recitativo nr.82

Das Blog ist aus dem Urlaub zurück. Darüber war ich so froh, dass ich mich gleich an den Schreibtisch setzte, seit langem wieder einmal das Mikrophon zur Hand nahm und Kid37’s Tango Mortale vorlas. Dazu spiele ich ein wenig auf der Ziehharmonika als wäre ich ein barfüßiger Junge der in einem Hauseingang der Boca sitzt und das Instrument seines Großvaters erlernt. Um diese Stimmung zu verstärken habe ich es in Unterhosen gespielt.

Drüben im Vorleseblog.

M

ein russischer Freund, der Punk, als wir gesternfrüh auf Stufen in der Danziger saßen und in die Morgensonne blinzelten und ich ihn fragte womit er nun seine Brötchen verdiene, erwiderte, er hätte sich jetzt verkauft. Er würde Kritiken aus Finnland ins Russische übersetzen, er habe Urlaub nehmen müssen um mit seiner Band in Deutschland zu spielen. Ah, sagte ich, Ausverkauf, weil sich für die Arbeiten die wir erledigen niemand finden läßt der es umsonst tut. Sonst wäre sie ja schön, die Arbeit. Und so gäbe es jemand der es erledigt haben wolle und jemanden dafür entlohne. Korrekt, sagte er, er wolle ja auch, dass das alles da draußen funktioniere. Die Geldautomaten, jemand der das Bier zapfe, gar jemand der es braue, und nicht zu vergessen: die Ubahnen! Fuck the System, erinnerte ich ihn. Fuck the system, erinnerte er mich. Aber, eröffnete ich ihm, ich hätte ohnehin immer die Welt im Kopf gehabt, und legte nach: dass es Aufgaben zu erfüllen gebe. Das ganze Ding am Drehen zu halten. Er schaute mich an und sagte, ich hätte zuviel Nietzsche gelesen. Wie er darauf käme, fragte ich, ich mochte nur Zarathustra, und davon lediglich Richard Strauß’ Ouvertüre. Das wäre ihm zu pompös, ihm läge mehr an Bach, kleine Ameisen, eifrig am Bauen, unbemerkt, das ganze Ding am Drehen halten. Mit System. Er vergäße die großen Gesten, warf ich ihm vor. Mit Pomp die Schlucker zu Königen. Und wer dann wohl die Ubahnen baue, fragte […]