[Tagebuchbloggen. Montag 1.3.2021]

Gestern ist auf Spitzbergen übrigens das erste Mal die Sonne aufgegangen. Leute sind zu den flachen Stellen der Insel gefahren um den ersten Sonnenstrahl seit Oktober einzufangen. Ich habe das auf Insta verfolgt. Wie die Leute ihr Gesicht in die Sonne halten. Das ist wie wenn man verwelkte Blumen renaturiert.

In Longyearbyen ist es aber erst in 8 Tagen soweit. Wegen des großen Berges im Süden. Der Berg heißt Sarkophagen, weil er aussieht wie ein- genau.

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Aufgrund der Legionellensituation zuhause, dusche ich jetzt in der Firma.
Wir wissen immer noch nicht, wie es weitergeht. Ich hatte die Hausverwaltung angeschrieben und gefragt, wann der nächste Termin wegen der Legionellen stattfinden würde. Die Damen wusste es aber nicht. Nach etwa einer Stunde, hatte sie einen Termin zum 23.3. Das ist jetzt eine Unterstellung, aber es wirkte nicht so, als hätte sie sich um einen Termin gekümmert gehabt. Ich schrieb: wir haben eine 1700-fach erhöhte Legionellenkonzentration und unterliegen einem amtlichen Duschverbot, ich bin mir sicher, dass man da an der Geschwindigkeit etwas arbeiten kann. Sie antwortete: da haben Sie womöglich Recht. Jetzt haben wir einen Termin zum 3. März

Das ist aber nur ein Termin für die zweite Probenentnahme. Das Ergebnis dauert sicherlich wieder zwei Wochen, wenn es negativ ist, dann muss eine Firma beauftragt werden, die sicherlich einige Wochen Vorlaufzeit benötigt und der Termin wird dann nicht klappen, weil nicht alle Bewohnerinnen zuhause sein werden.
Neben Coronafrisur entwickle ich dann so etwas wie Legionella-Körperdunst.
(OK, der zündet nicht so gut)

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Ich habe einen Frisurtermin am 23.3. gewonnen.
Das hier ist fürs Protokoll.
Mittlerweile habe ich allerdings Freude an meiner Coronafrisur bekommen. Es sieht so unförmig aus, dass es entweder akzeptiert ist, das Haar kapriziös zu verarbeiten oder die Erwartungen an eine Frisur sind so niedrig geworden, dass, dass, dass. Dass es eben kaum noch Erwartungen daran gibt.

[Tagebuchbloggen. Dienstag 2.3.2021]

Heute ist Vivamexicotag. So nennen wir das. Der Tag, an dem ich meine jetzige Frau wieder-kennengelernt habe. Obwohl es das Vivamexico seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gibt, gehen wir am Vivamexicotag immer mexikanisch essen. Während Corona ist Essengehen aber ja nicht wirklich eine Option. Letztes Jahr waren wir noch aus Essen. Ich glaube, das war das letzte Mal an dem wir zusammen ausgegangen sind. Wenige Tage später kam Corona auch nach Deutschland.

Es kam Corona. Das Epochale in diesem Bild.

Dass wir heute nicht mexikanisch essen gehen, hat aber nicht nur mit Corona zu tun sondern auch damit, dass ich zur Zeit abnehme. Wir könnten uns schließlich mexikanisch bestellen, aber das fällt hiermit flach.

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Weil ich abnehme, versuche ich auch tagsüber keinen Scheiß zu essen. Meiner Frau (huch, heute schon drei Mal erwähnt) bereitet es gerade große Freude, mir leichtes Essen für die Arbeit zuzubereiten. Nun ist sie wirklich das Gegenteil vom Typus Frau, die ihrem Ehegatten Essen für die Mittagspause zubereitet (und das meine ich positiv), aber es gibt eine gemeinsame Freude, dass ich so viel Gewicht verliere. Und eine gemeinsame Freude darüber, dass ich mittags immer herrliche Speisen aus meiner Lunchbox ziehen kann. Das ist wie früher auf der Schule. Nur mit dem besseren Essen.

Heute öffnete ich meine Lunchbox. Es gab schwarze Bohnen und Mais. Alles in irgendwas Geilem das nach Kreuzkümmel roch. Und dazu Guacamole.
Es dauerte mehrere Minuten und Happen bis der Groschen fiel. Mexiko. <3

[Tagebuchbloggen. Donnerstag 4.3.2021]

Es war eine schlechte Nacht. Kurz nach eins wurde ich wach und blieb das fast drei Stunden lang. Nach einer Stunde stand ich auf, setzte mich an den Schreibtisch und las Sachen im Netz. Ich hätte auch auf dem Telefon im Bett liegend, Sachen im Netz lesen können. Aber da werde ich nicht richtig müde. Am Telefon unter der Bettdecke verforme ich mich zu einem nervösen, zähen Pfannkuchenteig mit aufgerissenen Augen. Ich habe einmal Facebook leergelesen. Ich bin ganz unten angekommen. Der Facebookstream war zu Ende. Ich wusste nicht einmal, dass das geht.

Nach fast zwei Stunden bin ich dann merklich müde geworden. Darüber war ich so happy, dass ich sofort ins Bett sprang und einschlief.
Leider änderte es nichts daran, dass mein biologischer Wecker zur Zeit immer um 6:24 klingelt.

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Am Morgen lese ich, dass die neuen Coronamaßnahmen veröffentlicht wurden. Selten hatte ich zu so wenig eine Meinung wie zu Coronamaßnahmen. Was auch immer beschlossen wird, ich halte mich einfach daran und hoffe, dass ich einigermaßen gesund und gut gelaunt durch diese Zeit komme. Es wundert mich immer wie viel Meinung die Leute zu Inzidentswerten, zu Lockdown und zu Lockerungen haben. Wie sehr die Leute glauben zu wissen, wie eine richtige Entscheidung auszusehen hat. Selten gab es so viele Parameter aus unterschiedlichen Fachgebieten zu berücksichtigen und gleichzeitig unterschiedliche ethische Standpunkte abzuwägen um eine Entscheidung zu treffen. Das Echo da draußen klingt so als gäbe es 80 Millionen Menschen mit multpilem Fachwissen.

Ich mache kurz Twitter auf und schließe es sofort wieder.

Was mich allerdings aufregt, ist der offensichtlich fehlende Wille, die Ärmel hochzukrempeln und die zwei dringendsten Probleme anzugehen: online Schulunterricht und eine schnelle Impfkampagne.
Es erstaunt mich, wie es in den öffentlichen Organisationsstrukturen an Lust mangelt, kreativ zu sein und die Ärmel hochzukrempeln. Gerade der Schulunterricht lässt sich mit wenig Mitteln technisch lösen. Vorausgesetzt man stellt den Schülerinnen einen Laptop bereit. Schulunterricht ist nichts anderes als ein mehrstündiges Video-Meeting mit angeschalteter Kamera und einem Programm, mit dem man lesen oder schreiben kann. Dafür kann man sogar vollständig auf kostenlose Opensource Werkzeuge zurückgreifen.
Es erstaunt mich, wie schnell man dabei war, alles einfach an Eltern und Kindern überzubügeln.
Man muss es nur wollen. So etwas ärgert mich. Dabei habe ich nicht einmal Kinder.

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Eine Nebenwirkung von Astra Zeneca ist Vernichtungskopfschmerz. Vernichtungskopfschmerz. Deutsche Sprache, ey.

[Tagebuchbloggen. Freitag, 5.3.2021]

Heute wurde dann seitens Hertha die Sieger des Wilhelm Wernicke Preises verkündet. Mit diesem Preis will Hertha besondere, soziale Initiativen ehren. Mit unserem Fanclub Axel Kruse Jugend haben wir den dritten Preis gewonnen. Wegen der Initiativen, die wir in diesem Jahr geführt haben. Allen voran die 1892-Liter-Wasser Aktion, aber auch die anderen, kleineren Initiativen, die wir ins Leben gerufen hatten.

Hier ist das Video.

Hier der Text zum Preis.

Als die Ankündigung raus war, fing diese seltsame Nervosität an. Die Likes auf Twitter, die Retweets, die privaten Nachrichten. Ich habe den ganzen Tag nur mit einer Hirnhälfte gearbeitet.
Die andere Hirnhälfte war von einem nervösen Mix auf Endorphin- und Stressinjektionen lahmgelegt.

Das war übrigens der Grund, warum ich letzten Donnerstag schrieb, ich könne gerade nicht berichten, was geschehen sei. Die Preisträgerinnen sollten erst heute verkünden werden, man bat uns also eine Woche zu warten.
An jenem Donnerstag hatten wir ein Treffen mit HerthaTV und Theresa, der Leiterin der CSR Abteilung bei Hertha um ein kleines Imagefilmchen über unseren Fanclub zu drehen. Meine Frisur saß gut. Das ist das Wichtigste.

Wir drehten zuerst das Video. Es wurden Interviews geführt und als alles im Kasten war, sagte man uns, es käme gleich eine kleine Überraschung.
Die Überraschung war eine auffällig schöne Frau, der schon von Weitem eine gewisse Star-Strahlung vorausging. Sie trug einen strahlend hell-lilanen Wollmantel, ihr Haar war voluminös und sie hatte dieses schöne strahlend-distanzierte Lachen, wie es eigentlich nur Berühmheiten von sich geben können. Sie trug eine kleine gläserne Skultpur in den Armen. Die Skultpur sah aus wie ein Preis.
Als die Frau auf uns zukam, standen wir da zu dritt. Tanja, Moritz und ich. Wir wussten nicht wer sie war. Ich wusste, dass ich mich zu ihren Auftritt irgendwie zu verhalten hatte, wusste aber nicht recht wie, ich stand vermutlich mit einem freundlich festgefrorenem Lächeln da und sah zu wie sie auf uns zukam.
Als sie vor uns stand sagte sie: ich glaube ihr wisst nicht wer ich bin, oder?
Sie lachte. Wir lachten. Wir lösten uns.
Sie stellte sich als Eva Maria Lemke vom RBB vor. Eine sehr sympathische Frau mit einer starken Präsenz.
Danach bekamen wir zahlreiche Zuschriften von Leuten, die uns dafür beneideten, dass wir mit Eva Maria Lemke zu tun hatten. Das war ziemlicher Glanz, den sie in diesen Minuten über uns abgeworfen hatte.

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Abends beschloss ich, spontan einen Cheatday einzulegen. Es geht mir seit zweidrei Tagen gesundheitlich nicht so gut. Latentes Unwohlsein, ich kann es nicht einmal genau beschreiben. Pizza also. Ich hatte das Bedürfnis nach Trost, den mir nur eine Pizza schenken konnte.
Und das funktionierte tatsächlich. Der Trost hielt sogar den ganzen Abend an. Ich bin dadurch nicht gesund geworden, aber es tröstete.

Mich nervt das Geschäftsmodell von Lieferando mittlerweile sehr. Letztendlich ist es einfach eine Webseite die sich aufgrund der faktischen Monopolstellung, hohe Vermittlungsgebühren auszahlen lässt. Das ist alles. Dahinter befindet sich kein Lieferdienst. Den zahlen die Restaurants selber.
Wenn möglich, bestelle ich mittlerweile bei den Restaurants direkt. Die meisten Restaurants haben mittlerweile ihren eigenen Shop. Deren eigenen Shops haben die gleichen Funktionen und sind genau so bequem.

Meistens bestelle ich ohnehin bei der gleichen Pizzeria, und wenn ich mal etwas anderes essen will, dann suche ich über Lieferando nach Restaurants. Wenn mir etwas appetitlich vorkommt, google ich aber das Restaurant und bestelle dort direkt.
Eat this, Lieferando.

[Tagebuchbloggen. Samstag, 6.3.2021]

Das Spiel gegen Augburg hat richtiges Potential meine Laune für das Wochenende zu vermiesen. Dass es zudem ein langes Wochenende ist, verschlimmert die Umstände. Ein Niederlage gegen Augsburg wäre im Endspurt der Liga, ein Signal, das den Abstieg mit tonnenschweren Bronzeglocken einläuten würde.

Ich umschreibe diese Situation etwas subtil gegenüber meiner Frau. Sie weiß um meine Gefühle und nimmt es zur Kenntnis.

Ich beschließe zum Spiel keine Fanklamotten zu tragen. Es hat in den letzten Spielen kein Glück gebracht. Seit ich nur ein schwarzes Tshirt und eine Jogginghose trage, hat sich meine Mannschaft immerhin viele Chancen herausgearbeitet. Vor allem gegen Wolfsburg, wo wir eigentlich sogar das bessere Team waren, aber dann mit 2:0 unterlagen. Die Spiele, die ich mit meiner neuen Hertha Freizeitjacke geschaut habe, waren allesamt sehr schlecht. Und mit schlecht meine ich nicht ausschließlich die Ergebnisse, sondern das gesamte Auftreten meiner Mannschaft. Die Spieler waren immer eine Sekunde zu spät am Ball, verloren immer die entscheidenden Zweikämpfe, und die Gegentore kamen immer aus dem Nichts. In den Spielen, in denen ich nur ein schwarzes Tshirt trug, fielen die Gegentore zwar auch aus dem Nichts, aber meine Bauchgefühlstatistik belegt empirisch, dass wir die Zweikämpfe seitdem wieder gewinnen.

Dann fängt das Spiel an und nach 90 Sekunden schießt Augsburg ein Tor gegen uns. Alle meine Spieltags-Chatgruppen sind nervös. Ich mag da gar nicht mehr reinschauen.
Eine Stunde lang laufen wir dem Rückstand hinterher. Es würde zur Saison passen. Wir spielen gut und bekommen so ein blödes Ding in der zweiten Minute.
Es vergeht eine ganze Stunde in der die Mannschaft viele Angriffsbemühungen unternimmt, aber nur selten gefährliche Abschlüsse tätigt. In der sechszigsten Minute ist eigentlich die Zeit, in der neue Spieler eingewechselt werden. Ich überlege die Hertha-Jacke anzuziehen. Vielleicht bringt es ja Glück, wenn ich sie erst im laufenden Spiel anziehe. Zwanzig Sekunden später köpft Piatek den Ball ins Tor. Ich stehe plötzlich aufrecht und klebe am Fernseher. Es ist ein Ausgleich. Der erste Schritt um ein Führungstor zu schießen. Wir brauchen nur noch ein weiteres Tor. Dabei sollten wir natürlich kein Eigenes einfangen. Nur ein einziges Tor. Ich sitze auf Zehenspitzen. Meine Mannschaft drängt und drängt. Ich überlege die ganze Zeit, mir die Jacke zu holen, sie scheint ja doch zu helfen, zumindest der Gedanke daran, aber ich kann jetzt unmöglich die Augen vom Bildschirm lassen. Die letzten zehn Minuten verbringe ich stehend einen Meter vor dem Bildschirm. Bis dann eine Minute vor Schluss Dodi Lukebakio den Elfmeter ins Augsburger Tor versenkt. Wenige Minuten später ist Abpfiff und wir haben drei Punkte auf unserem Kontostand. Es dauert mehrere Minuten bis meine Körperspannung nachlässt.

[Tagebuchbloggen. Sonntag, 7.3.2021]

Wir wollten eigentlich einen längeren Spaziergang machen. Haben dann einen kürzeren Spaziergang gemacht.

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Dann dieser Text über die Muskatnuss. Ich wollte nur kurz aufschreiben, warum ich keine Muskatnuss mehr mag. Ein kleiner, lustiger Blogtext, wie ich aus Haschischmangel damals zur Muskatnuss griff. Daraus wird gerade ein etwas längerer, ziemlich verrückter Text über Südtirol und Drogen in den Neunzigern und dem Ausgehen in einen Hardrock Club. Die Intention war harmlos, jetzt bin ich mir nicht so sicher, ob ich den Text am Ende überhaupt veröffentlichen soll. Zum Einen klingt er reichlich unglaubwürdig und zum anderen wirft er nicht immer das beste Licht auf mich. Und wenn mir eine Sache wichtig ist: nur das beste Zwielicht auf mich.

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Nackenschmerzen

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Homeimprovement gemacht. Das Home geimproved, um mal ein anderes Verb zu verwenden. Bzw über Homeimprovement geredet. Die Wohnung wird voller, man sammelt sich die Dinge an, Gegenstände, aber auch Möbel und Lösungen, dieses Ansammeln von Übergangslösungen, irgendwann sieht man nur noch die Ansammlungen. Unruhe, Unruhe.

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Ich beginne mit den kleinen Dingen, ich wandle das improvisierte Kabelmonster mit angeschlossenem Beamer zu einer permanenten Lösung um, also anders verkabeln, die Kabel wegschlichten und einen ordentlichen Lautsprecher in den Bücherschrank verbauen.

Am Abend schauen wir „The Servant“. Eine seltsam düstere Serie über ein seltsames Kindermädchen und einer seltsamen Gastfamilie. Es regnet immer. Man hört ununterbrochen Regen.
Das alles auf unsere große Wand projiziert, Lautsprecher hinter uns. Wir essen Popcorn. Wir gehen vielleicht nie mehr ins Kino.

[Tagebuchbloggen. Montag 8.3.2021]

Es ist feministischer Kampftag.

Der achte März ist ein seltsamer Blasenfeiertag. Auf Twitter wundere ich mich, warum die Leute sich über Menschen beschweren, die ohne Maske einkaufen, bis ich merke, ahja, es haben ja nur wir Feiertag. Ganz Deutschland und eigentlich der ganze Rest der westlichen Welt hat schon die Woche begonnen und wir in Berlin hängen noch lustig in so einer Blase hinterher, während Arbeitsemails aus Brandenburg, München und Amsterdam reinplätschern.

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Es ist ein schöner Tag. Der Himmel blau. Diese Frühlingssone, die ist bezaubernd.
Wir spazieren etwa eine Stunde lang durch den Kiez.

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Ich habe einen Videocall mit den Kindern meiner Schwester. Wir haben uns schon seit einigen Wochen nicht mehr gesprochen. Sie haben ihren Skandinavien Urlaub für diesen Sommer gecancelt. Ich bin sehr enttäuscht. Wir wollten zusammen nach Schweden fahren. Also Schwester, Schwager, ihre drei Kids und meine Frau.

Sie wollen ihre Mutter aber davon überzeugen, wenigstens nach Berlin zu kommen. Ich hebe meinen Daumen. Das finde ich einen guten Plan. Die beiden Jungs sind jetzt 12 und 11. Die Schwester ist 9. Bei den Jungs überlegen wir schon, dass sie auch alleine nach Berlin kommen können. Aber derzeit ist die Reiselage ja noch ungewiss.

Wir reden über Games. Sie haben jetzt Steam. Wir können etwas zusammen spielen. Wir gehen ein paar Spiele durch. Für Assassin Creed sind sie noch zu jung. Obwohl sie beide behaupten, sie hätten kein Problem mit schießen. Wir überlegen uns aber dieses neue „Valheim“ von dem die ganze Welt zur Zeit so schwärmt, anzusehen. Ein Open World Spiel mit Winkinger-Thematik. Sie kennen das Spiel schon, wissen aber, dass es erst ab 16 ist. Das geht noch nicht. Spiele ab 12 oder ab 14 könnte man in Erwägung ziehen, aber das muss ich zuerst mit deren Mutter klären.
Don’t Starve ist ab 14. Das kennen sie bereits und haben wir schon ein paar mal zusammen gespielt.

Ich merke immer wieder wie wichtig mir diese Verbindung ist. Und auch, dass sie mich genuin mögen und ich nicht bloß der dicke Onkel aus Berlin bin. Bei den Jungs ist es natürlich hilfreich, dass ich immer den neuesten Technikscheiss habe und wir also immer etwas zu bequatschen haben, sie fordern es ein, mit mir zu telefonieren, ganz unabhängig von deren Eltern. Und ich weiss jetzt immer über Billie Eilish Bescheid und ich kriege mit, was die Kids so hören und habe dadurch einen Zugang aus erster Hand.

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Abends schreibe ich an dem Muskantnuss Text weiter. Und danach schauen wir ein paar Folgen „The Servant“. Dieses Serie mit den seltsamen Leuten in Philadelphia und dem Regen.

[Tagebuchbloggen. Dienstag, 9.3.2021]

Es ist schon Dienstag. Das wird eine kurze Arbeitswoche. Mir fehlt heute die Lust ins Büro zu gehen. Das lange Wochenende hat mich rausgeworfen. Wie wenn man zu lange in der Warteschleife hängt. Huch, seltsamer Vergleich. Aber ich lasse ihn mal stehen, er gefällt mir.

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Im Dorfzentrum von Longyearbyen ging gestern das erste Mal die Sonne auf. Hunderte Stories auf Instagram dazu. Ich glaube, ich habe mittlerweile das halbe Dorf auf Insta abonniert.

Jetzt gibt es mehrere Wochen Tag und Nacht. Ende April geht die Sonne allerdings schon nicht mehr unter.

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Am Abend telefoniere ich wieder mit den Kids meiner Schwester. Wir versuchen Steam auf einem Laptop ans Laufen zu kriegen. Auf Steam können sie dann Spiele spielen, kaufen und so weiter. Wir wollen „Don’t Starve“ zusammen spielen. Das ist ein total liebevoll gestaltetes Spiel, das in Tim Burton Zeichentrick-Grusel-Stil gezeichnet ist. Man spielt dabei eine Figur, alleine in einer Art Märchenwald und muss dafür sorgen, dass man nicht verhungert. Neben Hunger gibt es aber weitere Drohszenarien, wie zB die Nacht, der Winter und immer wieder mal seltsame Monster aber auch dumme Wildhühner treten auf, die einem die Vorräte wegfressen während man tagsüber auf Nahrungssuche ist. Man lernt Feuer machen, Obst und Gemüse zu pflanzen, man lernt Waffen zu bauen, Holz hacken, kochen, Salben herstellen. Undsoweiter. Und immer droht die Nacht und immer droht der Winter.

Ich will einen Gutschein für die Kids kaufen, damit sie das Spiel installieren können. Es will aber nicht funktionieren. Nach viel Zeit kommen wir drauf, dass man einem neuen Account noch keine Gutscheine schicken kann. Er muss eine bestimmte Zeit warten oder selbst schon einen Spielkauf getätigt haben. Aus unserem gemeinsamen Spielen wird heute also nichts.
Er wird sich einen 5- Gutschein besorgen. Wir verschieben es also auf das Wochenende.

[Tagebuchbloggen. Mittwoch 10.3.2021]

Mein Terminkalender erinnert mich zur Zeit an ein Mosaik. Ein sehr engmaschig gelegtes Mosaik aus rechtwinkligen Formen, fachmännisch und sauber verlegt, ich kann keine Lücken entdeckten, manchmal überlagern sich die Formen.

Heute kündigte ich zu Beginn eines Meeting an, dass ich jetzt essen werden, dass ich mich muten und die ersten fünzehn Minuten nur zuhören werde.
Immerhin schien das die Leute zu amüsieren.

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Am Abend kam die Durstexpress Bestellung. Kisten und Getränkekartons bestellen wir immer online. Das sind Profis, sie sind schnell und haben das richtige Werkzeug dabei. Ich habe eine Schwäche für Profis.

Es kommt dann eine junge Frau. Sie ist höchstens zweiundzwanzig. Aber wahrscheinlich ist sie noch Teenagerin. Sie trägt grobe Handschuhe und kommt mit einer Sackkarre daher. Sie schleppt alle Kisten die halbe Treppe hoch als wäre es nichts. Ich will sie sofort mit Trinkgeld überschütten. Dann merke ich, dass ich nur 50 Cent oder einen 50 Euro Schein habe. Ich schäme mich total.

Als ich eine Stunde später daran denke, schäme ich mich immer noch.

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Dann an dem Muskatnusstext fertig gearbeitet. Eigentlich sollte das nur ein kleiner, lustiger Text über das Einschmeissen von Muskatnuss werden, weil es damals in Südtirol so schwer war, an Hasch zu kommen. Der Text ist dann doch ziemlich lang und ausführlich geworden. Eine vollständige Dokumentation der Drogensituation im Südtirol der Neunziger.

Ich werde ihn dann wohl Donnerstag Abend ins Blog stellen. Muss ihn noch einsprechen.