[Mo, 7.4.2025 – Sportkleidung, Fitnessstudio]

Weil ich jetzt weiss, dass ihr im Bett alle Kleidung trägt, liege ich nun nachts wach und denke daran, dass ihr im Bett alle Kleidung trägt.

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Weil ich mich heute im Fitnessstudio anmelden wollte, ging ich in die Eastside-Mall zu Intersport, um passende Kleidung anzuschaffen. Auf der FitX Webseite stand nämlich, dass man Sportkleidung und Sportschuhe benötigt. Ich besitze Sneakers und Hosen, die als Jogginghosen durchgehen. Bei meiner Morgenrunde auf der Hundewiese klärte man mich jedoch auf, dass man da schon eigene Kleidung trägt. Strassenschuhe sind in der Regel nicht erlaubt und in gewöhnlicher Baumwollkleidung geräte man schnell ins Schwitzen. Also ging ich zu Intersport. Als ich mir aber ein Überblick über das Angebot machen wollte, merkte ich schnell, dass ich keine Ahnung von den verschiedenen Kategorien habe. Neben „Outdoor“ und „Fussball“ wusste ich mich immerhin in „Sport“, „Laufen“ und „Training“ einzusortieren. Wo da genau die Unterschiede liegen, konnte ich aber nicht erkennen. Und wie es in diesen Läden immer ist, gibt es dort nie Internet. Zumindest nicht mehr, seit ich bei einem Billiganbieter bin. Also ging ich zur erstbesten Verkäuferin und sagte: Ich melde mich heute im Fitnessstudio an und brauche ein Oberteil, eine Hose und Schuhe.

Sie wusste genau, was ich brauche, deswegen brachte sie mich zu den entsprechenden Ständen, sie zeigte mir zuerst das Adidas-Sortiment, aber weil Adidas ja Union Köpenick ist, schüttelte ich den Kopf und ging zu Nike. Dort fand ich ein ziemlich cooles, schwarzes Retro-shirt, das es aber nur in XL gab. Ich bin ja eher der „L“ Typ und bald vielleicht nur noch „M“. Sie sagte, sie könne in der Filiale Köpenick anrufen, ob sie es dort noch in „L“ vorrätig haben. Schon wieder Köpenick? Nee, lass mal, ich fahre bestimmt nicht freiwillig nach Köpenick. Also nahm ich es in „XL“.

Auf die Gefahr hin, mich wie ein Boomer zu äussern, will ich dennoch sagen, dass ich diesen Trend der hinten wulstig ausgestülpten Sohlen bei Sneakern nicht verstehe. Siehe Foto. Das Modell, das ich kaufte, ist dabei noch dezent, es gibt aber wirklich Varianten mit vulgären Ausformungen. Wenn ich solche Schuhe trage, habe ich das Gefühl, unter Hornhautverwachsungen an der Ferse zu leiden. Ich checks nicht. Da kann mir niemand erzählen, dass es die Ferse entlastet. Der Druckpunkt der Ferse ist ganz woanders.

Mit neuer Sportbekleidung, demonstrativ in einer grossen Tasche von Intersport, ging ich dann zwei Stockwerke hinauf zu FitX und meldete mich an.
„Ja, ich war noch nie in einem Fitnessstudio“ „Ja, ich möchte gerne Beratung.“, „Ja, ich kaufe ein Jahresabo.“
Ich redete viel, ich wollte alles über Fitnessstudios wissen, stellte wahrscheinlich dumme Fragen. Die dürre junge Frau hinter der Theke wusste nicht genau, ob ich lustig war oder mich lustig machte. Oder ob es einfach nur Dadjokes waren. Zur Sicherheit lächelte sie, ohne wirklich zu lächeln. Hätte ich auch getan.

Am Mittwoch habe ich jedenfalls meinen ersten Termin.

[Mi, 12.11.2025 – Bewegung, Digitale Souveränität]

Ich zog im Fitnessstudio dann doch nicht das Herthatrikot an. Es roch nicht mehr gut.

Fittix Fühlsbüttel. Ich lief eine halbe Stunde lang zu Fuß an einer dunklen Hauptstraße entlang. Die Hauptstraße ist etwas heller beleuchtet, als die Nebenstraßen, aber es ist immer noch düster. Halbe Stunde hin und halbe Stunde zurück. Eine Stunde beim Fitness. Dann habe ich ganze zwei Stunden Bewegung absolviert. Eigentlich gut für mich, aber der zeitliche Aufwand scheint mir etwas übertrieben. Der Abend ist danach nämlich vorbei. Das muss ich anders lösen. Vor allem, wenn ich irgendwann wieder soziale Kontakte pflege. Andererseits kann ich auf diese Weise endlich mein Podcast-Backlog abbauen.

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Ein Premium Abo von LanguageTool gekauft. Ich nutze es schon seit Längerem für Rechtschreib- und Grammatikkontrolle. Neuerdings tendierte ich allerdings eher zu Quillbot, weil mir die Benutzeroberfläche mehr zusagte. Heute sah ich, dass LanguageTool aus Potsdam kommt, dann bämm, kaufte ich mir ein Abo. Ich bin voll für europäische digitale Souveränität. Mir ist nicht verständlich, warum das in den großen Medien so wenig ein Thema ist. Man sieht neuerdings ja, wie erpressbar wir europäische Staaten sind, wie abhängig wir von den amerikanischen Plattformen geworden sind. Man las vor Monaten darüber, wie wichtig europäische digitale Souveränität geworden ist, aber in der Praxis spüre ich wenig davon.

Vor zwei Tagen kaufte Rumble einen der wenigen deutschen Cloudanbieter. Rumble ist eine Trump-nahe Videoplattform, hinter der Geldgeber wie Thiel und JD Vance stecken. Die Strategie ist ja so offensichtlich. Alle wichtigen Plattformen übernehmen, auf denen sich entweder Inhalte verbreiten lassen oder um Monopole und Abhängigkeiten zu schaffen. Es wundert mich, für wie wenig Entsetzen das im öffentlichen deutschen und europäischen Diskurs sorgt. Die Medien berichten darüber nüchtern, aber es geht in den vielen Koalitionsreibereien unter.

Dass ich jetzt monatlich 4,99€ für Textkorrektur nach Potsdam überweise – tja. Wie beende ich jetzt diesen Satz?

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[Mi, 17.9.2025 – Standy by me, Abduktoren]

Als „Stand by me“ 1986 ins Kino (oder ein paar Jahre später ins Fernsehen) kam, habe ich ihn nicht gesehen. Obwohl er in den Kanon jener Filme passte, die ich als Teenager in den Achtzigerjahren schaute, also Goonies, Teen Wolf, Zurück in die Zukunft usw. Warum ich gerade diesen Film nicht gesehen habe, weiß ich nicht. Immerhin wurde der Film für einen Oscar nominiert, ging am Ende aber leer aus. Mich interessiert es ja sehr, was anderen Leuten gefällt. Neulich fand ich heraus, dass der Film auf einer Novelle von Stephen King basiert. Deshalb las ich die Novelle und fand sie aber nur mittelmäßig gut. Zwar las ich sie gerne, aber sie regte nicht sehr viel in mir an. Am besten gefiel jedoch mir der Abspann der Geschichte, wo er noch auf zahlreichen Seiten vom weiteren Schicksal der drei Freunde erzählt. Zwar starben sie alle drei, aber er legte in diese Abhandlung eine seltsam wirkende Melancholie über ihr Schicksal, wie Wasser, wenn es beim Fließen seine Wege sucht.

Heute liehen wir uns den Film aus. Er funktionierte für mich nicht mehr so gut, ähnlich wie zB Goonies. Das Erzähltempo der Szenen ist seltsam träge, wobei es gleichzeitig eine Hektik verströmt. Das empfinde ich oft in Filmen der Achtzigerjahre. Es war wahrscheinlich der Zeitgeist. Das Lebenstempo der Achtziger.

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Mittlerweile habe ich im Fitnessstudio Angst vor Muskelkater. Berichtete ich nicht neulich schon von Muskelkater? Dieser neuartige Muskelschmerz, der sich wie eine schmerzende Decke über mich legt? Ich überanstrenge mich in letzter Zeit regelmäßig. Was damit zusammenhängt, dass ich 15 Kilo an Gewicht verloren habe und damit auch viel Muskelmasse. Das will ich jetzt kompensieren. Witzig finde ich vor allem die Erkenntnis, dass gewisse Körperpartien bei mir sehr schwach ausgebildet sind, bzw. dass ich bei gewissen Bewegungen wenig Kraft ausüben kann. Ich dachte ja immer, ich sei sehr stark, aber bei der Schulterpresse muss ich beispielsweise auf das zweitkleinste Gewicht (10kg) zurückstufen, während ich mich bei Bauch und Beine im obersten Gewichtsdrittel befinde. Mit Ausnahme von Abduktorenübungen. Die Maschine, bei der man im Sitzen die Knie zueinanderführen muss, also die inneren Abduktoren trainiert. Bei dieser Übung fehlt es mir nicht nur an Kraft, die Bewegung wird zudem von einem unangenehmen, leichten Schmerzgefühl begleitet. Ein Freund schrieb mir, dass er sich bei dieser Übung einmal die Abduktoren riss. Vielleicht waren es auch die Sehnen oder irgendwelche Bänder. Jedenfalls riss bei dieser Übung etwas und das war dermaßen schmerzhaft, dass er schrie und ein Krankenwagen gerufen werden musste. Ich bin mir sicher, dass das genau jene Stelle ist, die diesen unangenehmen, leichten Schmerz verursacht. Ich bin jetzt sehr vorsichtig, stelle die niedrigste Gewichtsstufe (7,5 kg) ein und wiederhole die Übung einfach sehr oft. Ich würde mich zu Tode schämen, als alter Mann mit weißem Bart vor diesen ganzen Sportlermenschen auf einer Bahre abgeführt zu werden.

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[Do, 4.9.2025 – Subgenre]

Auf meinem Notizzettel stehen zwei längere Fragmente, die als Blogeinträge geplant waren. Ich schrieb die letzten beiden Tage daran, sie sind aber beide nicht fertig geworden. Weil sie mich langweilten und ich gerade im Romanprojekt wieder einen Flow habe.

In dem ersten Blogfragment beschrieb ich einen seltsamen Muskelkater, den ich neuerdings als Fünfzigjähriger habe. Nach den Sporteinheiten plagt mich nicht mehr ein akuter Muskelschmerz wie früher, es ist eher eine dumpf schmerzende Müdigkeit, die sich wie eine schwere Decke über mein Gerüst legt. Des Weiteren referierte ich in dem Fragment über die Maschinen im Fitnessstudio, dass ich sie alle durchschaut habe und ich deswegen zu Decathlon am Alex fuhr und mir zwei 7,5-kg-Hanteln kaufte, weil ich der Überzeugung bin, dass ich einen Großteil der Übungen auch mit Hanteln absolvieren kann. Ich erklärte das in den Notizen sehr ausführlich. Ich gelangte nämlich zur Erkenntnis, dass ich viele Übungen zuhause ausführen kann, während ich im Studio jene Übungen durchführen werde, die sich zuhause nicht so gut umsetzen lassen, wie beispielsweise die Bewegungen an der Trizepsmaschine oder der Rudermaschine, sowie sämtliche Übungen für Knie und vor allem Abduktoren (innen wie außen). Zudem beschrieb ich in den Notizen, wie ich auf dem Weg nach Hause die Hanteln vorne im Fahrradkorb transportierte: 2 × 7,5 kg sind zusammengerechnet 14 Kilo und jetzt habe ich am Vorderreifen einen Platten. In den Notizen führte ich das alles sehr umständlich aus. Lustig war es nicht. Auch nicht informativ. Die Sache mit dem platten Reifen hätte ich sicherlich irgendwie unterhaltsam darstellen können, aber es fehlte mir an Fantasie. Das Blog ist ja meine Experimentierwiese, wo ich mich frei darin üben kann, Begebenheiten in Textform zu bringen. Es gelang mir aber nicht, einen platten Vorderreifen mit dem Transport von Hanteln im Fahrradkorb auf eine lustige Weise zusammenzubringen. Eigentlich ist das ja auch nicht lustig. Mir kam aber vor, dass darin viel künstlerisches Potenzial liegt.

In der Rohfassung des anderen Blogeintrags beschäftige ich mich mit dem Reisen. Diese Rohfassung ist unfassbar fragmentiert. Sie besteht aus neun Absätzen, die ich allesamt nicht zu Ende denken konnte. Nach jedem Absatz, den ich nicht zu Ende denken konnte, machte ich eine Pause, um ihn später zu vervollständigen, und fing einen neuen Absatz mit einem weiterführenden Gedanken an, den ich aber wieder nicht abschloss, aber wiederum einen neuen Absatz mit einem weiterführenden Gedanken begann. Das ging neun Mal so. Ich äußerte mich darin etwas despektierlich über Travelfluencer und Pauschalreisende sowie Menschen, die Bucket-Lists abklappern, und ich behauptete, dass ich Reisen nicht mehr wirklich mag. Während des Schreibens fiel mir aber auch auf, dass das eine grobschlächtige Aussage von mir ist, und deswegen überlegte ich lange, was mich von anderen Reisenden unterscheidet, und da hatte ich wieder einen Gedanken, den ich nicht zu Ende denken konnte, aber diesmal beließ ich es dann auch dabei und brachte den ganzen Eintrag nicht zu Ende.

Trotzdem werde ich den Text vermutlich irgendwann aufgreifen, da ich ein paar Gedanken dazu wichtig finde. Vielleicht finde ich dann einmal den richtigen Ton und vielleicht klären sich auch die Gedanken zu dem Thema. Bis dahin bleibt er irgendwo auf meinem Notizzettel hängen.

Mein Notizzettel ist ja eine Buchstabensenke. Ich verfasse alles darin: Mails, Blogeinträge, längere Nachrichten für den Messenger, damit die Empfängerin nicht stundenlang „Markus is typing…“ liest, ich kopiere IBAN-Nummern hinein, um sie irgendwo anders hin zu übertragen, ich führe darin eine Liste des Amazonrankings meiner Novelle, ich habe dort ein „å“ stehen, damit ich es copypasten kann, um schwedische Wörter korrekt zu schreiben. Sogar meine Steuernummer habe ich in dieser Textdatei hinterlegt. Es ist eine ganz simple, flache Textdatei. Sie beruhigt mich.

Vielleicht mache ich das jetzt auch immer so, dass ich meine Blogeinträge kommentiere, anstatt sie zu veröffentlichen. Als wäre es ein eigenes Subgenre.

[Di, 12.8.2025 – Textarbeit, Muskelweh]

Seit dem Urlaub komme ich mit dem Roman nicht mehr voran. Jetzt stehe ich bei 170 Seiten und bin noch nicht einmal bei der Hälfte der Geschichte angekommen. Aufhören geht nicht. In den letzten drei Wochen habe ich nur 7 Seiten geschrieben. Es ist nicht das, was ich eine Hemmung nennen möchte. Ich finde nur nicht zum Text zurück, zurück in den Sound, zurück zu den Figuren, dem Setting. Zur Zeit habe ich tausende Interessen und Tabs und Aufgaben, um die ich mich kümmern muss oder will, weil ich zB gerade Paul Austers Stadt aus Glas lese, habe ich mich in Literatur über Don Quichote bzw über Miguel de Servantes festgelesen, außerdem muss ich für die deutsche Staatsbürgerschaft drei aktuelle Lohnzettel nachreichen, die ich zZ nicht habe, weiss auch nicht, warum die das plötzlich brauchen, hatte ich vor einem Jahr, als ich noch arbeitete, ja bereits getan, muss ich also noch rausfinden, was das bedeutet und was ich mache, und dann habe ich noch tausende andere Dinge, nebenher kümmere ich mich auch um die Gestaltung und Druck der Blogbücher, und dann ist da ja noch mein täglicher Tagebuchoutput. Ich bräuchte einmal einen Hyperfokus. Allerdings weiß ich nicht, wo ich ihn herbekommen soll. Gestern fragte ich Frau Fragmente, ob sie wieder Lust darauf hat, eine Virtual-Office-Session zu machen. Das könnte mir durchaus dabei helfen. Sie hatte Zeit und wahrscheinlich auch Lust darauf, aber sie kann erst Ende nächster Woche. Das ist auch OK, bis dahin werde ich aber wieder zurückgefunden haben müssen. Die Session finde ich dennoch gut und werde sie halt für die Weiterarbeit nutzen.

Gestern war ich mit der Nachbarin und ihrem Sohn im Fitnessstudio. Der Sohn ist wirklich sehr fit. Schlank und muskulös und macht jeden Tag Sport. Er wollte uns in die Welt der Freihanteln einführen. Ich nutze dort ja nur die Maschinen. Die Übungen mit den Hanteln und den freien Geräten sind weniger statisch und beanspruchen mehrere Muskelpartien als die zweidimensionalen Maschinen. Weil ich mich vor dem fitten jungen Mann nicht blamieren wollte, überanstrengte ich mich total. Er ist so fit, dass er keine Pause einlegt. Das tat ich dann auch nicht. Nach anderthalb Stunden merkte ich aber, wie mich die Kraft verließ. Schon bei simplen Bewegungen, wie mir die Sporttasche umzuhängen, gab mein ganzer Körper nach.

Am Abend brannte meine Haut und meine äußere Körperlage. Eine wirklich gruselige Nebenerscheinung. Meine Frau meinte, es habe möglicherweise mit Entzündungsprozessen durch die Überanstrengung der Muskeln zu tun. Das wäre eine Erklärung. Es beschäftigte uns allerdings nicht mehr eingehend. Ich nahm ein Aspirin und konnte damit wenigstens schlafen.

Heute bin ich schlapp. Richtig schlapp. Sogar sitzen kostet Kraft. Als ich von der Hunderunde nach Hause kam, musste ich mich hinlegen und schlief zwei Stunden lang und nun schiele ich ständig zum Sofa hinüber. Ich könnte den Tag liegend verbringen. Am besten mit verschlossenen Augen. Aber das geht ja nicht, ich habe so viel zu tun, außerdem bin ich am Abend für ein Bierchen verabredet. Apropos Bier: Ich trank am Sonntag im Stadion keinen Alkohol. Funktionierte prima. Schon zum zweiten Mal.

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Zum Feierabend traf ich meine Frau am Frankfurter Tor auf ein Feierabendbierchen bei Brewdog. Das ist oft praktisch, weil es sich gut mit der letzten Hunderunde verbinden lässt. Ich trank ein einziges Bier, was mich allerdings dermaßen erschöpfte, dass ich meine Verabredung für später absagte. Wir gingen nach Hause und ich legte mich auf das Sofa, wo ich bis zum Zähneputzen verblieb.

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[Do, 7.8.2025 – Post, Absolutheit der Liebe, etc.]

Mailabonnentinnen dieses Weblogs erhielten gestern unerwartete Post, die einen uralten, schlechten Text enthielt. Da ich ja (siehe gestrigen Eintrag) gerade das Archiv aufräume und für einen Buchdruck aufhübsche, merze ich Rechtschreibfehler aus und aktualisiere die Beiträge. Was ich jetzt gelernt habe: Beiträge, die einmal auf privat gestellt waren, werden bei Aktualisierung als neu veröffentlicht, bekommen also ein aktuelles Datum, landen im RSS-Feed und verschicken eine Juhuu-Mail. Sollten demnächst tagsüber wieder solche Mails rausrutschen: Es sind nur alte Texte. Ich werde aber darauf achten.

Ich stoße beim Aufräumen auch auf nette Texte, die ich völlig vergessen hatte. „in venedig“ verlinke ich jetzt mal, da es vom Setting her zur Novelle passt. Eine kleine Geschichte über Teenagerliebe. Bisschen wild das Setting, allerdings. Zum Ende dieser Geschichte möchte ich jetzt, 20 Jahre später, jedoch anfügen, dass ich jene Alessandra doch noch einmal traf. Das war im Sommer des gleichen Jahres. Ich fuhr nach Padova in das besetzte Centro Sociale. Dort gab es ein Festival und sie lief mir über den Weg. Sie hielt einen Mann an der Hand. Auch ihre Schwester war dabei. Sie begrüßte mich, sie lächelte, wir wechselten zwei Sätze, dann ging sie weiter.

So ist das ja immer mit der Liebe. Sie ist immer absolut. Aber auch austauschbar. Jedoch immer absolut.

Das hat mich an der Liebe immer genervt. Diese religiöse Absolutheit. Ich versuche, mit meinen Exfreundinnen immer einen guten Kontakt zu behalten. Zumindest mit jenen Frauen, die mir etwas bedeuten. Mir ist das wichtig, es waren mir wichtige Menschen, wir waren schließlich Weggefährten, wir teilten dieses absolute Gefühl der Liebe, wir waren beste Freundinnen, wir teilten Erfahrungen, Träume, Enttäuschungen, Krisen, haben gemeinsame Erinnerungen. Wenn das Label „Paar“ einmal nicht mehr da ist und der Liebesbrand gelöscht ist, soll das plötzlich keine Bedeutung mehr haben.

Ich stellte mir eine Beziehung immer wie eine Freundschaft vor. Die wichtigste Freundschaft. Auf diese Freundschaft kommt dann die Liebe obendrauf. Auch der Sex, der Urlaub, die Träume. Die Träume können verschwinden, der Sex auch, die Liebe auch, aber dann ist doch immer noch die Freundschaft da. Diese wichtiggewordene Person. Der gemeinsam gegangene Weg.

Ist das Label „Beziehung“ weg, will man das dann immer abschließen, vielleicht neue Partner finden und alles von vorne beginnen, wieder absolut, wieder quasireligiös, mit all ihren Schwüren und Träumen. Bis man dann irgendwann, nach Monaten, Jahren oder Jahrzehnten, wieder kein Paar ist. Die Absolutheit der Liebe geht nur so lange, wie man ein Paar ist. Mich nervte das immer. Einen Menschen, den ich einmal liebte, war mir offenbar dermaßen wichtig, dass ich ihn liebte.

(Ja, ich weiß schon, manche Beziehungen enden auch wegen Kränkungen und Missbrauch, das ist eine andere Sache)

Alessandra und ich waren zwar kein Paar, hatten keine Geschichte. Aber die Absolutheit war schon da.

Nun.

Gestern ging ich wieder ins Fitnessstudio. Nach drei Wochen Pause wollte ich den befürchteten Muskelverlust kompensieren und übernahm mich ein bisschen. Ich verließ das Studio mit geschwächten Gliedmaßen. Das ist ein komisches Gefühl.

Auf der Hundewiese trug ich dann das farbenfrohe Sommerhemd. Es hellte wirklich meine Laune auf. Zwei Menschen sprachen mich sogar darauf an. Fanden sie gut.

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[Do, 3.7.2025 – Kühle, Senfgelb, Muskel]

Den Mittwoch konnte ich jedenfalls relativ kühl gestalten, die Kartonteile hielten die Wärme aus der Küche raus und damit auch mehr oder weniger aus der Wohnung. Einmal ging ich gezwungenermaßen mit der Hündin auf die Pipirunde. Das war aber auch ihr zu viel. Abends um 21 Uhr wiederholten wir den Vorgang bei immer noch 32 Grad. Und sonst hatte ich es geschafft, das Schlafzimmer auf 27 Grad zu halten. Mit dem Ventilator, den ich auch auf meine Oberschenkel gerichtet hatte, kam ich immerhin zu einigen kurzen Schlafphasen. Um drei Uhr stand ich auf, weil mittlerweile auch Berlin auf 25 Grad heruntergekühlt war. Also öffnete ich das Schlafzimmerfenster und das Wohnzimmerfenster. Damit fühlte ich einen leichten, etwas kühleren Luftzug. Danach schlief ich durch bis 5. Da schien mir wieder die Sonne ins Gesicht. Es ist alles nicht einfach. Aber es ging besser als gedacht.

Der heutige Donnerstag verfing sich jedenfalls wieder in angenehmeren Temperaturen. Ich stellte Fotos meines senfgelben Bürostuhls auf Facebook und Instagram ein, mit dem Hinweis, dass er zum Verschenken sei. Innerhalb von nur wenigen Minuten meldete sich eine Bekannte, die ihn haben wollte, und wie der Zufall so will, war ihr Sohn gerade mit dem Auto in der Gegend, um ein anderes Möbelstück für sich selber abzuholen. Zwischen dem Fotoshooting und der Abholung lagen etwa anderthalb Stunden. Ich liebe solche Schnellschüsse. Dazwischen war ich sogar noch im Fitnessstudio. Heute übernahm ich mich allerdings ein wenig, das merkte ich erst am Abend, nachdem ich mich mit einem ehemaligen Mitarbeiter auf einen Drink im Golgatha Biergarten verabredet hatte. Er erzählte mir alle neuen Tratschgeschichten aus der Firma und wir redeten über Sex, dabei werde ich immer ein bisschen neidisch, wenn ich mit schwulen Männern über Sex rede bzw. wenn schwule Männer mit mir über Sex reden. Ich höre da schließlich nur zu und stelle dumme Fragen. Je länger ich beneide, desto stärker kommt aber auch das Gefühl auf, wie anstrengend das alles ist. Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad fing ich jedoch an, die Überanstrengung zu spüren. Ich hatte heute vor allem Schulterpartien und Oberschenkel trainiert und bei allen Übungen die Gewichte, die Wiederholungen und die Frequenz erhöht. Meine Oberschenkel brannten und fühlten sich gleichzeitig verbrannt an. Ausgelaugt, kraftlos. Ebenso ging es mir mit den Schulterpartien. Als ich zuhause ankam, konnte ich mich kaum noch am Lenker abstützen, so kraftlos war ich geworden.

Alles für die Fitness.

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[Sa, 7.6.2025 – Korrektur, Radbahn, Muskelaufbau]

Welche Rechtschreib- und Grammatikkorrekturprogramme verwendet ihr eigentlich? Mentor.Duden ist für mehr als 500 Zeichen kostenpflichtig geworden, LanguageTool immerhin erst bei 2000 Zeichen. Scribbr.de kann was, deren Kerngeschäft ist aber ein anderes, ich gehe davon aus, dass die online-Korrektur irgendwann eingestellt wird. Und wie lässt ihr eure Texte sonst auf Richtigkeit überprüfen? zB in Open/Libre-Office? Die eingebaute Funktion ist eher limitiert und LanguageTool ist für grössere Texte mega buggy. So richtig happy bin ich mit der Situation nicht.

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Die Hündin hat keine Lust auf andere Hunde. Sie steht im Park neben mir und langweilt sich. Nähert sich ein anderer Hund, bellt sie ihn weg. Ich weiss nicht, ob es damit zu tun hat, dass sie jetzt mehr als zwei Wochen lang im Wald keine anderen Hunde getroffen hat oder ob es noch immer eine Nachwirkung der Läufigkeit ist. Nach der Läufigkeit ist sie ja immer etwas eigenbrötlerisch. Momentan wirkt sie wie eine grumpy old Lady. Was ich zwar lustig finde, weil ich grumpy old ladies mag, aber andererseits quatsche ich halt gerne mit meinen Bekannten im Park. Die haben halt Hunde bei sich.

Einer der Freunde hat sich letzte Woche auf einer Downhill Fahrradbahn das Schlüsselbein gebrochen. Einerseits finde ich es amüsant, wenn man sich mit Ende 40 wie ein 20-jähriger fühlt und dabei übertreibt, aber Knochen brechen ist dann doch nicht so lustig. Wir verabredeten uns heute jedenfalls und er erzählte mir von seinem Abenteuer. Er konnte immerhin selber über seine missliche Situation lachen. Schmerzlösende Mittel sind ja auch immer nett. Wir redeten auch wieder über das Fitnessstudio. Ursprünglich wollten wir ja zusammen ins FItnessstudio, da er sich allerdings lange nicht auf ein Studio festlegen wollte, inskribierte ich mich inzwischen bei FitX und mache das alleine. Er sieht aber ein, dass er sich nach dieser mehrwöchigen Auszeit mit dem Muskelaufbau beschäftigen muss. Dabei erzählte ich ihm davon, wie ich mir vor vielen Jahren meinen rechten Oberarm brach. Nach zwei Monaten hing statt meines normalen Armes ein schlaffes Ärmchen an meiner rechten Schulter. Es dauerte viele Wochen, bis sich die Muskeln wieder regenerierten. Es schockierte mich, wie schnell sich ein Muskel abbaut. Am schlimmsten fand ich allerdings, dass ich als Rechtshänder mit links masturbieren musste. Monatelang.

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ich kam mir beim lesen von #springwegbrennt vor wie ein warmes messer, das durch leckere butter glitt.

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[Di, 3.6.2025 – Rehe, Interview, Audio]

Von langen Autoreisen bekomme ich meistens ein seltsames Muskelweh. Am nächsten Tag fühlt sich mein Muskelgerüst verhärtet an. Als wäre ich von einem subtilen Krampf umgeben. Vor allem an den Beinen. Heute war so ein Tag. Abhilfe schafften nur Spaziergänge oder eben körperliche Betätigung. Morgen gehe ich wieder ins Fitnessstudio, vielleicht löst das die Muskeln.

Komischerweise habe ich in diesen zwei Wochen Gewicht verloren. Gemessen an den Mengen an Alkohol und Kohlenhydraten, die ich zu mir genommen hatte, ging ich davon aus, dass ich 3 oder 4 Kilo zulegen würde. Das Gegenteil ist aber der Fall. Verstehe ich nicht. Aber es ist mir egal. Ich nehme jeden Gewichtsverlust an wie ein fliegendes Brathähnchen aus dem Schlaraffenland.

Wir sind übrigens auch mit dem Kajak gefahren. Das will ich nicht unerwähnt lassen. Die Nachbarin aus Berlin, ihr Sohn und ich. Das war wirklich sehr schön. Durch ein kleines Flusssystem nordöstlich von Limmared, das sich zu einer Seeenkette langzog. Dort sahen wir einen Otter und wir kamen sehr nahe an grasende Rehe heran. Es soll üblich sein, dass man Rehe vom Fluss aus in geringer Entfernung sehen kann. Als wir das nachher der Frau vom Kajakverleih erzählten, erklärte sie uns, dass Rehe vom Wasser her keine Gefahr erwarten und sich deswegen lange in Sicherheit wiegen, bis man plötzlich sehr nahe dran ist. Die Frau vom Kajakverleih wusste aber auch sonst viel.

Heute beantwortete ich noch die Fragen des Südtiroler Onlinemagazins „Salto.bz„. Weil meine Novelle neulich in der südtiroler „Kulturelemente“ erschien, sollte ich für deren Podcast und die dazugehörige Webseite ein paar Fragen beantworten. Nichts lieber als das. Einige Fragen schriftlich und einige Fragen als Audio. Mit der Audioaufnahme strauchelte ich ein bisschen. Zuerst antwortete ich einfach frei heraus und ohne mich vorzubereiten. Ich dachte, das klingt authentischer. Während ich das einsprach fand ich allerdings, dass ich viel Blödsinn redete und dümmliche Formulierungen verwendete. Weil das nach dem zweiten und dritten Mal nicht besser wurde, schrieb ich mir die Antworten auf und las sie danach vom Blatt ab, was wiederum etwas hölzern und überhaupt nicht wie in einem Dialog klang. Also übte ich noch ein paar Mal, um das Aufgeschriebene authentischer klingen zu lassen. Es ging so mittelmässig gut. Zum Glück bin ich kein Perfektionist, sonst sässe ich immer noch dran.

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Zurück in B:

[Mi, 21.5.2025 – Humus, Wetterfest]

Abends gehen wir schon vor Sonnenuntergang ins Bett und ich wache mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich komme mir vor, wie ein Huhn.

Wenn ich mich ins Bett lege, werde ich augenblicklich müde und schlafe in kurzer Zeit ein. Von Knausgård habe ich bisher etwa 20 Seiten gelesen, ich muss aber jeden Abend neu anfangen, weil ich wegen der Müdigkeit nur Buchstaben lese und keine Inhalte. Ich vergesse ständig, was auf der vorigen Seite geschah, muss zurückblättern, lese wieder nur Buchstaben, und plötzlich fällt mir das Buch ins Gesicht, weil ich währenddessen einschlief.

Es hat sicherlich mit der körperlichen Anstrengung zu tun, die ich hier aufbringe. Die ersten Tage malerten wir und stellten das halbe Haus um. Gestern öffnete ich das Plumpsklo von hinten und schaufelte menschliche Ausscheidungen der letzten 70 Jahre in eine Schubkarre. Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, welche organische Substanz ich hier genau wegarbeitete. Ich dachte, Kompost oder Humus sei lockerer, weicher. Das, was ich dort aber verschaufelte, war in den unteren Lagen eher lehmige Erde. Die oberen, lockeren Schichten waren nur etwa 10 cm dick. Danach nur noch dunkelbraun und lehmig. Eine schnelle Suche im Netz gab mir noch keine zufriedenstellenden Antworten. Ich werde diesbezüglich die kompetente Frau aus dem Toilettengeschäft noch einmal ansprechen. Die sprach nämlich ständig von Fäulnisprozessen, die es zu verhindern gelte. Möglicherweise ist die lehmige Substanz eher ein Ergebnis von Fäule. Aber wie gesagt, ich werde das in Erfahrung bringen, wenn mir der Kopf danach ist.

Zuerst mache ich mir Gedanken um den zu erwartenden Ganzkörpermuskelkater, der mich spätestens am Donnerstag überziehen wird. Das alles ist anstrengender, als ins Fitnessstudio zu gehen.

Dort, wo ich jetzt alles freigeräumt habe, werden wir in den nächsten Tagen die Komposttoilette einbauen. Wenn der Sohn unserer Freunde am Donnerstag kommt, werden wir die Baupläne besprechen. Vermutlich brauchen wir Ziegelsteine, um die Tonne auf festen Untergrund zu stellen.

Die letzten Tage waren vom Wetter her bilderbuchmässig. Blauer Himmel, 20 Grad, ein leichtes Lüftchen. Ich beschäftige mich ja selten mit dem Wetter. Aber wenn man für ein paar Wochen im Jahr in den Wald zieht, ist es dennoch von Vorteil, wenn man nicht ständig drinnen sitzen muss. Ausserdem liegt die Toilette etwa 50 Meter die Wiesen hinunter, hinter der Scheune.

Morgen wird es einen Temperatursturz auf 5 Grad Höchsttemperatur geben. Morgen kommen auch unsere Freunde aus Berlin. Glücklicherweise sind sie nicht wettergefühlig, wie man auf Niederländisch sagt. Im Gegenteil, sie sind alle drei wetterfest. Dennoch waren die letzten Tage in der Abendsonne vor dem Haus schon fantastisch.

Heute waren wir in Göteborg bei Ikea, um Teppiche und andere Dinge zu kaufen. Dabei war ich noch nie in einem schwedischen Ikea. Bis auf den grossen Schriftzug „Ingång“ am Eingang sah es so aus wie ein normales Ikea in Berlin. Sogar die Namen der Möbel waren deutsch, wie immer. OK, blöder Witz, ich habe gute Laune.

Den Rest des Tages hingen wir Lampen und Bilder auf. Schon heute ist es merklich kühler als die letzten Tage. Am Abend heizte ich den Kamin ein. Vor allem, um das Papier von der Malerarbeit und die Kartons aus dem Möbelhaus zu entsorgen. Das war eine richtig gute Idee. Am Kaminfeuer zu sitzen, war schön.

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