Wer hier schon länger mitliest, weiss vielleicht von meinem schreiberischen Schicksal das mir vor einem knappen Jahrzehnt jegliche Motivation nahm, mich weiterhin mit der Schreiberei zu beschäftigen. Weil der Verlust zu gross war und ich den Mut verloren hatte, hörte ich damals auf, auch wenn mir später in jeder Firma in der ich arbeitete immer die Rolle des Schreibers der Sitzungsprotokolle zugeschoben wurde. Erst wurde immer gefragt wer das Protokoll aufnehmen wolle und ich drückte mich nie davor, und danach wurde es mir immer zugeschoben, weil ich die Protokolle immer auf eine Weise verfasste als seien es Geschichten oder weil ich all die langweiligen Diskussionspunkte immer skurril umschrieb und zynische Seitenhiebe austeilte, dass die Firmensitzungen sich lasen, als seien es Theatervorstellungen gewesen. Das gefiel meinen Kollegen und merkwürdigerweise beschwerten sich auch meine Vorgesetzten niemals darüber.
Als ich vor etwa zwei Jahren mit diesem Weblog anfing wusste ich nicht ganz genau wohin das führen würde und dass ich es besonders lange durchziehen würde dachte ich mir auch nicht. Es ging mir in erster Instanz nur darum, wieder für michselbst zu tippen, wiedermal meine Hirnwindungen auf Schwarzundweiss zu bringen. Dass ich zwei Jahre später jetzt immer noch mehrmals pro Woche irgeneinen gedanklichen Unsinn oder haushaltliches Desaster oder eine Geschichte niederschreibe, wundert mich allerdings nicht mehr. Weil ich dadurch plötzlich wieder Freude am Schreiben bekommen habe. Ich glaube kaum, dass diese Freude mich heimgesucht hätte wenn ich zuhause in meinem Kämmerlein wieder angefangen hätte still und leise an einem Roman zu schreiben. Hier kamen Leser, Menschen die kommentierten, „weiter so“, „danke“ und angeregte Diskussionen, meine Schreiberei bekam etwas dynamisches, etwas Schnelles, ich arbeitete nicht mehr an einem Lebenswerk, sondern fing an meine erst kurzen, dann mit der Zeit längeren Einträge als stilistisches übungsmittel zu gebrauchen und gar als Veröffentlichungen zu betrachten. Und genau das bereitete mir Freude.
Wenn ich heute mit Bekannten spreche die sich auf irgendeiner Weise literarisch beschäftigen, dann wissen sie meistens nicht was Blogs sind, und in den wenigsten Fällen bei denen sie schon mal was davon gehört oder sogar schonmal darin geschnuppert haben, wird es meist als tagebuchschreiberischer Firlefanz abgetan, oder wegen der aufdringlichen Diskussionen von „Blogs vs. Journalismus“ gar nicht als literäre Platform wahrgenommen, sondern bloss als Grasswurzelmedium gegen den elitären Journalismus. Schade eigentlich, da ich mir sicher bin, dass es bei der ganzen altmodischen Papierautorschaft da draussen sicherlich einen grossen Teil guter Blogger geben würde, von denen ich gerne mehrmals pro Woche etwas lesen würde, anstatt jahrelang auf Romane oder anderen Veröffentlichungen zu warten.
Nun will ich mir nicht anmassen ein Literat zu sein, aber da mich bei Weblogs vor allem der literarische Aspekt fasziniert, war ich vorhin äusserst erfreut darüber zu lesen, dass ein paar Mitlogger da draussen das Projekt Epicore ins Netz gestellt haben. Weil es sonst eben viele kleine Perlen gibt die irgendwo in den tiefen des Netzes verschwinden.
Ich würde mir gar wünschen, dass es als literäres Diskussionsmedium ausarten würde, wie man andernorts Buchbesprechungen hält, aber wahrscheinlich wird es sowieso darauf hinauslaufen.
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