(reisenotizen 24.01.2007)

Im Zug nach Amsterdam und schon wieder einen falschen Platz reserviert. Ich will schreiben, ich will Strom, aber ich mag es nicht, an diesen Vierertischen zu sitzen. Ich hatte die Bahnschalterdame gebeten mir einen Platz mit Strom zu geben, jedoch nicht an den Vierertischen, sondern genau dahinter.

Es könnte schliesslich geschehen, dass eine hochschwangere Kuh auf den Gleisen steht und der flitzende ICE auf die Vollbremse treten muss. Ich bin im Besitz einer allzu lebhaften Phantasie und ich weiss es mir ziemlich detailiert auzumalen, wie mein Tischgegenüber bei einer Vollbremsung oder einem Frontalaufprall von diesen Tischen entzweigerissen wird. Und wenn es schon sowas gibt wie Qualität bei der Deutschen Bahn, weil in Deutschland ja alles Qualität haben sollte, dann sind diese Tische bestimmt qualitativ übergeprüft und qualitätsversiegelt, sodass sie erst recht nicht nachgeben wenn eine hochschwangere Kuh auf den Gleisen steht.
Und immer wenn ich an diesen Vierrertischen sitze, habe ich zudem das Pech mit dem Rücken zur Fahrichtung zu sitzen, sodass ich zwar, bis zum Tod hin, in den Sessel gequetscht werde, das könnte ich in Ausnahmesituationen (der eigene Tod beispielweise) noch verkraften, aber, dass ich mich noch in meinen letzten Lebenssekunden mit dem blutenden Oberkörpers meines Gegenübers abmühen muss, das muss nun wirklich nicht sein.

Jetzt lacht er noch, der dicke Mann mir gegenüber, beisst vergnügt in sein Wurstbrot und kaut mit offenem Mund, während er den Hals streckt und verstohlen in mein Notizheft schielt. Ja, jetzt lacht er noch. Ich lache schon lange nicht mehr zurück, wenn ich bald mit blutverschmiertem Anzug dasitze, weil sein Rumpf mit Kopf und Armen an mir kleben wird und das zerkaute Wurstbrot oben, oder mitten aus dem Bauch heraus, hervortritt. Nein, ich lache nicht mehr. Ich schweige aber und schaue den grasenden Kühen hinterher.
Und der Mann ist irgendwie sauer geworden.

8 Kommentare

  1. Merkwürdigerweise sitze ich in 80 Prozent aller Fälle mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Vielleicht ist das auch eine Metapher für mein Leben – aber woher will die Bahn das wissen?

  2. das kalb wurde gerettet und menschen mussten sterben.
    ehrlich gesagt bin ich schon lang nicht mehr mit dem zug verreist, gefahren. man sollte unmögliche reisezeiten nehmen und erwischt vielleicht sogar einen leeren vierertisch.

  3. Man sollte vor Fahrtantritt die Akkus aufladen und ggf. ein Ersatzakku dabei haben. Dann können einem auch fehlende Steckdosen relativ egal sein und muss sich nicht an 4er-Tische setzen.

  4. Mein Lapdings springt nur an wenn er am Strom hängt und der Akku hat eine Laufzeit von etwa 15 Minuten. Man sollte deshalb auch immer funktionierende Technik bei sich haben. Sollte man. Aber was ich nicht noch so alles sollen müsste.

  5. Hat man ihnen in ihrer Funktion als Quasi-A-Blogger noch kein Lappeltopbook zur freien Verfügung angeboten?
    Sauerei!

  6. Wenn schon irgendwo ein A stehen soll, dann nur mit Kringel drumherum. Aber bestimmt nicht mit Bindestrich/Blogger dahinter.

    Überdies werde ich nur bei Braten mit Rotweinsauce käuflich.

  7. Ich fahre oft mit Bahn/Zug u.ä. und am schlimmsten finde ich Blutwurstbrot mampfende Omas. Das müffelt.

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