Seit zwei Tagen läuft ja wieder der Bachmannpreis im Fernsehen, und gleich wie bei Podcasts kann ich am besten zuhören, während ich mit anderen Dingen beschäftigt bin, beispielsweise mit Putzen oder Aufräumen. Die Wohnung ist jetzt wirklich sauber. Sogar die Vormauerungen überm Waschbecken und unten überall an der Wand entlang sind sauber, alle Utensilien, Parfüms, Cremen, Behälter, sogar beide Spiegel, der große in der Dusche sowie der am Waschbecken, außerdem die Duschwände, die in Berlin wegen des harten Wassers immer so schnell verkalken, die Dichtungen der Dusche und die Fugen – alles ist jetzt weiß und blank.
Währenddessen lief auf Bsky und Mastodon der Stream unter #tddl. Ich hatte dem nur wenig Konstruktives hinzuzufügen, außer dem Hinweis, dass man währenddessen gut putzen kann.
Wie wahrscheinlich viele war ich ziemlich beeindruckt von Natascha Gangls Text. Während er mich auf Papier sicherlich sehr schnell gelangweilt hätte, war er als Vortrag ein wirklich beeindruckendes Stück Literaturkunst. Natürlich hatte ich den Vorteil, dass ich die Austriazismen alle verstand, aber eigentlich mag ich Austriazismen und Dialekte überhaupt nicht. Dennoch ließ mich dieser souveräne Umgang mit Sprache ziemlich in Ehrfurcht erstarren. Denn es war keine simple Sprachspielerei, sondern die gesamte Masse der Sprache, in Schrift wie Mund, wurde als eine Art Vehikel genommen, um dieser Leere, der Geschichte Österreichs, der Verdrängung, der subtilen Abgrenzung vom slawischen Süden, der Abgrenzung überhaupt, von Dorf zu Dorf, mit den Feinheiten der lokalen Begriffe und Intonationen – boah, ich weiß gar nicht, wie ich den Satz beenden soll. Der Text zieht aus einer düsteren Tiefe so viele Bilder und Fragen herauf, dass man ihn von Satz zu Satz sezieren möchte.
Andererseits: Was soll man mit einem Text, der anstrengend zu lesen ist? Das liest dann halt niemand. Literatur funktioniert ja anders als beispielsweise Musik, Fotografie, bildende Kunst oder Film und auch Architektur, denen man nicht so leicht entfliehen kann, wenn sie anstrengend sind, weil sie sich ja aufdrängen, während man Literatur aktiv lesen muss, in sich hineinziehen, und wenn es anstrengend wird, zieht man einfach nicht daran. Vielleicht funktioniert der Text deswegen vorgetragen so gut, weil man sich ihm ausliefert.
Ein brutalistisches Gebäude hat sogar Onkel Hans einmal gesehen und sicherlich auch die ersten zehn Minuten eines verstörenden Kunstfilms. Aber ein solcher Text wird Onkel Hans niemals erreichen. Und dann wird es ganz schnell elitär. Außer er wird im Fernsehen vorgetragen.
#
Freitagabend aßen wir bei Freunden Rindsbraten mit Risotto und einen blattsalatlosen Salat aus Blumenkohl, Kapern, Kichererbsen und Dill. Eine Erkenntnis, mit der ich schon länger herumlaufe, ist die Tatsache, dass ich bei Fleischgerichten immer eher die Beilagen als Highlight empfinde. Zwar esse ich durchaus gerne Fleisch, aber ich esse es eher als Proteinbeilage zu Salaten oder anderen Speisen. Das Highlight war für mich zweifelsohne der Blumenkohlsalat und auch der Risotto. Dazu aß ich zwei saftige Scheiben Rinderbraten als Beilage. Das lässt sich preislich und vom Aufwand her natürlich sehr schlecht rechtfertigen, zumal der Braten stundenlang mit Whiskyhölzern geräuchert wurde und sehr delikat zwischen meinen Zähnen zerfiel. Sorry, Jan.
Außerdem ist ein Rind ein Lebewesen, schon nur deswegen sollte ich es mehr schätzen.
Aber ja. Fleisch. Weiß nicht. Ich finde Fleisch immer ein bisschen unspannend, zumal es wenig Eigengeschmack hat und eigentlich nur gewürzt oder gesalzen zu einem kleinen bisschen Komplexität kommt. Fleisch konsumiere ich am liebsten ganz dekadent als Wurst. Aber Wurst ist halt auch einfach, weil es gewürzte und verarbeitete Fleischmasse ist. Das muss ja gut schmecken.
War dennoch super.
#
