[Di, 14.11.2023 – Frauen im Fussball, Schnitt]

Am Abend wieder auf Herthas Geschäftstelle gewesen um zwei Spielerinnen für den Podcast zu interviewen. Erst diesmal fiel mir auf, dass alle Spielerinnen, mit denen wir bisher gesprochen hatten, jünger als zwanzig Jahre alt sind und wenn ich mich nicht täusche, waren sie sogar alle minderjährig. Auf dem Rückweg im Auto unterhielt ich mich mit Sabine, die das Interview führte, darüber. Sie sagte, keine der Spielerinnen im Kader sei über 22. Wir denken, dass es vermutlich mit der persönlichen Lebensplanung zusammenhängt. Wenn du gut genug bist, dass du ein Gehalt kriegen kannst, dann ziehst du weiter zu einem Verein, der dich bezahlt oder du merkst, dass du nicht gut genug bist, dann fährst du einen Gang zurück und tust dir den Aufwand nicht mehr an, sondern arbeitest an einem Einkommen ausserhalb des Sports.
Die Spielerinnen haben einen erstaunlich durchstrukturierten Takt. Wie sie über ihr Leben reden, meine ich herauszuhören, dass sie wenig einfach freie Zeit haben, also einfach freie Zeit zum Bummeln und Lümmeln. Meine ganze Jugend war Bummeln und Lümmeln. Bei ihnen ist alles der Leistung untergeordnet. Das Stichwort “Freunde treffen” hört sich an wie eines der Slots, das gerade frei geworden ist. Es scheint sie aber mit stolz zu erfüllen. Als wir um zanzig Uhr mit der Aufnahme fertig sind und ich mich freue, nach Hause zu gehen und runterzufahren, gehen sie noch zum Training.
Mit 17 hatte ich ganz andere Sachen im Kopf als Leistung.

Sie wirken nicht naiv, sie haben alle auch einen straken Fokus auf ihr Studium bzw dem Abitur, in ihren Planungen spielt das Studium eine wesentlich grösere Rolle als bei männlichen Sportlern. Andererseits erwähnen die Spielerinnen mehrmals, dass sie jetzt mal schauen, wie sich das mit der Professionalisierung bei Hertha entwickelt. Das deutet daraufhin, dass der Verein vermutlich Geld in die Hand nehmen wird um Gehalt zu bezahlen. Sie sind sich ihrer Lebensplanung durchaus bewusst. Und Sabine bestätigt, dass es in den Vereinen, die Gehalt bezahlen, auch ältere Spielerinnen gibt.

Als ich nach Hause kam, hatte mir meine Frau ein phantastisches Gemüseomelett zubereitet. Ich schnitt mir noch eine Zwiebel klein und beim letzten Schnitt rutschte ich mit dem nagelneuen Tomatenmesser aus und ich versenkte die Klinge ungewöhnlich tief in die Fingerkuppe des linken Daumens. Nagelneue Messer haben diese Eigenschaft, aussergewöhnlich scharf zu sein. Ich hasse solche Momente. Weil ich genau weiss, dass ich die nächsten Tage mit einem Fingerpflaster durch die Gegend laufen werde. Immerhin ist es der linke Daumen, also nicht mein Displaydaumen. Aber der Schnitt ist dermassen tief, dass ich regelmässig die beiden getrennten Fleischhälften aneinanderreiben spüre. Ich mag das nicht.

2 Kommentare

  1. Cool. Danke für den Link. Ich habe allerdings viele Fingerstrips von Hansaplast zuhause. Wegen eines chronischen Fingerkuppenexkzeems, das mich seit 2017 plagt. Aber ich war schon seit vier Wochen so schön frei von Schüben und damit ohne Fingerpflaster.
    Diese Fingerstrips schützen jedoch nichts ganz so gut vor einem Schnitt wie gestern. Ist eher ein Workaround.

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