[Mittwoch und Donnerstag, 22/23.9.2021 – Weisshorn, Laab-Alm, Leifers, Wurzer Alm, bei Freunden]

Ich konnte erst gegen Mitternacht einschlafen und wachte nach einer unruhigen Nacht um 3:30 auf. Mein Wecker würde um 4 Uhr klingeln um eine Stunde zum Jochgrimm zu fahren, wo ich meine kleine Schwester und ihren Freund treffen würde. Vom Jochgrimm wollten wir auf das Weisshorn steigen um vom Gipfel aus den Sonnenaufgang anzuschauen.

Eigentlich wollte ich absagen. Ich spielte 25 Minuten lang mit der richtigen Formulierung um abzusagen. Um 5 vor vier entschied ich aber, dass das blöd sei und sich diese Möglichkeit, nicht so schnell wieder ergeben würde und ich nun ohnhein nicht mehr schlafen könne, ich also genau so gut aufstehen und losfahren kann.

So tat ich dann auch.

Meine Mutter wurde wach und kochte uns einen Kaffee ich ass einige Brotscheiben mit Marmelade, trank den Kaffee und machte mich auf den Weg.
Eine Stunde später erreichte ich das Jochgrimm.
Auf das Jochgrimm fuhren wir früher oft zum Kiffen hoch. Wir setzten uns auf diese Wiesen unterhalb des Weisshorns und kifften. Ich fuhr immer schon gerne zum Jochgrimm hoch, weil man da schnell und unkompliziert zur Baumgrenze hinauffahren konnte. Es fühlte sich für mich immer befreiend an, die Bäume hinter mir zu lassen.

Die ganze Fahrt durch das dunkle Tal hinauf höre ich Filmmusik von Max Richter. Als ich Jochgrimm aussteige merke ich, dass es sehr kühl ist. Es ist noch dunkel und hat drei Plusgrade. Meine Schwester und ihr Freund sind schon da. Ich habe eine kurze Hose und ein Tshirt an. Die kurze Hose ersetze ich durch eine Joggingshose, die ich in weiser Voraussicht mitgenommen habe. Über das Tshirt ziehe ich einen dünnen Wollpullover, einen Baumwollpullover und eine ungefütterte Jacke an. Zur Sicherheit habe ich noch einen zweiten Baumvollpullover an. Es fühlt sich nicht ganz ausreichend an, aber das ist mir egal, wenn es nicht geht, dann breche ich die Aktion einfach ab und gehe zurück zum Auto.

Dann steigen wir hinauf. Es ist noch dunkel, im Westen leuchtet der Vollmond, dadurch sieht man den Weg einigermaßen gut. Heute ist der 21.9. das heisst Tag und Nacht sind genau gleich lang. Der Aufstieg dauert etwa 50 Minuten. Das Weisshorn ist nicht sonderlich hoch, fast 2400 Meter, das Jochgrimm liegt auf 2000m, es gilt also nur 400 Höhenmeter zu überwinden. Zuerst die Weide, dann diese Gegend mit den Kiefersträuchern, danach kommt das Geröll und dann die Felsen. Wir steigen die Westseite hinauf. Der Weg wurde in den letzten 10 Jahren bearbeitet und ist jetzt wirklich sehr einfach, auch mit Turnschuhen zu besteigen.

Während wir hinaufsteigen hören wir die Kuhglocken, aber es ist noch zu dunkel, um die Tiere zu sehen. Es lichtet sich der Horizont in östlicher Richtung. Ich bin anfangs etwas zu hastig, mein Puls ist schnell und meine Lungen füllen sich mit kalter Luft. Es ist wichtig, ruhig zu gehen. Schritt für Schritt, fast meditativ. Bald beruhigt sich mein System.

Als wir oben ankommen ist es bereits hell, die Sonne wird in zehn Minuten aufgehen. Es weht ein eisiger Wind vom Osten her. Auf der Westseite des Kammes war es angenehm kühl, aber sobald wir aber dem Gipfel stehen, sind wir total diesem eisigen Wind ausgeliefert. Mit meiner Sommerkleidung stehe ich ein bisschen doof da. Mein Rücken ist nass vom Schweiss. Dann finden wir eine kleine Kuhle auf der südostseite, zwischen zwei kleineren Felsen. Hier wird der Wind etwas gebrochen. Der Freund meiner Schwester gibt mir etwas, das ich mir um den Kopf wickeln kann.
So sitzen wir dann und schauen über den rötlichen und immer heller werdenden Horizont hinter den Gipfeln der Dolomiten.

Dort wo der Feuerball aufgehen sollte, sind die Wolken zu dicht, aber der Rest des Himmels ist wolkenfrei. Schon lustig. Wäre ja wirklich zu kitschig gewesen.

Ich merke, dass es mir nicht gut tut, da oben mit nassem Rücken in der Kälte zu sitzen, ich sage, dass ich schon runter müsse, ich würde mich ins Auto setzen und auf die warten. Meine Schwester und ihr Freund bleiben noch etwas.

Unten auf der Weide sehe ich jetzt auch die Tiere mit den Kuhglocken. Es sind keine Kühe. Es sind Esel. Das soll mir mal jemand erklären, was Esel auf einer Weide machen. Allerdings muss ich zugeben, dass Esel ästhetisch sehr viel her machen. Sie sind die Pluschtier Variante von Pferden.

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Dann fahren wir hinunter zu meinem Vater. Wir lernen seine neue Freundin kennen. Sie ist nett. Es gibt ein zweites Frühstück, mit selbstgemachten, fast zuckerlosem Pflaumenmus.

Es ist 11 Uhr, die kurze Nacht und die Kälte auf dem Gipfel haben mir etwas zugesetzt und ich lege mich etwa eine Stunde hin. Ich schlafe sofort ein und werde genau eine Stunde später wach. Es geht mir sofort besser.
Als ich in die Küche gehe, gibt es schon Mittagessen. Eigentlich bin ich für Mittagessen noch gar nicht bereit, aber es gibt SPaghetti mit der Bolognese meines Vaters und wenn es so etwas wie die beste Bolognese der Welt gibt, dann ist es die Bolognese meines Vaters. Bolognese nennt man im Volksmund ja Ragú. Weiss nicht, warum das so ist. Ich habe noch nie Italienerinnen gehört, die Bolognese sagen, ausser in Restaurants. Oder wenn nicht Ragú, dann Sugo. Sugo für Pastasciutta.

Nach dem Essen gehen wir zu fünft auf die Laab Alm. Wir wollen ein Stück spazieren. Eigentlich Pilze suchen. Aber es gibt dieses Jahr wenige Pilze. Wir kommen etwas vom Weg ab und gelangen in ein sumpfiges Gebiet. Meine Schwester und ich setzen uns auf einen Baumstamm und bleiben längere Zeit sitzen. Wir reden über die Dinge.
Auch auf den weiden der Laam Alm gibt es Esel.

Zum Abendessen bin ich bei Irene und ihren wunderbaren zwei Töchtern in Leifers zum Essen eingeladen. Irene ist eine alte Freundin von früher. Seid Facebook haben wir wieder ein bisschen Kontakt und treffen uns ab und zu. Ich durfte mir das Essen wünschen, also wünschte ich mir Gemüserisotto. Es gab also Gemüserisotto, garniert mit Garnelen und dazu Rotwein.
Wir erzählen einander von den Dingen. Die ältere der beiden Töchter hat gerade Abitur bestanden und beginnt mit dem Studium, die andere ist demnächst dran und erzählt vom Sport. Wir reden über das Leben, über das Reisen, über Corona.

Ich bin u.a. da um ein Südtirol Carepaket für eine Freundin der jüngeren Tochter nach Berlin zu bringen. Eine Kiste Äpfel und eine Geschenkebox plus Unmengen Bioapfelsaft.
Auch ich bekomme eine Kiste Äpfel und eine Geschenkebox. Das ist wirklich lieb, auch wenn mein kleines Auto jetzt aussieht wie ein Obsttransporter.

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Am Donnerstagvormittag gingen meine Frau und ich auf eine kleine Wanderung. Eigentlich wollten wir zur Kirchsteiger Alm. Das hatte ich ausgesucht, weil wir am Brunnenplatz oft in ein Restaurant gehen, das auch Kirchsteiger heisst. Ja, simpel, ich weiss, aber man braucht halt immer eine Referenz für irgendwas.

Um zur Kirchsteiger Alm zu kommen fährt man am besten mit der Seilbahn auf Meran 2000. Als wir aber auf dem Parkplatz der Talstation ankamen und die Touristenmassen sahen, bekamen wir schlechte Laune.
Eine Alternative wäre, nach Hafling hinaufzufahren und da einfach mal schauen, was man machen kann. Zur Sicherheit rief ich meine Mutter an und sagte, dass wir lieber nach Hafling fahren, ob sie da eine schöne Wanderung kenne. Sie riet uns eine nette aber kurze Route zur Wurzer Alm. Direkt von HAfling aus zu erreichen. Anderthalb Stunden vielleicht.
Also taten wir das.

Am Anfang gefiel uns der Weg nicht so, Zu viel Jodel-Schick und Hängegeranien auf dem Weg, ich hasse das total, aber sobald wir das Dorf hinter uns liessen, wurde es besser. Das erste Stück war sehr steil, nach etwa einer halben Stunde, flachte der Waldweg etwas ab.

Gegen 2 Uhr waren wir wieder zurück in Meran. Ich schmiss mich ins Bett. Seit dem Ausflug auf das Weisshorn geht es mir gesundheitlich nicht besonders gut. Ich bin nicht wirklich erkältet, aber mein Immunsystem wurde ordentlich angerempelt. Meine Augen brennen, mein Kopf schmerzt, ich fühle mich schlapp.
Nach einer Stunde Schlaf stehe ich auf. Wir sind um halb fünf bei Freunden verabredet. Die Verabredung steht seit prä-Corona und enthielt ein Abendessen mit Trüffelpasta. Nun mussten wir zwei Jahre darauf warten.
Es wurde dann ein richtiger Trüffelabend. Truffelkäse mit einer Trüffelpaste und getrüffelte Butter. Danach die Trüffelpasta

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