[Fr, 3.3.3023 – Weisswurst und Bier und Veggie und überhaupt]

Seit Corona mehr oder weniger vorbei ist, treffen sich jeden dritten Freitag viele Mitarbeiterinnen in unserer Firma und feiern das Ende des Sprints. Sprints sind in den agilen Firmen die Etappen, in denen etwas geplantes umgesetzt wird. Bei uns dauern Sprints drei Wochen. Viele verkürzen diese Etappen auf eine Woche oder zwei. Wenn der Sprint bei uns zu Ende ist, kocht jemand was und es gibt Getränke. Getränke gibt es zwar immer, aber, nunja. Mit Publikum trinkt es sich besser.

Für heute hatte jemand die Idee bajuwarisch zu feiern. Weisswürste und Weissbier. Für Vegetarierinnen Veggiwurst und Obazda. Wie sich die Veganerinner damit arrangierten, habe ich verpasst. Viele bei uns ernähren sich vegan. Überhaupt begegnet man seit Jahren immer mehr Menschen, die sich vegan ernähren, vor allem junge Menschen unter dreissig. Ich finde das gut. Es macht die Essensplanung zuweilen aber etwas schwierig. Vor allem, wenn die Planung von einem älteren Herren Ende 50 durchgeführt wird. Ein Leben in Fleisch. Alles was danach kam, war neumodisch. Ich finde das lustig. Es erzeugt allerdings viel Unmut. Müssen wir nächstes Mal besser im Blick behalten.

Auch Alkohol. Menschen unter dreissig scheinen weniger Alkohol zu trinken. Zwar kann ich das nicht empirisch belegen, aber schon seit Jahren schon fühle ich mich auf Firmenpartys einer ü35 Alkoholfraktion zugeordnet. Die U30 sieht man oft an Cola (ohne Libre), Limos oder Wasser nippen. Ich finde das gut. Warum nicht. Man muss sich ja nicht immer benebeln. Ausserdem gibt es immer mehr Muslime, Aufrufe wie „Heute gibt es Weisswurst und Bier“ dürften nicht überall Euphorie erzeugen. Obwohl Weisswurst laut Organisator offenbar aus Kalbsfleisch hergestellt wird. Ein Blick ins Netz enthüllt, dass das so pauschal nicht stimmt, aber die Verpackung mit den Inhaltsangaben waren bereits entsorgt. Müssen wir nächstes Mal besser im Blick behalten.

Nunja.

Mein Vater war in seinen jungen Jahren Metzgerlehrling. Er erzählte früher, dass in den Sechzigern, die reichen Boznerinnen ins Dorf geschickt wurden, weil der Herr Doktor ihnen Weisswürste empfahl um die Linie zu halten. Für ihn erschloss sich der Zusammenhang nicht sofort. Warum sollte die Verzehrung von geschreddertem Fett dabei helfen, das eigene Fett loszuwerden? Der Metzgermeister fand das aber gut.

Ich hatte meine Hündin im Büro. Sie liebt es, wenn in der Firma viel los ist. Sie wird städnig gestreichelt und in der Küche fallen ständig Essenssachen auf den Boden. Zwar habe ich den Köchinnen gebeten darauf zu achten, dass sie keine Lebensmittel auf dem Boden liegen lassen, aber für die Hündin riecht es im Umkreis der Herde und der Schneideflächen natürlich wie Himmel. Gegen sechs Uhr gehen wir. Das Tier ist danach platt und schläft den Rest des Abends.