Ich erfahre zufällig, dass heute Deutschland gegen Island spielt. In Reykjavik. Als ich das letzte Mal in Island war, fand auch ein Länderspiel statt. Das war im Herbst 2013, die isländische Nationalmannschaft spielte gegen Kroatien. Wir fuhren an diesem Stadion vorbei, das sich unweit unseres Hotels befand, fussläufig etwa 20 Minuten stadtauswärts. Man sah diese zwei Tribünen, Haupttribüne und Gegengerade, der Rest ist einfach offen. Wenn man da heute mit dem Bus vorbeifährt kann man sicherlich die Müllers und Goretzkas über den Rasen stolpern sehen.
An dem Abend, als Kroatien zu Gast war, blieben wir im Hotel. Die Restaurantsituation hatte uns nach einigen Tagen ein bisschen deprimiert. Eine trockene Pizza, gerade mal so groß wie meine ausgestreckte Hand, kostete 27€ und wenn man Fisch essen wollte, landete man schnell im dreistelligen Bereich und irgendwann hatten wir uns von Burgern sattgegessen. Wir verstanden jetzt, warum gewöhnliche Hotelzimmer immer mit einer Kochnische ausgestattet waren.
Anpfiff des Spiels war laut meiner App um 20Uhr. Also kochten wir uns zuhause eine Pasta und nahmen uns vor, gegen halb acht in die Reykjaviker Nacht hinauszugehen und den Isländerinnen bei ihrem Abend mit der Nationalmannschaft zu begleiten. Wir bummelten natürlich, gegen halb acht waren wir noch längst nicht fertig. Inzwischen schaute ich auf meine App, vielleicht gibt es ja etwas interessantes über Aufstellungen zu lesen. In der App las ich dann, dass im Spiel bereits die 78. Minute läuft.
Ich hatte natürlich nicht die 2 Stunden der Zeitverschiebung mitgerechnet.
Jetzt sassen wir da.
Wir gingen dennoch etwas verspätet raus. Die Pointe der Geschichte ist: den Isländerinnen war ihre Nationalmannschaft eher egal. Es gab keine Zusammenkünfte oder Leute in Trikots. In einem Land, das gerade mal so viele Einwohner hat, wie Kreuzberg und F’Hain zusammen, rechnete man sich in internationalen Sportwettbewerben wohl keinerlei Chancen aus, entsprechend unattraktiv musste das für die Bewohnerinnen sein. Das war jedenfalls meine Erklärung, die ich allerdings nie näher erforschte.
Dass sie bei der Europameisterschaft so groß aufspielten, passierte ja erst 3 Jahre später. Mittlerweile dürfte sich in der Wahrnehmung schon etwas verändert haben.
Und während ich oben so „2013“ schrieb. Boah, schon viel zu lange her.