Horrornacht Nummer 4.
Gestern chattete ich aufgrund meines letzten Blogeintrages mit Frau Fragmente über Klimaanlagen. Sie schickte mir ein Video von ihrer festen Anlage, einem sogenannten Split-Gerät. Zuerst eine Aufnahme von innen und dann eine Aufnahme von aussen. Das Gerät ist tatsächlich leise. Wie ein Kühlschrank. Laut ihren Aussagen sogar leiser.
Es gibt viele Aspekte, die ich berücksichtigen und viele Arbeitsschritte, die ich anstossen muss um mir in diesem Altbau ein solches Gerät einbauen zu können. Möglicherweise würde ich irgendwann im nächsten Sommer die Erlaubnis dafür enthalten. In der Zwischenzeit müsste ich allerdings viele Gespräche mit den Nachbarn führen und Dutzende Emails schreiben. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, einmal ChatGPT heranzuholen, ich verwende AI kaum, mich langweilt AI total, aber ich sehe schon den Vorteil darin, repetitive Textaufgaben übernehmen zu lassen.
Heute war Peppa bei uns. Peppa ist die Hündin von E aus der Hundewiese. Bei unserem gestrigen Ausflug an den Bernsteinsee telefonierte er mit seiner Exfrau, es ging um Abstimmungsschwierigkeiten zwischen beruflichen Terminen und die Logistik mit Hund und Kind. Da ich natürlich jedes Detail mitbekam, bot ich den beiden an, dass sie die Hündin auch bei mir abgeben können. Es handelte sich nur um sechs Stunden, von neun bis drei Uhr. Ich wollte es immer schon einmal testen, einen zweiten Hund in der Wohnung zu haben.
Das wurden sehr interessante sechs Stunden. Meine Hündin ist nicht sehr dominant, allerdings ist sie auch nicht devot. Von Peppa wird sie immer wie die grosse Schwester behandelt, meine Hündin wird von der aufgeregten Kleinen aber irgendwann genervt. Sie ist von aufgeregten Hunden immer genervt. Am schlimmsten findet sie die aufgeregten Vizlas. Die knurrt sie schon weg, wenn sich einer nähert. Ich glaube, sie findet die dumm. Unter ihrer Würde.
Mit Peppa war das sehr interessant, weil sie sich gut kennen, aber heute war sie zum ersten Mal in der Wohnung zu Besuch. Wir hatten bisher nur ein einziges Mal Hundebesuch. Damals war sie noch ein Welpe und es kamen zwei schöne und ruhige Setter-Hunde. Das war harmonisch. Jetzt ist sie aber erwachsen und ich ahnte, dass sie territoriale Ansprüche entwickelt hat. Als die mit Peppa zusammen die Wohnung betrat, liess sie den kleinen Hund nicht aus den Augen. Peppa war natürlich neugierig und schnüffelte sich durch die Wohnung, während mein Tier die ganze Zeit dazwischenging. Sie folgte Peppa auf jedem Schritt und ging auch dazwischen, indem sie Peppa mit ihrer Schnauze vom Schnüffeln abhielt, was Peppa aber nicht daran hinderte, einfach weiterzumachen. Ein lustiges, aber überraschendes Verhalten.
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, einander im Blick zu behalten. Peppa musste im Hausflur bleiben, meine Hündin sass bei mir im Arbeitszimmer und behielt ein wachendes Auge auf Peppa. Wenn Peppa sich aus dem Sichtfeld schlich, legte sich meine Hündin an eine andere Stelle um, wo sie Peppa beobachten konnte. Manchmal verschwand Peppa in einen anderen Raum und dann verschwand auch die Hündin. Das ging 4 Stunden lang so. Mit kurzen Unterbrechungen, an denen ich mich mit den beiden Tieren beschäftigte, indem ich versuchte, Entspannung zu vermitteln.
Normalerweise setze ich mich vormittags im Arbeitszimmer an die Tastatur und die Hündin legt sich daneben und schläft. Es dauerte heute vier Stunden, bis die beiden ausgestreckt pennten. Der Erholungsfaktor war eher gering.
Um halb fünf war ich mit meiner Frau im Hops&Barley an der Wülischstrasse verabredet. Dort stellen sie selber Cider aus Apfelsaft her. Ich war sehr früh da. Neben mir am Tisch sassen der Gründer und Brauer des Hops&Barley wie auch der Gründer der Hopfenreich-Bar im Wrangelkiez. Mit dem Hopfenreich verbinden meine Frau und ich Geschichte. Als wir uns kennenlernten, wohnte sie nämlich in dem Haus, in dem sich das Hopfenreich befindet. Unten gab es aber noch nicht diese Bar sondern ein Spätzle-Restaurant mit dem Namen „Da Gino“. Dort hatten wir unser erstes Date. Bzw unser zweites und drittes. Wir sassen auch danach noch sehr oft da. Bis wir schliesslich zusammenzogen nach Mitte und der Weg in den Wrangelkiez zu umständlich wurde.
Einige Jahre später entwickelten wir eine grosse Leidenschaft für das Bierhandwerk und weil ich mich ständig nach guten Bierlokalen umsah und jede Hopfenstube sowie jeden Hopfentrunk ausprobierte, die in Berlin aus dem Boden wuchsen, entdeckte ich natürlich bald das Hopfenreich in der Wrangelstrasse. Die waren eine der ersten, grösseren Bierbars, allerdings auch etwas teuer und hip.
Ich mischte mich ins Gespräch ein, weil sie über Andreas Bogk sprachen, der damals vor vielen Jahren die Originalhefe einer der letzten echten Berliner Weisse aus einer alten DDR Flasche unter Laborbedingungen extrahierte. Die Berliner Weisse war ja praktisch tot. Die Kindl Weisse ist schliesslich keine echte Berliner Weisse, das ist ein seltsames Weizengebräu, das man ohne Sirup nicht trinken kann. Im Osten produzierte man bis in die Siebziger noch echte Weisse, aber weil es einigermassen schwierig ist, richtige Berliner Weisse auf industrieller Ebene zu brauen, gaben auch die irgendwann auf. Kindl ist die einzige Brauerei, die in dieser Stadt der gestorbenen Traditionen, zumindest den Namen „Berliner Weisse“ weiterführte.
Andreas Bogk und die Berliner Handwerkbrauerinnen belebten vor einigen Jahren die alte, echte Berliner Weisse wieder. Insbesondere die Brauerin namens „Schneeeule“ widmete sich vollständig der Berliner Weisse, aber auch BRLO, Berliner Berg sowie Lemke stellen sie mittlerweile erfolgreich her. Und alle diese neuen bzw alten originalen Weissen basieren auf den Hefestamm, den Andreas Bogk damals exrahieren konnte.
Danach tranken wir Cider und ich wusste, dass die folgende Nacht die Horrornacht Nummer 5 werden würde, denn wenn ich Alkohol trinke, dann heize ich mich auf wie ein Ofen, ich werde mich bis 4 Uhr morgens wälzen um dann zwei unruhige Stunden zu schlafen. Deswegen bestellte noch ein kleines Pale Ale und dann ein kleines Pils. Weil ich seit Wochen nichts getrunken hatte, stieg das Bier sofort in mein Sprachzentrum ein. Als wir nach Hause gingen, bestellten wir ausnahmsweise Pizza. Wenn ich mich eh schon aufheize, dann kann ich auch mit Pizza nachheizen. Die Nacht ist dahin.
Ich erinnere mich noch dunkel an einen Podcast, in dem Andreas Bogk die Geschichte mit der Hefe erzählt hat. Sehr faszinierend, wie er die Hefe aus einer alten Flasche (bei eBay o.ä. gekauft) geholt und mit einem/einer Bekannten an deren Arbeitsplatz gezüchtet hat. Er wollte nicht sagen, um welches Labor es sich gehandelt hat, weil das wohl nicht so ganz erlaubt war. 🙂
Das müsste diese Podcastfolge bei WRINT sein, ich habe sie allerdings noch nie gehört. Werde ich bei Gelegenheit nachholen.
https://wrint.de/2012/12/08/wr131-ortsgesprach-andreas-bogk/
Ich glaube, es war dieser Podcast:
https://cre.fm/cre194-bier
Ja, das war die Folge!