Wir standen im südlichen Neuköln auf dem Balkon und schauten auf die Herrmannstrasse hinunter den Autos nach, wie sie sich Seit an Seit auf zwei Spuren als endlose hupende Blechraupe nach Kreuzberg vorschoben, nach Schöneberg, Mitte, hauptsache rein ins Fruchtfleisch, sie hielten Fahnen hinaus, der weisse Halbmond wollte gefeiert werden, wegen Halbfüünale, das war wie vor zwei Jahren als die ganze Welt auf Deutschlanddeutschland schaute, wie dieses merkwürdige Nationalgefühl heraufkam, das sich über weite Strecken hinweg wie etwas Gesundes anfühlte, wie Orangensaft zum Beispiel (der empfohlene Tagesbedarf [gedeckt]), was vielleicht aber einfach dieses Gefühl war, wir Deutschen sind gar nicht die, die nie und nimmer keine eigenen Lieder singen können, wir sind gar nicht die, die unablässig so sind, wie Krauts nun eben sind und zu sein haben, und das in jeder Situation, in jedem Licht, in jedem Zwielicht, und vor allem als Nichtdeutscher hat mich das so sehr berührt, dass mir öfter mal das wir von den Lippen gekommen ist, und mir sind die Deutschen in der Ferne so oft begegnet, wobei ich immer ein wenig Mitleid hatte, und daher verstehe ich auch nicht richtig woher das Bild der deutschen Überheblichkeit gekommen ist, das so viele zu haben glauben, mir taten sie immer leid, mit diesem schamvollen Unterton im I’m from germany, während die Iren und die Engländer und die Spanier inbrünstig: I’m irish, english, espanish waren, Projektionsfläche für Zusammenrottungen womöglich, aber über Nationalismen will ich gar nicht reden, wohin ich eigentlich will: die Blechraupe in der Herrmannstrasse war das Türkiyetürkiye auf das ganz Deutschland zu schauen schien, diese merkwürdige Nationalfreude die heraufkam, was vielleicht aber einfach dieses Gefühl war, wir Türken sind gar nicht die, die ie und immer nur Dönerfleisch schneiden und unsere Kinder nicht richtig erziehen, und dieses wir fiel mir jetzt ein bisschen schwer, womöglich weil ich ausgewachsenen Nationalstolz dann doch nicht mag, wobei ich mich jetzt frage was genau ausgewachsen daran ist, wenn ich an den Kollegen denke, den ich mir vor wenigen Wochen noch vorgeknöpft habe, der auf meine Frage hin, dass ich seinen Familiennamen sehr möge, woher der stamme, dieser sich aus der Frage herausdrehte und -wand, bis ich ihm ein äußerst beschämtes Türkei aus der Nase zog.

Letzten Freitag, nachts, standen wir jedenfalls auf dem Balkon im südlichen Neuköln und schwiegen. Es muss wohl eine Stunde gewesen sein, in der wir vielleicht fünf Worte wechselten, während wir ihnen nachschauten, mit dieser merkwürdigen Ahnung, und das nichtmal wegen den Scherben, wegen den brennenden Autos, sondern wie man tief enttäuscht über die rosigen Erinnerungen von vor zwei Jahren, sagen wird: hey wir hatten uns doch alle zusammen gefreut.
Egal wo und wieviele Bälle versenkt werden.

[Dabei ist mir das ethnische Zusammenleben ziemlich wurscht]

Die Nacht war furchtbar. Bis auf die Kaffeemaschine die uns wirklich megaggroße Dienste leistete, bis auf den einen Aussetzer bei dem wir alle wie gleichgeschaltet, schlechte Laune bekamen, bis auf K., der keinen Kaffee trinkt, weil K. nur Tee trinkt, bis auf die verantwortungslos vertriebenen Marken, wegen dem Gespür für den größeren Kontext den man heutzutage den Menschen so gut vermitteln kann, bis auf die Putzdame, die sich zu unserer Runde an der Kaffeemaschine gesellte, und so gar nichts von besseren Gehältern wissen wollte, bis auf ihr eigenes und das der Friseurinnen, weil wir sonst von Harztvier leben müssen, bis auf die Faulen, die hätten es verdient.

Den vierten Teil von Indiana Jones geträumt. Dieser handelt von einem kleinen Jungen der seinen Pandabären behalten möchte und Indie (wie Indiana sich gerne nennt) wird ihm dabei helfen. Ein langer Rechtsstreit mit Flamboyanten Reden folgt.

(Und das Ende verrate ich natürlich nicht)

[tribbel iii]

Wochenlang, monatelang lief ich drumherum, hob es auf, sah es mir von unten an, von der Seite, immer wieder kam ich dafür zurück– und jetzt könnte ich das alles weiterhin als wilde Jagd darstellen, weil es auch wirklich so gewesen ist, ein bisschen wenigstens, wie ich um das Gerät herumschlich, mich also heranpirschte, und Sachen murmelte wie: 900 Gramm, ein Traum! Doch das tue ich nicht, es als Jagd darzustellen ist albern, es gibt subtilere Mittel Spannung aufzubauen, zudem muss nicht immer alles spannend sein, viele wollen lieber Herzensdinge, und damit sind jetzt keine Bypässe gemeint, sondern Herzklappenfehler, wegen dem Zurückrudern, weil ich haderte und zaderte, weil: ich brauchte ja keinen neuen Laptop ich brauchte ein elektrisches Notizbuch, ha, und genau an dieser Stelle wurde meine Brieftasche locker, ein Notebook! Das war es ja, und nicht viel mehr, ein Zwohundertneunundneunzig Euro Notizbuch in das man tippen kann und ein bisschen ins Internet zu dingsen, und mehr braucht man nicht wenn man unterwegs ist oder im Park sitzt, zudem, 900Gramm ist zwar ein wenig schwerer als mein Notizbuch, aber genauso klein, nur ist das Notizbuch lediglich zum – genau: Notizen aufzeichnen, ein kleines elektrisches Minidings aber zum richtigen Arbeiten, ganze Textlappen rumzuschleppen, und ja, die Tasten liegen ein wenig eng beinander, aber meine Finger sind gerade noch unwurstig genug, und der Bildschirm ist nicht so klein wie man denkt, reicht zum Schreiben und Lesen vollkommen aus, und jetzt habe ich ihn dermassen oft gestreichelt und wild davon geträumt und mir bei langen Fahrten in der Sbahn gewünscht ich würde so ein verdammtes Spielzeug Arbeitsutensil bei mir haben, dass ich jetzt einfach in den Laden gegangen bin und das Geld hingeblättert habe. Ich bin hingerissen.

Die Daten.

[punktpunktpunkt]

Und dann dieser Schreck jeden Morgen wenn ich in mein Blog schaue und mir der Mek dort ins Gesicht springt, gleich dreifach und mit Pornobalken, dann denke ich mir jedesmal während des Keinezeithabens, dass ich nun wirklich die Fotos nach unten hin wegschreiben müsse, offensiv Verdrängen sozusagen, da hilft es auch nicht, dass meine zuckersüße Schwester aus den Bildern schnüfft.
Deshalb viele Absätze. Und Trennstriche.

Und dann vollkommen zum Emogirl verkommen.
(Immerhin gibts da tolle Frisuren)

Wenn er das Gericht bestellt und sich dabei die Lieblingsspeise des Koches wünscht, sagt, er wolle das was der Koch sich Abends nach einem harten Tag in der Küche kocht.
Der Kellner bringt Pasta dello Chef.

Der schönste Moment war wohl als der Blumenstrauß vom Publikum nach vorne gereicht wurde, und hey, ich konnte das alles auch nur sehen weil ich ganz vorne links oben auf der Tribüne saß, und im Tempodrom sitzt man dann sozusagen direkt auf der Bühne, man sieht der Menschenmasse ihr ganzes breites Gesicht und auch die Lampen die blenden, und da sah ich also auch den Blumestrauß einem Stagediver gleich vom Publikum nach vorne gereicht werden, Schwarmintelligenz, wie Ameisen wenn sie Blätter abtransportieren, kam dieser Blumenstrauß in langsamen Wellenbewegungen über die Köpfe hinweg nach vorne auf die Bühne, und Nick sang erst von den Gründen warum er nicht hier sei, um dann zu erläutern, that I’m down here for your soul.

Ich habe es schonmal so oder ähnlich gesagt. Der Berliner ihr Spatz ist ein superklasse Vogel. Jetzt stehts sogar im Tagesspiegel. So ähnlich jedenfalls. Finnick klasse.

Und weil wir schon beim wilden Rumverlinken sind: Goetz’ Klage kommt auf Papier. Des weiteren nicht spektakulär, nur: Rasierklingen-Schriftsteller. Wie tragisch sich die Bilder einprägen, oder, haha, -ritzen.

Und wie Du Recht hast. Die Bilder.