Weil ich mein Blog wiedergefunden habe, mache ich jetzt einfach weiter und schaue am Ende jeder Woche wieder zurück. Auf das was schön war. Oder auch nicht. Auf die Dinge an die ich mich erinnern will. Vielleicht benenne ich die Serie auch um.
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Die erste Woche wieder zurück in Berlin. Während in Schweden die Temperaturen sich gerade begannen zu mäßigen, musste ich wieder zurück in den Ofen namens Berlin, der unter der Woche noch einmal richtig den Regler aufdrehte. Ich leide darunter sehr. Es ist keine Attitüde. Insbesondere die Nächte auf Mittwoch und auf Donnerstag waren für mich unerträglich. Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, geschlafen zu haben. Vermutlich verbrachte ich einige Teile der Nacht in einer Art Halbschlaf, die verbleibenden Teile schleppte ich mich durch die Wohnung auf der Suche nach kühleren Orten, manchmal fand ich mich nackt auf den Fliesen des Badezimmers liegend wieder, manchmal im Wohnzimmer auf den Dielen mit dem Rücken unterm Fenster ausgestreckt, in der Einbildung lebend, kühlere Luft würde vom Fenster über meinen Rücken hereinwehen.
Den Dienstagabend verbrachte ich bei 33 Grad mit dem spontanen Schreiben über den Winter 95/96. Selbsttherapie. Während der drei oder vier Stunden, die ich damit verbrachte, den Text zu schreiben, war mir wirklich angenehm kühl. Dann setzte ich den Text ohne großem Korrekturlesen einfach online und legte mich ins Bett. Sofort war der ganze Kühlungseffekt verschwunden. Nicht wegen des Korrekturlesens natürlich. Sondern weil die Geschichte nicht mehr da war.
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Am Mittwochabend waren K und ich bei unseren Lieblingsnachbarn zum Essen eingeladen. Wir müssen dafür nur die Straße überqueren. Der Temperatur wegen sah ich es als angemessen an, Strandsandalen zu tragen, zu einer Boxershorts-artigen Hose und einem schwarzen Muskelshirt. Ich traute mich damit kaum auf die Straße. Was würden die Nachbarn bloß von mir denken. Aber da ich es der Temperatur wegen so angemessen fand, tat ich es trotzdem und im Nachhinein wäre ich mit einer langen Hose vermutlich gestorben. Unsere Lieblingsnachbarn schenkten außerdem Bier ein. Und Wein. Und Campari. Mein Körper heizte sich auf wie ein Steinofen. Trotzdem war ein außerordentlich netter Abend, ich hätte da noch ewig sitzen und quatschen können.
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Am Freitag flogen wir nach München und mieteten uns ein Auto, mit dem wir nach Innsbruck zu einer Hochzeit fuhren.
Ich schreibe Innsbruck immer zuerst Inssbruck bevor ich es auf Innsbruck korrigiere. Der erwartbare Fehler den ich noch nicht um die Ecke kommen sehe. Auch habe ich eben dreimal das Wort nachkorrigieren müssen, weil ich bei Inssbruck (jetzt lasse ich es mal stehen) immer erst groß Anlauf nehme, weil gleich ein Doppelanschlag kommt, beim Doppelanschlag merke ich jedoch immer, dass ich zu viel Anlauf genommen habe und der Doppelanschlag dann erst beim nächsten Buchstaben landet. Inssbruck schreiben ist für mich eher ein Geschicklichkeitsspiel, das ich üben und über muss, wie kickern oder Tischtennis.
Auf der Hochzeit in diesem Dorf unweit von Innsbruck begegnete ich einigen Menschen die ich 25 Jahre nicht mehr gesehen habe. Ich war total gespannt auf die Lebensgeschichten die sie mir zu erzählen hätten, es gab jedoch keinen Rahmen mit diesen Menschen zu sprechen, da ich sie zu wenig gut kannte und das Programm der Hochzeit dermaßen durchgetaktet war, dass mir am Ende des Abends, als die Band zu spielen begann und der Alkohol sich in meiner Birne breit machte, schlicht die Energie fehlte.
Ein seltsamer Zufall wollte, dass sowohl K als auch ich ausschließlich schwarze Kleidung in die Koffer gesteckt hatten. Schwarze, feine Hose, schwarzes Jacket, schwarze Weste. K ein schwarzes Kleid und schwarze Schuhe. Wir sahen auf der Hochzeit aus, als würden wir ein Begräbnis schwänzen. Mir kommt vor, wir fielen auf. Nicht immer durchweg positiv.
Kickern üben ist immer eine gute Idee, da wäre ich dabei. 🙂