Abends gehen wir schon vor Sonnenuntergang ins Bett und ich wache mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich komme mir vor, wie ein Huhn.
Wenn ich mich ins Bett lege, werde ich augenblicklich müde und schlafe in kurzer Zeit ein. Von Knausgård habe ich bisher etwa 20 Seiten gelesen, ich muss aber jeden Abend neu anfangen, weil ich wegen der Müdigkeit nur Buchstaben lese und keine Inhalte. Ich vergesse ständig, was auf der vorigen Seite geschah, muss zurückblättern, lese wieder nur Buchstaben, und plötzlich fällt mir das Buch ins Gesicht, weil ich währenddessen einschlief.
Es hat sicherlich mit der körperlichen Anstrengung zu tun, die ich hier aufbringe. Die ersten Tage malerten wir und stellten das halbe Haus um. Gestern öffnete ich das Plumpsklo von hinten und schaufelte menschliche Ausscheidungen der letzten 70 Jahre in eine Schubkarre. Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, welche organische Substanz ich hier genau wegarbeitete. Ich dachte, Kompost oder Humus sei lockerer, weicher. Das, was ich dort aber verschaufelte, war in den unteren Lagen eher lehmige Erde. Die oberen, lockeren Schichten waren nur etwa 10 cm dick. Danach nur noch dunkelbraun und lehmig. Eine schnelle Suche im Netz gab mir noch keine zufriedenstellenden Antworten. Ich werde diesbezüglich die kompetente Frau aus dem Toilettengeschäft noch einmal ansprechen. Die sprach nämlich ständig von Fäulnisprozessen, die es zu verhindern gelte. Möglicherweise ist die lehmige Substanz eher ein Ergebnis von Fäule. Aber wie gesagt, ich werde das in Erfahrung bringen, wenn mir der Kopf danach ist.
Zuerst mache ich mir Gedanken um den zu erwartenden Ganzkörpermuskelkater, der mich spätestens am Donnerstag überziehen wird. Das alles ist anstrengender, als ins Fitnessstudio zu gehen.
Dort, wo ich jetzt alles freigeräumt habe, werden wir in den nächsten Tagen die Komposttoilette einbauen. Wenn der Sohn unserer Freunde am Donnerstag kommt, werden wir die Baupläne besprechen. Vermutlich brauchen wir Ziegelsteine, um die Tonne auf festen Untergrund zu stellen.
Die letzten Tage waren vom Wetter her bilderbuchmässig. Blauer Himmel, 20 Grad, ein leichtes Lüftchen. Ich beschäftige mich ja selten mit dem Wetter. Aber wenn man für ein paar Wochen im Jahr in den Wald zieht, ist es dennoch von Vorteil, wenn man nicht ständig drinnen sitzen muss. Ausserdem liegt die Toilette etwa 50 Meter die Wiesen hinunter, hinter der Scheune.
Morgen wird es einen Temperatursturz auf 5 Grad Höchsttemperatur geben. Morgen kommen auch unsere Freunde aus Berlin. Glücklicherweise sind sie nicht wettergefühlig, wie man auf Niederländisch sagt. Im Gegenteil, sie sind alle drei wetterfest. Dennoch waren die letzten Tage in der Abendsonne vor dem Haus schon fantastisch.
Heute waren wir in Göteborg bei Ikea, um Teppiche und andere Dinge zu kaufen. Dabei war ich noch nie in einem schwedischen Ikea. Bis auf den grossen Schriftzug „Ingång“ am Eingang sah es so aus wie ein normales Ikea in Berlin. Sogar die Namen der Möbel waren deutsch, wie immer. OK, blöder Witz, ich habe gute Laune.
Den Rest des Tages hingen wir Lampen und Bilder auf. Schon heute ist es merklich kühler als die letzten Tage. Am Abend heizte ich den Kamin ein. Vor allem, um das Papier von der Malerarbeit und die Kartons aus dem Möbelhaus zu entsorgen. Das war eine richtig gute Idee. Am Kaminfeuer zu sitzen, war schön.
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