[Läufig. Tag 5]

In meiner kurzen Mittagspause traf ich eine ältere Frau mit einer Hündin. Normalerweise lasse ich meine Hündin nicht zu anderen Hunden, wenn ich sie an der Leine habe. Ausser Max, weil sie den ständig vor der Haustür trifft und auch Paule, über dem ich vor einigen Tagen schrieb.

Heute geschah es aber trotzdem. Ich war etwas in Gedanken versunken und da stand diese Frau hinter einer Hecke mit ihrem Tier. Ich sagte sofort, meine Hündin sei läufig und sie sagte, ihre Hündin sei ein Weibchen. So blieb ich einfach stehen.

Ich fing an, mit der Frau über das Gassigehen mit einer läufigen Hündin zu reden und merkte, dass ich viele Fragen hatte. Wie sie sich bei aufdringlichen Rüden verhält, wie sich die Frauchens und Herrchens von unkastrierten Deckrüden verhalten, ob sie dem ausweicht, ob es da zu Konflikten kommt, wie sich das abspielt, ob man da Zeit hat zu intervenieren, ob man da nur zu später Stunde heimlich um den Block schleicht.
Die Frau beantwortete meine Fragen freundlich, aber sehr kurz und nicht zufriedenstellend. Ob man Zeit hat zu intervenieren, beantwortete sie mit „Ja schon“, ob es zu Konflikten mit Halterinnen kommt, beantwortete sie mit „Manchmal, aber geht so“. USW. Ich glaube, sie verstand nicht, was ich wirklich wissen wollte, sie wirkte, als sei das einfach Smalltalk für sie.

Am Abend schrieb ich meine Freundin an, die zehn Jahre lang eine Hündin hatte. Ich weiss, dass sie mich versteht und die richtigen Antworten auf meine Fragen haben wird. Wir werden heute oder morgen dazu telefonieren.

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Ich schrieb unserer Dogwalkerin, dass wir ihre Dienste, wegen der Läufigkeit erstmal drei Wochen pausieren. Daraufhin antwortete sie mir: „Herzlichen Glückwunsch, Wollie wird erwachsen.“
Dieser Satz rührte mich ungemein. Ich weiss gar nicht, woher solche Gefühle kommen, ich wusste gar nicht, dass ich auf das Hundethema so gerührt reagiere, stell das bitte ab. Und ich bin in dem Moment froh, keine Kinder zu haben.

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Wollie schläft momentan viel. Mehr als sonst. Und sie ist verkuschelt wie nie.

Läufig. Tag 4

Am vierten Tag der Läufigkeit hat sie Max getroffen. Sie kennt Max seit sie ein Baby ist und sie fand den von Anfang an toll. Sobald sie ihn riecht oder sieht, wird sie immer ganz aufgeregt. Max ist ein sehr kleiner, alter, etwas mürrischer Spitz, der sie immer schon leicht suspekt und zu wild fand. Meine Hündin hielt ihm bereits als Baby ihr Hinterteil an die Schnauze, er war immer mittelmässig interessiert, da sie aber aufdringlich war, schnüffelte er aus Höflichkeit und suchte danach lieber das Weite um sich die Lage mit etwas Distanz anzusehen.

Heute traf sie ihn wieder, sie war wieder aufgeregt, sie drehte sich um und hielt ihm ihr Hinterteil hin. Max merkte heute, dass etwas anders ist und steckte seine Schnauze sofort zwischen ihre Hinterläufe.

Das Frauchen von Max ist eine alte Frau in Joggingshose. Ich kenne sie eigentlich nur mit Zigarette in der Hand. Wir unterhalten uns regelmässig und wir finden die beiden immer ulkig. Dabei muss man wissen, dass meine Hündin als Welpen bereits größer war als Max im Erwachsenenalter.

Heute war sie überrascht, wie interessiert Max war. Ich sagte ihr, sie ist läufig, aber erst am vierten Tag, noch geht also nix. Sie sagte, dann seien wir lieber vorsichtig. Ich fragte sie, ob Max kastriert sei, sie sagte: nein, Max ist ein richtiger Mann. Einen ähnlichen Satz habe ich ja schon gestern gehört. Ich erkenne da ein Muster.

Ich habe eine leise Vorahnung, dass ich nächste Woche, während der Standhitze, ein paar unangenehme Begegnungen mit Herrchens und Frauchens haben werde. Mal sehen.

Ah. Blut. Das Blut putzt man am besten sofort vom Boden. Wenn es härtet, bleibt es hartnäckig. Meine Hündin leckt ihr Blut nicht auf. Ich hatte gelesen, dass die meisten Hündinnen das tun. Sie nicht. Nunja. Mach ich das halt. Also putzen. Nicht lecken natürlich.

Fürs Protokoll: sonst keine Änderung im Verhalten.

Läufigkeit. Tag 1, 2 und 3.

Wie im Vorpost angekündigt, werde ich während der Läufigkeit jeden Tag einen Beitrag zu dem Thema schreiben. Allerdings ohne Sprachaufnahme. Ich mache das vor allem für mich zur Dokumentation, aber auch für Interessierte, die über Suchmaschinen auf diese Seite kommen.

Was wird jetzt also passieren? Die Läufigkeit dauert etwa 3 Wochen und wird in 3 Phasen ablaufen, wovon die ersten beiden für ihr Sozialleben relevant sein werden.

  • Phase 1: Proöstrus (dickes Blut, attraktiv für Rüden, aber noch nicht deckbereit)
  • Phase 2: Östrus (wässriges Blut, deckbereit. die sogenannten Stehtage)
  • Phase 3: Metöstrus (gelblicher Ausfluss, nur in der frühen Phase evtl deckbereit)

Phasen 1 und 2 können je nach Hündin etwa je 9 Tage dauern. Ab dem 7. Tag, soll man sie von Rüden fernhalten.

Über die ersten Tage gibt es nichts besonderes zu berichten. Wir entdeckten den ersten Blutflecken am Freitag gegen Mittag. Daraufhin folgten weitere Flecken. Am Samstag fuhren wir den ganzen Tag mit dem Auto von Südtirol zurück nach Berlin. Da schlief sie und döste sie den ganzen Tag auf der Rückbank.

Aufgrund der Umstände im Urlaub und der Reise, finde ich es schwierig, einzuschätzen ob sich etwas in ihrem Verhalten geändert hat. Sie ist etwas anhänglicher, müder auch, vor allem am dritten Tag, also dem ersten Tag zurück zuhause.
Sie liegt ständig herum, zwischen meinen Beinen am Schreibtisch, oder vor dem Sofa im Wohnzimmer, wenn wir da sitzen. Oder auch sonst irgendwo zentral auf dem Boden wo sie uns oder mich im Blick behalten kann.

Sie zeigt bisher kein auffälligeres Verhalten gegenüber anderen Hunden. Auch Rüden nicht. Ich vermeide es jetzt zwar in den Park zu gehen und sie von der Leine zu lassen, aber sonst ist alles beim Alten geblieben. Einer Freundin ist ihre Hündin während der Läufigkeit einmal davongelaufen und dabei auch schwanger geworden. Diese Erfahrung möchte ich nicht unbedingt machen. Ich muss mich bei der Freundin noch einmal informieren, wie das genau bei ihr passierte.