[Mittwoch, 30.11.2022 – Booster, kein Sport kein Alkohol, Radrennpiste, Glühwein]

Es war ein ziemlich produktiver Arbeitstag. Muss man auch mal erwähnen, wenn es so ist.

Am Morgen buchte ich spontan einen Impftermin für 17Uhr. Ich hatte immer noch nicht den zweiten Booster. Das kann ja nicht schaden und es kostet nichts. Als ich pünktlich zum Termin im Ringcenter II Frankfurter Allee auftauchte, hatte ich keine Maske dabei und ohne solche, würde man mich nicht impfen. Das hätte ich natürlich vorher wissen können, wenn ich ein bisschen nachgedacht hätte. Im Ringcenter II gab es glücklicherweise eine Apotheke. In dieser Apotheke stand die längste Menschenschlange der Welt. Zumindest die längste Menschenschlange des Ringcenter II.

Nach der Impfung fuhr ich mit dem Fahrrad bis zum Weihnachtsmarkt am Alex. Ich war mit Ex-Kolleginnen aus meiner ersten Firma in Berlin verabredet.
Die Strecke ist eine gerade Linie, es ist eine der grossen Magistralen, es könnte eine 4,5km lange Rennstrecke für Fahrrad sein, man könnte die Strecke wie ein Workout abradeln. Der Fahrradweg wird auf der östlichen Seite gerade ausgebaut, ab Frankfurter Tor ist er in weiten Teilen schon breit und grade, das wird bald eine richtig geile Strecke.
Heute musste ich noch ständig auf 80cm breiten auf den Bürgersteig gepinselten Wegen ausweichen, aber ab Frankfurter Tor kann man schon richtig Tempo aufnehmen. Ich fuhr so schnell, dass ich die Musik in meinen Kopfhörern kaum noch hören konnte.

Die Impfärztin sagte, ich dürfe heute keinen Sport betreiben und keinen Alkohol trinken. Immerhin schwitzte ich nicht, als ich am Weihnachtsmarkt ankam, das hatte sicherlich auch mit der Kälte zu tun, aber Glühwein ist doch das einzige, was einen Weihnachtsmarkt irgendwie erträglich macht, oder? Obwohl: ich mag ja nichtmal Glühwein, aber die Freunde machen den Glühwein erträglich und der Glühwein macht den Weihnachtsmarkt erträglich undsoweiter.

[Läufig. Tag 27]

Gestern gab es nichts über die Läufigkeit zu berichten. Heute will ich fürs Protokoll niederschreiben, dass ich sie zum ersten Mal wieder von der Leine liess. Sie hörte gut auf mich, sie war gut orientiert und alles lief sehr entspannt ab.

Sie traf sogar einen anderen Hund, einen unkastrierten Rüden, sie strotzte dabei so sehr vor Energie, dass sich der Rüde ein bisschen zu fürchten schien. Ich konnte sie aber wieder problemlos an die Leine nehmen.

Bin sehr happy. Am Freitag oder am Samstag gehe ich dann wieder in den grossen Park mit ihr.

[Dienstag, 29.11.2022 – Lichterketten, Kadaver]

Letzten Sonntag war erster Advent. Das wusste ich gar nicht. Also bestellte ich heute drei LED Lichterketten. Auch zündete ich die Lichterkette am Stier im Wohnzimmer wieder an. Die Hündin begann zu bellen. Solche Dinge mag sie gar nicht.

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Seit zwei Wochen hängt in unserem Fahrstuhl ein bestialischer Gestank. Letzte Woche Montag kam die Putzfirma und putzte das Treppenhaus und auch den Fahrstuhl. Dann war der Gestank für ein paar Stunden vorbei. Am Abend roch es aber wieder ganz schlimm. Es blieb die ganze Woche so. Am gestrigen Montag traf ich den Hausmeister, der morgens immer mit der Putzfirma durch das Haus geht. Ich sagte, der Gestank im Fahrstuhl sei ja wieder zurück. Er sagte, ja, da habe schon wieder jemand in den Fahrstuhl uriniert. Ich sagte, nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das müsse etwas anderes sein. Es stinkt doch eher nach faulendem Müll oder einem toten Tier. Er erwiderte, nein, ein totes Tier rieche doch eher süsslich. Ich musste zugeben, dass ich nicht wirklich wusste, ob ein totes Tier süsslich riecht oder nicht.

Da der Gestank immer bestialischer wurde, hatte ich heute die Idee in den Fahrstuhlschacht zu schauen. Der Schacht ist aussen verglast. Also schickte ich den Fahrstuhl nach oben und ging in den Hof um von aussen in den nun leeren Schachtboden zu schauen. Da lag sie. Eine tote Ratte. Ich hatte recht.

Schnell schoss ich ein Foto und schickte es der Hausverwaltung.

Jetzt will ich nicht mehr in der Fahrstuhl. Ich nahm zwei Mal die Treppe, am späten Abend aber, nach der letzten Hunderunde vergass ich es und stieg, wie automatisiert in den Fahrstuhl und drückte auf die Taste. Als die Tür sich schloss und das Kadaverin gleichzeitig in meine Nasenhöhlen vordrang. Dieses Gefühl mit Kadavergasen eingesperrt zu sein. Ich atmete ganz langsam und ganz flach. Oben entliessen mich die sich öffnenden Türen in die Freiheit.

[Montag, 28.11.2022 – kurze Abend, weiss nicht warum]

Meine Abende sind derzeit sehr kurz. Ziemlich deprimierend kurz. Wenn ich nach Hause komme, esse ich noch eine Kleinigkeit, dann ist es bald 21Uhr und ich werde schon müde. Innerhalb der nächsten Stunde liege ich im Bett und schnarche (leise) vor mich hin.

Besonders gut finde ich das nicht. Was ich daran ändern soll, weiss ich aber auch nicht.

[Läufig. Tag 25]

Da meine Frau heute die Hündin hatte, gibt es nur zu berichten, dass es einen Rüden gab, der sich für sie interessierte, jedoch nicht super aufdringlich gewesen ist. Die Hündin schien auch interessiert, aber es ist unmöglich zu sagen, ob es einfach Hundeinteresse ist oder hormonelles Interesse.

Ab Montag, vielleicht schon ab Samstag, werde ich wieder mit ihr in den Park gehen und sie von der Leine lassen. Am Samstag sind genau 4 Wochen um.

[Läufig. Tag 24.]

Heute trafen wir eine junge Frau als potentielle Hundebetreuerin (siehe Tagebucheintrag). Diese hatte zwei junge Rüden dabei. Wir gingen mit unserer Hündin und den beiden Rüden spazieren. Nur einer der beiden schien sich für unser Tier zu interessieren. Anfangs weniger, aber je länger der Spaziergang dauerte, desto größer wuchs das Interesse an. Er pirschte sich immer häufiger von hinten heran und steckte seine Schnauze in ihre Vulva. Meiner Hündin gefiel das gar nicht, sie wurde aber nicht aggressiv, sondern entfernte sich nur von dem männlichen Tier. Irgendwann verlor er auch wieder das Interesse bzw er schien es den Aufwand nicht wert zu finden.

[Sonntag, 27.11.2022 – Tierbetreuung, viel Bier vor vier]

Unsere Dogwalkerin wird mittelfristig leider nicht mehr unsere Hüdin betreuen, deswegen begaben wir schon vor einigen
Wochen auf die Suche nach einer neuen Betreuung. Allerdings nur mit halber Kraft. Heute früh erfasste mich der Tatendrang und so öffnete ich die Seite Pawshake. Das ist eine Vermittlungsplatform für alle möglichen Tierbetreuungsangebote von Privatpersonen und semiprofessionellen Tierbetreuerinnen. Vom Gassigehen, über Hausbesuche bis hin zu Übernachtungen und Urlaubsbetreuung. Ich schrieb einfach die nähesten drei Profile an und erhielt sofort eine Antwort von einer zwanzigjährigen Frau aus Norwegen. Sie übt diese Tätigkeit bereits seit fünf Jahren aus und seit sie vor wenigen Wochen nach Berlin zog, macht sie es in Vollzeit.

Zwnazig Jahre alt, macht das in Vollzeit und seit sie fünzehn Jahre alt ist. Eigentlich sind das viele Red Flags. Weil sie aber zwei gute Bewertungen und sofort Zeit hat, beschliessen wir, sie in einer Stunde zu treffen. Wir einigen uns auf einen gemeinsamen Spaziergang mit Hunden um einander kennenzulernen und zu sehen, ob das mit den Hunden funktioniert.

Der Spaziergang ist dann etwas seltsam. Sie wirkt etwas verwahrlost, sie stellt keine Fragen über unsere Hündin und antwortet nur in kurzen Sätzen. Ich merke ziemlich schnell, dass das nichts werden wird, wir machen dennoch einen halbstündigen Spaziergang mit zwei Hunden, die sie gerade betreut. Ein Gespräch kommt nicht wirklich zustande. Fragen zu Versicherung kann sie nicht beantworten. Sie ist aber stolz darauf, mit 16 die Schule hingeschmissen zu haben. Das haben wir immerhin gemeinsam, auch ich schmiss mit 16 hin, das sagte ich ihr, um die Konversation vielleicht etwas aufzuwärmen, gemeinsame, vertrauenserweckende Themen zu finden, aber wir finden nichts. Vielleicht sind wir auch einfach zu alt, zu anders, möglicherweise gehören wir auch nicht zu dem Kundeschema bei dem sie sich wohlfühlt.
Meine Frau und ich versehen einander mit kopfschüttelnden Blicken.

Nach einer halben Stunde bedanken wir uns und sagen, dass wir uns über die Platform wieder melden werden.

Auf dem Weg nach Hause gehen gehen wir spontan ins Brewdog und trinken ein Nachmittagsbierchen. Und dann noch eins und noch eins. Um vier Uhr gehen wir dann nach Hause. Das war ziemlich viel Bier vor vier.
Aber es ist egal. Meine Frau hat das Wochenende nachzuholen und ich habe Sonntag.

Zuhause schenken wir uns noch zwei Aperolspritz ein. Aperolspritz ist tatsächlich ein italienisches Wort. In Südtirol wird er auch Veneziano genannt, im Restitalien aber meist Aperolspritz oder mit Doppelzett Aperolsprizz.

Aperolspritz geht so:
1/3 Mineralwasser
1/3 Aperol
1/3 Sekt oder Prosecco oder Cremant

  • zwei halbe Scheiben Orange

Meine Frau behauptet, dass man statt 1/3 Sekt ein ganzes Viertel nimmt. Mathematisch ist das natürlich Blödsinn. Ich improvisiere bei diesem Extrawunsch indem ich einen Extraschuss Sekt dazugebe.

[Samstag, 26.11.2022 – aufgeräumte Wohnung, Aperolspritz]

Wegen der Pizza von gestern wog ich heute genau 1kg mehr als gestern.

Heute kam meine Frau zurück. Das bedeutete erstmal: aufräumen. Die Wohnung war vorher schon unaufgeräumt, aber ich wollte ihr eine Freude machen für wenn sie zurückkommt. Das ist immer die schönste Sache der Welt, zurückzukommen in eine aufgeräumte und geputzte Wohnung.

Ausserdem kaufte ich Aperol und einen Cremant. Und frische Orangen. Um Bier’o’clock mischte ich uns also einen Aperolspritz. Es ist das erste Mal, dass ich einen Aperolspritz selber mische. Komisch eigentlich.

[Läufig. Tag 23.]

Wir trafen einen kleinen Schnauzer aus ihrer Welpenzeit. Der Schnauzer und meine Hündin sind ziemlich genau gleich alt. Das war ein lustiger Wiedersehen. Das Frauchen und das Herrchen sind zwei etwas extravagante Französinnen. Die Frau trägt immer sehr bunte und gedeckte Farben mit so einem Hut, der, nunja, mich an Frankreich der Vergangenheit erinnern macht. Ich weiss nicht, wie diese Hüte heissen.

Deren Schnauzer ist jedenfalls ein Rüde und so testete ich heimlich das Interesse zwischen beiden Hunden. Ich blieb stehen und wir unterhielten uns. Als ich sah, dass weder meine Hündin noch deren Schnauzer sexuelles Interesse füeinander hatten, outete ich sie als „eigentlich läufig“. Die beiden sagten, das sei komisch, weil sich ihr Hund sehr für läufige Hündinnen interessierte.

Ich traue mich dennoch noch nicht ganz, die Läufigkeit abzublasen und sie wieder im Park von der Leine zu lassen. Eigentlich sagt man 4 Wochen Leine. Es sind jetzt 3 Wochen um.

[Do/Fr, 24./25.11.2022 – Entsetzen über Hunde im Restaurant]

Donnerstag und Freitag schlitterten ein wenig vorbei. Am Donnerstag war ich wieder mit der Hündin im Büro. Es ist wieder sehr entspannt mit ihr. Sowohl in der Ubahn, wie im Büro. Nächste Woche werde ich vielleicht wieder meinen normalen Bürorythmus aufnehmen. Auch meine Frau hat wieder mehr Zeit.

Am Donnerstagabend war Wieder Hundeseminar auf dem Dach des Velodroms, aber es ist nichts erwähnenswertes passiert.
Zuhause schaute ich die Hertha Doku in der Mediathek vom RBB. Auch mich sieht man zwei Mal ganz kurz. Die Doku ist wirklich sehr gut gelungen. Sie erzählt die ganze Vereinsgeschichte seit 1892 und man bekommt ein gutes Bild über die seltsame und liebenswürdige Tragik dieses Fussballclubs.

Am Freitag blieb ich im Homeoffice. Danach traf ich aber die Jungs auf einen Feierabenddrink. Mit Feierabendpizza im Salami Social Club an der Frankfurter Alle. Über den Salamisocialclub habe ich bereits oft genug geschwärmt. Sie haben neuerdings Sitzplätze im Haus nebenan. Ofen und Essraum sind nun also getrennt. Aber das funktioniert dennoch gut. Wir wollten uns zu einem der Tische dazusetzen. Ich hatte meine Hündin dabei. An dem Tisch sass ein Mann alleine, der plötzlich aufsprang. Er war regelrecht entsetzt, er schimpfte auf englisch, was ein Hund hier überhaupt macht, Hunde seien ein Problem. Mich stresste die Situation, ich tat beschwichtigend, drehte mich aber sofort um und näherte mich dem Eingang. Der Raum war eh voll und draussen war es ja nicht so kalt. Aber die anderen fanden einen leeren Tisch weiter hinten und so folgte ich der Anweisung.
Später kam immerhin die Bedienung und lächelte meine Hündin an.