Im Hundepark mischte sich heute eine junge Frau ins Gespräch ein. Ich stand gerade mit einem jungen Pärchen auf der Wiese. Mit der Frau aus dem Pärchen rede ich sehr oft, sie weiss von meiner Arbeit an der Novelle, deswegen fragte sie mich nach dem der aktuellen Entwicklung. Die junge Frau, die sich einmischte, bekam das mit und sie sagte, sie sei ja auch Autorin und im März erscheine ihr erster Roman. Ich gratulierte ihr und wir plauderten in der Viererrunde eine Weile über Literatur.
Ich kenne die Frau schon länger. Wir reden nicht oft miteinander, aber wir grüssen uns und ab und zu tauschen wir ein paar Sätze über unsere Hunde aus, wenn wir uns begegnen. Vor einem Jahr hatten wir einmal ein längeres, persönliches Gespräch, das fand ich aber sehr anstrengend. Sie weiss immer alles besser und sie kann ununterbrechbar reden. Ich fand sie nicht unsympathisch, nur anstrengend, deswegen suchte ich nie den Austausch mit ihr.
Wegen des Bücher-Themas blieb sie heute allerdings bei uns hängen und als das Pärchen ging, blieben nur wir beide übrig. Also schlug ich vor, eine kleine Runde zu drehen, dann ist meine Hündin beschäftigt und ich kann zuhören, ohne interagieren zu müssen.
Die junge Frau ist vierzig Jahre alt und ist jetzt endlich Autorin, wie sie sagte. Sie hatte oft gezweifelt, ob sie Autorin sein wolle, aber jetzt ist sie schon überzeugt davon. Sie sagte auch, sie möchte so schreiben können wie Peter Stamm. Ob ich denn Peter Stamm kenne. Ja, natürlich kenne ich den. Waas? Sie war begeistert davon, dass ich den kenne, den kennt nämlich fast niemand ausserhalb der Literaturblase. Ich zeigte mich verwundert, schliesslich ist er ja ein Bestsellerautor, aber sie meinte, er sei ein Genie, aber man kenne ihn nur innerhalb der Szene und das, obwohl er in 41 Sprachen übersetzt worden sei. In ihrem Buch wird auch stehen, dass Peter Stamm ihr grosses Vorbild sei. Sie hat ihn auch bereits persönlich kennengelernt, weil sie in einer Buchhandlung arbeitet und sie dort eine seiner Lesungen organisierte. Einige Zeit später schrieb sie ihm eine E-Mail mit Fragen zu Poetik und ihrem Wunsch, Autorin zu werden. Er antwortete ihr etwas verspätet und anfangs auch ein bisschen distanziert, aber je öfter sie sich schrieben, desto freundlicher gab er sich. Sie sagte, sie schreibe ihm allerdings mehr als er ihr antworte, aber das sei okay, das hatte sie ihm auch so geschrieben. Er müsse ihr nicht immer antworten, sie wisse ja, er hat viel zu tun und sei so viel in der Welt unterwegs. Sie hätte ein Agreement mit ihm, dass er allerdings antworte, wenn er das Gefühl habe, dass es wichtig sei. Sie verriet mir, dass sie zuhause eine Weltkarte hat, auf der sie Pins einsteckt. Die Pins markieren die Orte, von denen aus er ihr eine Email geschrieben hat.
Ich finde, das kann man sich alles gar nicht ausdenken.
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Gestern Abend kam der Textentwurf der Grafikerin. Das Buch wird nun doch 140 Seiten haben. 137, um genau zu sein. Ich las den Text einmal im Schnelldurchgang durch, um auf eventuelle Setzfehler zu überprüfen. Da ich immer noch keinen Titel habe, auch nicht annähernd, empfahl mir der Lektor, bei der Durchsicht des Textes, Notizen aus den Wortfetzen zu machen, die mir währenddessen entgegenkommen. So hatte er das nämlich auch gemacht. Er will mir bei der Titelsuche helfen. Ich wusste nicht, dass die Titelsuche so schwierig sein würde. Die von ihm empfohlene Methode war durchaus erfolgreich. Am Abend hatte ich schliesslich 29 Titel, die mir zu 80% gefallen. Nicht achtzig Prozent der Titel gefallen mir, sondern alle Titel gefallen mir zu achtzig Prozent.
Danach bat ich meine Frau, Autorenfotos zu schiessen. Ich stellte mich an die Küchenwand und machte Gesichter. Ein paar sind ganz okay geworden. Ein bisschen steif vielleicht. Morgen gehe ich Pizza essen. Ich werde meine Frau fragen, mich über den Tisch hinweg zu fotografieren. Mit Pizza und Bier. Das sind immer die besten Fotos von mir. Als sei ich an meinem Happy Place.
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Wie geht es dir heute?
Es ist davon auszugehen, dass es im Roman der Hundefreundschaft um eine stalkende Buchhändlerin geht, die Idol mit Reiszwecken zu ermorden versucht.
Wie wäre es denn mit „Kraken in Utrecht“ als Titel für die Novelle?