[Mo, 15.1.2024 – Trraktorr, pre-OP]

Mein letzter Tag vor der OP. Ich musste ins Büro, es gab noch so viele Sachen zu erledigen. Da ich die Hündin hatte und gleichzeitig auch Stress, nahm ich das Auto. Ich hörte aus der Ferne bedrohlich klingendes Tröten. Erst, als ich losgefahren war fiel mir ein, woran mich das Tröten erinnerte. Es waren die Traktoren, die bereits vor einigen Jahren am Potsdamer Platz den ganzen Tag lang tröteten. Ich schaute auf das Navi und sah die vielen roten und orangenen Linien, die die verstopften Strassen wie verstopfte Venen anzeigten. Da mir das Navi dennoch eine akzeptable Reisezeit anzeigte, folgte ich der Route.

Ich stand nur an wenigen Stellen im Stau. Ein Mal überquerte ein Traktor langsam eine Kreuzung. Er wurde von einem LKW hinter mir akustisch unterstützt. Ich hätte dem Traktor gerne zugerufen, er solle mal arbeiten gehen.
Das sind ja die gleichen Leute, die das von den Klimaklebern und FFF verlangten. Aber wer Revolution spielen kann, will natürlich nicht arbeiten.

Meine Eltern sind Bauernkinder und ich bin zwischen Bauern aufgewachsen. Ich fand das Bauernwesen schon Scheisse bevor es von den Rechtsradikalen vereinnahmt wurde. Die Bauern bestimmten bei uns immer die Geschicke des Dorfes, waren immer dicke mit den Leuten in den wichtigen Ämtern, grenzten uneheliche Kinder und geschiedene Frauen aus. Oder Kiffer wie mich.

Jaja, alles über einen Kamm geschoren. In Wirklichkeit habe ich gar nichts gegen Bauern. Es ist nur so dumm, sich von den Rechten einspannen zu lassen, die sich ins Programm geschrieben haben, dass sie Subventionen abschaffen werden. Redet man da schon von Bauernopfer?

Aber ich möchte heute nicht schimpfen, ich muss auf meine Karmapunkte achten, morgen liege ich schliesslich auf dem OP-Tisch. Auf dem Merkblatt des Arztes steht:
BITTE FRÜHSTÜCKEN SIE AUSREICHEND.
Das klingt wie eine Drohung. Ich kann aber so viel frühstücken wie ein halbes Bauerndorf, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

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