[Läufig. Tag 15.]

Ich weiss nicht, warum die Rüden sich nicht längst über sie hermachen.

Jetzt blutet sie eigentlich kaum noch. Wenn ich Ratgeber im Internet lese, dann zeigt sie alle Anzeichen einer ausklingenden Läufigkeit. Die Hochphase geht also theoretisch vorbei. Das deckt sich ja mit den Tagen. Ab Tag 18 ist die zweite Phase abgeschlossen.

Eine Erklärung dafür, dass die Läufigkeit am Tag 15 immer noch recht eindruckslos verläuft, wäre eine fehlende Attraktivität für andere Rüden. Manche Hündinnen können sich bereits in der Frühphase kaum vor Rüden wehren, manche eben nicht. Das ist ein unverschämter Gedanke, meine Hündin ist schliesslich the hottest Queen of the Kiez. Andererseits ist eine entspannte Läufigkeit natürlich super.

Während ich so im Internet google, lese ich vom Split-Östrus. Da steht:

„Auch der sogenannte „Split-Östrus“ ist bei jungen Hündinnen nicht ungewöhnlich. Dabei treten im Proöstrus zunächst typische Läufigkeitsanzeichen wie Ausfluss auf. Danach münden diese allerdings nicht in einer Brunstphase, sondern klingen zunächst wieder vollständig ab. Erst nach ein paar Tagen oder Wochen zeigt Ihre Hündin erneut Anzeichen der Vorbrunst, auf die dieses Mal ein Östrus folgt. „

Ich werde es beobachten.

ALLERDINGS: es gibt auch Seiten, die sagen, dass die erste Phase von drei bis siebzehn Tage dauert. Nach dieser Betrachtungsweise träte die Hündin spätestens am kommenden Montag in die Phase der Stehtage ein. Die Stehtage dauern laut diesen Seite drei bis zehn Tage. Meine Frau hängt dieser Theorie an. Ich eher weniger.

[Läufig. Tag 14.]

Und jetzt Tag 14. Gestern ist uns aufgefallen, dass sie eigentlich schon seit ein paar Tagen nicht mehr müde und melancholisch ist, auch wenn wir das noch in unserem Kopf hatte. Eigentlich ist sie wieder so aktiv wie früher und fordert uns auch zu Action auf. Dafür rammelt sie ständig an ihrem Kissen. Auffällig viel. Ob das jetzt Sexualtrieb ist, oder Unterforderung, kann ich nicht sagen.
Sie blutet noch ab und zu, aber wesentlich weniger als in den ersten 10 Tagen.

Am frühen Nachmittag stiessen wir auf einen kleinen Rüden, der unangeleint dahergelaufen kam. Er steckte seine Nase direkt zwischen die Beinde meiner Hündin. Sie liess es geschehen, verhielt sich aber nicht bedürftig. Der Rüden hatte zwar Interesse, schien aber nicht von Loreleis Gesängen berauscht zu sein. Dem Herrchen teilte ich sofort mit, dass meine Hündin läufig sei, dann hob er den Kleinen augenblicklich an und ging davon. Zwei Häuser weiter oben liess er seinen Hund wieder auf den Boden. Dieser hegte keinen Gedanken daran, für einen Geschlechtsakt zurückzukommen.

Ich finde es seltsam.

Gestern nahmen wir wieder am Hundeseminar auf dem Dach des Velodroms teil. Die Rüden interessierten sich nicht für sie. Also nicht anders als sonst.

[Läufig. Tag 13.]

Es ist Tag 13. Eigentlich müsste das die Hochphase der Stehtage sein. Ich stellte mir das so vor, dass erregte Rüden aus allen Winkeln herangekrochen kommen und ich mit einem Baseballschläger die Angriffe abwehren muss. Was bisher passiert: GAR NICHTS.

Würde sie nicht seit 13 Tagen bluten, würde ich sagen, sie leide etwas an Herbstmüdigkeit. Seit einigen Tagen rammelt sich ständig ihr Kissen. Sie rammelte zwar immer schon gerne, vor allem unsere Beine, aber auch Kissen. Seit ein paar Tagen hat sich dieses Verhalten auffällig gehäuft. Das kann aber auch an der Unterforderung liegen. Sie hat ja seit zwei Wochen praktisch keinen Auslauf mehr.

[Läufig. Tag 12]

Sie wirkt nach wie vor sehr normal. Draussen und drinnen. Sie pinkelt zwar immer zwei mal beim Spazieren, was vermutlich Markierungen sind, aber psychologisch ist alles wie immer.

Heute trafen wir einen unangeleinten Rüden. Es war ein grosser Pudel oder ein grosser Doodle. Weil ich Hundepenisse mittlerweile ja schon von Weitem erkenne, sagte ich der Halterin, dass meine Hündin läufig sei. Daraufhin befahl sie ihrem Hund zu sitzen. Wir liefen an dem Rüden vorbei und er blieb tatsächlich sitzen. Ich dachte Rüden hätten sich in solchen Momenten nicht unter Kontrolle. Offenbar täuschte ich mich. Oder meine Hündin riecht noch nicht spannend genug. Aber wir sind schon bei Tag 12 angelangt, eigentlich müsste sie nach Magic riechen.

[Läufig. Tag 10.]

Ich dachte ab Tag10 würde es anstrengender werden, aber davon scheinen wir noch etwas entfernt zu sein. Morgens trafen wir die Nachbarin mit Malin. Malin ist ein riesiger Rüde. Er ist aber schon 13 Jahre alt und nicht mehr so fit, er läuft nicht mehr gut und wird wohl nicht mehr lange mitmachen. Meine Hündin vergötterte diesen grossen, haarigen Riesen aber schon lange. Malin wurde vor etwa zwei Jahren kastriert, es sollte daher kein Problem sein, die beiden zusammenzubringen.

Meine Hündin hielt dem Rüden sofort ihr Hinterteil hin und der Rüde versenkte seine Schnauze darin. Sein Frauchen machte sich über ihren Hund lustig und dolmetschte seine Gedanken. Seine Gedanken kreisten um seine nicht vorhandenen Gefühle. Das riecht ja so bekannt, kenne ich mein ganzes Leben schon, eigentlich müsste ich jetzt anspringen, aber warum bewegt sich nichts in mir?
Ich fand das ungemein lustig.

Malins Frauchen und ich quatschen öfter lange. Manchmal machen wir gemeinsam eine Runde. Sie liebt die Niederlande und Heavy Metal. Und sie hasst Radfahrer. Über Radfahrer sind wir geteilter Meinung. Sie schlug vor, wieder eine gemeinsame Runde zu machen, ich war mir wegen der Läufigkeit meiner Hündin nicht so sicher, sie meinte aber, das würde prima gehen. Es war allerdings etwas umständlich, weil der Rüden ständig von meiner Hündin abgelenkt war. Ich machte sie also vor uns laufen, damit auch der Rüden hinterhertrabte.

[Läufig. Tag 9]

Zu Tag 9 gibt es vor allem zu dokumentieren, dass ihr Blut nun etwas wässerlicher ist. Das ist eigentlich ein Zeichen für die zweite und kritische Phase der Läufigkeit, also die Standhitze. In ihrem Verhalten, oder dem Verhalten der Rüden zu ihr, hat sich bisher aber nichts verändert. Wir begegneten einen unkastrierten Rüden namens Nox, Interesse war da, aber nicht anders als schlichtes Interesse an anderen Hunden. Nun kenne ich sowohl Frauchen und Herrchen von Nox und sie haben ihn sofort ferngehalten, als ich sagte, dass sie läufig sei.
Das klingt jetzt, als würde ich die ganzen Zeit herumlaufen und schreien, dass meine Hündin läufig ist. Das musste ich erst zwei Mal zu Fremden sagen.

[Läufig. Tag 8]

Wie im Tagebucheintrag beschrieben, gingen wieder auf einen Aperitiv in die Proskauer Strasse. Wir sassen vor dem Lokal, sie lag unterm Tisch. Wenn andere Hunde vorbeikamen, bestand noch kein Interesse. Weder von ihr noch von den anderen. Kaum ein Hund bemerkte sie. Das ist sehr gut. Ich dachte ab Tag 7 würde es komplizierter werden.

Da wir am Abend mit Freunden zum Essen verabredet waren und bezüglich Blutungen und einem noch uneinschätzbarem Verhalten, die Hündin lieber nicht mitnahmen, liessen wir sie für drei Stunden alleine. Ging auch in der Läufigkeit gut. Ich hatte ja etwas Angst, dass sie vielleicht weint, weil sie gerade so anhänglich, müde und verkuschelt ist. Aber es war überhaupt kein Problem.

[Läufig. Tag 7]

Heute ist Tag 7. Ab Tag 7 soll man sie von Rüden fern halten. Heute war meine Frau zuhause, deshalb hatte ich nicht so den Blick darauf. Meine Frau berichtete mir aber, dass sie einfach müde herumliegt. Wenn sie spazieren gehen, dann ist sie zwar aktiv, sie wirkt aber immer glücklich darüber, wenn man sich auf das Haus zubewegt.

Heute war ich wieder im Büro. Ich bin gerne im Büro. Während der Läufigkeit werden ich nur zwei Tage pro Woche im Büro sein, weil ich die Hündin nicht gut mitnehmen kann. Vielleicht nehme ich sie nach den Stehtagen wieder mit, weil ich ja nur wegen der Blutflecken Sorgen habe. OK, auch wegen der Ubahnfahrt, ich weiss noch nicht, wie andere Hunde in dieser Phase auf sie und sie auf andere Hunde reagiert. Vor allem Rüden. Habe keine Lust auf Stress in einer gefüllten Ubahn. Im Büro kann ich so etwas besser händeln, zur Not schliesse ich dann einfach die Bürotür und behalte sie bei mir.

Abends nahmen wir am Seminar teil. Da waren andere Hunde dabei. Auch zwei läufige Hündinnen. Deshalb wurden wir nach Geschlechtern der Tiere getrennt. Unsere Hündin verhielt sich aber nicht anders als die letzten Tage. Auch hatte sie kein gesteigertes Interesse an Rüden. Ausserdem war sie eher müde, wie auch sonst in den letzten Tagen. Sie lag während des Seminares herum, etwas faul. Auch auf kühlem Boden. Wir standen mit der Gruppe auf diesen Ausbuchtungen aus Beton auf dem Velodrom.

[Läufig. Tag 6]

Seit ein paar Tagen erkenne ich Hundepenisse aus drei Kilometern Entfernung.

Heute hatte ich die erste Begegnung mit einem unangeleinten Rüden, der offensichtliches Interesse an meiner Hündin hatte.
Es kam dieser telefonierende Mann links die Strasse hoch. Meine Hündin und ich waren auf dem Weg geradeaus. Der Mann war etwa in meinem Alter, vielleicht ein bisschen jünger, er schien wichtig, er telefonierte laut, hatte einen festen Schritt. Vor ihm lief dieser Hund, ein grosser, sportlicher Ridgeback. Dieser kam direkt und zielstrebig auf meine Hündin zugelaufen.

Daraufhin schnipste ich mit den Fingern, der Mann schaute mich an und ich zeigte auf seinen Hund. Der Mann sprang sofort herbei und packte sein Tier am Halsband fest. So funktioniert das also. Ich muss zugeben, dass ich von meinem Bossmove etwas beeindruckt war.
Als ich das meiner Frau erzählte, meinte sie: cool. Und sie fragte, ob ich mich auch bedankt habe. Ich verneinte. Ich schwebte in jenem Moment dermassen auf einer Boss-Wolke, dass ich unmöglich für sowas wie Dankbarkeit nicht fähig gewesen wäre.

Am Abend telefonierte ich mit Doro und konnte alle Fragen von gestern loswerden. Das war genau das Gespräch, das ich noch brauchte, um auf den täglichen Umgang mit der Läufigkeit vorbereitet zu sein.
In der Zusammenfassung hört es sich so an: entspannt bleiben, die Hündin drei bis vier Wochen an der Leine halten und mit anderen Hundehalterinnen Augenkontakt aufnehmen.
OK, da war noch viel mehr, aber das wird sich in den nächsten Wochen zeigen