Morgens wachte ich zu einem noch nicht feststehenden Wahlsieg Trumps auf. Während der ersten Hunderunde gewann er allerdings auch Pennsylvania und damit war es wohl durch. Es werden jetzt viele Jahre der Hassrhetorik beginnen und die USA wird vermutlich zu einem anderen Land umgebaut und die ganze westliche Welt steht vor einer ungewissen Zukunft. Das alles bedrückte mich.
Als ich vom Spaziergang zurückkam, hatte meine Frau unerwartete logistische Schwierigkeiten nach Potsdam zu kommen, also brachte ich sie kurzerhand mit dem Auto. Die Hinfahrt dauert eine Stunde. Die langen Abstände in dieser Stadt nerven mich ungemein. Immerhin half mir die lange Fahrt die Stimmung etwas aufzuhellen. Wir versuchten die Wahl einzuordnen. Das Reden über diese wahrgewordene Realität gab den Dingen eine positivere Perspektive. Meine Frau wird nächste Woche zudem nach Seattle fliegen. Im Vorfeld war immer die Frage, in welcher Stimmung sich das Land befände, wenn sie so kurz nach der Wahl in die USA reist. Ein Szenario, das wir in den vergangenen Monaten häufig besprachen, waren gewalttätige Ausschreitungen. Für den Fall, dass ein unterlegener Trump seine Fans wieder mit einer gestohlenen Wahl vor sich her hetzt. Immerhin wird es bei ihrer Reise jetzt wohl keinen Bürgerkrieg geben. Aber ja. So einer ist jetzt Präsident.
Auf dem Rückweg hörte ich eine Folge aus “Geschichten aus der Geschichte”. Es ging über die Ursprünge und Auswirkungen der Geschichten über Zeitreisen. Und über Zeit. Es ist gar noch nicht so lange her, dass wir Menschen die Zeit als eine lineare messbare Abfolge von Ereignissen verstehen.
Als ich zu Hause ankam, legte ich mich für eine Stunde ins Bett. Das würde heute ein lähmender Tag werden. Als ich aufwachte, ging ich mit der Hündin auf eine lange Runde. Sie ist gerade läufig, also mied ich die Hundewiesen und spazierte deswegen nur durch den Kiez. Ich kann sie immer noch unangeleint laufen lassen. Sie ist allerdings auffällig verschnüffelt, sie bleibt an jeder Ecke sehr lange stehen und inspiziert obsessiv die dort hinterlassenen Gerüche.
Als ich zurückkam, setzte ich mich an die Novelle. Ich ging eigentlich davon aus, dass mir das heute nicht gelingen würde. Ich schaffte es aber, alle Korrekturen einzuarbeiten. Und so schickte ich die Neufassung an den Lektor, der sich jetzt im zweiten Durchgang die sprachlichen Details ansehen wird.
Am Abend entliess Bundeskanzler Scholz dann seinen Finanzminster und ich weiss jetzt nicht, ob das tragisch ist oder lustig.
Immerhin neue Sticker:
Okay, es gibt wichtiger Probleme, aber vielleicht lenkt Sie meine Frage etwas vom Polit-Frust ab, und Sie scheinen mir so etwas wie ein Fachmann zu sein: Warum kleben die Fans einer Fussballmanschaft diese sagenhaft uninteressanten Plastikaufkleber (Papier ist noch schlimmer, die kriegt man gar nicht mehr ab) ü-ber-all hin? Hier bei uns werden sämtliche Laternenpfähle, Ampeln, Briefkästen, Fahrkartenautomaten, Busabfahrpläne etc. über und über mit Fussballfanaufklebern zugepflastert. Reißt man sie ab, sind am nächsten Tag wieder neue da. Warum?
Das hat mit dem Territorium zu tun. Es muss markiert werden. Wie bei Hunden. Nur weniger komplex.
Hm. Ich seufze nachsichtig. Was muss, das muss.