Mit den beiden Männern im ersten Stock habe ich schon länger ausgemacht, dass sie mir einmal ihr Klimagerät zeigen. Sie haben ein mobiles Split-Gerät, also mit einem Aussen-Teil und einem Innen-Teil. Als sie mir das erste Mal davon erzählten, waren sie begeistert von der Leistung des Geräts und dass es so viel effizienter sei als diese mobilen Monoblocks, die zudem unfassbar laut sind.
Ich hatte nämlich einen Monoblock, der einerseits eben zu laut ist, um ihn im Schlafzimmer zu betreiben, andererseits hat er es auch nie geschafft, den Raum wirklich abzukühlen. Mich interessierte es vor allem, wie sie es baulich lösten. Klimageräte brauchen nämlich eine Abfuhr der warmen Luft nach aussen. Für meinen Monoblock hatte ich eine Schablone aus Karton für das Fenster gebaut – das ist aber wirklich eine sehr temporäre Lösung.
Allerdings stellte sich heraus, dass die beiden Männer es auch nur mit einer Fensterschablone gelöst hatten – und zwar an der genau gleichen Stelle wie ich. Unsere Wohnungen sind nämlich baugleich. In unserem Altbau gibt es im Erkerzimmer an der Seite sehr kleine Fenster. Dort kann man eine Schablone aus Karton mit Schaumstoff einpassen. Das sieht man dann nicht sofort, das ist nicht so invasiv. Aber dennoch: Temporär finde ich es okay, aber nicht als langfristige Lösung.
Ausserdem ist das Erkerzimmer nicht mein Schlafzimmer. Die beiden Männer haben es einfach, sie schlafen dort. Ich hingegen schlafe zum Innenhof hin. Dort habe ich ein modernes, grosses Fenster, für das ich eine riesige Schablone bauen müsste. Dann hätte ich aber kein Tageslicht mehr. Ausserdem spielt sich das Berliner Privatleben ja meist zum Innenhof hin ab. Ich fürchte daher, dass sich die Nachbarn beschweren, wenn da die ganze Nacht eine Klimaanlage läuft.
Andererseits filmte Frau Fragmente für mich einmal ihre Klimaanlage, die auf der Aussenseite keinen Ton von sich gibt. Dieses mobile Split-Gerät der Männer macht allerdings schon ein Geräusch. Es ist nicht laut, aber laut genug, dass man es im Innenhof hört. Ob das im Sommer stört – wo ohnehin alle Menschen mit offenen Fenstern Sex haben oder auf den Balkonen quatschen – ist eine andere Frage. Aber ich werde dennoch nicht auf diese Lösung setzen.
Immer, wenn der Sommer anklopft, habe ich dieses Thema auf dem Tisch. Frau Fragmente erinnerte mich mehrmals im Jahr daran und fragte, wie weit ich mit einer Lösung sei. Meine Antworten dazu fielen immer sehr unbestimmt aus.
Ich könnte mir für die paar tropischen Tage vorne an der Strassenseite, also im Wohnzimmer, ein temporäres Schlafquartier einrichten. Ein kühles Wohnzimmer ist ja auch nicht ohne. Aber der Erker würde ästhetisch unter dem Umbau leiden – der kleine Erker ist die schönste Ecke in der ganzen Wohnung.
Wahrscheinlich werde ich einfach die grosse Lösung ansetzen und im Schlafzimmer zur Hofseite eine leise und richtige Klimaanlage installieren lassen. Wenn schon Geld ausgeben, dann auch richtig. In Berlin wird es schliesslich nicht kühler. Und in wenigen Jahren werden in Berlin ohnehin überall die Klimaanlagen brummen.
In meiner Madrider Wohnung hingen damals dutzende Klimaanlagen in diesen engen Innenhöfen. Es beschwerte sich niemand, und die Geräusche störten beim Schlafen auch nicht.
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Eine feine Rezension der Novelle bei Bernd schulz auf Rappelsnut.
[…] Pfeifers Sprache ist schnörkellos, klar und mit trockenem Humor durchzogen. Er erzählt mit feiner Beobachtungsgabe, aber ohne Pathos. Die Dialoge wirken authentisch, die Szenen präzise und atmosphärisch. Besonders auffällig ist die Balance zwischen dokumentarischer Genauigkeit und literarischer Verdichtung. […]
Hach.
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Webmentions. Das ist komplett an mir vorbei gegangen. Ein weiterer Schritt sich das Internet zurückzuholen. Das wird mich morgen beschäftigen. Weiss ich jetzt schon.
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