[14.4.]

Als wäre ich im Urlaub gewesen, das Gefühl gehabt auf Reisen gewesen zu sein. Möglicherweise wegen den längeren Spaziergängen am Wochenende und natürlich wegen den vielen Tagen weit weg vom Büro. Schniefend im Bett.
Gestern Abend beim Einschlafen jedenfalls eine unheimliche Vorfreude für meine Arbeit verspürt. Und heute: das Büro erstrahlte in vollem Licht. Selten so glücklich gewesen das Team wiederzusehen, dabei immer ein bisschen zu gut gelaunt. Noch eine Woche krank und möglicherweise würde ich anfangen zu leuchten.

Heute dann erstmals unsere neue Kantine getestet. Überraschend gute Auswahl. In meine engere Auswahl fielen das Schweinesteak mit gebratenem Gemüse und das Tofuding mit gedünstetem Gemüse. Das Tofuding wurde unter der Kategorie Fit&Vital angepriesen.
Üblicherweise fällt meine Wahl auf das Gehaltvollere, immer aus Angst eventuell später am Nachmittag zu verhungern. Wenn man jahrelang von dieser Angst verfolgt wird, dann hat man irgendwann den Umfang meines umfangreichen Leibes und hält genügend Reserven mit dem Gürtel verschnürt, um jemand zwanzig Jahre lang vor dem Verhungern bewahren.
Heute, beim Anblick des Steaks, wurde etwas in mir anders.
Das Tofuding hat natürlich nicht geschmeckt.

-Abends Salat gegessen
-Danach diese kaputte Vase und meine FInger mit Sekundenkleber geklebt
-Jetzt Penseeabend.

[13.4.]

Irgendetwas war gestern. Heute den Ostermontagmorgen veschlafen. Ich als Frühaufsteher. Und Punkt zwölf war ich dann fit wie eine Kirchenglocke.

In dieser merkwürdigen Ostermontaglaune alle restlichen Twin Peaks Folgen geschaut. Das Ende war ein grandioser Abgang in Lynch-Manier und eine Abrechnung mit den Fehlentscheidungen von Fernsehhäusern und Geldgebern hinter den Kulissen, die diese großartige Serie letztendlich vermurkst haben.
Ich glaube ich habe noch niemals so viele Stunden fernsehend verbracht. Jetzt bin ich ein bisschen erschlagen auch wenn ich mir vorgenommen habe heute noch den Se-/Prequel Twin Peaks – Fire walk with me zu geben. Einfach um alles abzuschließen, mich von Agent Cooper, den Zwerg im roten Anzug, Norma, Audrey, den einarmigen Mike, Harry und Nadine, mit denen ich 29 Stunden meines Leben verbracht habe, zu verabschieden. Ich ziehe das Taschentuch und schniefe ein bisschen den laufenden Traurigkeitsrotz zurück in die Nase. Und winke ihnen nach.
Ich werde jetzt 19 Jahre nach der Serie natürlich keine Besprechung mehr führen.

[12.4.]

Heute war Ostersonntag. Wir meinten unheimlich witzig zu sein und Osterputz machen zu müssen. Was nach fünf Minuten natürlich nicht mehr witzig war, dafür aber ziemlich okee wegen dem Zitronengeruch überall nachher. Zudem habe ich meine Lieblingskrawatte zurückgefunden (beim Werkzeug. Was jetzt wie ein Witz klingt).
Um drei Uhr sind wir in die Nachmittagsvorstellung von „the dutchess“ an den Potsdamer Platz. Der Film hat mich erschlagen, so viel verschwendete Liebe und Mühe, und alles um am Ende die Ausgangsposition wiederzuhaben und sich damit abzufinden. Nach dem Film haben wir uns in der alten Potsdamer Straße in die Sonne gesetzt und einen Prosecco bei diesem furchtbar schnösligen Laden dessen Namen ich nicht mehr weiß, getrunken und über Schnösel geredet. Auch über Touristen, aber wir beide sind oftmals dermaßen touristisch unterwegs mit unseren endlosen Stadtspaziergängen, dass man dabei ein seltsames Gefühl hat. Über Touristen zu reden.
Danach quer durch die Backsteinbauten da an diesem grünen Damm hindurch gelaufen um die dahinterliegende Stadtstruktur zur Stresemannstraße hin zu verstehen. Es gäbe jetzt einiges dazu zu sagen, liebes Tagebuch, aber heute ist nicht so mein Tag mehr, weil wir nachher noch einen Prosecco in der Kochstrasse getrunken haben, nach einem kleinen Umweg entlang dem neuen Gebäude der Topographie des Terrors (weil sie scheinbar gerade Richtfest gefeiert hatten, aber vom Gebäude steht erst das Skelett), und danach noch in der Auguststraße etwas gegessen und getrunken und jetzt bin ich einfach müde.
Und es ist 23:58

[11.4.]

Liebes Tagebuchblog. Heute muss ich schwindeln. Heute ist es schon nach Mitternacht und ich werde einfach das Datum fälschen.

Heute hat sich alles ein bisschen in die Länge gezogen. Erst ein opulentes Frühstück um zwölf Uhr bei Madame Modeste mit phantastischen Pasten vom Markt am Kollwitzplatz. Nach den herzhaften Dingen wollte ich am Ende noch die Weinmarmelade kosten, weil ich mir dachte, Marmelade aus Trauben, das kennen Sie nicht, das müssen Sie mal probieren, woraufhin mir erst auffiel, dass ich mich gesiezt hatte, was ich ziemlich eigenartig fand, mir dann aber dachte, egal, jetzt erstmal die Weinmarmelade probieren. Und diese Weinmarmelade, von der ich erwartete es sei Marmeladisierter Traubensaft, wie ja auch Pfirsichmarmelade schlicht nach marmeladisiertem Pfirsichsaft schmeckt, aber ganz anders ist das bei Weinmarmelade: Weinmarmelade riecht nicht nach Trauben sondern nach Wein.
Das war sehr toll.
Und hat sehr toll geschmeckt.
Drei Stunden später spazierte ich ich zur Verdauung mit K die Schönhauser Allee runter bis zur Torstraße, dann weiter die Alte Schönhauser Straße rein, bis zur Münzstraße, dann nach links, weil rechts wäre Hakescher Markt gewesen und Hackescher Markt an einem Samstag ist wirklich totale Marmelade. Deshalb also links die Memhardstraße rein und über die Karl-Liebknecht-Straße rüber durch diesen 60er-Jahre-Durchgang zwischen dem Kaufhof und dem Park Inn auf den Alexanderplatz gelangt und mich gefragt warum man neuerdings den Brunnen der Freundschaft (oder wars der Brunnen der Völkerverständigung?) immer mit so bayrischen Holzbuden einbaut. Es gab auch eine Holzbude mit (Süd)Tiroler Wurst, was mich sehr freute […] und wir liefen weiter und standen irgendwann in diesem Alexa und ich finde das Alexa wirklich totale superklasse, diese ungeschickte Architektur mit vollkommen hilflosen Referenzen ins Altertum, ins Disneyland, es zitiert sogar den Historismus und zu guter Letzt darf man nicht vergessen: Das Ding ist riesig, steht mitten in der Stadt und ist grell Altrosa.
Die Menschen lieben es und das ist phantastisch.

Dann setzten wir uns in einen dieser neu ausgebauten S-Bahnbögen in der Dircksenstraße und tranken einen Prosecco, danach liefen wir irgendwie zurück, und mir war der Prosecco zu süß gewesen, ich hatte diese klebrige Zunge die ich auch nach dem Glühwein nicht ertrage, weshalb wir noch irgendwo auf einen weiteren Prosecco einkehrten, und danach war alles schon ein bisschen viel: der Nachmittag, die Sonne und der Sprudelwein, wir tranken also noch einen und irgendwie war dann einfach Proseccozeit, so halt, die Sonne und die freien Tage

[10.4.]

Heute: aufgestanden. Aber gemerkt, dass es noch nicht ganz der Tag ist. Die Scheißnacht ist tatsächlich ausgeblieben (soweit ich mich erinnern kann) was vielleicht auch daran gelegen haben mag, dass ich gestern über Agota Kristof eingeschlafen bin und zwar während ich es laut vorgelesen habe. Man kann jetzt munkeln warum mich das vor einer Scheißnacht bewahrt hat, ob es an der Härte der Lektüre lag die mich so süß eingedüdelt hat, oder. Oder ob man Agota Kristof als todsicheres Zeichen werten mag, dass ich todmüde war. Ich weiß es gar nicht, aber ich spekuliere.

Irgendwie war irgendwann dann Mittag und ich machte uns Frühstück. Diese leckeren Aufbackbrötchen aus Roggenmehl von L*dl. Ganz simpel mit Käse oder Schinken auf Butter.
Wegen des Feiertages waren wir uns einig vor dem Fernseher zu frühstücken und Twin Peaks weiterzusehen. Zweite Staffel Folge 9. Wir wissen wer Laura Palmer getötet hat. Wunderbar gespielt: die Verhaftung, das Geständnis, die Selbstverstümmelung, der Tod.

Danach wollte ich zu einem Konzert in der Moabiter Erlöserkirche. Schütz und Bach. Passionsmusik. Ist ja Karfreitag. Als ich jedoch versuchte K die Sache zu vermitteln, geriet ich grundlos dermaßen ins schwitzen, dass ich beschloß noch nicht ganz fit dafür zu sein.
Ungefähr sofort im Anschluß fiel mir auf, Schinken gegessen zu haben. Schinken auf Roggenbrot, Schinken an einem Karfreitag. Ich kann mich noch genau an das erst mal erinnern an dem ich an einem Karfreitag Fleisch gegessen hatte. Ich war achtzehn, schon längst entheiligt, und hatte ein Salamibrot bestellt. Während des Wartens fiel mir die Sache mit dem Karfreitag ein und ich dachte mir Mekmek, jetzt tu nicht so, Du bist von Gott befreit, und als das Brot dann kam biß ich hinein und bekam ein übles Gewissen.

Was jetzt weder witzig war noch besonders lehrreich. Aber immerhin pointiert.
Danach hatte ich vor Agota Kristof weiter vorzulesen. Da ich jedoch vergaß K dies vorzuschlagen, haben wir dann etwas anderes gemacht (Spülmaschine füllen, Bad nehmen).
Und dann war der Nachmittag auch wieder um. Mein letzter Krankheitstag.

Zum Abend habe ich Pesto gemacht. Viel zu wenig Nudeln gekocht, was natürlich den angenehmen Nebeneffekt hat, einen Saucenüberschüß zu haben. Den übriggebliebenen Hunger dann mit einem Bier gestillt. So, um das Ende der Krankheit zu feiern irgendwie auch.
Dann Twin Peaks weitergeschaut.

[9.4.]

Die vermutlich letzte Scheißnacht verbracht. Man sagt, ab der dritten Nacht solle man wieder besser schlafen, morgen werde ich also möglicherweise wieder Geister in den Knochen haben und darauf freue ich mich . So geht das nämlich nicht weiter (jammerjammer).

Hey Tagebuchblog, gesternabend habe ich gemacht: Murakamis „gefährliche Geliebte“ zuende gelesen und TwinPeaks geguckt.
Später habe ich noch versucht Sinnvolles im Penseezimmer zu schaffen, aber wenn der Kopf nicht pensiert, dann bringt auch ein Zimmer nix.

Heute habe ich gemacht: Arbeits-Emails gelesen, mich in Sachen auf der Arbeit eingemischt. Und dann, dann, dann – dann doch noch das ein oder andere erledigt. (uff)
Später einen Versuch gewagt das Haus zu verlassen und zu Kaisers zu gehen. Definitiv noch zu früh. (Aber phantastisches Stracciatella-Joghurt gekauft)

Nachher werde ich noch tun: K wird herrliche Pizza backen und danach schauen wir die zwei neuen Lost-Folgen. Und dann werde ich ohnehin wieder müde sein.

[8.4.]

Aufgewacht
Nachgedacht
Aufgewacht
Kommentare gelesen
Kommentiert
Nachgedacht
Aufgewacht
Nachgedacht
Kaffe getrunken
Brötchen mir Käse und Zwiebel gegessen
Nachgedacht
Gelesen
Aufgewacht
Gelesen
Nachgedacht
Aufgewacht
Aufgewacht
Aufgewacht
Mir nicht sicher sein welcher Tag heute ist, Mittwoch oder Donnerstag, oder wars schon Dienstag, so klar kann ich nicht mehr denken und da ich mich bewegen will bin ich mir auch unsicher darüber ob ich im Bett liege oder als Bettdecke achtlos auf das Bett geworfen wurde weil mein rechter Zipfel über die Kante hinunterhängt und in mir drin irgendwie alles aus Kissenfüllzeug besteht, ausgepolstert, aus Kunststoffgänsepelz und mein ganzer Willen sich irgendwie schwer an vier genähten Ecken festhalten lässt […]
Aufgestanden
Fiebersenkende Sachen geschluckt
Nachgedacht
Kommentare gelesen
Mich darüber gefreut
Zu kommentieren versucht
Kommentieren sein lassen
Blogs gelesen
SPON gelesen
Tagesspiegel gelesen
So Zeug für mein Blog geschrieben

[7.4.]

Krankheitsbedingt bleibt der heutige Tagebuchblogeintrag auf diesen einen Satz reduziert, den ich mit einem langen inhaltslosen Nebensatz verlängern möchte (um in Klammern hinzuzufügen, dass es heute schlichtweg nichts zu berichten gibt).

[6.4.]

Den verfrühten Hochsommer doch ein bisschen zu freudig umarmt.
Berlin hat zwanzig Grad und ich achtunddreissig.
(oder: Berlin ist leise und und meine Ohren sind verstopft)

Dafür dieses unerträgliche Buch von diesem Zafon (der Schatten des Windes) zu ende gelesen. Ich will keine Bücher mehr lesen in denen Protagonisten auflaufen die Schriftsteller sind/werden/werden wollen oder in denen die Liebe der Protagonisten zu den Büchern romantisiert wird, oder so Sätze wie „Lesen ist wie träumen mit offenen Augen“ vorkommen.

Aber ich musste wissen ob sie einander noch kriegen.

[5.4.]

Liebes Tagebuchblog. Sorry wegen gestern. Das mit der Kröte, das meinte ich nicht so.

Am Freitagabend mit der u8 nach Neuköln gefahren, oh boysboysboys. Wohin des Weges. Wenn ab Moritzplatz die Luft vom Testosteron zu brennen beginnt und ich anfange Menschen zu werten. Wenn die Türkengang die u8 betritt und mit verbalen Mitteln und breiten Schritten Duftmarken setzt. Immer. Ich begegne den Spacken immer auf dem Weg nach Neuköln, und ich hasse das, wie die Passagiere (wir) empört schauen wenn die hübsche Blonde umkreist und immer kurz vor der gefühlten Grenzüberschreitung, belästigt wird.
Man sitzt mit Krallen in der Schuhen und malt sich aus was mit einem selber passiert wenn sie die Grenze nun überschreiten. Ich sehe mich ja immer nur unter so tatütata und nervigem Blaulicht das man nicht wahrnimmt, erwachen.
Mit einem gelben S auf der Brust wäre die Zivilcourage ein ganzes Stück einfacher.
Aber es geht vermutlich nur um den Ton den man anschlägt. Weniger um das Outfit.

Nachher dann sehr viel getrunken. Nicht wegen dem S auf der Brust, sondern weil Undundund so ein netter ististist. Wir haben lange draußen gesessen vor einem Cafe in der Weserstraße, wir und alle anderen, wir taten als wäre es Sommer, verrückt das, die Bäume noch blätterlos und wir machen schon auf T-shirtwetter. Bei zwanzig Grad aber auch OK.
Aber an Neuköln gibt es ja gar nichts auszusetzen, in den dunklen Seitenstraßen spürt man wenig von Gewalt, dort haben sich die jüngsten Alternativen breitgemacht, für die Friedrichshain schon zu teuer geworden ist. Man redet in Neuköln ja schon von Gentrification. Man hat den Prenzlauer Berg noch im Gewissen.
Auf dem Nachhauseweg– was war es, drei Uhr, vier Uhr, waren die Gangs ja auch nicht mehr unterwegs, die U8 nur noch von den zukünftigen Prenzelbergern befahren, wer um diese Uhrzeit sich noch in den Schächten unter Berlin herumfahren läßt, hat zuviel Alkohol getrunken und gehört nicht zu einer muslimischen Gang. Was witzig klingt auf der sogenannten Drogenlinie.

Am Samstag dann elitäres Programm für so Westeuropäer wie mich: Architektur schauen. Seit mehr als einem Jahr wiedermal zu den neuen Häusern am Friedrichswerder in Mitte (beim auswärtgen Amt) gegangen. Der ganze Block ist jetzt fast fertig. Wunderbar was da in den märkischen Sand gesetzt wurde, man braucht den Architekten das Korsett nur genügend eng zu schnüren (6m breite Fassaden) und sie stellen wunderbare Sachen hin.
Dort ist natürlich noch kein Leben, es wohnen nur Porschefahrer und Menschen die Kaffe für 5 Euro trinken. Aber wenn die Mode vorbei ist, dann ziehen wir alle hin, ok?

Gestern Abend Penseetage nachgeholt. Heute geputzt und TwinPeaks geschaut.

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