habe es vorhin von jemandem gehört, nicht schön das. Ich nickte. Mein Chef schaute. Und die andere Kollegin schaute auch.
Ja, und jetzt weiß ich auch nicht mehr.
Heute hatte ich kein einziges Meeting. Was aber nicht heißt, dass man dann Arbeit vom Tisch schafft, wenn man nämlich dauernd am Platz sitzt, wird man auch dauernd von den Kollegen unterbrochen die immer schonmal fragen wollten, sich aber nie zu fragen wagten. Denen habe ich dann ein Beat it vorgesungen.
Wir haben Großraumbüro. Später fragte jemand lautstark: Wollte der Jackson sich eigentlich nicht einfrieren lassen? Und ich dachte: Herrje, wenn das heute so weiter geht, dann kann ich wirklich nur noch über Michael Jackson tagebuchbloggen, weil sonst nichts anderes passiert, aber dann unterbach jemand meinen Gedanken, der sagte: nein, der wollte doch in Sauerstoffzelten wohnen, und dann rief jemand dazwischen: aber jetzt ist er ja tot und daraufhin sagte jemand anders: dann kommt er eben als Zombie in Thriller2.0 zurück und irgendwie fanden das alle zum lachen.
Ja und jetzt. Passt alles nicht so zum Bachmannpreis.
Ich habe gestern versucht, alle MJ-Gespräche auf den Tod von Farrah Fawcett umzubiegen (ist jemals jemand zum Friseur gegangen und hat eine Michael-Jackson-Frisur verlangt? eben). Natürlich erfolglos.