Ich lud spontan ein paar Freunde für Samstag zu mir nach Hause ein. Dafür bereitete ich am Freitag Südtiroler Käseknödel vor, die ich am Samstag dann nur noch ins heisse Wasser werfen brauchte. Ausserdem bereitete ich Pasta e Fagioli vor. Ich schrieb schon einmal über Pasta e Fagioli, das war in meiner Jugend eines der Elektolyte-Speisen nach einer wilden Partynacht. Wenn man vom Konzert oder der Disko nach Hause kam und noch etwas ass. Früher machten wir das oft: wir machten eine Spaghettata mitten in der Nacht oder assen eben Pasta e Fagioli. In Südtirol stand damals in den meisten Haushalten immer ein Topf Pasta e Fagioli herum. Ich weiss nicht, warum und ob ich mir das bloss einbilde. Aber ich ass früher dermassen oft nachts Pasta e Fagioli, dass ich es mir nicht anders vorstellen kann. Pasta e Fagioli besteht eigentlich nur aus verschiedenen Bohnen, die lange im eigenen Sud kochen und dann mit willkürlicher Pasta ergänzt werden. Eine salzige, braune Masse mit Nudeln.
Isst man das nach einer langen Nacht mit viel Alkohol, wird der Bauch schön schwer und man fällt in einen tiefen Schlaf. Und am nächsten Tag hat man keine Kopfschmerzen. So die Legende.
Weil ich Angst hatte, am Samstag keinen Alkohol zu vertragen, trank ich schon am Vorabend, während ich die Knödel machte. Ich habe mich seit Anfang Januar auf Diät gesetzt und zu jeder guten Diät gehört es auch, keinen Alkohol zu trinken. Ich hatte nur ein oder zwei Ausnahmen gemacht. Wenn man aber nach längerer Zeit wieder etwas trinkt, hat der Körper die Toleranz verloren und ich fürchtete, am Samstag nach zwei Bieren umzukippen. Also trank ich mich am Freitag ein bisschen warm. Es gibt wenige Dinge, die so schön sind, wie abends in der Küche zu stehen, Musik zu hören und leicht einen Sitzen zu haben. Ich kann die hohe Rate an Alkoholikerinnen im Gastgewerbe verstehen.
Als ich 13 und 14 Jahre alt war, arbeitete ich in den Schulferien als Hilfskoch. Wenn wir Schulferien hatten, war das Dorf schliesslich immer voller Touristen, die entweder zum Skifahren oder zum Wandern kamen. Der cholerische Chefkoch tanzte immer gegen 9 Uhr an und roch da schon nach Bier. Der erste Koch trank immer im Keller an seinem Spind, wo er einen Vorrat mit kleinen Flaschen unterhielt. Die jüngen Köche tranken aber ganz offen. Ich, das Küken, durfte auch schon, ich durfte aber nur Bier und nicht jeden Tag, aber eigentlich immer an Wochenenden, und wenn ich durfte, schauten alle zu und machten sich lustig.
Am Samstag fuhr ich jedenfalls noch zu Centro Italia an der Greifswalder, um Mortadella und Salami zu kaufen und zu Kuchenrausch in die Wühlischstrasse, wo ich eine Torte bestellt hatte. Es fühlte sich ungemein erwachsen an, eine Geburtstagstorte zu kaufen. Meine letzte Geburtstagstorte hatte ich wahrscheinlich als Teenager bekommen. Meine Frau bestückte sie am Abend mit 50 Kerzen. Diese pustete ich alle in einem Atemzug aus. Es war mir wichtig, diese in einem Zug auszupusten. Bloss keine Gebrechlichkeit aufkommen lassen. Ab fünfzig ist das nicht mehr lustig.
Von den Unmengen an Wurst, Käse, Torte und Knödel schliefen wir natürlich unheimlich schlecht und wir verbrachten den ganzen nächsten Tag in einer Art Futterkoma. Wobei noch reichlich Essen übrig geblieben war, das wir verzehrten, um die seltsame Säure in unserem Körper auszugleichen.
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Ich bin sehr einfach zu beschenken:
Tja, bei uns zuhause heist das „Kitchen Party“ und kann nach Laune von jedem Familienmitglied einberufen werden. Dummerweise geht es von den Terminen nicht immer und der Kater muss ausgeschlossen werden, wenn er mal wieder anfängt zu randalieren. Aber ja. Da sitzt man gut.