Was mir an meiner neuen Funktion als Teamleiter gründlich missfällt, ist nur die Unmöglichkeit Krawatten zu tragen. Als normaler Angestellter war das immer subversiv mit Schlips und Kragen aufzutauchen, zumal in einem IT-Umfeld, in dem es unter Männern zum guten Ton gehört, in Jeans und T-Shirt anzutreten. Ich trage Krawatte, weil es wichtig ist, die Welt vor der Vergammelung zu retten. Und weil dünne Krawatten dünn machen. Ich trage gerne Krawatten, ich könnte in Krawatten schlafen, mich in Krawatten baden, wühlen, suhlen, manchmal fühle ich mich wie eine Krawatte. Wenn ich am Tresen hänge, habe ich oft das Gefühl ich sei oben Windsor-Knoten und unten baumeln meine Beine als Krawattenspitze am Boden.
Als Teamleiter ist alles ganz anders. Vom Kampf gegen die Vergammelung gerate ich in die Rolle des Vorarbeiters, des Fürdenkers von Rechtschaffenheit und Gleichform.
Neulich dem Abteilungsmeeting musste ich mich den Menschen vorstellen, ein bisschen von mir erzählen, ich wollte sagen: Hey Leute, sorry, aber ich trage gerne Krawatte, ich werde morgen mit Schlips ins Büro kommen, tut mir leid, nehmt es mir nicht übel, ich habe das immer schon gemacht, bedeutet nichts.
Aber dann habe ich es einfach vergessen. Es war mir wohl nicht wichtig.
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Apropos gute Kleidung. Gestern saß ich mit meinem Wiener Freund H vor dem Fernseher. Wir waren am Tage unterwegs gewesen, am Abend knallten wir uns müde vor den Fernseher, es lief Frauenfußball, wir hatten uns lange darauf gefreut. Wir saßen im Unterhemd auf dem Sofa, rochen nach Schweiß und tranken Bier.
K fotografierte uns, über eine Veröffentlichung des Fotos waren wir uns schnell einig.
Der Zusammenhang zwischen „hrvat“ und „Krawatte“ (so sie denn das erste überhaupt verstehen) wird den meisten hier aber verborgen bleiben. ein paar Flattr-Cent auf dein Wohl aus diesem linguistischen Anlass!
Das ist Teil des Rätsels. Vielen Dank!
Wo gibt es denn jetzt die Bilder?
Da wo sie hingehören. (glaumsemir)