[Do, 14.3.2024 – Ohrwurm, Kleinkino, Prassnik]

Seit dem Wochenende habe ich „Where the Streets have no Name“ als Ohrwurm. Das kommt daher, weil ich mich auf die Suche nach Coverversionen begab, in der Hoffnung, es gäbe eine Version ohne den herumschreienden Bono. Aus diesem Grund hörte ich das Lied dermassen oft, dass es die Ohrwurmschutzmauer niederriss und es jetzt auf Repeat in mir düdelt.
Ich weiss nicht, wie lange so etwas dauert.

Wir vergessen ständig, diesen Kinofilm über Krähen zu schauen. Er läuft immer noch im „Tilsiter Lichtspiele“ an der Richard-Sorge-Strasse. Das kleine Kino verfügt über eine sehr gemütliche Kneipe. Dort setzten wir uns heute hin. Man kann auch wieder draussen sitzen, es ist bestes Drinkwetter.
Neben uns setzte sich ein Paar hin. Die beiden waren etwas älter als wir. Fünf Jahre vielleicht, vielleicht auch zehn. Sie hatten gerade Baumaterialien in die Kneipe geschleppt und tranken ein Bier. Die Frau hatte rote Haare und war auffällig schön. Sie streichelte meine Hündin und wir redeten über Pudelmischlinge.

In der Kneipe schenken sie ihr eigenes Bier ein. Das wusste ich, aber ich hatte vergessen, welche Brauerei das braut. Also fragte ich den offensichtlichen Chef hinterm Tresen. Er erklärte mir, dass sein Freund Alex das Bier braue. Ich wollte wissen, wer genau das sei, also welche Brauerei. Er sagte, es käme von der Brauerei Zukunft. Und ich so: Zukunft am Ostkreuz? Ich kannte den Namen nämlich, ich kenne fast jeden Braukessel in ganz Berlin. Er sagte aber, da arbeite man nicht mehr, man sei jetzt weitergezogen, ein Stück näher an die Elsenbrücke heran.
Es gibt in dieser Gegend zwischen Ostkreuz und Treptow diese vielen Gelände mit Clubs und Bauwagenplätzen. Ich kann der Entwicklung dort nicht mehr folgen. In einem der Wagenplätze gab es letzte Woche die Razzia wegen Gerwig, einer der letzten RAF-Flüchtigen, der dort gewohnt haben soll. Der Chef am Tresen erklärte mir, wo das neue Zukunft-Gelände jetzt liegt, aber ich konnte es nicht recht einordnen, ohne Google Maps heranzuziehen. Natürlich zog ich nicht das Kartenmaterial aus meiner Tasche, das wäre dann doch etwas übertrieben gewesen, ich sagte nur „AH-OKAY-DAA!“. Er sagte, dass dort auch das Bier für Prassnik gebraut werde. Davon war ich überrascht, ich sagte, ich ginge früher oft ins Prassnik, weil die das beste Bier der Stadt brauten. Das war noch zehn Jahre früher, bevor in Berlin all die Mikrobrauereien ihre Gärbottiche in irgendwelchen Hinterhöfen aufstellten. Der Wirt sagte, wenn ich früher oft im Prassnik gewesen sei, dann würde ich bestimmt das Paar vor der Tür kennen, das am Tisch neben uns sass. Ich sagte, nein, die kenne ich nicht, und er sagte, das sind die beiden Leute vom Prassnik. Davon war ich dermassen gut gelaunt, dass ich hinaus ging und sagte, es wäre mir gesagt worden, dass sie vom Prassnik seien. Da war ich früher ganz oft, weil sie das beste Bier der Stadt brauten. Die beiden schienen sich ganz offensichtlich darüber zu freuen und so redeten wir über dies und das und über Bier.

Ich muss da wieder einmal hin. Vor 15, 20 Jahren spielte sich mein Berlin wesentlich mehr in jener Gegend um die Torstrasse ab. Auguststrasse, Teutoburger Platz, Kastanienallee, Zionskirchplatz. Wir sind alle weitergezogen. Aber die Touristen sind jetzt da. Und das Prassnik.

2 Kommentare

  1. Einfach mal Ohren Durchputzen mit dem 5. Klavierkonzert. Nachdem da wie so oft fast alle eingängigen Stellen Tonleitern und Dreiklänge sind bringt das das Melodiegehirn wieder ins Gleichgewicht. Zumindest bei mir.

  2. Hat nicht geholfen 😀 Dennoch perfekt fürs Putzen. (Also Wohnung, nicht Ohren)

Kommentare sind geschlossen.