[Do, 3.10.2024 – Vereinstag, Smarthome, Timerfunktion]

Selfies für die Lesung geschossen und eine neue Kurzbio verfasst.
Die Fotos sehen ein wenig nach Selfies aus, aber ich sollte ein Porträt mit Hertha-Trikot einreichen und da meine Frau nicht da ist, behalf ich mir mit der Timer-Funktion. Bei Samsung Telefonen kann man „Smile“ oder „Cheese“ rufen, dann wird ein Selfie ausgelöst. Bei meinem Google-Pixel muss man dafür die Hand zum Gruss heben. Das funktionierte allerdings nicht. Entweder war die Hand zu gross oder das Licht zu schlecht, das waren die Hinweise in den Hilfeforen. Deswegen behalf ich mich mit dem Timer. Nach einigen Fehlschlägen funktionierte das ganz OK.

Ich hatte völlig vergessen, dass heute Feiertag ist. Zuerst wunderte ich mich, warum die Stadt leer ist. Eine Rentnerin, mit der ich mich im Park oft unterhalte, schlaute mich auf. Als Rentnerin hat sie das Problem mit den Feiertagen auch ständig.

Am Nachmittag baute ich die Smart Home Lampen von Ikea auf. Zum einen die LED Strips für die Oberseite der Küchenschränke, aber vor allem hatte ich mich auf die Hängeleuchte über der Kücheninsel gefreut. Was ich allerdings nicht wusste: Die Hängeleuchte hat gar keine eingebauten Smart Home Features. Die werde ich also nachträglich umrüsten müssen. Eine ganze Stunde lang verbrachte ich damit, die Fernbedienung mit den Lampen zu pairen. Eine ganze Stunde lang. Ich musste Youtube konsultieren, um das hinzubekommen. Die Erkenntnis: Auch Ikea schreibt falsche Anleitungen. Immerhin bin ich nicht zu blöd, ich zweifelte bereits an mir.

Und plötzlich war Abend. Ich schaute „After Life“ mit Ricky Gervais und spielte „Melon Maker“, wobei ich einen neuen Rekord einstellte. Ich vergass allerdings „Plants vs Zombies“ zu spielen, wodurch ich meinen Streak verpasste. Das sind immerhin 17 Edelsteine. Aber ich habe etwa 1800. Das kann ich mir leisten.

[Mi, 2.10.2024 – Männermode, Alexa, Selma Lagerlof, Home]

Mein Bestand an funktionstüchtigen U-Hosen hat sich drastisch reduziert, weswegen ich heute zum Alexa fuhr, um Nachschub anzuschaffen. Dort traf ich mich auch mit einer Fussballfreundin auf einen Kaffee. Ich habe eine Vorliebe dafür entwickelt, mich in Einkaufszentren aufzuhalten, in diesen Tempeln der Zivilisation, wo das gesamte Spektrum der Gesellschaft, den Verlockungen und Verheissungen ausgesetzt ist. Es sind nahezu religiöse Orte. Allen voran das Alexa mit seiner fantastisch vulgär-poppigen Aussenhülle und den konsequent gestapelten Stilmix aus Zwanzigerjahre-Elementen in Achtzigerjahre-Ästhetik.

Das Alexa hat ja viele Feinde, vor allem in meinen schöngeistigen und etwas elitären Kreisen. Es gehört zum guten Ton, das Alexa scheisse zu finden. Die haben aber alle keine Ahnung. Die wissen nicht, warum sie es schlecht finden. Sie plappern nur irgendwas nach und haben sich nie eingehend mit damit beschäftigt. Weder mit dem Gebäude, noch mit der Architektur, noch mit der Funktion.

Nachher ging ich mit der Freundin zu Thalia, wo wir sicherlich eine Stunde oder länger verbrachten. Thalia empfand ich früher als den grossen Feind der Buchliebhaber. Durch die Übermacht von Amazon scheint mir Thalia mittlerweile eher ein unterstützenswertes Relikt einer früheren Zeit. Das stimmt so natürlich nicht. Aber dennoch sind Besuche bei Thalia schlichtweg wegen der Menge an Büchern ein richtiges Erlebnis geworden. Nachdem ich den Kauf dutzender Bücher in Erwägung zog, entschied ich mich für das unwahrscheinlichste aller Bücher, ein dünnes, 120-seitiges Taschenbuch in Miniformat von Selma Lagerlöf, in dem ihre Gruselgeschichten versammelt sind. Eine Nobelpreisträgerin schreibt Horror. Ich wusste gar nicht, dass so etwas geht. Weil ich so neugierig bin, musste ich natürlich sofort zuschlagen.

Neben U-Hosen fand ich bei Zara auch eine schöne Jacke. Sie ahmt eine Strickjacke nach, ist aber dennoch eine vollwertige Jacke für den kühlen Herbst. Ein erstaunlicher Effekt. Ich finde bei Zara ja immer etwas. Anders als bei Wormland, die immer so tun, als würden sie Männermode verstehen. Bei Wormland finde ich auf allen drei Etagen nie etwas, das nicht zu poppig, zu vulgär, zu konservativ oder schlicht zu langweilig ist. Sie haben wenig Gespür für eine gute Balance. Die Spanierinnen bei Zara hingegen hauen für Männer ein stilsicheres Teil nach dem anderen raus.

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Es geht mir immer noch nicht besser. Dennoch tat es mir gut, aus dem Haus zu gehen und zu shoppen.

Am Abend sass ich zuhause und schaute die Verfilmung von Simon Becketts „Chemistry of Death“, das in einem verregneten Schottland in der Gegend um Stornoway auf den äusseren Hebriden spielt. Ich sass auf dem Sofa, neben mir lag die Hündin. Auf dem Handy spielte ich „Melon Maker“, währenddessen plätscherte im Fernseher unentwegt der Regen.

Das ist Home.

[Di, 1.10.2024 – als Behausung benutzt]

Ich kränkelte heute mehr als gestern. Es ist so ein Kränkeln, das nicht richtig durchzubrechen vermag. Meine Frau hatte das letzte Woche, jetzt werde ich davon als Behausung benutzt.
Morgens war ich beim Arbeitsamt. Das ist ein sehr deprimierender Ort mit vielen Menschen, die den Ort auch deprimierend finden.

Am Nachmittag hatte ich ein Bewerbungsgespräch. Ich lernte die Teamleiter meiner potenziellen Teams kennen. Es ist bereits die zweite Runde des Prozesses. Das Gespräch verlief vielversprechend, die Leute sind gut drauf und kompetent, wir hätten noch ewig weiterreden können. Für die Firma müsste ich alle paar Wochen in die Schweiz fahren. Das ist für mich aber kein Hindernis. Ich weiss, anfangs findet man Dienstreisen immer toll, aber in Wirklichkeit ist die Freude darauf nach dem zweiten Mal weg. Mich stört es dennoch nicht.

Was ist sonst noch passiert? Wegen der Lesung am 25.10. arbeitete ich an den Texten, die ich für den Abend aussuchte. Die Lesung handelt von, nunja, Fussball. Ich sollte explizit Tagebucheinträge verwenden, deswegen werde ich vornehmlich die Stadionbesuche vorlesen, diese müssen für eine Lesung aber deutlich aufgehübscht werden.

[Mo, 30.9.2024 – Augen zu, and The Bad Seeds]

Gerade kränkle ich vor mich hin. Rachenweh, Schwäche. Ich schloss am Tage mehrmals die Augen und legte mich hin.

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Am 25. Oktober springe ich übrigens bei einer Lesung als Vorleser ein. Bei einem literarischen Abend des „Salon Schelf“ im ACUD an der Veteranenstrasse. Nähere Infos werden noch folgen.

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Und heute vor einem Jahr landete ich in Longyearbyen. Ich weiss nicht, ob ich das schon irgendwo geschrieben habe, aber das war die bedeutsamste aller meiner Reisen. Jene Reisenotizen sind jetzt kategorisiert und auch chronologisch in richtiger Reihenfolge sortiert.

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Dass ich tagsüber so viel ruhte, sollte auch dem Konzert am Abend dienen. Ich sparte die Energie für das Nick-Cave-Konzert auf. Anders als die Einstürzende Neubaten entfachte das Konzert eine neue kleine Begeisterung in mir. Während ich das viele Halleluja der letzten Jahre nicht so gut aushielt, merkte ich doch wieder, was für ein grossartiger Musiker er ist. Ursprünglich schrieb ich Meister der Finsternis, statt Musiker, aber das ist zu plakativ und klingt so, als würde man einen Teufel anbeten. Schliesslich ist ja eher das Gegenteil der Fall. Diese eigenartig hybride Gefühlswelt eines Meisters der Finsternis, der sich Gott und seinem Licht verschrieben hat. Eigentlich beachtlich.

Die neuen Songs kannte ich noch nicht gut genug, aber sie schlugen alle voll ein. Und was für eine Energie der mit 67 Jahren noch hat.

Manchmal wirkte die Show wie eine Predigt oder eine religiöse Zusammenkunft. Wie er segnend die Hand über die Menge hielt, die ihn in der ersten Reihe anhimmelte und die Hände hob, auf Wunsch nach Erlösung. Ich vermisste die Songs aus jener Ära, in der mir seine Musik viel bedeutete, also die Musik bis „Let Love In“, und mit etwas gutem Willen gefiel mir auch noch die Murder Ballads. Als er dann sagte, jetzt käme ein alter Song, freute ich mich ungemein. Als er aber präzisierte, der Song sei 20 Jahre alt, wusste ich jedoch, dass damit nicht jene Ära betraf, die ich meinte. „Let Love In“ ist aus 1994. Das war vor dreissig Jahren. Es ist viel Zeit vergangen.

Schön fand ich auch die Widmung an Anita Lane, die sich vor drei Jahren das Leben nahm.

[So, 29.9.2024 – Cousine, Elversberg]

Meine Cousine ist gerade in der Stadt. Sie läuft den Marathon und ist wieder mit ihrer Laufgruppe nach Berlin gereist. Die Männer aus ihrer Gruppe lernte ich bereits vor drei Jahren kennen und damals bloggte ich auch darüber. Soeben las ich jenen Blogeintrag noch einmal und merke, dass sich wenig an mir geändert hat. Und am Besuch auch nicht. Schon lustig, das.

Wir trafen uns im Neni am Bahnhof Zoo. Dieses levantinische Restaurant auf dem Dach des 25hrs Hotel beim Bikiniberlin. Es fühlt sich an, wie in einem Glashaus zu sitzen und dabei kann man wahlweise auf den Zoo hinab oder über die Dächer der Stadt hinaus schauen. Schon letztes Mal ging ich mit der Reisegruppe levantinisch essen. Deswegen werde ich natürlich gefragt, ob man in Berlin immer Hummus isst. In Italien gibt es kaum Restaurants aus dem östlichen Mittelmeer. In Italien isst man immer italienisch. Das hat Vorteile. Aber auch Nachteile. Allerdings gibt es natürlich obligatorische Sushirestaurants und ganz so eintönig ist die Restaurantlandschaft natürlich nicht. Auch Burger haben sich etabliert, falls man die Burgerkultur als einen Zugewinn der kulinarischen Kultur betrachten will.

Ich beantwortete wieder alle Fragen. Und wieder komme ich mir vor wie ein wandelnder Dokumentarfilm.

Danach spazierten wir durch den Tiergarten zu deren Hotel in Moabit. Die Hündin verhält sich sehr vorbildlich, sie hört gut auf mich, ist nett zu den Besucherinnen und ich sonne mich darin, weil sie alle gut über meine Hündin reden.

Zwischendrin schossen wir Fotos. Wir gingen sogar in die Gedächtniskirche. Also die mit den blauen Glasbausteinen, die moderne Eiermannkirche. Sie fanden die Kirche von innen schön. Aber auch ein bisschen düster. Anders düster als katholische Kirchen. Gruseliger.

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Am Sonntag ging ich zum Heimspiel gegen Elversberg. Es ist richtig kühl geworden. Der erste Tag, an dem ich wieder eine lange Hose anzog. Morgens im Park trug ich bereits jene Jacke, die ich am Nordkap trug. Im Stadion in der Sonne sass ich dann wieder im Tshirt. Es wurde ein deprimierender Nachmittag. Mein Team verlor 4:1 gegen eine Mannschaft aus der saarländischen Provinz. Auf der Gästetribüne sassen vereinzelte Menschen. Das ganze Dorf war in Berlin. Wenn Elversberg seine vier Tore schoss, verstummte augenblicklich das Stadion, weil die Jubelschreie der Gäste entweder nicht stattfanden oder der Schall sie nicht bis zu uns in die Kurve trug. Das war ein seltsames Erlebnis. Schreie -> Angriff -> Tor -> Bähm -> Verstummen. Wie wenn man das Noice Canceling in Kopfhörern aktiviert.

Es war der Laune nicht förderlich. Bis zum 3:0 hatte ich nur Cola getrunken. Danach griff ich aber zum Bier.
Ich werde das Spiel als eines der zwei schlechten Saisonspiele abspeichern. Jede Saison hat ein Kontingent von zwei schlechten Spielen. Mindestens. Letzte Saison waren es mehr. Vorletzte auch. Die Saison davor auch. Die Saison vor jener Saison auch. Usw.

Nach dem Spiel traf ich einen Kanadier aus meinem Fanclub. Er stammt von den Ureinwohnern Kanadas ab, ist ein riesiger Mann mit Bart und ist germanophil sowie Herthafan. Er kommt einmal im Jahr nach Berlin um zu Hertha ins Stadion zu gehen. Verstanden habe ich diese ganze Kombi nicht. Aber nach den Gründen gefragt habe ich auch nicht. Er war in Begleitung seiner kanadischen Frau und eines kanadischen Freundes. Wir liessen den Nachmittag sehr unterhaltsam ausklingen.
Am Abend war ich richtig kaputt. Vorher konnte ich meine Hündin bei der Hundesitterin abgeben. Auch die Hündin war müde von einem langen Ausflug. So gingen wir beide nach Hause und schnarchten.

[Fr, 27.9.2024 – Fischhaut, Wandavision]

Morgens brachte ich meine Frau zum Flughafen.

Sonst ist heute nicht viel passiert. Gegen Mittag lief ich mit der Hündin zum Futterhaus und kaufte getrocknete Fischhaut für sie. Eigentlich muss ich mich ihrer Liebe nicht erschleichen. Sie liebt mich augenscheinlich so bedingungslos, dass ich ihr gegenüber ein richtiges Arschloch sein könnte und sie würde mich weiterhin lieben. Das finde ich richtig gruselig. Aber so sind Hunde. Andererseits glaube ich, dass sie denkt, ich sei ein Langweiler, weil ich den ganzen Tag vor einer leuchtenden Platte sitze und dabei meine Finger auf eine andere Platte hämmere. Während sie mich den ganzen Tag mit vorwurfsvollem Blick beobachtet.

Mit der Fischhaut erkaufe ich mir emotionale Distanz. Dann ist sie mit der Fischhaut beschäftigt und denkt nicht ständig, wie langweilig ich bin.

Abends bestellte ich Sushi und schaute WandaVision. Das war die meistgestreamte Serie in 2021 und ging komplett an mir vorüber. Am Wochenende schauten wir nämlich „Agatha all along“, weil dort Hexen vorkommen und wenn irgendwo weibliche Personen vorkommen, die sich schwarz kleiden, schaue ich grundsätzlich rein. Dann sahen wir, dass diese Serie ein Spin-off einer anderen Serie sei, nämlich WandaVision und diese die meistgestreamte Serie in 2021 war. Das hat uns sehr überrascht und auch neugierig gemacht, deswegen schauten wir jene Serie zuerst. Nur drei Folgen, weil meine Frau jetzt verreist ist. Die paar Folgen gefielen uns aber sehr. Deswegen schaute ich heimlich weiter. Als ich am Abend mit meiner Frau textete, verriet ich ihr, dass ich gerade WandaVision schaute, wohingehend sie entsetzt reagierte. SERIENCHEATING. Allerdings gab ich zu, nichts von der Geschichte mitbekommen zu haben, weil ich währenddessen auf dem Handy das Spiel mit dem Melonenplatzen spielte. Dabei erzielte ich einen neuen Rekord von über 11000 Punkten.

[Do, 26.9.2024 – Lektorat, Thüringer Landtag]

So. Die Novelle ist jetzt fertig. Ich musste den Text loslassen, sonst würde ich ewig daran weitermäkeln. Am Abend schickte ich die Fassung dem Lektor und damit ist diese Version in Stein gemeisselt. Nun weiss ich nicht, wie lange das genau dauert. Vermutlich ein paar Wochen. In der Zwischenzeit werde ich Zeichnungen anfertigen, die ich in den Text einbaue. Und ich muss mir Gedanken um ein Cover machen. Das Anfertigen eines Covers gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen, vielleicht gebe ich das vertrauensvoll in die Hände von Profis.

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Am Nachmittag in dem offiziellen Hundeauslauf am Kosmos traf ich eine Frau, die Flugblätter eines vermissten Hundes aufhängte. Sie erzählte, dass der Hund einfach aus dem Büro ausgebüxt sei. Er wurde bereits an der Prenzlauer Allee gesichtet und später auch in der Storkower Strasse. Das muss der Horror sein. Für sie. Aber auch für den komplett verlassenen und orientierungslosen Hund.
Später stellte sich heraus, dass sie gar nicht die Besitzerin des Hundes ist, sondern nur eine Freundin des Paares, zu dem der Hund eigentlich gehört. Die beiden waren in Spanien im Urlaub und hatten ihr das Tier zur Aufsicht überlassen. Noch mehr Horror. Für sie. Und für das urlaubende Paar. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie der Urlaub in Spanien sich jetzt anfühlt.

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Am Abend schaute ich fast die komplette konstituierende Sitzung des neuen Thüringer Landtags mit den frisch gemischten Karten und dem AfD-Alterspräsidenten. Man kann förmlich dabei zusehen, wie sich die freie Welt zersetzen wird, wenn man sich nicht entschieden dagegen stellt. Das sind finstere Leute, die in ihrem Machtrausch unbeirrbar voranschreiten. Gestern wurde immerhin verhindert, dass die AfD eine verurteilte Betrügerin zur Landtagspräsidentin gewählt bekommt. Ich fürchte leider auch, dass die anderen Parteien diesen Widerstand nicht 5 Jahre lang aufrecht halten können.

Es brechen keine guten Zeiten an.

[Mi, 25.9.2024 – Selfpublishing, Hundin stinkt]

Während die Hündin heute mit der Hundesitterin unterwegs war, arbeitete ich den ganzen Tag an der Novelle und bin jetzt fast damit durch. Morgen werde ich die Arbeiten vermutlich abschliessen und den Text an den Lektor übergeben. Sobald die Novelle erscheint, werde ich nie wieder eine Zeile über Hausbesetzungen schreiben. Ich habe alles, was das Thema betrifft, in diese Geschichte gesteckt. Sie ist jetzt 128 Seiten lang.

Nun gilt es, mich zum Thema Selfpublishing aufzuschlauen. Dafür las ich am Abend sämtliche Seiten auf selfpublisherbibel.de. Das Thema ist aber dermassen komplex, dass ich die Infos nur langsam verarbeite. Es gibt das Amazon-Ökosystem und viele mittelgrosse, sowie kleine Platformen. Diese lassen sich nicht immer gut kombinieren, bzw man begibt sich dort auch in exklusive Abhängigkeiten, aber je mehr man auf Exklusivität setzt (z. B. bei Amazon), desto höher wird das Buch intern gerankt und man erreicht damit einen breiteren Leserinnenkreis. Und dann gibt es sogenannte Distributoren, da habe ich noch nicht ganz verstanden, was die tun und ob ich das nicht einfach selber übernehmen kann bzw. wie viel Arbeit das ist und ob ich das gerne mache. Prinzipiell würde ich gerne einmal das komplette Spektrum einer Ebook-Veröffentlichung durchspielen. Ich muss mich also noch aufschlauen. Dafür habe ich jetzt ein paar Wochen Zeit.

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Die Hündin stinkt heute furchtbar. Davor warnte mich die Hundesitterin bereits bei der Übergabe. Sie stinkt nach Scheisse. Das muss auch einmal erwähnt werden. Mit einer Hündin sinkt auch der Hygienestandard in beträchtlichem Masse. Ob die Liebe das kompensiert, weiss ich noch nicht. Sie findet es jedenfalls super, wenn sie stinkt.

[Di, 24.9.2024 – Partei, Text]

Nicht, dass ich etwas Vernünftiges zum Wahlergebnis in Brandenburg zu sagen hätte.

Abends hätte ich einen Call mit VOLT-Leuten gehabt. Der Call war immer noch Teil des Onboardings. Ich mag es, wie ernst die Partei den Prozess des Onboardings nimmt. Es wirkt alles sehr strukturiert, man erhält Ansprechpartner, es gibt ein Organigramm, man wird wirklich an Bord geholt und dann liegt es an einem selbst, wie man es annimmt und wie aktiv man darin sein will. Neuerdings frage ich mich jedoch, ob die Voltpartei die richtige Partei ist, um den Rechtsrutsch und andere autoritäre Parteien zu entzaubern oder zu entlarven. Ich bezweifle es. Aber andere Parteien kommen für mich nicht infrage.
Ich sagte den Termin jedoch ab. Der Call findet jeden letzten Dienstag im Monat statt, ich kann ihn also nachholen.

Es war mir wichtig, an der Novelle weiterzuarbeiten. Die Arbeit an diesem Text stellt sich anstrengender dar, als ich ursprünglich dachte. Es fühlt sich an, als würde ich den gesamten Text neu schreiben. Weil ich den Text nun an sein Ende bringen will, beschloss ich, mich weiterhin darauf zu fokussieren. Ich fände es gut, wenn ich ihn zum Sonntag abschliessen kann. Am Wochenende ist schliesslich wieder Fussball, zudem ist meine Cousine in der Stadt, die will ich auch noch treffen.

[Mo, 23.9.2024 – Nadeln, Abstandstempomat, drei Künstler]

Drei Notizen stehen noch auf meinem Zettel:

1) „Wollie Nadeln“.
Ich hätte fast meine Hündin getötet. Ich kaufte wegen der Hochzeit ja ein neues Hemd. Oft sind neue Hemden mit Stecknadeln fixiert, um sie schöner zu präsentieren. Es ist eigentlich ein unsäglicher Brauch. Manche Marken sind auf Plastikclips umgestiegen. Die Marke, die ich kaufte, allerdings nicht. Ich weiss nie wo hin mit den Nadeln. Also gab ich sie vorübergehend in ein kleines, verschraubbares Glas, womit wir früher das Futter für die Hündin dosierten. Wir haben 7 solcher Gläser und verwenden die eigentlich nicht mehr. Deswegen schien es mir eine gute Lösung, die Nadeln dort temporär abzulegen.

Da wir die Hündin für zwei Tage an die Nachbarn übergeben würden, bereiteten wir schliesslich alles vor. Ihr Bettchen, ihr Spielzeug und natürlich auch das Futter. Das Futter kam in ein grosses Marmeladeglas, als meine Frau allerdings die Menge nachzählte, merkte sie, dass es ein bisschen zu wenig ist, also nahm sie ein kleineres Gefäss, in dem sie eine weitere Portion Futter füllte. Und natürlich nahm sie das kleine verschliessbare Glas, das auf dem Küchentisch stand. Weil da genau eine Portion hineinpasst und das Glas verschliessbar ist. Sie rief mir noch zu, dass sie ein zusätzliches Glas nähme, um extra Futter mitzugeben. Ich sass da im Arbeitszimmer und rief zurück „Okay“.

Freitagabend, als wir in dem unsäglichen Brauhof Villach sassen, schickte mir der Nachbar ein Foto von Stecknadeln. Gefolgt von einer entsetzten Nachricht. Ich verstand sofort den Zusammenhang und das Blut rutschte mir in die Kniekehlen.
Die kleine Tochter des Nachbarn hatte die Nadeln gefunden, weil sie glücklicherweise sehr bedächtig das Futter auf dem Küchentisch portionierte. Eine routinierte Person hätte einfach das Glas in den Fressnapf geleert und vermutlich nichts davon gemerkt.

Es dauerte eine Weile, bis der Schock richtig bei mir ankam. Danach telefonierte ich noch mit dem Nachbarn, der seinerseits ebenso geschockt war. Hätte die Hündin die Nadeln geschluckt, wäre sie schlichtweg gestorben. Vor dem Einschlafen kamen mir sogar Weinkrämpfe. Der Gedanke daran, wie sehr mir dieses Tier vertraut, das ich leichtsinnig getötet hätte, ist schier unerträglich.

Wir brachten der kleinen Tochter eine grosse Schachtel Pralinen mit.

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2) „Abstandstempomat“.
Noch bevor ich wusste, dass ich meine Hündin fast getötet hätte, überkamen mich Liebesgefühle bei der Autofahrt. Das Mietauto verfügte über einen Abstandstempomaten und dieser löste sehr starke Emotionalität in mir aus. Der Begriff Liebesgefühle ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber das, was ich fühlte, war schon sehr stark. Diese Automatik, mit der sich das Auto dem fahrenden Fluss anpasst, selbstständig abbremst, den Abstand vergrössert und verkürzt, das begeisterte mich dermassen, dass ich meiner Freude ständig laut Ausdruck verleihen musste.
Meine Frau sagte, ich solle aufpassen, mich nicht zu sehr auf die Technik zu verlassen. Da hat sie natürlich recht. Aber darum geht es ja nicht. Gefahrenlagen erkennt man trotzdem. Man kann aber weitgehend aufhören, sich mit der Geschwindigkeit zu beschäftigen. Das Geschwindigkeitsmanagement empfinde ich immer als eine unnötige Ablenkung des Wesentlichen.
Ich muss unbedingt herausfinden, ob ich das nachträglich in mein eigenes Auto einbauen lassen kann.

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3) „Enzo“.
Enzo ist ein italienischer Künstler, der in Berlin in einer Pizzeria arbeitet. Letzte Woche erfuhr er, dass ich aus Bozen komme, daraufhin nannte er mir mit grosser Begeisterung die Namen von zwei Männern aus Bozen, die er zu seinen wichtigsten Freunden zählte. Hermann und Marco. Beide sind ziemlich bekannte Künstler in Bozen. Als ich noch dort wohnte, unterhielt ich vor allem zu Hermann einen innigen Kontakt. Mit Marco etwas weniger. Hermann Permann ist ein grosser Künstler, der wie üblich im Ausland mehr Beachtung findet als in Südtirol. Und Marco war sein Schüler. Auch Enzo war sein Schüler.

Enzo bat mich, Grüsse auszurichten. Da ich Hermann allerdings schon seit 15 Jahren nicht mehr gesehen habe, wusste ich, dass dies ein schwieriges Versprechen werden würde. Daher bat ich Enzo um ein Selfie von uns beiden. Ich würde das den beiden schicken. Das wäre sicherlich lustig.

Am nächsten Tag fand ich nur das Instagramprofil von Marco. Hermann ist mittlerweile ein älterer Herr, der hat vermutlich kein Internet. Also schrieb ich Marco an und schickte ihm das Foto von Enzo und mir. Ich schrieb kurz dazu, wer ich bin, schliesslich hatte ich Marco noch länger nicht gesehen, fast dreissig Jahre. Aber ich wusste, dass er sich an mich erinnern würde.

Dem war aber nicht so. Er hatte keine Ahnung, wer ich bin. Nun hat sich im Insta-Messenger ein seltsamer Gesprächsverlauf entwickelt, in dem ich im erkläre, woher wir uns kennen und er keine Erinnerung daran hat. Mittlerweile wirkt er sogar ein bisschen genervt von mir. Deswegen schreibe ich auch nicht weiter.