Die letzten beiden Tage morgens und abends ständig mit dieser neuen Grundsteuerberechnung beschäftigt gewesen. Ich hasse solche Themen. Mein schlechtes Management von wichtigen Unterlagen macht das Unterfangen nicht besser. Allerdings amüsiert es mich, am Behördendeutsch entlangzuhangeln, Wort für Wort Formulierungen und Substantive zu entschlüsseln, einfache Substantive von minimal vberänderten Kompositionen zu unterscheiden, diese mit amtlichen Unterlagen zu vergleichen, wieder verwerfen, Wort für Wort zu wiederholen.
Gemarkungsschlüssel, Flurnummer, Flurstück (Nenner), Flurstück (Zähler), unsowei…
Zumindest ist es so lange amüsant wie man das Gefühl hat, wenigstens in kleinen Schritten voranzukommen. Dieses Gefühl endet schnell.
Nun. Deswegen hatte ich keinen Nerv und keine Zeit, mich mit den Tagebucheinträgen zu beschäftigen. Wobei es therapeutisch wirken hätte können. Das tun sie sonst jeden Tag. Tagestherapie.
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Am Montagabend hatte ich einen Termin, wir setzten uns in ein Lokal an der Kreuzberger Graefestrasse. Das Lokal hiess St. Bart und sie hatten 4 Pies auf der Tageskarte stehen. Pies. Wenn ich an Pie denke, dann denke ich immer an die Schottlandurlaube, als wir abends todmüde von der Wanderung oder dem Regen, uns in den Pub oder ins Restaurant niederliessen, kühles Bier tranken und dazu Pie mit Erbsen und Kartoffelbrei serviert bekamen. Ich zerfloss dann immer. Ich zerfloss dabei so träge und schwer, wie der Käse, der aus dem Pie hervorgeflossen kam.
Am Montag bestellte ich eine Pie mit Cheddar und Zwiebeln. Eine der Begleiterinnen bestellte den Pie mit Beef und Cheese. Wir teilten ihn uns. Je eine Hälfte aus den beiden besten Welten.
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Mein Tier geht gerade durch eine merkwürdige Phase. Sie hört nicht, sie macht, was sie will, manchmal ist sie melancholisch, manchmal ist sie aufgekratzt und man kann nicht normal mit ihr umgehen. Ich weiss nicht, was das ist. Sie hat vor einigen Wochen gelernt, an Strassen stehenzubleiben und auf meine Freigabe zu warten. Das funktionierte immer prima. Heute kamen wir aus dem Park, dann wollte ich sie anleinen, sie dachte aber überhaupt nicht daran angeleint zu werden und rannte Kreise, sogar hinaus auf die Strasse, ignorierte jegliche Regel und jedes Kommando, das ich ihr beigebracht hatte, auf der anderen Strassenseite hatte sie offensichtlichen Spass daran, vor mir zu fliehen und mich in ein albernes Fangspiel hineinzuziehen. Bis ich Mithilfe eines anderen Hundebesitzers, das durchgeknallte Tier einfangen konnte. Glücklicherweise gab es dort zu dem Zeitpunkt keinen Autoverkehr.
Ich habe seit ein paar Tagen das Gefühl, dass es die ersten Anzeichen einer Läufigkeit sein könnte. Das Alter hätte sie jetzt. Aber Rüden interessieren sich bisher ja nicht so für sie.
Womöglich ist es die Teenagerzeit. Ich dachte, das ginge mit der Läufigkeit einher, aber möglicherweise beginnt das rebellische Verhalten schon früher. Bald geht es mit dem Rauchen los, dann der Alkohol und die Drogen, in zwei Monaten geht sie dann auf Demos und bricht das Studium ab.
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Kurz vorm Schlafengehen öffne ich noch einmal Spiegel Online und lese, dass in Schweden das rechte Lager mit den Rechtsradikalen die Wahlen gewonnen haben. Brennstoff für einen erholsamen Schlaf.