[So, 9.11.2025 – Bewusster, Abschiede, Hörbuch]

Die Hündin freute sich wirklich sehr über meine Ankunft. Auch meine Frau freute sich, aber die Hündin kriegte sich vor Freude gar nicht mehr ein.

In Berlin zu sein, ist jetzt ein bisschen anders. Ich habe gerade das Bedürfnis, die Zeit bewusster zu nutzen. Ich hänge nicht so viel im Netz rum, rede mehr mit meiner Frau. Am Samstagabend kochten wir ein veganes Kohlgericht von dieser berühmten indischen Veganerin aus dem Netz. Gemeinsam zu kochen ist immer so schön. Wir öffnen uns ein paar Drinks, machen Musik an und reden über die Dinge, während wir ein aufwendiges Gericht zubereiten. Diesmal gerieten wir in einen Streit, der ziemlich schnell ziemlich hochkochte. Es dauerte eine Weile, bis wir einander verstanden und einander verziehen. Aber immerhin versöhnten wir uns diesmal bewusst und auch schnell. Würde ich noch in Berlin wohnen, dann hätten wir den Streit zwar beigelegt, ihn aber immer noch ein bisschen in das Wochenende hineinköcheln lassen, bis die Zeit irgendwann ihren Schatten über alles legt. Diesmal nicht. Diesmal versöhnten wir uns und sprachen uns aus. Wie früher, als wir noch ein junges Paar waren. Es tut uns vermutlich gut, nach so vielen Jahren etwas Abstand zu gewinnen.

Heute fuhr ich dann wieder nach Hamburg. Die Hündin hat jetzt verstanden, dass der große rote Koffer bedeutet, dass ich mich wieder für längere Zeit aus dem Staub mache. Sie weicht nicht von meiner Seite, will mir bis ins Treppenhaus folgen. Ich befehle ihr, zurück in die Wohnung zu gehen, sie versteht es nicht, schüttelt sich. Das rührt mich sehr. Aber ich bin momentan generell sehr rührselig. Ist gar nicht mein Ding.

Auf der Rückfahrt beschließe ich, nicht mehr „Die Zeitmaschine“ zu hören, da ich nach der Hälfte des Hörbuches das Gefühl habe, die Message verstanden zu haben, und dabei festgestellt habe, dass sie mich nicht besonders interessiert. Deswegen hörte ich Joseph Conrads „Herz der Finsternis“. Ein Buch, das ich zum Lesen furchtbar fand, dem ich jetzt als Hörbuch eine neue Chance geben will. Das werde ich auf meinen wöchentlichen Reisen sicherlich mit mehreren Büchern so händeln. Dummerweise fand ich das Hörbuch ähnlich furchtbar wie das Buch. Immer diese von hinten aufgezogenen Sätze. Hinzu kommt, dass es sich bei der Aufnahme um eine Low-Budget-Produktion handelt, mit einem Sprecher, der nicht sehr mitreißend spricht. Nach drei Stunden kam ich im Hörbuch dort an, wo ich auch beim Lesen schon gewesen war. Ich will das aber jetzt weiterhören, ich will wissen, was es mit diesem Text auf sich hat. Für die Fahrt nach Berlin am Freitag besorge ich mir aber eine bessere Hörbuchversion.

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