Donnerstag war ich beim Arzt. Kein Covid aber es ist wohl einer der anderen 90 Viren, die derzeit im Umlauf sind.
Freitag ist der erste Tag ohne Fieber. Und auch der erste Tag ohne Calls. Ich muss allerdings ein paar Mails und Slacks verschicken. Gegen Mittag will mich ein Freund sprechen, es ist der befreundete Redakteur des südtiroler Magazins „Kulturelemente“. Der Text, den ich damals zum Thema Anarchismus im Südtirol der Neunzigerjahre schrieb, wurde mittlerweile online gestellt, ich dachte bisher, dass das Magazin ein reines Printmedium ist, aber offenbar kann man alle Ausgaben online als PDF lesen.
Beim Anruf geht es um die Vertonung meines Textes. Begleitend zum Magazin produziert er neuerdings nämlich ein Audioformat als Podcast. Er würde gerne seinen Text und meinen Text zu einem Audiobeitrag zusammenschneiden. Sein Text ist eine theoretische Abhandlung, während mein Text das Thema stilistisch ganz anders angeht. Seine Idee ist es, die Texte miteinander zu verweben, also abwechselnd, verschiedene Absätze zusammenzuschneiden, gerade weil sie so unterschiedlich sind, könnte das gut funktionieren. Ich stelle mir das vor, als würde es stilistisch dem Duktus eines Dokumentarfilmes folgen, die Idee gefällt mir.
Daraufhin spreche ich den Text ein. Das mache ich ja täglich. Sein Feedback ist, dass ich vielleicht etwas zu schnell spreche. Das stimmt, das höre ich von euch ja auch immer wieder mal. Also spreche ich den Text neu ein. Langsamer. Muss ich mich für hier auch angewöhnen. Aber wenn ich so langsam spreche, komme ich mir immer vor wie ein Priester.
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Am Abend kochte ich Fischstäbchen mit Kartoffelpure und Salat. Zu den 15 Fischstäbchen kaufte ich heimlich noch eine Packung veganer Fischstäbchen. Ich kann es nicht lassen, mich für vegane Experimente zu interessieren. Langfristig werden wir den Fleischkonsum ohnehin reduzieren müssen, daher will ich mitbekommen, woran die Lebensmittelindustrie arbeitet. Persönlich finde ich es dämlich zu versuchen, Fleisch nachzubauen, es gibt authentischere Arten, fleischlose Gerichte zuzubereiten. Allerdings fällt mir das Urteil in dieser Hinsicht leicht, da ich kaum Fleisch esse und ich eigentlich ganz darauf verzichten könnte, wenn ich müsste.
Ich will es aber wissen, ich will immer alles wissen.
Ich beschloss, meiner Frau einen veganen Stick unterzujubeln um ihre Reaktion zu sehen. Für mich selber bereitete ich neben den normalen Stäbchen mehrere Vegane zu.
Meine Frau ass davon, nach einem Biss liess sie aber davon ab und nahm ein anderes Stückchen. Das fiel mir sofort auf und ich fragte aufgeregt, was mit dem angebissenen Stäbchen los sei. Sie sagte, das Stäbchen schmecke verdorben.
Das fand ich enttäuschend, aber ich konnte es nachvollziehen. Mir schmeckten sie solala, also okay, aber sie schmecken anders als richtige Fischstäbchen. Der Geruch erinnerte mich an gepresstes Krabbenfleisch. Auch die Konsistenz ist ähnlich.
Jetzt habe ich noch zehn Stück übrig. Muss mich irgendwie drum kümmern.